Austrian National Election Study

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Die Austrian National Election Study (AUTNES, manchmal auch Österreichische Nationale Wahlstudie) ist eine sozialwissenschaftliche Erhebung und beobachtet und analysiert zunächst drei Nationalratswahlen (2008, 2013 und 2017). In diesem bislang umfassendsten Projekt der österreichischen Wahlforschung werden als Datenbasis Querschnitts- und sowohl kurz- als auch langfristige Längsschnittumfragen eingesetzt und mit einem Kandidatensurvey sowie Inhaltsanalysen der Wahlwerbung, Presseaussendungen, Parteiprogramme, Medienberichterstattung und sozialen Medien kombiniert. Das zentrale Ziel ist es einen Beitrag zum besseren Verständnis über das Funktionieren der österreichischen Demokratie zu liefern.[1]

Mit Stand 2019 wird die Studie wird von Wolfgang C. Müller, Sylvia Kritzinger und Hajo G. Boomgaarden (alle Universität Wien) geleitet. Frühere Projektleiter waren Günther Lengauer, Fritz Plasser und Klaus Schönbach. AUTNES wurde von 2009 bis 2016 vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) finanziert. Die AUTNES Wahlstudie zur Nationalratswahl 2017 wird im Rahmen von ACIER – Austrian Cooperative Infrastructure for Electoral Research durchgeführt und wird über die Hochschulraumstrukturmittel des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung finanziert. ACIER ist eine Forschungskooperation zwischen der Universität Wien, der Universität Salzburg und der Universität Innsbruck und läuft bis 2019. Eine institutionelle Weiterführung als Österreichische Wahlstudie wird angestrebt.

Zuzüglich zu zahlreichen Publikationen in international renommierten Fachjournalen veröffentlichte das Team rund um AUTNES 2014 das Buch „Die Nationalratswahl 2013 – Wie Parteien, Medien und Wählerschaft zusammenwirken“.[2]

Design von AUTNES[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

AUTNES ist eine integrierte Studie, welche sowohl die 'Demand Side' (Wähler) und die 'Supply Side' (politische Parteien und Kandidaten) im politischen Wettbewerb berücksichtigt, als auch die 'Media Side' (Medienberichterstattung im Wahlkampf) umfasst.

Die Demand Side[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ‚Demand Side‘ fokussiert generell auf das Wahlverhalten der Österreicher bei Nationalratswahlen und wie sich dieses beschreiben und erklären lässt. Die wichtigsten Forschungsfelder des Teams sind bspw. das Wahlverhalten rund um ‚Wählen mit 16‘,[3][4] populistische Einstellungen[5] und die Wahl rechts-populistischer Parteien,[6] die Bedeutung von Koalitionspräferenzen,[7] sowie Einstellungen zu Zuwanderung und Wirtschaftslage.

Die Supply Side[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dieser Projektteil beschreibt und analysiert die Angebotsseite bei Wahlen. Die Supply Side bearbeitet klassische und neue Forschungsfragen zur Dynamik in der Themenschwerpunktsetzung der Parteien in Parteiprogrammen oder Presseaussendungen und ihrer Positionierung, ihrer Ausrichtung auf Spitzenkandidaten, wie Parteien mit ihrer Konkurrenz und ihrer Erfolgsbilanz umgehen, sowie der Kampagnenstrategien der Kandidaten und der Parteien in den Wahlkreisen. Unter anderem steht auch das negative Campaigning im Mittelpunkt.[8]

Die Media Side[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Projektteil 'Media Side' ist für eine systematische und umfassende Inhaltsanalyse der Berichterstattung über österreichische Politik sowie Politiker während des Wahlkampfs verantwortlich. Zum einen soll das Wissen und Verständnis über die Produktion politischer Medien-Botschaften in Wahlzeiten und deren Auswirkungen auf den Medieninhalt erweitert werden.[9][10] Zum anderen liegt der Fokus auf dem Einfluss der Medienberichterstattung auf Einstellungen, Wahrnehmungen und Entscheidungen der Wählerschaft.

Die Integration der AUTNES-Komponenten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Umfragekomponenten sind durch einen identischen Kernfragenkatalog verbunden, der durch komponentenspezifische Fragen komplettiert wird, um die einzelnen Analyseziele jeder Komponente zu realisieren. Der ähnliche zeitliche Rahmen ermöglicht zudem, die verschiedenen Komponenten miteinander zu vergleichen. Parallel zu den Umfrage-Komponenten liefern die Wahlkampf-Medieninhaltsanalysen, die Analysen der TV-Duells, die Kandidatenstudien sowie die Inhaltsanalysen der Parteiprogramme, Presseaussendungen und Wahlwerbungen kontextbezogene Informationen für die Erklärung des individuellen Verhaltens der Wähler.

Daten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die im Rahmen von AUTNES generierten Datensätze stehen der interessierten Öffentlichkeit kostenfrei zur Verfügung. Bis zum Jahr 2016 sind sie über GESIS, ab dem Jahr 2017 über AUSSDA – The Austrian Social Science Data Archive abrufbar.[11]

Internationale Kooperationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

AUTNES steht in enger Zusammenarbeit mit anderen nationalen Wahlstudien (z. B. German Longitudinal Election Study und Swiss Electoral Studies)[12][13] sowie komparativen Projekten wie der Comparative Study of Electoral Systems (CSES).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. AUSTRIAN NATIONAL ELECTION STUDY. Abgerufen am 22. März 2019.
  2. Sylvia Kritzinger, Wolfgang C. Müller, Klaus Schönbach (Hrsg.): Die Nationalratswahl 2013. Böhlau, Wien 2014, ISBN 978-3-205-79536-0.
  3. Eva Zeglovits, Julian Aichholzer: Are People More Inclined to Vote at 16 than at 18? Evidence for the First-Time Voting Boost Among 16- to 25-Year-Olds in Austria. In: Journal of Elections, Public Opinion and Parties. Band 24, Nr. 3, 3. Juli 2014, ISSN 1745-7289, doi:10.1080/17457289.2013.872652.
  4. Wählen mit 16: Studie zieht positive Bilanz. In: DiePresse.com. 23. Februar 2018, abgerufen am 25. März 2019.
  5. Carolina Plescia, Jakob-Moritz Eberl: ‘Not my government!’ The role of norms and populist attitudes on voter preferences for government formation after the election. In: Party Politics. 5. Februar 2019, ISSN 1354-0688, doi:10.1177/1354068819827513.
  6. Julian Aichholzer, Sylvia Kritzinger, Markus Wagner, Eva Zeglovits: How has Radical Right Support Transformed Established Political Conflicts? The Case of Austria. In: West European Politics. Band 37, Nr. 1, 2. Januar 2014, ISSN 0140-2382, doi:10.1080/01402382.2013.814956.
  7. Carolina Plescia, Julian Aichholzer: On the nature of voters’ coalition preferences. In: Journal of Elections, Public Opinion and Parties. Band 27, Nr. 3, 3. Juli 2017, ISSN 1745-7289, doi:10.1080/17457289.2016.1270286.
  8. Martin Dolezal, Laurenz Ennser-Jedenastik, Wolfgang C Müller: Who will attack the competitors? How political parties resolve strategic and collective action dilemmas in negative campaigning. In: Party Politics. Band 23, Nr. 6, 29. November 2015, ISSN 1354-0688, doi:10.1177/1354068815619832.
  9. Martin Haselmayer, Markus Wagner, Thomas M. Meyer: Partisan Bias in Message Selection: Media Gatekeeping of Party Press Releases. In: Political Communication. Band 34, Nr. 3, 3. Juli 2017, ISSN 1058-4609, doi:10.1080/10584609.2016.1265619.
  10. Jakob-Moritz Eberl, Markus Wagner, Hajo G. Boomgaarden: Party Advertising in Newspapers. In: Journalism Studies. Band 19, Nr. 6, 26. April 2018, ISSN 1461-670X, doi:10.1080/1461670X.2016.1234356.
  11. AUSSDA - The Austrian Social Science Data Archive. Abgerufen am 22. März 2019.
  12. Erfahrungsaustausch der deutschen, schweizerischen und österreichischen Wahlstudien. Abgerufen am 24. März 2019.
  13. Annual Meeting of the AUTNES, GLES, and SELECTS in Mannheim. Abgerufen am 24. März 2019 (englisch).