Bildschirmspiel 01

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Bildschirmspiel 01 (kurz: BSS 01, auch
RFT TV-Spiel genannt)
Hersteller VEB Halbleiterwerk Frankfurt (Oder)
(Kombinat Mikroelektronik Erfurt)
Typ Stationäre Spielkonsole
Hauptprozessor keiner
Grafikprozessor keiner
Speichermedien Keine (4 Spiele integriert, 2 weitere nach Umbau)
Controller 2 mit der Konsole festverbundene Paddles
Onlinedienst keiner
Verkaufte Einheiten ca. 1000
Vorgänger keiner
Nachfolger BSS 02 (geplant, aber nie veröffentlicht)
Info Einzige in der DDR hergestellte Spielkonsole

Das Bildschirmspiel 01 (kurz: BSS 01, auch RFT TV-Spiel genannt) ist eine zwischen 1979 und 1981[1] von dem zum Kombinat Mikroelektronik Erfurt zugehörigen VEB Halbleiterwerk Frankfurt (Oder) in der DDR gebaute Spielkonsole. Es gelangte aber aufgrund des hohen Einstiegspreises von 550,00 Mark in der DDR nur sehr selten in Privathaushalte. Das System ist eine sogenannte Pong-Konsole und gehört somit zur ersten Konsolengeneration. Das BSS 01 ist die einzige in der DDR hergestellte Spielkonsole.

Entwicklung und Verbreitung

In den 1980ern sollten Videospiele in der DDR Kinder und Jugendliche an die Technologie heranführen und die DDR als fortschrittliches Land zeigen.[2] So wurde schließlich im Rahmen der Konsumgüterproduktion des Halbleiterwerkes in Frankfurt (Oder) zwischen 1979 und 1981 das BSS 01 gebaut. Als Basis dafür diente der aus dem nichtsozialistischem Wirtschaftsgebiet (kurz: NSW) importierte Pong-Videospiel-Schaltkreis AY-3-8500-7 der US-amerikanischen Firma General Instrument, auf dem sechs verschiedene Pong-Varianten (klassisches Pong, Soccer, Squash, Practice und zwei Schießspiele) gespeichert waren (weitere Infos zu den im BSS 01 eingebauten Spielen siehe "Technik und Spiele"). Die beiden Schießspiele sind jedoch nur mit einer Lightgun spielbar, die nie offiziell für das BSS 01 erschien. Durch einen Eingriff in die Hardware ist jedoch der Anschluss einer solche Lightgun an das BSS 01 möglich, wodurch die beiden Spiele freigeschaltet werden.[3]

Das BSS 01 hatte einen Einzelhandelsverkaufspreis (kurz: EVP) von 550,00 Mark in der DDR (das entsprach ungefähr der Hälfte des durchschnittlichen Monatseinkommens in der DDR) und wurde deshalb meist an Jugendzentren, Freizeit- und Bildungseinrichtungen ausgeliefert, wo sie zum kostenlosen Spielen aufgebaut wurden.[4] Laut einem Katalog von 1984 wurde der Preis der Konsole 1984 jedoch auf 330,00 Mark in der DDR gesenkt.[5] Insgesamt wurden in der ersten Serienfertigung des BSS 01 in etwa 1000 Einheiten des Systems hergestellt und verkauft. Weitere Serienfertigungen gab es nicht mehr.[6] Je nach Materialbestand konnten sich die Ausführungen der Konsole geringfügig voneinander unterscheiden[7], beispielsweise in der Gehäusefarbe (weiß oder schwarz), den Paddles (weiß, grau oder schwarz) oder den auf der rechten Seite verwendeten Knöpfen (gelb, orange oder schwarz), wobei die Knöpfe auf der linken Seite immer schwarz sind und der Ein- bzw. Ausschalter rechts oben immer rot ist (siehe Bild ganz oben). Auf dem Aufkleber links oben (siehe ebenso Bild ganz oben) steht bei einigen Ausführungen der Konsole "TV-Spiel" und bei anderen "RFT TV-Spiel". Warum, ist unbekannt. Zudem besitzen alle Geräte eine Seriennummer in Form eines Aufklebers, welche sich am Boden der Aussparung für den rechten Controller befindet, auf welcher "Einlage" und darunter die Seriennummer der jeweiligen Konsole steht. Die Konsole wurde von 1980 bis 1984 verkauft. Wer heute noch ein eigenes Exemplar des BSS 01 haben will, muss gegebenenfalls tief in die Tasche greifen und vorallem Glück haben. Auf der Internetverkaufsplattform eBay werden heute beispielsweise noch sehr vereinzelt Konsolen zu hohen Preisen verkauft. Exemplare mit Originalverpackung sind dementsprechend in der Regel noch seltener und noch teurer. Unter dem #bss01 werden bei Twitter und Instagram Beiträge über das BSS 01 gepostet. Mit dem BSS 01 kann heute noch auf einem alten Sessel im Stil der 1980er auf einem Röhrenfernseher im Zentrum für Kunst und Medien (kurz: ZKM) in Karlsruhe gespielt werden.

Auch ein Nachfolger namens BSS 02 war in Planung, die Produktion von Spielkonsolen in der DDR wurde jedoch zugunsten der von Radioweckern eingestellt.[8] Ob Prototypen, Skizzen oder ähnliches vom BSS 02 existieren, ist unbekannt.

Technik und Spiele

Der Anschluss der Konsole an einen Fernseher erfolgt über die Antennenbuchse. Ausgegeben wird das Bild mit 312 Zeilen und einer Bildwiederholrate von 50 Hz in schwarz-weiß auf Kanal 3 (VHF).[9] Das BSS 01 besitzt zudem ein integriertes Netzteil (220 Volt, 2 Watt), wodurch es mit Strom versorgt wird. Soundeffekte werden über einen in der Konsole eingebauten Piezo-Piepser namens ARZ 090, nicht über das TV-Gerät, ausgegeben.[10] Die Konsole ist ca. 32,5 cm lang, ca. 5,5 cm hoch und ca. 17,5 cm breit und wiegt dabei in etwa 1,3 kg.[11]

Der für die Konsole verwendete Schaltkreis AY-3-8500-7 war bereits in diversen westlichen Pong-Konsolen zum Einsatz gekommen, entsprechende Spiele sind auch beim BSS 01 integriert. Es sind vier verschiedene Pong-Varianten mit der Konsole vorgesehenerweise spielbar, die "Tennis", "Fußball", "Squash" und "Pelota" genannt wurden. Die ersten drei Spiele sind nur mit zwei Spielern spielbar, ein Computergegner steht nicht zur Verfügung, da das BSS 01 keine CPU eingebaut hat. Das Spiel "Pelota" ist für einen Spieler ausgelegt. Nach 15 Punkten ist jedes der vier Spiele beendet und kann neugestartet werden. Wenn im ausgeschalteten Zustand keine der Spielauswahltasten gedrück ist und man die Konsole dann einschaltet, aktiviert man die im AY-3-8500-7-Chip enthaltene aber oft versteckte gehandicapte Version von Fusball, bei der der rechte Spieler einen weiteren Schläger direkt vor dem Stürmer des rechten Schlägers erhält, was das Spiel für den linken Spieler schwieriger macht.[12] Der Balleinwurf erfolgt je nach Einstellung entweder manuell oder automatisch. Gesteuert wird über einen Drehregler auf dem Paddle, welches mit der Konsole festverbunden ist.[13] Auf der Konsole befinden sich zwei Spalten von mechanischen Knöpfen, mit denen man verschiedene Spieleinstellungen wie Ablenkwinkel, Ballgeschwindigkeit, Schlägergröße, Balleinwurf und Nullstellung vornehmen kann (rechte Spalte) und die Konsole an- und ausschalten kann und die Spiele ausgewählt werden können (linke Spalte).

Einzelnachweise

  1. Bildschirmspiel 01. In: mediengeschichten. 12. Juli 2011, abgerufen am 6. Januar 2019 (deutsch).
  2. Jan Bojaryn: BSS 01: Wie die DDR mit volkseigener Konsole den sozialistischen Nachwuchs erzog. In: Motherboard. 27. März 2015, abgerufen am 6. Januar 2019.
  3. Pong Picture Page. 25. September 2015, abgerufen am 6. Januar 2019.
  4. pongmuseum.com - and the ball was square... RFT - TV Spiel BSS 01 made in DDR - GDR. Abgerufen am 6. Januar 2019.
  5. Bildschirmspielgerät BSS01 Misc Halbleiterwerk Frankfurt /Od. Abgerufen am 6. Januar 2019.
  6. L. DOLEŽEL: Application of Robotron 1715 systems for an improvement in commercial transaction of breweries and malt-houses trust. In: Kvasny Prumysl. Band 33, Nr. 3, 1. März 1987, ISSN 0023-5830, S. 69–70, doi:10.18832/kp1987013 (doi.org [abgerufen am 6. Januar 2019]).
  7. RFT Bildschirmspiel 01 – BSS01 – Retro-Konsolen.de. Abgerufen am 6. Januar 2019 (deutsch).
  8. Christian Huberts: Poly-Play, BSS 01 & KC85-4 – Spielen für den Sozialismus. 3. Oktober 2016, abgerufen am 6. Januar 2019.
  9. Bildschirmspielgerät BSS01 Misc Halbleiterwerk Frankfurt /Od. Abgerufen am 6. Januar 2019.
  10. Bildschirmspielgerät BSS01 Misc Halbleiterwerk Frankfurt /Od. Abgerufen am 6. Januar 2019.
  11. Bildschirmspielgerät BSS01 Misc Halbleiterwerk Frankfurt /Od. Abgerufen am 6. Januar 2019.
  12. Rft Bss 01. Abgerufen am 6. Januar 2019.
  13. pongmuseum.com - and the ball was square... RFT - TV Spiel BSS 01 made in DDR - GDR. Abgerufen am 6. Januar 2019.

Literatur

Weblinks