Altarabische Religion

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Dschinns sind Naturgeister, Dämonen oder menschliche Geister. Sie können sowohl gut als auch böse sein.

Altarabische Religion ist ein Sammelbegriff für die ethnischen Glaubensvorstellungen der Araber auf der arabischen Halbinsel vor dem Aufstieg des Islams im 7. Jahrhundert.

Es handelt sich um eine polytheistische Religion mit stark ausgeprägtem Ahnenkult und den Glauben an Geistwesen (Dschinns).[1]

Quellenlage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt nur wenige schriftliche Zeugnisse, die Auskunft über die Welt vor dem Islam geben, denn auf der arabischen Halbinsel war noch bis in die Anfangszeit des Islam vornehmlich eine mündliche Tradition vorherrschend. Die Schriftlichkeit dieser Kultur war wenig bis gar nicht ausgeprägt. Die wichtigste heute noch erhaltene originäre schriftliche Quelle für das Leben und den Glauben der Menschen ist die altarabische Dichtung. Des Weiteren geben Inschriften oder Münzen Hinweise. Die meisten Informationen, die heute über diese Zeit vorliegen, stammen jedoch aus dem islamischen Schrifttum: So geben unter anderem bereits der Koran, die Sunna und die Biografie des Religionsstifters Mohammed mehr oder wenig ausführlich Auskunft über den Glauben der Menschen in der unter dem Islam so genannten Zeit der Dschāhiliyya. Alle Textgattungen müssen jedoch unter dem Vorbehalt einer quellenkritischen Analyse betrachtet werden.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die altarabische Religion beruht auf den polytheistischen sumerischen und babylonischen Religionen. Es ist davon auszugehen, dass sich die religiösen Vorstellungen regional und von Stamm zu Stamm unterschieden, welche „sowohl Götter als auch Ahnen eines Stammes als Objekte der Verehrung hatten.“[2] Durch Handelskarawanen waren auch fremde religiöse und kulturelle Einflüsse miteingebracht worden.[2] Zunächst wich sie insbesondere im Süden der arabischen Halbinsel dem Monotheismus der jüdischen und christlichen Religion (siehe das altsüdarabische Reich von Saba). Mit dem Aufstieg des Islam verlor die Vorstellungswelt dann auf breiter Ebene zunehmend an Bedeutung und geriet im Laufe der Zeit in Vergessenheit. Zunächst versuchten sich die Menschen den neuen Glaubensvorstellungen, die Mohammed, ein Mann aus ihrer Mitte, verbreitete, entgegenzustemmen. Der Koran berichtet von mehreren Gefechten zwischen den Anhänger der Altarabischen Religion, die im islamischen Sprachgebrauch muschrikun genannt werden, was so viel heißt wie Götzenanbeter, und den Muslimen. Nach letztlich vernichtenden Niederlagen gegen die Anhänger des Islams blieb ihnen am Ende kaum eine andere Wahl als selbst den Islam als neuen Glauben anzunehmen oder zu fliehen.

Glaubenswelt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Video: Altarabische Gottheiten (u.A. mit Hubal, al-Lāt, Al-Manât und al-ʿUzzā)

Die Anhänger der altarabischen Religion verehrten eine Vielzahl altarabischer Gottheiten; außerdem wurden Bäume und Steine sowie Verstorbene verehrt. Die bekanntesten Gottheiten waren die Göttinnen Al-Lāt, Manat und Uzza. Es ist nicht bekannt welchen Stellenwert der Gott Allah einnahm.[3][4]

Kultstätten befanden sich meist in der direkten Umgebung von Mekka. Im Zentrum des Ritus stand der Kult um den schwarzen Stein in Mekka selbst und eine Wallfahrt dorthin; beides wurde später von den Muslimen aus der altarabischen Religion als Kaaba und Haddsch in den Islam überführt. Die Wallfahrt der alten Araber gilt als wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Stadt Mekka. Die Gebote des Islams zur rituellen Reinheit (tahara) gehen zumindest teilweise auf entsprechende Gebote der altarabischen Religion zurück.

Beduinen hatten meist besondere Plätze, verstreut auf der ganzen Arabischen Halbinsel, um Götter zu verehren. Ahnen wurden entweder an ihrem Grab verehrt oder bei besonderen Zeremonien in der Ferne.[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Julius Wellhausen: Reste arabischen Heidentums. Walter de Gruyter, Berlin 1887.
  • Maria Höfner: Die vorislamischen Religionen Arabiens. In: H. Gese, M. Höfner, K. Rudolph: Die Religionen Altsyriens, Altarabiens und der Mandäer. Kohlhammer, Stuttgart u. a. 1970, S. 233–402.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Robert G. Hoyland: Arabia and the Arabs: From the Bronze Age to the Coming of Islam. Routledge, 2002, ISBN 978-1-134-64634-0 (google.com [abgerufen am 6. Dezember 2018]).
  2. a b Katarzyna Aleksandra Meyer-Hubbert: Un(Rein) zum Gebet? Zu den islamischen Religionsnormierungen des Ortes, der Kleidung und der Intention in ihrem interkulturellen Entstehungsraum, Schriftenreihe 57, Brühl 2016, S. 70–72.
  3. Robert G. Hoyland: Arabia and the Arabs: From the Bronze Age to the Coming of Islam. Routledge, 2002, ISBN 978-1-134-64634-0 (google.com [abgerufen am 6. Dezember 2018]).
  4. Charles Russell Coulter and Patricia Turner. Encyclopedia of Ancient Deities. Routledge. p. 37.
  5. Robert G. Hoyland: Arabia and the Arabs: From the Bronze Age to the Coming of Islam. Routledge, 2002, ISBN 978-1-134-64634-0 (google.com [abgerufen am 6. Dezember 2018]).