Anorexia scholastica

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Anorexia scholastica (altgriechisch ὄρεξις orexis ‚Verlangen‘ und lateinisch scholasticus ‚Schul-‘) ist eine von dem Psychiater und Arzt Sir James Crichton-Browne erfundene Krankheit, welche ausschließlich bei jungen Frauen und Mädchen auftritt, die an schulischer Überforderung („overpressure“) leiden. Durch geistige Überforderung würde das Nervensystem erschöpft und könne somit die inneren Organe nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgen. Die Folgen seien Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit oder andauernde Erschöpfung, Epilepsie, Wahnsinn und Hysterie.[1][2][3][4]

“They [teenage girls] labour under a gastric disorder now so common that it might receive a distinctive appellation, and be called anorexia scholastica, in which the lessened flow of energy from the nervous centres retards the function of all the abdominal viscera.”

Sir James Crichton-Browne[5]

Laut Crichton-Browne habe eine zu starke mentale Stimulation bei jungen Frauen weitaus fatalere Folgen als bei jungen Männern. Die Gehirne von Männern und Frauen unterschieden sich grundlegend in Gewicht, Struktur und Nährstoffversorgung und seien dadurch unterschiedlich gut gewappnet, um mit intellektueller (Über-)Anstrengung umzugehen. Schulen für Mädchen, die in ihren Zielen und Methoden solchen für Jungen glichen, führten somit unweigerlich zu schweren gesundheitlichen Risiken für Mädchen.[1]

Historischer Kontext

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Crichton-Brownes Thesen wurden größtenteils von der Gemeinschaft männlicher Ärzte und Psychiater zu Beginn des 20. Jahrhunderts geteilt, darunter William Withers Moore, Henry Maudsley und Granville Stanley Hall.[6][7] Im historischen Kontext betrachtet dienten solche erfundenen Krankheiten dazu, Frauen eine höhere Bildung zu verwehren und die patriarchale Gesellschaftsstruktur aufrecht zu halten.

Einzelnachweise

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  1. a b James Crichton-Browne: The Annual Oration on Sex in Education. In: British Medical Journal. Band 1, Nr. 1636, S. 949–954, doi:10.1136/bmj.1.1636.949, PMID 20753675.
  2. Granville Stanley Hall: Adolescent girls and their education. In: Adolescence. Band 2, 1904, S. 561 ff. (yorku.ca).
  3. Anorexia Scholastica - Everything you need to know. In: WomenRockScience.tumblr.com. Abgerufen am 21. Dezember 2021.
  4. Jeanette Winterson: Courage Calls to Courage Everywhere. Canongate Books Ltd., Edinburgh 2018, ISBN 978-1-78689-621-6 (google.de).
  5. J. Crichton-Browne: The Annual Oration on Sex in Education: Delivered before the Medical Society of London. In: British medical journal. Band 1, Nummer 1636, Mai 1892, S. 949–954, doi:10.1136/bmj.1.1636.949, PMID 20753675, PMC 2420213 (freier Volltext).
  6. Claire Jones: Women’s access to higher education: An overview (1860-1948). In: HerStoria - History that puts woman in her place. 2012, abgerufen am 21. Dezember 2021 (englisch).
  7. Henry Maudsley: Sex in mind and in education. In: Popular Science Monthly. Band 5, 1874, S. 198–215 (wikisource.org).