Ben Cooper (Unternehmen)

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Ben Cooper

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Rechtsform Incorporation, Beteiligungsgesellschaft
Gründung 1937
Auflösung 1992
Auflösungsgrund Insolvenz
Sitz Brooklyn, New York City (1937–1991)
Greensboro, North Carolina (1991–1992)
Leitung Ben Cooper Sr.
Branche Halloweenkostüme, Masken

Ben Cooper, Inc. war ein US-amerikanisches Unternehmen, das von 1930 bis Anfang 1990 vor allem Halloweenkostüme herstellte. Es gehörte zwischen 1950 und 1980 zu den drei größten Unternehmen in diesem Marktsegment.[1] Die vom Preis her recht günstigen Plastikmasken und Vinylumhänge waren vor allem ab den 1950er Jahren bis in die 1970er Jahre ein US-amerikanisches Symbol von Halloween.[2] Das Unternehmen wurde daher auch als „Halston“ von Halloween[3] oder als „Hohepriester“ des Halloween bezeichnet.[4]

Unternehmensgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Leuchtende Mumienmaske aus den 1960ern

Unternehmensgründer und Namensgeber Ben Cooper wurde 1906 auf der Lower East Side von New York City geboren.[3] Obwohl sein Vater ein einfacher Gastwirt war, konnte Cooper Buchhaltung studieren und verdiente seinen Lebensunterhalt zunächst als Songwriter. 1927 schließlich gründete er ein Unternehmen für Theaterkostüme.[5] Seine bekanntesten Arbeiten aus dieser Zeit schuf er für den legendären Cotton Club in Harlem und für Ziegfeld Follies auf dem Broadway.[3][5]

Nachdem das Theater während der Great Depression an Zugkraft verlor, dafür aber Halloween als Feiertag immer populärer wurde, sattelte Cooper um und gründete schließlich 1937 Ben Cooper Inc. in Brooklyn.[3][5] Die Firma übernahm A.S. Fishbach, Inc., die zu jener Zeit Lizenzen an Walt-Disney-Figuren wie Donald Duck und Schneewittchen besaß und konnte so Kostüme dieser Figuren verkaufen.[5][6] Die beiden Firmen verschmolzen formal am 8. Dezember 1942 unter dem Namen Ben Cooper, Inc.[7]

Bis zum Ende der 1940er Jahre wurde Ben Cooper der größte und populärste Halloween-Kostümhersteller der Vereinigten Staaten.[8] Die Kostüme wurden kostengünstig hergestellt und bestanden meist aus dünnem Stoff mit einem Siebdruck auf der Vorderseite. Sie kosteten etwa drei Dollar (heute etwa 30 Euro).[9] Das Unternehmen begann große Einzelhandelsketten wie J. C. Penney, Woolworth, Sears und verschiedene Sonderpostenmärkte zu beliefern, wo der Preis um ein Drittel gedrückt wurde. Am populärsten waren zu dieser Zeit Teufels-, Geister-, Skelett- und Hexenkostüme.[8] In den 1950ern waren es vor allem Comic- und Fernsehcharaktere wie Davy Crockett, Superman und Zorro, die den Markt anführten.[3] Als die Sicherheitsbestrebungen in der Bevölkerung wichtiger wurden, entwickelte Ben Cooper sogenannte „Glitter-Glo-Kostüme“, die durch blauen Glitter die Scheinwerfer der Autos reflektierten und damit die Kinder für Autofahrer besser erkennbar werden ließen.[1] Das Unternehmen verdiente auch an der Popularität von John F. Kennedy und seiner Frau Jacqueline Kennedy. Nach dem Attentat auf John F. Kennedy mussten sie jedoch Tausende von Masken zerstören.[3]

C-3PO-Kostüm aus dem Jahr 1977

In den 1960ern und 1970ern gehörte Ben Cooper zu den drei größten Halloween-Kostümfabrikanten, zusammen mit Collegeville und der H. Halpern Company (Halco).[10][11] Auch in diesen Jahren setzte das Unternehmen auf gerade in Mode kommende Figuren, die es so schnell wie möglich versuchte zu vermarkten. So lizenzierte es Spider-Man, noch bevor die Serie nach 1963 populär wurde, sowie Batman ein Jahr später.[12][11][13][14]

Marktrenner war eine Maske des US-amerikanischen Präsidenten Richard Nixon, die sich so gut verkaufte wie später die berühmte Ronald-Reagan-Maske in den 1980ern. George H. W. Bush wurde bereits 1987 mit einer Maske bedacht, da das Unternehmen davon ausging, dass er die Wahl gewinnen würde.[15] 1979 produzierte das Unternehmen erstmals ein Kostüm zu einem R-Rated-Film (unter 17 Jahren nur in Begleitung eines Erwachsenen): ein Kostüm des Aliens aus Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt.[3]

War das Unternehmen 1979 noch der Marktführer, begann es in den 1980ern Verluste einzufahren. Gründe lagen darin, dass 1982 in Chicago sieben Menschen an der Einnahme des Schmerzmittels Paracetamol starben. Ermittler fanden heraus, dass jemand das Medikament absichtlich mit Kaliumcyanid versetzt hatte. Verängstigte Eltern verboten daher ihren Kindern aus Angst vor weiteren beziehungsweise ähnlichen Morden, an Halloween „Trick or Treat“ zu spielen. Daher brach der Verkauf von Halloweenkostümen schlagartig ein und erholte sich in den Folgejahren nur langsam.[15] Als Reaktion gründete Ben Cooper mit acht weiteren Kostümherstellern das Halloween Celebration Committee, das eine Broschüre mit dem Titel 13 Great Ways to Celebrate Halloween herausbrachte, die die Eltern beruhigen und damit den Verkauf wieder ankurbeln sollte.[16] Immer noch Marktführer gelang es dem Unternehmen sich 1987 zu erholen und den Umsatz um 20 % zu steigern.[17][15][18]

Insolvenz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Umsatzsteigerung war jedoch nicht ausreichend um eine Insolvenz zu verhindern. Viele Kunden gingen zum größten Konkurrenten Collegeville.[19] Am 13. März 1988 meldete das Unternehmen Insolvenz an.[20] Als Beteiligungsgesellschaft blieben die tatsächlichen Zahlen geheim, jedoch gab es Berichte, dass der Profit unter 10 % gefallen sei.[15] Als am 6. Januar 1989 ein Gebäude des Unternehmens in Georgia niederbrannte, verlor das Unternehmen eigenen Angaben zufolge zwischen 2 und 3 Millionen US-Dollar an Waren.[21][22][23] Beide Versicherungsunternehmen weigerten sich zu zahlen.[24] Auch im Insolvenzverfahren wurden die Ansprüche nicht bedacht.[24] Es gelang Ben Cooper jedoch die Insolvenz (vorerst) zu verhindern.[22]

In den Jahren 1990 und 1991 prozessierte Cooper gegen die beiden Versicherungsunternehmen. Die Angelegenheit ging sogar vor den Obersten Gerichtshof. Nach einem längeren Prozess gewann Cooper.[25][23][22][26][23][27]

Mit dem Geld der Versicherungen und den Einnahmen aus dem Vorjahr hatte man große Pläne. 1991 begann ein Umzug nach Greensboro in North Carolina.[28] Das Unternehmen hatte zu dieser Zeit 35 festangestellte Mitarbeiter und stellte vier Millionen Kostüme her.[28][29] Es kontrollierte 70 bis 80 Prozent des Kostümmarkts mit Lizenzfiguren und hatte Verträge mit Children’s Television Workshop (Produzenten der Sesamstraße), DC Comics, Mattel und Walt Disney.[28] Ziel des Umzugs war es, näher an den textilverarbeitenden Firmen im Süden der Vereinigten Staaten zu sein, um umweltschonender produzieren zu können.[28]

Rubie's Costume Co

Am 30. Oktober 1991 musste das Unternehmen wieder Insolvenz anmelden.[29] Man hatte sich bei dem Standortwechsel verkalkuliert. Auch die Rezession 1990 und die Verzugszinsen aus Bankanleihen setzten dem Unternehmen zu.[29] Es erholte sich diesmal nicht und wurde 1992 von Rubie’s Costume Co. aufgekauft.[13]

Sammlerwert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Produkte aus dem Hause Ben Cooper sind heute begehrte Sammlerobjekte. Insbesondere noch eingepackte Originalkostüme mit Masken erzielen bei Versteigerungen Höchstpreise.[30] Fotograf Phyllis Galembo gab 2002 ein Buch namens Dressed for Thrills: 100 Years of Halloween Costumes & Masquerade heraus, in dem viele Kostüme von Ben Cooper gezeigt werden.[31]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Galembo, Phyllis: Dressed for Thrills: 100 Years of Halloween Costumes and Masquerade. New York: Harry N. Abrams, 2002.
  • Halloween Costume In: Encyclopedia of Clothing and Fashion. Valerie Steele, ed. New York: Charles Scribners & Sons, 2004.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ben Cooper – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Rinker, „Halloween Costumes Worth Scaring Up By Collectors,“ The Morning Call, November 10, 1996.
  2. Sandstrom, „Frightfully Collectible,“ The Plain Dealer, October 28, 1994.
  3. a b c d e f g people.com: Trick and Treat! Ben Cooper Bags Millions as the Halston of Halloween (Memento vom 31. Januar 2013 im Webarchiv archive.today)
  4. „Ghoul Gear,“ The Village Voice, October 25-31, 1973.
  5. a b c d „Halloween Costume,“ in Encyclopedia of Clothing and Fashion, 2004, S. 167.
  6. antiquetoycollections.info: Snow White Costumes By Fishbach (Memento vom 21. Juli 2011 im Internet Archive; PDF; 6,26 MB), Playthings, Juni 1938, S. 47
  7. New York State Department of State: „Ben Cooper, Inc.“ Entity Information. Division of Corporations. 25. Juni 2003, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 13. März 2022.@1@2Vorlage:Toter Link/appext9.dos.state.ny.us (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  8. a b Fendelman, „Vintage Halloween Costumes,“ Country Living, 1. Oktober 2007.
  9. Rosenkrantz, „Chills and Thrills Have Long History,“ San Diego Union-Tribune, 20. Oktober 2002.
  10. Moody, „Television Land Outside Your Door,“ The Hartford Courant, 30. Oktober 1960.
  11. a b Rinker, „Unmasking the Value of Old Halloween Costumes,“ The Morning Call, 23. Oktober 2007.
  12. McLaughlin, „Costumes’ Popularity Is Absolutely Batty,“ St. Louis Post-Dispatch, 26. Oktober 1989.
  13. a b Szadkowski, „New Superheroes Suit Up With Halloween Standards,“ The Washington Times, October 11, 2003;
    Jane Everhart: Halloween: A Family Business (Memento vom 7. August 2010 im Internet Archive), Selling Halloween, Februar 2007
  14. Petty, S. 737.
  15. a b c d Kleinfeld, „The Weird, the Bad and the Scary,“ New York Times, 15. Oktober 1989
  16. Lesem, „Booklet Aims to Make '83 Halloween Trick-or-Treat Both Scary and Safe,“ United Press International, 4. Oktober 1983.
  17. Kita, „Just Needle and Thread Create Stuff of Dreams — and Nightmares,“ The Morning Call, October 25, 1984.
  18. DeCaro, „Grown-Up Goblins: Halloween Fantasies Let the Ghoul Times Roll for Stressed Out Baby Boomers,“ Chicago Tribune, 25. Oktober 1987.
  19. Fricker, „Raisins Are Sweet for Costume Maker,“ The Morning Call, October 26, 1988.
  20. „Ben Cooper Files to Reorganize in Chapter 11,“ Daily News Record, March 14, 1988; „Cooper Agrees to Pay Unsecured Creditors 100%,“ Daily News Record, 26. Oktober 1988.
  21. In re Ben Cooper, Inc., 896 F.2d 1394, 1396 (2d Cir. 1990).
  22. a b c Scism, „Court Lets Costume Firm Seek Jury Trial On Claim,“ Greensboro News-Record, 16. Mai 1991.
  23. a b c „Major Bankruptcy Ruling Stands,“ Business Insurance, 3. Juni 1991.
  24. a b In re Ben Cooper, Inc., 896 F.2d 1394, 1396–1397.
  25. In re Ben Cooper, Inc., 896 F.2d 1394, 1404.
  26. Insurance Company of the State of Pennsylvania v. Ben Cooper, Inc., 498 U.S. 964 (1990).
  27. In re Ben Cooper, Inc., 924 F.2d 36 (2d Cir. 1991).
  28. a b c d Scism, „Greensboro Gains New Jobs As Costume Maker Relocates,“ Greensboro News-Record, January 8, 1991.
  29. a b c Scism, „Bankruptcy Repeat No Treat for Costume Manufacturer,“ Greensboro News-Record, October 31, 1991.
  30. Yvaska, „Spirited Noisemakers,“ San Jose Mercury News, 29. Oktober 2005.
  31. Miller, „Mask Oriented,“ Salon.com, 30. Oktober 2002; Galembo, Dressed for Thrills: 100 Years of Halloween Costumes and Masquerade, 2002.