Benutzer:Ernst Kausen/test3

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Der Lollarer Kirchberg erhebt sich östlich über der Lahn gegenüber dem Dorf Ruttershausen, zu dessen Gemarkung er heute gehört. Kirchberg und Ruttershausen bilden einen Ortsteil der Stadt Lollar im Landkreis Gießen. Lollar liegt zwischen den Universitätsstädten Gießen und Marburg, 10 km nördlich von Gießen, 22 km südlich von Marburg.

Der Kirchberg wird erstmals in einer Urkunde von 1227 erwähnt. Vermutlich befand sich dort in früherer Zeit ein vorchristlicher Kult- und Gerichtsplatz, der dann während der Christianisierung Hessens im 8. Jahrhundert in eine christliche Kultstätte umgewandelt wurde. Diese Kirche wurde zur Mutterkirche des Kirchspiels Kirchberg, zu dem unter anderem die Orte Ruttershausen, Staufenberg, Lollar, Mainzlar, Daubringen, Wißmar, Salzböden, Heibertshausen, Einshausen und Deckenbach gehörten. 1237 war der Kirchberg Gerichtssitz in der Grafschaft Ruchesloh.

Die kunstgeschichtlich bedeutsame spätgotische Hallenkirche auf dem Kirchberg wurde 1495 bis 1508 erbaut. Dabei fanden Teile eines romanischen Vorgängerbaues, insbesondere der Turm, Verwendung. Die Glocken stammen aus den Jahren 1310, 1380 und 1432. Zu den wertvollen Ausstattungsstücken gehören das spätgotische große Kruzifix auf dem Altar, das Rokokogehäuse der Orgel und drei farbig gefasste Doppelgrabsteine aus der Zeit um 1600. Im Jahr 2008 wurde der 500. Jahrestag der Kirchweih gefeiert.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gegenüber Ruttershausen erhebt sich auf dem östlichen Lahnufer unmittelbar aus der Lahnaue die steile Felskuppe des Kirchbergs. Die naturräumliche wie kultur- und politisch-geographische Lage lässt die Lahntalenge von Kirchberg zur deutlichen Abgrenzung zwischen dem Marburger und Gießener Lahntal werden.

Das gegenüber liegende Ruttershausen dürfte schon in fränkischer Zeit als Sicherung der hier den Fluss auf einer Furt querenden alten Höhenstraße Herborn - Amöneburg bestanden haben, die zwischen dem Altenberg und dem Lützenberg hindurch nach Ruttershausen - Kirchberg und weiter über Staufenberg führte, wo sie Anschluss an die "Langen Hessen" fand.

Bis zum Bahnbau 1846/47 floss die Lahn in einem Bogen unmittelbar am Fuß des Kirchberger Kopfes vorbei, so dass zwischen diesem und Ruttershausen eine breite Aue lag, von der aus bei Hochwasser das auf der Nierderterrasse gelegene Dorf oft überschwemmt wurde. Mit dem Abschneiden der Flussschlinge durch die Bahntrasse wurde ein neuer, geradliniger Verlauf erzielt, der Kirchberg ist seitdem durch die Bahntrasse von der Lahn getrennt. Dadurch kommt die einst hervorgehobene Lage des Kirchbergs heute nicht mehr voll zur Geltung, die ihn wahrscheinlich schon in germanischer Zeit zu einer Gerichts- und Kultstätte prädestinierte.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor der urkundlichen Ersterwähnung 1227[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das untere Lumda- und Salzbödetal mit der Lahntalenge von Ruttershausen - Kirchberg mag um 500 n. Chr. einen Hundertschaftsbezirk oder eine "Zent" (von lateinisch centum = hundert) gebildet haben, deren Namen nicht mehr bekannt ist und die später zur "Zent Kirchberg" wurde. Als unterste Verwaltungseinheit lebte die Zent als "Zentgericht Kirchberg" (später Lollar) bis in die Neuzeit weiter. Aller Wahrscheinlichkeit umfasste die alte Zent die Orte Ruttershausen, Lollar, Mainzlar, Daubringen, Odenhausen, Salzböden, Wißmar, die heutigen Wüstungen (also aufgegebenen Ortschaften) Einshausen, Dickenbach, Neudorf, Ernsdorf, Burschied, später kamen noch Friedelhausen, Heibertshausen und die Burgsiedlung Staufenberg hinzu. Die Lahn teilte den Zentbezirk in zwei fast gleich große Gebiete, sie stellte allerdings kaum ein Verkehrshindernis dar, da man sie an vielen Stellen mühelos auf Furten überqueren konnte, wenn nicht gerade Hochwasser herrschte.

Es ist bekannt, dass die ersten christlichen Missionare an die Sitten und Kultplätze der germanischen Vorfahren anknüpften, um den Widerstand gegen den neuen Glauben zu verringern. Deshalb wurden Kirchen häufig an der Stelle älterer Kultgebäude errichtet. Die erste aus Holz erbaute Kapelle sollen iro-schottische Mönche unter Lullus - einem Schüler des Bonifatius - schon zwischen 770 und 780 auf der später Kirchberg genannten Erhebung errichtet haben. Einen Beleg gibt es dafür nicht.

Die alte Zent Kirchberg war zunächst ein Teil des Oberlahngaus mit dem Verwaltungssitz Amöneburg. Um das Jahr 1000 gehörte das Kirchberger Gebiet zur Grafschaft Gleiberg, die sich aus dem alten Gau herausgebildet hatte und seit etwa 1150 in selbständige Herrschaftsgebiete zerfiel. Wahrscheinlich wurde das Kirchspiel Kirchberg vom Erzbistum Mainz aus etabliert, es gehörte lange Zeit zum Archidiakonat Mainz. Somit bildete die Kirchberger Flussenge schon früh einen Mainzer Sperrriegel zwischen der einstigen Grafschaft Gleiberg bzw. dem späteren Territorium der hessischen Landgrafen mit ihrem Hauptsitz in Marburg.

In seiner für die Siedlungs- und Territorialentwicklung wesentlichen Bedeutung als frühestes Kirchspielzentrum an der Nordbegrenzung des Gießener Beckens ist Kirchberg das Gegenstück zu Großen-Linden für das südliche Gießener Becken. Die territorialen Auseinandersetzungen um diese Schlüsselsstelle zwischen Mainz und Hessen verlagerten sich im 14. Jahrhundert auf eine solche zwischen Hessen und Nassau.

Die Grafschaft Gleiberg - zu der die Zent Kirchberg gehört - fiel im Jahre 1158 an die Merenberger. Diese hatten einen Witwensitz in Odenhausen und besaßen Güter in Odenhausen, Ruttershausen und Neuendorf.

Von der Ersterwähnung bis zur Reformation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1227 In einer Gerichtsurkunde vom 2. März 1227 unterschreibt der Plebanus (Gemeindepfarrer) Reinherus de Kyrberg als Zeuge in einem Rechtsstreit. Damit wird Kirchberg erstmals urkundlich erwähnt, außerdem die dortige Existenz eines Pfarrsitzes bestätigt. Kirchberg gehörte kirchenorganisatorisch zum Dekanat Amöneburg im Archidiakonat des Propstes von St. Stephan im Erzbistum Mainz und war Mittelpunkt eines Sendbezirks. Die Sendkirchen stellen in der Regel die älteste Schicht der Pfarrorganisation dar. Der Zeitpunkt der Gründung der Pfarrei Kirchberg ist nicht bekannt.
  • 1237 Im 13. Jh. zählten Daubringen, Lollar, Mainzlar, Ruttershausen, Staufenberg Odenhausen, Salzböden, Wißmar und mehrere später aufgegebene Dörfer (Wüstungen) zum Kirchspiel Kirchberg. 1237 ist Kirchberg Gerichtssitz in der Grafschaft Ruchesloh.
  • 1327 Kirchberg hat gegenüber anderen Kirchspielen eine herausgehobene Bedeutung erlangt. Der damalige Pfarrer stand im Range eines Dekans. Fast genau 100 Jahre nach ihrer ersten urkundlichen Erwähnung erfuhr die Kirche zu Kirchberg im Jahre 1327 eine beondere Auszeichnung: für sie wurde ein Ablassbrief vom Papst Johannes XXII. in Avignon ausgestellt.
  • 1333 Die Grafschaft Gleiberg - und damit Kirchberg - fällt an den Grafen Johann von Nassau-Weilburg.
  • 1366 Johann von Nassau lässt eine Burg bei Kirchberg bauen: zum Schutze seiner Liegenschaften, auch um die hessische landgräfliche Verbindungsstraße zwischen Gießen und Marburg zu überwachen und sich den eigenen nördlichen Amts- und Botenweg nach Treis und Londorf zu sichern. Heinrich II. von Hessen, "der Eiserne", sah die neue Burg bei Kirchberg als eine Bedrohung an. Bereits im Jahre 1372 griff er die Burg an, zerstörte sie und machte "20 wehrhafte Mannen" zu Gefangenen. - 1367 wird in Kirchberg erstmals eine Schule errichtet, die jedoch nur wenige Jahre bestand hatte.
  • 1396 Die Orte Wißmar, Odenhausen und Salzböden gehören nicht mehr zur Zent Kirchberg, sie umfasst nur Lollar, Ruttershausen, Mainzlar und Daubringen. Die Zent gerät immer mehr in die Territorialpolitik der hessischen Landgrafen, die die Verbindungswege ihres Widersachers, des Erzbischofs von Mainz, zu seinen Besitzungen an Ohm und Eder zu unterbinden sucheten.
  • 1450 Der Sendbezirk (Sedes) Kirchberg umfasste im 15. Jahrhundert nach dem Synodalregister des Archidiakonats St. Stephan in Mainz die Siedlungen Burscheid, Daubringen, Duckenbach, Heibertshausen, Kirchberg, Lollar, Mainzlar, Odenhausen, Ruttershausen und Wißmar sowie Salzböden.
  • 15. und 16. Jh. Im 15. und 16. Jahrhundert befand sich das Gericht Kirchberg unter der gemeinsamen Landesherrschaft der Landgrafschaft Hessen und der Grafschaft Nassau-Weilburg (Gemeines Land an der Lahn). Als Pfarrei war Kirchberg mit folgenden Rechten und Funktionen ausgestattet: Seelsorge (cura animarum), Taufe (baptisterium), Begräbnis (cimiterium oder sepultura) und Zehnterhebung. Das starke Interesse an Kirchberg kann nur mit der gehobenen kirchenrechtlichen Stellung der Kirche, mit der Funktion und Tradition als Sendort und als Pfarrkirche begründet werden. Kirchberg war mit seinem Friedhof der Begräbnisort für die eingepfarrten Orte.
  • 1495 - 1508 Die heutige spätgotische zweischiffige Hallenkirche in Kirchberg wird erbaut. Dabei werden Teile des Vorgängerbaues, insbesondere des Turmes und Langhauses, verwendet, ebenso die Glocken aus dem 14. und 15. Jh. Bauherren bzw. Stifter waren Burgmannen der Burg Staufenberg, die Herren von Rau und von Schabe, hinzu kamen die Herren von Rolshausen, von Trohe und die Grafen von Ziegenhain, deren sechsstrahliger Stern zweimal am Bau erhalten geblieben ist. (Siehe auch die Beschreibung der spätgotischen Hallenkirche.)
  • 1526 Der Anstoß zur Einführung der Reformation in Kirchberg ist in engem Zusammenhang mit der Reformation der Landgrafschaft Hessen durch Philipp den Großmütigen in den Jahren seit 1526 zu sehen. Da Kirchberg gemeinschaftlich von Hessen und Nassau verwaltet wurde (Gemeines Land an der Lahn), ist aber auch der Einfluss Graf Philipps III. von Nassau-Weilburg zu berücksichtigen, der in seiner Grafschaft erst nach 1532 mit der Einführung der Reformation begann. Als "Reformator von Kirchberg" wird Pfarrer Heiderich Grebe (ca. 1485 - ca. 1536) genannt.

16. - 18. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1532 Im Pfarrwäldchen wird ein Siechenhaus für die Kranken (Siechen) des Gerichts Kirchberg erbaut. Der Hof, der jetzt der Familie Geißler gehört, wird ebenfalls schon früh erwähnt.
  • 1576 Im Kirchspiel Kirchberg wütet die Pest. Zum Kirchspiel gehören nur noch Daubringen, Lollar, Mainzlar, Ruttershausen und Staufenberg.
  • 1585 Das Gemeine Land an der Lahn wird zwischen Hessen-Marburg und Nassau-Weilburg aufgeteilt. Damit geht das Gericht Kirchberg-Lollar in den alleinigen Besitz von Hessen-Marburg über.
  • 1591 Wilhelm Dilich veröffentlicht in diesem Jahr seine Synopsis descriptionis totius Hassiae mit 50 Federzeichnungen hessischer Städte. Darunter befindet sich auch eine Ansicht von Staufenberg mit dem Kirchberg, der Lahn und Ruttershausen im Vordergrund. Auf dieser Zeichnung, gleichzeitig die älteste Ansicht des Kirchbergs, sieht man bereits eine Brücke über die Lahn und in Ruttershausen den Turm des adeligen Gutshofes.
  • 1604 Nach dem Tod von Landgraf Ludwig IV. wird die Landgrafschaft Hessen-Marburg unter seinen beiden Neffen, den Landgrafen von Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt, aufgeteilt. Das gericht Kirchberg gehört seitdem zu Hessen-Darmstadt. Um das oberhessische Erbe werden in der Folge langwierige kriegerische Auseinandersetzungen ("Hessenkrieg") zwischen Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt geführt.
  • 1618 – 1648 Der 30-jährige Krieg trifft auch das Kirchspiel Kirchberg mit verheerenden Folgen. Im Kirchspiel wütet die Pest, 1629 derart massiv, dass die Toten nicht mehr registriert werden, 1635 sterben mehr als 250 Personen daran. 1636 lagern hier schwedische Truppen, 1640 fügen bayrische Truppen den umliegenden Dörfern großen Schaden zu.
  • 1645 - 1648 Gegen Ende des 30-jährigen Krieges kulminiert die Auseinandersetzung um das oberhessische Erbe im regionalen Hessenkrieg. Dabei wird Ruttershausen bis auf wenige Gebäude eingeäschert und auf dem Kirchberg der Pfarrhof verwüstet. Im Laufe dieser kriegerischen Auseinandersetzung wird auch die Burg Gleiberg zerstört (1646) und am 27. Mai 1647 die Staufenberger Oberburg "sambt dem Thurm gantz übern Haufen geworfen und eingeäschert". Die Bevölkerung des Kirchspiels wird durch die Kriegsfolgen dezimiert.
  • 1658 Die Michaeliskapelle auf dem Friedhof wurde abgebrochen. Sie hatte einen höheren Turm als die Kirche. Nach der Einführung der Reformation (1527) war die Kapelle aufgegeben worden.
  • 1708 Das jetzige Pfarrhaus wurde erbaut.
  • 1746 Im Chor wurde eine Orgelempore errichtet, die bis 1926 bestand. Seit 1770 steht die fünfteilige Rokoko-Orgel auf der Nordempore. Die spätbarocke Orgel wurde vom Giessener Orgelbauer Johann Heinemann gebaut.

19. und 20. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1805-1849 Johann Georg Ludwig Klingelhöffer ist Pfarrer von Kirchberg. Geb. 1772 in Biedenkopf, Sohn eines Amtmanns und Regierungsrates, Studium in Gießen, Hauslehrer in Battenberg, 1794-1804 Bergprediger in Thalitter, Eheschließung 1794. Klingelhöffer hatte 6 Kinder, zwei seiner Söhne zogen nach Arnerika. Er impfte über 600 Kinder gegen die Blattern und veröffentlichte darüber mehrere Aufsätze im Reichsanzeiger. 1844 zum 50jährigen Dienstjubiläum wurde er Kirchenrat und starb 1854 in Gießen.
  • 1936-1947 Friedrich Metzler ist Pfarrer von Kirchberg, geb. 1908 in Gau-Odernheim (Rheinhessen),1933 Pfarrassistent in Alzey, kam 1947 nach Wiesbaden, Verfasser der Festschrift "Unser Kirchspiel". Pfarrassistenten: Alfred Wich aus Weilburgund Lothar Biedenkopf (1938).
  • 1946 Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges änderte sich die konfessionelle Zusammensetzung der Bevölkerung, die Neuaufgenommenen waren fast durchweg katholisch. Die evangelischen Gemeinden stellten ihre Kirchen den katholischen Glaubensbrüdern für Gottesdienste und Taufen zur Verfügung.
  • 1949 Auf Grund einer 1949 von Pfarrer Friedel Nies verfassten Denkschrift wurde die Pfarrassistentenstelle zur "Pfarrei Kirchberg II mit Sitz Lollar" aufgewertet, da Lollar inzwischen 4.000 Einwohner hatte. Ein eigener Kirchenvorstand beschloss als erstes den Bau eines Pfarrhauses in der Daubringer Straße.
  • 1950 Bei der Umorganisation der Evangelischen Landeskirche von Hessen und Nassau schuf man 1950 als Teil des Visitationsbezirks Oberhessen ein neues Dekanat Kirchberg, das mit dem alten Kirchspiel nur den Namen gemeinsam hat, denn es umgreift nicht nur das untere, sondern auch das mittlere Lumdatal sowie die Wiesecker Talschaft.
  • 1968 Die spätbarocke Orgel aus dem Jahr 1777 wird restauriert und die Tonlage der Orgel um einen Halbton verändert.
  • 1976 Am 31. August 1976 wird eine selbstständige Kirchengemeinde Kirchberg-Rutterhausen eingerichtet.
  • 1980-1994 Dr. Martin Breidert, ist Pfarrer von Kirchberg. Dr. Breidert nimmt die Aufgaben der Kirchengemeinden Kirchberg I und Kirchberg Ruttershausen gemeinsam mit deiner Frau Ellen Hojgaard Breidert war.
  • 1988 In Ruttershausen wird das Gemeindezentrum der Evangelischen Kirchengemeinde in der Hellenbergstraße eingeweiht.
  • 2003 Die Renovierungsarbeiten im Innenbereich der Kirche werden vorangetrieben. Bei dieser Maßnahme wurden die Innenwände gereinigt. Die aus dem Jahr 1777 stammende Orgel wird 2004 unter der Federführung der Licher Orgelbaufirma Förster und Nicolaus erfolgreich renoviert und restauriert.

Die spätgotische Hallenkirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1495 bis 1508 wurden die heutige spätgotische Hallenkirche in Kirchberg erbaut. Dabei wurden Teile des romanischen Vorgängerbaues verwendet, insbesondere der Turm und Teile des Langhauses. Die Glocken, die aus den Jahren 1310, 1380 und 1432 stammen, werden bis heute weiter benutzt. Die zweischiffige Halle und der polygonale Chor wurden im spätgotischen Stil neu errichtet. Bauherren bzw. Stifter waren Burgmannen der Burg Staufenberg, die Herren von Rau und von Schabe, hinzu kamen die Herren von Rolshausen, von Trohe und die Grafen von Ziegenhain, deren sechsstrahliger Stern zweimal am Bau erhalten geblieben ist.

Entgegen dem damals üblichen Vorgehen baute man die neue Kirche von Westen nach Osten, was die Jahreszahlen am Bau beweisen (Bauinschrift am Westportal von 1495). Die Ursache dafür ist die zur Bauzeit noch bestehende Vorgängerkirche, von der zuerst das Schiff abgebrochen wurde, um das neue zweischiffige Langhaus zu bauen. Anschließend brach man den alten Chor ab und baute den jetzigen gotischen Chor. Beweis dafür ist eine am Ostende des Schiffdaches befindliche Fachwerkwand, die den Dachraum während des Chorbaues verschließen musste.

Die gliedernden Teile am Schiff sind aus rotem, die am Chor aus grauem Sandstein, an Turm und Sakristei wurden beide Steinarten verwendet. Schiff und Chor haben einen Sockel, der ältere Turm nicht. Das Kirchendach ist über steinernen Gesimsen errichtet, der Turm hat ein Holzgesims.

Nach Fertigstellung der Kirche - aber noch in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts - entstand der Sakristeianbau. Gleichzeitig baute man die drei mauerbündigen Fenster im Schiff ein, die gegenüber den originalen auffallen, die mit innerer und äußerer Laibung versehenen sind. Dass der Turm älter als die restliche Kirche ist, beweist auch ein kleines rundbogiges romanisches Fenster in seiner Ostseite. Ein romanischer Kämpfer befindet sich noch am Übergang von Schiff und Chor.

Die auffällige seitliche Stellung des Turms rührt schon von der romanischen Vorgängerkirche her, sonst ist sie im Kreis Gießen nur noch von Treis an der Lumda bekannt. Der Turm zeigt vier dicke Pfeiler mit gleich weiten Öffnungen im Erdgeschoss, die allerdings später durch schwächwerer Füllmauern geschlossen wurden. Möglicherweise wurde in vorreformatorischer Zeit die Taufhandlung in der Turmhalle vorgnommen. Die heutige Turmspitze ist nur vier Meter höher als das Schiffdach, der alte Turm war wahrscheinlich höher. Der Turmhelm sitzt als achtseitige Pyramide auf vier Dreiecksgiebeln. Durch den niedrigen Turm an der Südseite des Langhauses wirkt die Kirche insgesamt gedrungen.

Der Kirchenraum ist eine Besonderheit, da er als zweischiffige Halle erbaut wurde. Acht unterschiedlich große Kreuzrippengewölbe sitzen auf drei in einer Reihe außermittig stehenden Rundsäulen. Die Gewölbe haben fünf schmucklose Schlusssteine und einen mit dem Ziegenhainer Stern. Dem etwas breiteren Südschiff ist der geräumige Chor ostwärts vorgesetzt. Er hat einen annähernd quadratischen Grundriss mit ansdchließendem 3/8-Chorschluss. Den Chor überspannt ein Netzgewölbe, dessen Rippen auf 3/4-Diensten stehen. Bis 1637 stand die Kanzel an der Säule vor dem Chor. Wegen des Emporeneinbaus im Schiff bekam sie dann ihren Platz am Chorbogen. Aus dieser Zeit stammen auch die kleinen Fenster unter der Empore. 1746 wurde im Chor eine Orgelempore errichtet, die bis 1926 bestand. Seitdem steht die Rokoko-Orgel von 177o auf der Nordempore, sie wurde wahrscheinlich von Johann Andreas Heinemann errichtet.

Zu den wertvollen Ausstattungsstücken gehören das spätgotische große Kruzifix auf dem Altar, der spätmittelalterliche Taufstein, das Rokokogehäuse der Orgel (1770) und drei farbig gefasste Renaissancegrabmähler mit figürlichen Darstellungen, Ornamenten und Wappen.

Im Norden wird die Kirche vom 1718 erbauten Pfarrhof (Fachwerkbau), an der Südseite durch einen baumbestandenen Kirchhof gerahmt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geschichte
  • Schneider, Ernst: Das Kirchspiel Kirchberg. Selbstverlag, Lollar 1964.
  • Huttarsch, Reinhold und Michael Müller: Lollar beiderseits der Lahn. Stadt Lollar, Lollar 1984.
  • Magistrat der Stadt Lollar: 750 Jahre Lollar. 1242 - 1992. Stadt Lollar, Lollar 1992.
Exkursions- und Reiseführer
  • Schulze, Willi und Harald Uhlig: Gießener Geographischer Exkursionsführer. Band II. Brühlscher Verrlag, Gießen 1982.
  • Großmann, G. Ulrich: Dumont Kunstreiseführer Mittel- und Südhessen. Dumont Buchverlag, Köln 1995.
  • Weyrauch, P.: Die Kirche auf dem Kirchberg. In: Die Kirchen des Altkreises Gießen. Gießen 1979.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Koordinaten: 50° 40′ N, 8° 43′ O