Benutzer:Alice Sowa/Arbeitsseite (SU 2019)

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Das Fischauer Thermalbad zwischen Denkmalpflege und modernem Thermalbadbetrieb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Fischauer Thermalbad im östlichen Niederösterreich wurde im Jugendstil der Jahrhundertwende erbaut und bis heute zu großen Teilen erhalten. Durch das frische Quellwasser mit einer permanenten Temperatur von 19 Grad war im 1900 beliebtes Sommerfrische-Reiseziel. Auch heute erfreut sich das Thermalbad großer Beliebtheit und bewältigt die Herausforderungen zwischen Denkmalpflege und modernem Badebetrieb.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herrenbad Fischau Thermalbad

Dem Wasser der Fischa wurde wahrscheinlich schon zur Zeit der Römer eine Heilkraft zugesprochen und die Quelle zum Baden benutzt. Urkundlich wurde die Heilquelle von Fischau zum ersten mal 1363 genannt, in welcher eine Badestube und ein dort tätiger "Badeknecht" erwähnt wurden.

Bis 1859 wurde die Quelle von der Bevölkerung zum Baden genutzt. 1872 wurde von Franz Plietzsch und Ing. Schmid ein öffentliches Badehaus mit einem Bassin errichtet. Auf Grund der Moralvorstellungen der damaligen Zeit durfte das Bad nur geschlechtergetrennt besucht werden. An Sonn- und Feiertagen durften nur Männer das Bad betreten, ebenso wie an Wochentagen von 5-8 Uhr Früh und von 12-20 Uhr. Frauen durften nur Wochentags zwischen 8 und 12 Uhr baden.

1898 erwarb Erzherzog Rainer Ferdinand, Onkel und Ratgeber Kaiser Franz Josephs das Bad und das Schloss in Fischau. Unter der Leitung des erzherzoglichen Güterdirektors Wilhelm Stöger, wurde das Bad umgebaut und vergrößert, und am 1. Juni 1900 eröffnet. Das Schloss und der Schlosspark wurde von Erzherzog Reiner für den Tourismus geöffnet und der Ausbau der der Eisensteinhöhle wurde von ihm finanziert. Durch die Neueröffnung des Bades unter Erzherzog Reiner wurden viele Adelige, Großbürger, Fabrikanten und Geschäftsleute angelockt, die im Zuge einer Sommerfrische in Fischau den adeligen Lebensstil imitieren wollten. Seither wurde Fischau zum Sommerfrische-Ort mit Tradition. Viele Besucher*innen kamen auf Grund der Heilwirkung, die berühmte Ärzte, wie der kaiserliche Leibarzt Houmburg und Hofrat Dr. Neusser dem Thermalwasser zuschreiben. [1]

Leo Woerl schrieb in seinem Führer durch Wiener Neustadt und Umgebung 1904: „Fischaus Quellen erweisen sich bei Blutleere wirksam, auch eignet sich der Ort besonders für Genesende zur Erholung, da sich in der Nähe schöne Fichtenwälder befinden. Spazierwege und Ausflüge dehnen sich zu allen Seiten hin aus.“ [2]

Um 1900 wollten viele in Städten lebende Menschen mehr Zeit in der unberührten Natur verbringen. Aus Kostengründen übersiedelten sie jedoch nur während des Sommers für mindestens zwei Monate an Sommerfrische-Orte wie Fischau. Während die Männer meist Sonntag Abend mit dem Busserlzug nach Wien reisten um unter der Woche den Geschäften nachzugehen, blieben Frauen und Kinder den ganzen Sommer in Fischau. Förderlich für Besucher*innen war die gute Erreichbarkeit, vor allem von Wien, wodurch die Zahl der Besucher*innen anstieg. Vor 1900 kamen die Reisenden mit Postkutsche und Stellwagen nach Fischau. Ab 1893 gab es in den Sommermonaten regelmäßigen Stellwagenverkehr von und nach Wiener Neustadt. Der Bau der Eisenbahn wurde ab 1897 nach Fischau ausgebaut, Lokomotiven fuhren von und nach Wiener Neustadt und Wien. Am Bahnhof legte Theodor Wichmann einen Park an, damit die mit der Bahn Reisenden auf einem schattige Weg zum Bad gelangen konnten. Ab 1920 kamen auch mehr Autos auf, aus welchem Grund die Dreistettnerstraße (auch Bergstraße genannt) erschlossen wurde. [1]

Die meisten Besucher*innen lebten während ihrer Sommerfrische in Sommerwohnungen. Die Hausbesitzer*innen der Wohnungen zogen vorübergehend in den Stadl, Abstellräume oder den Keller des Hauses. Wohlhabende Familien wohnten in gemieteten, gekauften oder gebauten Villen und Landhäusern. Der Kauf und Umbau des Bades durch Erzherzog Reiner löste einen Bauboom aus, durch welchen Villenviertel in der Hofackergasse, Rainergasse, Hanuschgasse, Institutsgasse und Neussergasse entstanden. Die meisten Villen wurden wie auch das Fischauer Bad schönbrunnergelb gefärbt und veränderte die Landschaft zu einem bürgerlich-städtischen Stil.

Vor dem Weltkrieg wurden 32.000 Nächtigungen gezählt, danach kam es zu weit geringeren Besucher*innenzahlen von nur 600. Nach dem Abzug der Sowjetische Streitkräfte, welche großen Wohnungsbedarf benötigten, stieg die Anzahl der Nächtigungen wieder auf 13.000 an. Jedoch veränderte sich das Reiseverhalten der Menschen und die Dauer das Aufenthaltes der Besucher*innen verringerte sich stätig.[1]

Damenbad Fischau Thermalbad

In der Zwischenkriegszeit kam vor allem die wohlhabende Mittelschicht nach Fischau, darunter Angestellte, Beamt*innen, Lehrer*innen und Geschäftsleute die in Fischau ein paar Wochen Urlaub machten. Statt den saisonalen Besucher*innen kamen große Massen an Menschen am Wochenende in Form von Tagesausflügen nach Fischau.[1]

Wegen der vielen Besucher*innen wurde das Bad ab 1925 von Hans Goldschmied um ein ovales Damenbad und neue Kabinenreihen erweitert. Das Herrenbad wurde vergrößert und ein zweistöckiger Kabinentrakt wurde am Fuße des Beckens erbaut. Die Kabinen wurden Teils im Stil der Gründungsjahre und Teils in schlichterer Form errichtet. Herrenbad und Frauenbad wurden durch einen hohen blickdichten Holzzaun voneinander getrennt.[1][2][3]

Am 19.Juli 1925 durften zum ersten Mal Frauen und Männer gemeinsam im Becken des Herrenbassins baden. Familien forderten von Badeverwalter Edmund Wessely die Möglichkeit den Sonntag gemeinsam mit ihren Familien beim Baden zu verbringen und warfen ihm konservative Badeführung vor. Gemeinsames Baden wurde nur stundenweise erlaubt, der Zaun blieb vorerst bestehen.

Fritz Grünbaum schrieb in einem Lied über das gemeinsame Badeerlebnis: „Ich hab’das Fräul’n Helen‘ baden sehe‘n, das wahr schön." [1]

Denkmal- und Naturschutz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Laut Bescheid GZ 11.008/4-555/3/92 vom 16.November 1992 stehen folgende Baulichkeiten des Fischauer Bades unter Denkmalschutz:

Kabinen Fischau Thermalbad
  • Eingangstrakt (Eingang und Büro)
  • Eingangstrakt (Kasse und Sauna)
  • Buffet
  • Kesselhaus- Wohnung
  • Reischerhaus
  • Herrenbecken
  • Frauenbecken
  • Kabinentrakt neben Eingangstrakt
  • Kabinentrakt neben Herrenbecken
  • Kabinentrakt neben Parkplatz
  • Kabinentrakt neben Restaurant

Unter Naturschutz wurden mit dem Bescheid 9-N-9631/5 vom 25. August 1997 und dem Bescheid 9-N-86138/10 vom 11. Februar 1997 die Höhlen und die drei Thermalquellen die zur Trinkwasserspeisung und zur Speisung der Schwimmbecken dienen. [4]

Seit der Stellung unter Denkmalschutz 1991 und dem Erwerb der Badeanlage von der Familie Habsburg durch die Gemeinde 1993, wird das Bad laufend und zeitgemäß den Anforderungen entsprechend sensibel weiterentwickelt.

Zum Anlass des einhundert jährigen Jubiläums des Bades wurde im Jahr 2000 ein Nutzungs- und Gestaltungsplan konzipiert. Das Ziel war eine zeitgemäße und attraktive Weiterentwicklung des Bades in Abstimmung mit dem historischen Bestand unter Berücksichtigung des Natur- und Denkmalschutzes. Die beiden großen Becken wurden in ihrer Gesamtheit (Becken, Treppen, Geländer, Handlauf) historisch erhalten. Im Konzept kritisiert wurde bei der Dokumentation des Bestandes, unter anderem, dass sich einzelnen Bauelemente in unterschiedlichen Zuständen befinden und dass der Bachlauf für Badegäste wegen der baulichen Situation nicht zugänglich und erlebbar ist.[4]

Die letzte Erneuerung war im Jahr 2017 die Neuerrichtung von Sanitäranlagen mit WC und Duschen. Auf Wunsch des Bundesdenkamlschutzes wurden jene, in einem anderen und modernerem Stil als die historischen Gebäude errichtet. [5]

Kulturvermittlung und Kommunikation damals[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Noch vor 1900 legte der Fischauer Verschönerungsverein Lithographien und Ansichtskarten auf, die später auch in Gasthöfen und Ausflugslokalen vertrieben wurden. Ziel war die Bewerbung des Ortes und die Steigerung der Besucherzahlen. Die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts wurden als „Gruß-aus-Fischau-Zeitalter“ bezeichnet. Ansichtskarten erfreuten sich großer Beliebtheit. Das Fischauer Postamt erkannte den Trend und öffnete seine Türen auch Sonntags zwischen 10 und 12 Uhr um die Kommunikationslust vor allem der Tourist*innen weiter zu steigern. Nach der Eröffnung des Bades und seinem Umbau 1925 ließ die Badeverwaltung Fremdenverkehrsprospekte drucken. Außerdem wurden Anzeigen in Wiener Journalen und Badebüchern inseriert. Ein weiteres beliebtes Werbemittel der Zeit waren "Häferl" mit Fischau-Drucken die gerne als Souvenir und zur Erinnerung mitgenommen wurden.

Zu Beginn des Sommerfrische-Booms lehnten Einheimische den neuen Tourismus ab. Bald aber erkannte man die Vorteile des Tourismus, der vor allem für Bewohner welche in der Gastronomie tätig waren, zu neuem Wohlstand führte. Heurigen wurden zum beliebter Treffpunkt vieler Sommerfrischler und Gasthöfe (Habeler, Trofer, Haller, Csenar, Kürassier) erweiterten ihr Zimmerangebot und profitierten von den Reisenden.

Durch die städtischen Touristen entstanden schnell urbane Lebenswelten am Land. Die Sommerfrischler wollten auf ihre gewohnten Möglichkeiten im städtischen Raum während der Sommermonate nicht verzichten wodurch ein großes Angebot an Dienstleistungen entstand. Im Cafe Trofer wurde ein Billiardzimmer eingerichtet, das Cafe Pousek wurde in den 1930er Jahren zum Tanzlokal mit Live-Jazzmusik, ein Kino wurde eingerichtet und es gab eine Sommerbühne. Im Bad wurden große Feste gefeiert, Misswahlen veranstaltet und ein große Konzerte geboten. Es wurde ein Tennisplatz gebaut, eine Leihbibliothek, eine Buchhandlung am Bahnhof und der erste Friseur eröffnete.[1]

Kulturvermittlung und Kommunikation heute[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Hauptinformationsquelle und das Hauptwerbemittel ist heute die Website des Bades, welche regelmäßig aktualisiert wird und in einem modernen Webdesign erscheint. Neben Öffnungszeiten und Preislisten finden Besucher*innen hier Pressemeldungen, Events und Kontaktinformationen. Im Reiter "Presse" der Website kann man sehen, dass das Bad vor allem in Berichten der Lokalzeitungen präsentiert und beworben wird.[6]

Wie auch schon um die Jahrhundertwende werden Besucher*innen heute durch Events in das Bad gelockt. Zu den wiederkehrenden Veranstaltungen des Bades zählen das Neujahrstreffen bei welchem ein Neujahrsschwimmen stattfindet und das Neujahrskonzert übertragen wird, eine Feuer-Wasser-Show, Schwimmen unter Sternen und die jährliche Saisoneröffnung. Live Musik wird in der Veranstaltungsreihe Blue-Monday oder an einigen Sommerabenden im Cafe Restaurant geboten.[7]

Auf Sozial-Media-Plattformen ist das Fischauer Thermalbad nur auf Facebook vertreten. Auch hier werden aktuelle Informationen und Events geteilt[8]. Auf Instagram ziert die historische Kulisse hunderte Beiträgen von Privatpersonen unter Hashtags wie "thermalbadfischau" , "badfischau", oder Ähnlichen[9]. Auf Grund der beliebten Ästhetik des Bades wäre ein eigener Instagram-Account eventuell von Vorteil und Beliebtheit.

Durch das historische Flair, das Angebot, die Möglichkeit der ganzjährigen Nutzung, die gute Erreichbarkeit mit Öffentlichen Verkehrsmittel, die Nähe zur A2, die vorhandenen gratis Parklätze und die Events ist das Bad vor allem in den Sommermonaten mit Besucherzahlen bis zu 5000 Gästen pro Tag ausreichend frequentiert und kann als Selbstläufer bezeichnet werden[4].

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Scans "Alte Fischauer Ansichten" zur Verfügung gestellt von Bürgermeister Reinhard Kobloch. Archiviert 2011.
  • Gerold Esser: Das Thermalbad in Bad Fischau-Brunn. In: Denkmalpflege aktuell. 02/2016. Hrsg.:Amt der NÖ Landesregierung. Sankt Pölten, S.10-13.
  • DI. Gerhard Rennhofer, DI. Stefan Schmidt: Thermalbad Bad Fischau, Nutzungs- und Gestaltungskonzept. Hrsg.: Dipl. Ing. Stefan Schmidt. Wien, S. 29.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g Scans "Alte Fischauer Ansichten" zur Verfügung gestellt von Bürgermeister Reinhard Kobloch. Archiviert 2011.
  2. a b Gerold Esser: Das Thermalbad in Bad Fischau-Brunn. In: Denkmalpflege aktuell. Februar 2016, abgerufen am 30. September 2019.
  3. Isabella Marboe: Baden mit Stil. Wiener Zeitung, 26. August 2017, abgerufen am 30. September 2019.
  4. a b c DI. Gerhard Rennhofer, DI. Stefan Schmidt: Thermalbad Bad Fischau, Nutzungs- und Gestaltungskonzept. Hrsg.: Dipl. Ing. Stefan Schmidt. Wien, S. 29.
  5. Bettina Kreuter: Toilette als Highlight. NÖN. Mai 2017, S.33.
  6. Website Fischauer Thermalbad Presse. Abgerufen am 1. Oktober 2019.
  7. Website Fischauer Thermalbad Events. Abgerufen am 1. Oktober 2019.
  8. Facebookseite Fischauer Thermalbad. Abgerufen am 1. Oktober 2019.
  9. Hashtag #fischauerthermalbad auf Instagram. Abgerufen am 1. Oktober 2019.