Benutzer:Dreizung/Spielwiese/1

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Das Massaker von Bloody Falls ereignete sich am 17. Juli 1771 während einer im Auftrag der Hudson’s Bay Company von Samuel Hearne durchgeführten Expedition zur Erkundung der Kupfervorkommen am Coppermine River. Eine von Matonabbee angeführte Gruppe von Chipewyan- und Yellowknife-Indianern, die Hearne zur Mündung des Flusses begleitete, überfiel ein Lager der Inuit an den Stromschnellen, denen Hearne später den Namen Bloody Falls gab.




Samuel Hearnes Expedition zum Coppermine River[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Samuel Hearne arbeitete seit 1766 für die Hudson’s Bay Company (HBC) im Fort Prince of Wales, dem Hauptstandort des Pelzhandels im Norden ihres Territoriums. Er erhielt, den Auftrag, Gerüchten über Kupfervorkommen im Nordwesten nachzugehen. Nach zwei gescheiterten Versuchen in den Jahren 1769 Und 1770 fand er im Chipewyan-Indianer Matonabbee einen fähigen Führer, der bereits 1767 eine Karte des zu bereisenden Gebiets für die HBC angefertigt hatte. Unter Matonabbees Führung zog Hearne mit ausschließlich indigenen Begleitern zunächst entlang der Baumgrenze nach Westen und folgte anschließend den Wanderungen der Karibuherden nach Norden. Von Dezember 1770 bis Juni 1772 reiste die Expedition von der Hudson Bay bis zur Mündung des Coppermine Rivers in den Arktischen Ozean und im Bogen über den Großen Sklavensee zurück.

Schon vor Erreichen des Coppermine River schlossen sich Hearnes Zug weitere Indianer an, die allein die Absicht hatten, die Inuit zu überfallen, die in der Nähe der Mündung des Flusses mit großer Wahrscheinlichkeit anzutreffen wären. Hearne, der von der HBC instruiert war, auf friedliche Beziehungen zwischen Indianern und Inuit hinzuwirken, versuchte, sie von ihrem Vorhaben abzubringen, erregte aber nur ihren Ärger und erntete Spott. Da sein Überleben in der Wildnis allein von seinen indigenen Führern abhing, stellte er sich der Ausführung ihres Plans nicht weiter in den Weg. Nachdem Frauen und Kinder zurückgelassen worden und einige Männer umgekehrt waren, war Hearne bei Erreichen des Flusses am 14. Juli noch in Begleitung von 45 Männern der Chipewyan und Yellowknife. Unmittelbar nach der Ankunft wurden drei Späher ausgesandt, die zwei Tage später mit der Nachricht zurückkehrten, dass fünf Zelte der Inuit auf der Westseite des Flusses an den Stromschnellen stünden, die Hearne später Bloody Falls („Blutige Stromschnellen“) nennen sollte. Aus dem Hinterhalt beobachteten die Indianer das Lager und überfielen am 17. Juli gegen 1 Uhr nachts die sclafenden Inuit mit Speeren und Gewehren. Die Zahl der wehrlosen Opfer betrug laut Hearne um die 20. Die Angreifer plünderten nun die Zelte der Ermordeten und nahmen insbesondere alle Kupfergegenstände an sich.

Das Massaker wurde – wie die gesamte Expedition – zunächst nicht allgemein bekannt, da Hearnes nicht mehr erhaltene Tagebücher Eigentum der HBC waren und als Betriebsgeheimnis behandelt wurden. Erste Berichte über Hearnes Reise und das Massaker von Bloody Falls finden sich 1784 bei Thomas Pennants [1] und in James Douglas’ Vorwort zu James Cooks A Voyage to the Pacific Ocean.[2] Samuel Hearne arbeitete in seinen letzten Lebensjahren unter der Anleitung von William Wales, der als sein Ghostwriter gilt,[3] an einem Reisebericht, der drei Jahre nach seinem Tod 1795 unter dem Titel A Journey from Prince of Wales’s Fort, in Hudson’s Bay, to the Northern Ocean erschien.[4] Darin enthalten ist eine emotionale Darstellung des Massakers im literarischen Stil des Sentimentalismus.[5] Sie enthält mehrere Details, die wahrscheinlich fiktiv sind. Im Zentrum der Erzählung steht der Tod einer jungen Frau, die sich – von einem Speer durchbohrt – um Hearnes Beine schlingt, und die er vor ihren grausamen Verfolgern nicht beschützen kann. Ergreifend ist auch die Geschichte einer fast blinden alten Frau, die an den Stromschnellen Lachse fängt und vom Massaker an den Zelten nichts bemerkt hat. Sie wird auf brutale Weise ermordet, wie auch ein alter Mann auf der östlichen Flussseite, wo weitere sieben Inuit-Zelte stehen.[6]

Das Massaker von Bloody Falls war nur eines aus einer Reihe ähnlicher Ereignisse. Seine Besonderheit besteht darin, dass ein Europäer nicht nur anwesend war, sondern auch darüber schrieb. In der mündlichen Überlieferung der Inuit wie auch der Indianer hat es keine erkennbaren Spuren hinterlassen. Die Beziehungen zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen war noch bis in das 19. Jahrhundert von Gewalt bestimmt. Zum Beispiell kämpften von 1789 bis zu einem Massaker im Jahr 1850, bei dem vier bis sechs Inuit am Mackenzie River erschlagen wurden, Inuit und indianische Kutchin mindestens zwölf Mal miteinander. [7]




, die heute als fiktionalisiert


Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Robin McGrath: Samuel Hearne and the Inuit Oral Tradition. In: Studies in Canadian Literature. Band 18, Nr. 2, 2008, S. 94–109 (englisch, unb.ca).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Thomas Pennant: A Journey from Prince of Wales’s Fort, in Hudson’s Bay, to the Northern Ocean. Undertaken by Order of the Hudson’s Bay Company. For the Discovery of Copper Mines, a North West Passage, etc. in the Years 1769, 1770,1771, 1772. Band 1. Henry Hughs, London 1784, S. 175 f. (englisch, biodiversitylibrary.org).
  2. James Cook: A voyage to the Pacific Ocean. Band 1. Dublin 1784, S. 51 ff. (englisch, archive.org).
  3. Adriana Craciun: Writing the Disaster: Franklin and Frankenstein. In: Nineteenth-Century Literature. Band 65, Nr. 4, 2011, S. 433–480, doi:10.1525/ncl.2011.65.4.433 (englisch).
  4. Samuel Hearne: A Journey from Prince of Wales’s Fort, in Hudson’s Bay, to the Northern Ocean. Undertaken by Order of the Hudson’s Bay Company. For the Discovery of Copper Mines, a North West Passage, etc. in the Years 1769, 1770, 1771, 1772. London 1795 (englisch, archive.org).
  5. Bridget B. Kennedy: From Georgian England to the Arctic: Gender and Cultural Transformation in the Samuel Hearne Expeditions (1769–1772). In: The Gettysburg Historical Journal. Band 20, 2021, S. 63–100 (englisch, gettysburg.edu).
  6. Samuel Hearne: A Journey from Prince of Wales’s Fort, in Hudson’s Bay, to the Northern Ocean. S. 153 f.
  7. Robin McGrath: Samuel Hearne and the Inuit oral tradition. In: Studies in Canadian Literature. Band 18, Nr. 2, 2008, S. 94–109 (englisch, unb.ca).