Bahnstrecke Ágfalva–Brennbergbánya

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Ágfalva–Brennbergbánya
Strecke der Bahnstrecke Ágfalva–Brennbergbánya
Die Wanderkarte (um 1920) zeigt die
Normalspurbahn Ágfalva–Brennbergbánya
Streckenlänge:~7,6 km
Spurweite:790 mm, seit 1895: 1435 mm
Bahnstrecke Wiener Neustadt–Sopron
von Sopron
0,0 Ágfalva 256 m
0,6 Somfalvi utca
               
Bahnstrecke Wiener Neustadt–Sopron
nach Wiener Neustadt
ehem. Tunnel und
rechts alte Streckenführung (Rollbahn)
~4,3 Taleinschnitt des Rák-patak
(Krebsenbach, 260 m)
~7,6
00
Brennbergbánya 402 m
10 Helenenschacht (Seilbahn; bis 1930) 492 m

Die Bahnstrecke ÁgfalvaBrennbergbánya (Agendorf–Brennberg), manchmal auch Brennbergbahn[1][2] oder Brennberger Kohlebahn[3], war eine ursprünglich schmalspurige und später normalspurige Montanbahn im äußersten Westen von Ungarn. Sie wurde für den Transport von Braunkohle aus dem sogenannten Brennberger Revier gebaut.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um 1750 war in den Wäldern um das Dorf Brennberg Kohle gefunden worden. Ab 1756 wurde die Lagerstätte durch die Stadt Ödenburg genutzt. Im Jahr 1787 erließ der Ödenburger Stadtrat einen Aufruf, wonach „jeder in Brennberg“ Kohle gewinnen dürfe, ohne Pacht entrichten zu müssen. Um einen Bergmann und zwei Investoren bildete sich eine regionale Abbaugesellschaft und trat 1793 der „K. K. privilegierten Steinkohlen und Canal-Gesellschaft“ bei. Letztere verfolgte die Errichtung des Wiener Neustädter Kanals, erhielt den Brennberger Kohlebergbau als „ewige Pacht“ und plante, den Kanal bis Ödenburg weiter zu bauen.

Konzessionär des Kohlenlagers war ab 1840 der Ziegeleiunternehmer Heinrich Drasche (in einigen Quellen fälschlich auch Dräsche), der ab 1868 die Adelsbezeichnung Heinrich von Drasche-Wartinberg[4] tragen durfte. Drasche modernisierte die Förderung und ließ den Brennberger Stefansschacht durch eine Schmalspurbahn mit 790 mm Spurweite mit der Station Agendorf an der Bahnstrecke Wiener Neustadt–Sopron der Südbahn-Gesellschaft verbinden.

Am Aufnahmeblatt 4957-1 Mattersdorf, Agendorf, Sieggraben, Ödenburg (um 1880) ist die Schmalspurbahn Agendorf–Brennberg ersichtlich

1868 verlautbarte das Centralblatt für Eisenbahnen und Dampfschifffahrt in Oesterreich die königlich ungarische Konzession zum Bau und Betriebe einer Pferdebahn.[5] Die Bahnstrecke wurde am 21. November 1868 für den Betrieb bis in die Ortschaft Agendorf eröffnet. Die Weiterführung bis in den Bahnhof Agendorf konnte jedoch wegen liegenschaftsrechtlicher Diskussionen erst Monate später fertiggestellt werden.[6] In Agendorf wurden die Kohlen mit der Südbahn bis zum Pöttschinger Ast des Wiener Neustädter Kanals transportiert und dann mit Kanalschiffen weiter Richtung Wien transportiert. Bereits im ersten Betriebsjahr wurden „70.000 bis 80.000 Tonnen Kohle“ befördert.[7]

Die 7,6 Kilometer lange Schmalspurbahn wurde auch Bremsbahn genannt, da die Waggone in den ersten Betriebsjahren abwärts – Richtung Agendorf – nur durch Schwerkraft bewegt und händisch gebremst werden mussten. Aufwärts, Richtung Brennberg, wurden Pferde für die Traktion verwendet.[8]

Da der Transport mit Pferden nicht befriedigend verlief, wurde 1874 eine Seilstrecke angelegt.[7] Kurz danach wurde die Traktion in beiden Richtungen auf Dampflokomotiven umgestellt. 1875 wurde mit der Umstellung auf Dampfbetrieb begonnen. 1879 war die Umstellung abgeschlossen.

Am 27. September 1892 berichtete die Oedenburger Zeitung, dass der Bau der normalspurigen Kohlenbahn „schon in den nächsten Tagen beginnen“ werde.[9] Weiters wurde erwähnt, dass für die Beschleunigung der Liegenschaftsablösen für die erforderlichen Grundstücke das Expropriationsrecht angewandt werden würde. Tatsächlich wurde die Normalspurbahn nicht auf der bestehenden Trasse der Schmalspurbahn, sondern weitgehend neu errichtet.[10] Die Betriebsführung wurde nach der im Jahr 1893 erfolgten Inbetriebnahme an die Südbahngesellschaft übergeben.[9] Zum Bau der Normalspurstrecke wurde der Tunnel der Schmalspurbahn erst aufgeschlitzt und dann gänzlich entfernt.

Als Folge des Ersten Weltkrieges besaß die Urikány Zsilthaler / Ungarische Kohenbergwerks-AG die Schürfrechte und übte sie weiter aus. Nach dem Ende der Kohlenförderung wurde im Jahr 1952 der Betrieb des Bergwerks eingestellt. In Randbereichen des Flözes wurde noch bis 1955 weiter gefördert.

Am 15. Juni 1952 ordnete die Eisenbahnabteilung des ungarischen Verkehrsministeriums den Streckenabbau an. Die Ungarische Staatsbahnen legten erst am 12. Juli 1966 die Bahnstrecke auch juristisch still.

Bauliche Besonderheiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Taleinschnitt des Krebsenbaches wurde durch eine 260 Meter lange Brückenkonstruktion überspannt, die an der höchsten Stelle eine Höhe von 24 Metern über der Talsohle erreichte. Weiters erforderte der Streckenbau auch einen 120 Meter langen Tunnel.

Unfälle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Oktober 1877 berichteten mehrere deutschsprachige österreichische Zeitungen – das Neuigkeits Welt Blatt, die Gemeinde-Zeitung und die Salzburger-Zeitung – über einen Unfall mit mehreren Schwerverletzten.[11][12][13] Auch im Jahr 1893 wurde im Zusammenhang mit einem Unfall über die Bahn berichtet.[10]

Lokomotiven[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lokomotivlieferungen für die Schmalspurbahn sind von Krauss & Comp. in München[14] und der Floridsdorfer Lokomotivfabrik dokumentiert.

Hersteller Nummer oder Name Bauart / Achsfolge Fabriknummer Baujahr
Krauss & Comp. Drasche v. Wartinberg, Brennberg „1“ Bn2t 552 1875
Krauss & Comp. Drasche v. Wartinberg Bn2t 750 1879
Floridsdorf Bergbaugesellschaft Brennberg „BRUNSBERG“ Bt 442 1883

Für die Normalspurstrecke wurde im Jahr 1893 die Gepäcklokomotive 24 – Achsfolge A1n2t – der Raab-Oedenburg-Ebenfurther Eisenbahn (GySEV) angekauft, die von Floridsdorf mit der Fabriknummer 302 im Jahr 1880 gebaut worden war.[15]

Galerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Relikte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Brennbergbánya befindet sich auf einem Teil der ehemaligen Bahntrasse ein Fahrweg mit dem Namen Vasút sor, diese Bezeichnung kann in etwa mit Bahnzeile übersetzt werden.

Teilweise ist noch der Bahndamm ersichtlich, auch sind noch Schüttungen für Brückenköpfe vorhanden. Von der Normalspurstrecke existieren vereinzelt noch kleinere Durchlässe.

Sowohl von der Schmalspurbahn, als auch von der Normalspurbahn sind einzelne Kilometersteine vor Ort vorhanden.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Brennbergbánya – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. atlas-burgenland.at - Loipersbach. Abgerufen am 29. Januar 2024.
  2. Ferenc Jánoska: Die Fischfauna. In: Landschaftsschutzgebiet Sopron / Ödenburg. Monographische Studien über die Natur- und Kulturwerte des Soproner / Ödenburger Gebirges. researchgate.net, abgerufen am 29. Januar 2024.
  3. atlas-burgenland.at - atlas-burgenland.at. Abgerufen am 29. Januar 2024.
  4. ANNO, Centralblatt für Eisenbahnen und Dampfschifffahrt in Oesterreich, 1868-11-28. Abgerufen am 18. Januar 2024.
  5. ANNO, Centralblatt für Eisenbahnen und Dampfschifffahrt in Oesterreich, 1868-08-15. Abgerufen am 18. Januar 2024.
  6. Wien, 20. November. (…) Kohlenpferdebahn Brennberg–Agendorf. In: Die Presse, Nr. 321/1868 (XXI. Jahrgang), 21. November 1868, S. 6 (unpaginiert), Mitte unten. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/apr
  7. a b Gyula Lovasz: Die Brennberger Grubenbahn. In: Eisenbahn. ISSN 0013-2756 ZDB-ID 162227-4. Jahrgang 1966, Heft 12, S. 249–251.
  8. Bergwerks-Eisenbahnen. In: Neue Freie Presse, Abendblatt, Nr. 1964 (false: 1963)/1870, 15. Februar 1870, S. 10 Mitte. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
  9. a b Oedenburger Zeitung vom 27. September 1892. Abgerufen am 29. Januar 2024.
  10. a b Tages-Neuigkeiten. (…) Eine Katastrophe in Brennberg. In: Neuigkeits-Welt-Blatt, Nr. 76/1893, 2. April 1893, S. 4 (unpaginiert), Mitte rechts. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwb
  11. Tages-Neuigkeiten. (…) Auf der Draisine verunglückt. Ein Zusammenstoß auf der Kohlenbahn. In: Neuigkeits-Welt-Blatt, Nr. 249/1877, 28. Oktober 1877, S. 4 (unpaginiert) Mitte. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwb
  12. ANNO, Gemeinde-Zeitung: unabhängiges politisches Journal, 1877-10-28, Seite 4. Abgerufen am 18. Januar 2024.
  13. ANNO, Salzburger Zeitung, 1877-10-30, Seite 2. Abgerufen am 18. Januar 2024.
  14. Krauss & Comp., München. Abgerufen am 29. Januar 2024.
  15. GySEV Dampflokomotiven. Abgerufen am 28. Januar 2024.