Beaverford

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Beaverford
Die Beaverford, 1933
Die Beaverford, 1933
Schiffsdaten
Flagge Vereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich (1928–40)
Schiffstyp Frachtschiff
Eigner Canadian Pacific Steamships (1928–40)
Bauwerft Barclay, Curle and Company, Glasgow
Baunummer 617
Stapellauf 27. Oktober 1927
Indienststellung 21. Januar 1928
Verbleib am 5. November 1940 versenkt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 153,31 m (Lüa)
Breite 18,84 m
Vermessung 10.042 BRT
 
Besatzung 77
Maschinenanlage
Maschine 6 Parsons Dampfturbinen auf 2 Getriebe
Höchst­geschwindigkeit 15 kn (28 km/h)
Propeller 2

Die Beaverford war ein britisches Frachtschiff das im Zweiten Weltkrieg hauptsächlich auf der nordatlantischen Geleitzugsroute eingesetzt war.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 5. November 1940 wurde der Geleitzug HX 84, dem die Beaverford angehörte, vom deutschen Schweren Kreuzer Admiral Scheer angegriffen. Der Kommandant des britischen Hilfskreuzer Jervis Bay, einziger Schutz des Konvois, gab den Schiffen Befehl, sich zu zerstreuen und versuchte, eine künstliche Nebelwand zu erzeugen. Die Beaverford ging nun auf Gegenkurs zum deutschen Großkampfschiff und entfernte sich. Mit der Jervis Bay ließ deren Kommandant Kurs auf die Admiral Scheer setzen, um das Feuer auf sein Schiff ziehen. Dazu griff er das weit größere Schiff mit seinen Geschützen an. Die Admiral Scheer griff daraufhin zuerst den Hilfskreuzer an und versenkte diesen nach nur 22 Minuten (Lage), unter dem Verlust von 168 Seeleuten der insgesamt 254-köpfigen Besatzung. Die anderen wurden später durch den schwedischen Frachter Stureholm gerettet. Danach verfolgte die Admiral Scheer die inzwischen weit verstreuten Frachtschiffe und versenkte die Maiden (91 Tote), die Trewellard (16 Tote), die Fresno City (1 Toter) und die Kenbane Head (23 Tote). Die San Demetrio und die Andalusian wurden beschädigt.

Der Kommandant der Beaverford Hugh Pettigrew, auch stellvertretender Konvoikommodore, ließ nun angeblich sein Schiff umdrehen und die Admiral Scheer ansteuern, obwohl der Frachter nur zwei kleinere Geschütze als Bewaffnung hatte. Die Admiral Scheer konzentrierte ihr Feuer nun auf die Beaverford. Diese konnte immer wieder dem Geschützfeuer ausweichen. Der Kampf ging bis in die Nacht. Mit Leuchtkörper und Beleuchtungsraketen versuchte die Admiral Scheer ihren Gegner zu finden. Statt in der Dunkelheit und dem Rauch versuchen zu entkommen, setzte die Beaverford den Kampf fort. Die Admiral Scheer feuerte während fünf Stunden 83 Schuss ihrer 28-cm-Geschütze und 71 Schuss ihrer 15-cm-Geschütze ab. Zwölf 28-cm-Granaten und 16 15-cm-Granaten trafen die Beaverford. Als diese ihre Geschwindigkeit verlangsamte, da die Dampfturbinen beschädigt wurden, feuerte Admiral Scheer einen Torpedo ab. Er traf den Bug der Beaverford. Durch eine Explosion der Munition in ihrem Bug explodierte die Beaverford. (Lage) Die gesamte Besatzung von 77 Seeleuten der Beaverford wurde getötet.[1][2]

Für diesen heldenhaften Einsatz der Beaverford gibt es keine Beweise. So widerspricht der Bericht des Kommandanten der Admiral Scheer, der nach dem Krieg verfasst wurde, dieser Geschichte. Krancke würdigte den Mut der Jervis Bay und eines kleinen brennenden Frachters, der kurz vor dem Untergang zurückschoss (vermutlich der Kenbane Head). Er erwähnte jedoch keinen Kampf mit der Beaverford, die er nur als ein Schiff mit einer Deckladung Holz beschreibt, das Admiral Scheer einholte, als es mit hoher Geschwindigkeit weit südlich des Hauptgeschehens floh. Als sie schließlich eingeholt wurde, erwies es sich als schwierig, die Beaverford durch Geschützfeuer zu versenken, und sie wurde daher torpediert, um Munition zu sparen. Der Untergang der Beaverford wurde von Fresno City aus beobachtet, das ebenfalls nach Süden flüchtete. Im Logbuch des Kapitäns ist vermerkt: "Die Beaverford, Kurs 110 Grad Ost-Südost, wurde angegriffen und in Brand gesetzt, Entfernung etwa 10 Meilen". Von einem Kampf oder einer Erwiderung des Feuers durch die Beaverford ist nicht die Rede, und es handelte sich keineswegs um ein vier- oder fünfstündiges Gefecht, sondern die Beaverford wurde nur 50 Minuten nach Kenbane Head und etwa eine Stunde, bevor Admiral Scheer die Fresno City einholte, angegriffen. Für eine solche Schlacht blieb keine Zeit.[3]

Der Einsatz der Besatzung der Beaverford fand nie größere Beachtung, obwohl es sogar die Forderung gab, die Besatzung posthum mit dem Georgs-Kreuz auszuzeichnen, vermutlich weil keine Belege des Kampfes vorliegen.[4] Hingegen gab es eine große Aufmerksamkeit für die Besatzungen der Jervis Bay und der San Demetrio.[5]

Geleitzüge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Zweiten Weltkrieg nahm sie an folgenden Geleitzügen teil.

Geleitzug[6] Zeit Ausgangshafen Zielhafen
HX 1 September 1939 Halifax (Lage) Liverpool (Lage)
OA 23 Oktober 1939 Southend (Lage) verschiedene kanadische Häfen
HXF 8 November 1939 Halifax Dover (Lage)
OA 46 Dezember 1939 Southend (Lage) verschiedene kanadische Häfen
HXF 13 Dezember 1939 Halifax Liverpool
OA 71 Januar 1940 Southend verschiedene kanadische Häfen
HX 18 Februar 1940 Halifax Liverpool
OA 101 März 1940 Southend verschiedene kanadische Häfen
HX 29 März 1940 Halifax Liverpool
OA 135 April 1940 Southend verschiedene kanadische Häfen
HX 43 Mai 1940 Halifax Liverpool
OA 165 Juni 1940 Southend verschiedene kanadische Häfen
HX 55 Juli 1940 Halifax Liverpool
MT 115 Juli 1940 Methil (Lage) Tyne
FS 227 Juli 1940 Tyne (Lage) Southend
FN 243 August 1940 Southend Methil
OA 196 August 1940 Methil verschiedene kanadische Häfen
HX 70 September 1940 Halifax Liverpool
OB 223 Oktober 1940 Liverpool verschiedene kanadische Häfen
HX 84 November 1940 Halifax Liverpool

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Roger Litwiller, "The Sacrifice of SS Beaverford –The Heroic Saga of the Canadian Pacific Railway’s Ship with Teeth", November 4, 2018
  2. Jürgen Rohwer, Gerhard Hümmelchen: Chronik des Seekrieges 1939–1945, Oktober 1940, abgerufen am 10. Februar 2019.
  3. Theodor Krancke, H. J. Brennecke: Pocket Battleship, New York: W. W. Norton & Company.
  4. Peter Pigott: Sailing Seven Seas: A History of the Canadian Pacific Line Dundurn Press 2010, S. 143.
  5. Bernard Edwards: Convoy Will Scatter: The Full Story of Jervis Bay and Convoy HX84 Pen and Sword Maritime, Barnsley 2013, S. 11–12.
  6. Arnold Hague Convoy Database, abgerufen am 10. Februar 2019.