Basilika St-Nazaire-St-Celse (Carcassonne)

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Carcassonne, Basilika St-Nazaire und St-Celse – Blick auf den gotischen Chor (links) und das romanische Langhaus (rechts) der ehemaligen Kathedrale
Chor
Nordseite

Die ehemalige Kathedrale und heutige Basilika St-Nazaire und St-Celse in Carcassonne gehört zu den bedeutendsten Sakralbauten im Süden Frankreichs. Stadt und Kirche lagen an einer Nebenstrecke des Pilgerwegs nach Santiago de Compostela (Via Tolosana).

Lage

Der mittelalterliche Kirchenbau mit einem romanischen und einem gotischen Teil steht am höchsten Punkt und damit gleichzeitig im Zentrum der Cité von Carcassonne.

Geschichte

Man vermutet, dass an dieser Stelle bereits zur Zeit des Westgotenherrschers Theoderich I., spätestens jedoch im 6. Jahrhundert die Bischofskirche des im Jahre 533 gegründeten Bistums Carcassonne gestanden haben könnte, die im 8. oder 9. Jahrhundert durch einen karolingischen Kirchenbau ersetzt wurde. Im Juni 1096 besuchte Papst Urban II. die Stadt und segnete die für den romanischen Neubau bestimmten Steine; dieser Neubau – also das heutige Langhaus – war wahrscheinlich um die Mitte des 12. Jahrhunderts vollendet. Nach der Angliederung der Vizegrafschaft Carcassonne an die französische Krone wurde in den Jahren 1269–1330 ein Neubau der Ostpartie (Chor und Querhaus) im Stil der nordfranzösischen Gotik in Angriff genommen; es ist anzunehmen, dass auch das Kirchenschiff erneuert werden sollte, doch dazu kam es in den Wirren des Hundertjährigen Krieges (1337–1453) und der Hugenottenkriege (1562–1598), die auch negativen Einfluss auf die Zahl der Jakobspilger hatten, nicht mehr.

Im Rahmen des Konkordats von 1801 zwischen Napoleon und Pius VII. wurden die französischen Bistümer neu geordnet. Der Bischofssitz von Carcassonne wurde in den mittelalterlichen Bau von Saint-Michel in der bevölkerungsreichen Unterstadt (ville-basse) verlegt (siehe: Kathedrale von Carcassonne). Bereits im Jahr 1840 wurde die ehemalige Kathedrale von Carcassonne als Monument historique anerkannt. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Westfassade, das Nordportal sowie sämtliche Wasserspeier der Kirche durch Viollet-le-Duc grundlegend rekonstruiert. Wegen seiner historischen Bedeutung wurde der Kirchenbau von St-Nazaire und St-Celse von Papst Leo XIII. im Jahre 1898 in den Rang einer basilica minor erhoben.

Architektur

Grundriss

Außenbau

Bereits im Außenbau lassen sich das – vergleichsweise niedrige – romanische Langhaus und die hohe gotische Chorpartie mit ihren Strebepfeilern gut voneinander unterscheiden. Auf der Südseite ist noch die gotische Bischofskapelle erhalten; der ehemals vorhandene Kreuzgang ist jedoch verschwunden. Auf beiden Seiten der Kirche wurden die Seitenschiffe durch jeweils zwei – an das Querhaus angrenzende – spätgotische Kapellen erweitert. Im Grundriss gut zu erkennen sind die unterschiedlichen Einwölbungen des Langhauses (Tonnengewölbe) und des Querhauses bzw. des Chors (Kreuzrippengewölbe). Das – im 19. Jahrhundert weitgehend erneuerte – romanische Portal mit seinen runden Archivoltenbögen und seiner ungestalteten Tympanonplatte befindet sich auf der Nordseite der Kirche.

Innenraum

Beim Betreten des Kirchenraumes beeindrucken die klaren Linien des dreischiffigen – und somit für das südfranzösische Raumempfinden eher ungewöhnlichen – Langhauses; dieses wird dann auch von einigen Forschern mit cluniazensischen, d. h. nordfranzösischen Bautraditionen in Verbindung gebracht – ein Gedanke, der von dem im Scheitelpunkt spitz zulaufenden Tonnengewölbe des Mittelschiffs gestützt wird. Die ebenfalls angespitzten Gurtbögen ruhen auf gemauerten Halbsäulen auf, die abwechselnd quadratischen Pfeilern vorgesetzt sind oder aber auf dicken – ebenfalls gemauerten – Rundpfeilern aufruhen. Die Kapitelle bzw. Kämpferplatten zeigen keinerlei figürliche Darstellungen, sondern nur abstrahierte vegetabilische Formen sowie geometrische Ornamente (Klötzchenfriese etc.). Die schmalen Seitenschiffe haben halbrunde Tonnengewölbe – ebenfalls mit Gurtbögen.

Apsisfenster

Die sechs Joche des Langhauses führen zum breitgelagerten und lichtdurchfluteten gotischen Querhaus und zur zentralen Chorapsis. Die gesamte Fläche zwischen den Strebepfeilern auf der Ostseite der Kirche ist im oberen Teil durchfenstert und im unteren Bereich mit Blendmaßwerk geschmückt – auch hierin knüpft der Kirchenbau an nordfranzösische Vorbilder (z. B. Sainte-Chapelle in Paris) an. Platz für einen Umgangschor hatte man nicht, da der französische König Ludwig IX. nur die Überbauung von dreieinhalb Meter öffentlichen Straßenraums gestattete. Die beiden Fensterrosen des Querhauses sind leicht unterschiedlich gestaltet – bei derjenigen auf der Südseite sind auch noch die seitlichen und oberen Zwickel durchlichtet, was auf eine wenige Jahre jüngere Entstehungszeit hindeutet.

Ausstattung

  • Die Fenster – vor allem die der Apsis – haben teilweise noch ihre originale Verglasung aus dem 14. und 16. Jahrhundert; das Chorscheitelfenster zeigt Szenen aus der Passion Christi.
  • Eine im Nordquerhaus ausgestellte reliefierte mittelalterliche Steinplatte zeigt eindrucksvolle Szenen einer Belagerung – eventuell aus der Zeit des Albigenserkreuzzugs (1209–1229).
  • Die Schauseite eines Bischofsgrabs aus dem Jahr 1266 zeigt die kleine Liegefigur (gisant) des Verstorbenen sowie eine Trauergruppe. Aus dem Himmel kommen Engel mit Weihrauchfässern, andere tragen die – als kleine Figur dargestellte – Seele des Toten gen Himmel.
  • Ein weiteres Bischofsgrab findet sich in einer der Seitenkapellen: Der Bischof Pierre de Rochefort (1300–1321) steht aufrecht zwischen zwei Erzdiakonen.
  • Zur Ausstattung gehört auch eine Orgel, deren Mittelteil wahrscheinlich noch aus der Mitte des 17. Jahrhunderts stammt, womit sie eine der ältesten Kirchenorgeln des Midi wäre. Wenige Jahre vor der Französischen Revolution fügte Jean-Pierre Cavaillé weitere Teile hinzu.

Orgel

Die Orgel wurde 1679 von dem Orgelbauer Jean de Joyeuse (Ardennen) in einem vorhandenen Orgelgehäuse errichtet. Das Instrument hatte zunächst 24 Register auf zwei Manualen und Pedal, und einem eigenständigen Echowerk. In den Jahren 1772 bis 1775 wurde das Instrument von dem Orgelbauer Jean-Pierre Cavaillé (Gaillac) restauriert und erweitert, insbesondere um das Rückpositiv (Positif de Dos). In den Jahren 1900 bis 1904 wurde das Instrument von dem Orgelbauer Michel Roger (Carcassonne) erneut überarbeitet und erweitert, und zuletzt in den Jahren 1982 bis 1985 durch den Orgelbauer Barthélémy Formentelli. Es hat heute 40 Register auf vier Manualen und Pedal. Die Spiel- und Registertrakturen sind mechanisch.[1]

Blick auf den Orgelprospekt
I Positif de Dos C,D–c3
1. Montre 8′
2. Bourdon 8′
3. Prestant 4′
4. Nazard 2′
5. Doublette 2′
6. Tierce 135
7. Larigot 113
8. Plein-Jeu V
9. Cromorne 8′
II Grand Orgue C,D-c3
10. Bourdon 16′
11. Montre 8′
12. Bourdon 8′
13. Prestant 4′
14. Nazard 223
15. Doublette 2′
16. Quarte de nazard 2′
17. Tierce 135
18. Fourniture IV
19. Cymbale III
20. Grand Cornet V
21. Trompette 8′
22. Voix humaine 8′
23. Clairon 4′
III Positif interieur C,D–c3
24. Bourdon 8′
25. Prestant 4′
26. Flûte à fuseau 4′
27. Nazard 223
28. Doublette 2′
29. Tierce 135
30. Flageolet 1′
31. Plein-Jeu IV
32. Trompette 8′

IV Recit g0–c3
33. Flûte à cheminée 8′
34. Cornet IV IV
35. Hautbois 8′
Pedale C,D–d1
36. Flûte 8′
37. Flûte 4′
38. Bombarde 16′
39. Trompette 8′
40. Clairon 4′

Einzelnachweise

  1. Nähere Informationen zur Orgel
Commons: Basilique Saint-Nazaire de Carcassonne – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 43° 12′ 19,2″ N, 2° 21′ 46,7″ O