Benutzer:EvaK/Wirtschaftsgeschichte von Höchst am Main

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Höchst am Main hatte seit ihrer Stadterhebung im Jahr 1355 eine wechselhafte wirtschaftliche Entwicklung. Die Stadt wurde von ihren kurmainzischischen Landesherren als Tochterstadt von Mainz vor den Toren der Freien Reichsstadt Frankfurt im Konkurrenzkampf der beiden Städte entwickelt.

Vom Mittelalter bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts: Markt und Zoll[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zweite Stadtrechtsurkunde von 1356 mit dem Marktrecht

Wesentlicher Grundlage der Höchster Wirtschaft war das 1356 verliehene Marktrecht. Durch den Höchster Markt mit seinen Handelsprivilegien entwickelte sich Höchst bis zum Dreißigjährigen Krieg zu einem Unterzentrum westlich von Frankfurt. Landprodukte und die Fänge der Mainfischer aus den zu Mainz gehörenden Umlandgemeinden mußten erst auf dem Höchster Markt zu vorgeschriebenen Preisen angeboten werden, bevor sie anderweitig verkauft werden durften. Dies verschaffte der Stadt wirtschaftliche Vorteile. Der Höchster Markt behielt durch die Jahrhunderte seine Bedeutung, er feierte 2006 sein 650jähriges Bestehen.[1]

Ein weiterer Wirtschaftsfaktor war der in Höchst erhobene Mainzoll. Sämtliche den Main bei Höchst passierenden Schiffe mußten hier anladen und Abgaben leisten. Passagiere und Schiffsleute gingen meist an Land, um in Höchster Wirtshäusern zu speisen. Der Höchster Mainzoll wurde erst 1866 abgeschafft, als Höchst zu Preußen kam.

Der Dreißgjährige Krieg brachte einen erheblichen wirtschaftlichen Einschnitt für Höchst. Die Stadt wurde mehrfach besetzt und geplündert, das Schloß zerstört. Von den Kriegsfolgen erholte sich Höchst in den kommenden 150 Jahren nur langsam.

Ab der Mitte des 18. Jahrhunderts: Erste Industrialiserung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Alte Porzellanhof der Porzellanmanufaktur
Restaurant Hartmann
Fotografie von 1870

Die Gründung der Höchster Porzellanmanufaktur im Jahr 1748 brachte erste neue wirtschaftliche Impulse und eine ersten Ansatz von Industrialisierung nach Höchst. Das Unternehmen konnte sich in der unruhigen Zeit des späten 18. Jahrhunderts jedoch nicht stabilisieren, zumal es für das Luxusgut Porzellan nur einen kleinen Kundenkreis gab. 1798 ging die Manufaktur nach 50 Jahren Produktion in Konkurs.

Der Mainzer Erzbischof Emmerich Joseph von Breidbach zu Bürresheim ließ 1768 die Höchster Neustadt zur Erweiterung und wirtschaftlichen Entwicklung Höchsts gründen. Das Projekt ging jedoch nur schleppend voran, da in der Altstadt genügend preisgüstiger Baugrund vorhanden war und das Bauen aufgrund der Topografie der Neustadt erhebliche Mehrkosten mit sich brachte. 1771 siedelte sich auf Einladung die italienische Handelsfamilie Bolongaro in Frankfurt an und errichtete in der Neustadt den Bolongaropalast und eine Schnupftabaksmanufaktur. Dies bildete die Grundlage zur Ansiedlung weiterer Tabakmanufakturen in Höchst an, die Blütezeit dieses Gewerbes reichte bis über die Mitte des 19. Jahrhunderts.

Mit dem Ende des alten Deutschen Reiches wurde Höchst ein Teil des Herzogtums Nassau. Die nassauische Verwaltung förderte die wirtschaftliche Entwicklung ihrer Gebiete durch eine Verbesserung der Infraszruktur. Die Höchster Stadtmauern wurden abgebrochen, um Raum für die Stadterweiterung und den wachsenden Verkehr zu schaffen, neue Chausseen für den Überlandverkehr wurden angelegt. Wirtschafts und Bevölkerung in Höchst wuchsen; 1822 lautete der Eintrag in einem Geografiebuch:

Höchst, an dem Einflusse der Nidda in den Main, mit 1516 Einwohnern, Tabaks- und anderen Fabriken, starkem Handel. Das Bolongarosche Gebäude zieret dieses lebhafte Städtchen.[2]

In diesem Zusammenhang bekam Höchst bereis 1839 mit der Eröffnung der Taunus-Eisenbahn von Frankfurt nach Wiesbaden Anschluß an das Eisenbahnnetz. 1877 erfolgte der Anschluß Höchsts an die Main-Lahn-Bahn, hinzu kamen als Nebenbahenen 1847 die Sodener Bahn und 1901 die Königsteiner Bahn.

Nach 1860 bis 1920: Industrielle Revolution und Gründerzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bau- und Betriebsgenehmigung für die Farbenfabrik durch die herzoglich-nassauische Verwaltung, 4. Juni 1862

Während die Freie Stadt Frankfurt als Handelsstadt keine größeren Industrieansiedlungen im Stadtgebiet duldete, förderten die Regierungen im Umland dies nach Kräften. Offenbach erlebte einen industriellen Aufschwung, auch die die nassauische Regierung betrieb eine liberale Industrialierungspolik. Im Juni 1862 erhielten die Fabrikanten Carl Friedrich Wilhelm Meister, Eugen Lucius und Ludwig August Müller eine Bau- und Betriebsgenehmigung für eine Farbenfabrik, die spätere Hoechst AG. Das Unternehmen mit anfangs 5 Mitarbeitern wurde am 4. Januar 1863 gegründet. Das Unternehmen wuchs schnell und firmierte 1880 zur Aktiengesellschaft um. Das Unternehmen unterstützte auch die städtische und sozaile Entwicklung Höchst mit Wohnungsbau und einer Sozialkasse.

Höchst war zusammen mit dem Herzogtum Nassau nach dem Deutschen Krieg von Preußen annektiert worden. Da die ehrenamtliche Stadtverwaltung dem ab 1870 einsetzenden Wirtschaftswachstum und der Firmanansiedlung in Höchst nicht mehr gewachsen war, bekam Höchst 1888 mit dem Verwaltungsjuristen Eugen Gebeschus den ersten hauptamtlichen Bürgermeister, der eine planvolle Stadtentwicklung vorantrieb. Durch das Wachstum der Farbwerkeund der Ansiedlung weiterer Industriebetriebe vervierfachte sich Einwohnerzahl Höchsts von 3.200 im Jahr 1866 auf knapp 14.000 im Jahr 1905, neue Stadtviertel entstanden.

Ab Anfang der 1880er Jahre wuchs die Zahl der Firmengründung in Höchst. Der Lokalgewerbeverein Höchst a. M. berichtete in seinen Festschriften aus den Jahren 1883, 1886 und 1889 von insgesamt zwölf neuen Unternehmen in Höchst, die vornehmlich im Bereich der Metallverarbeitung und der Möbelproduktion tätig waren. Als Kernbereiche der Höchster Wirtschaft entwickelten sich die Chemieindustrie, die Metallindustrie und die Holzverarbeitung.

Mit dem Ausbau des Mains azur Wasserstraße ab 1882 wuchs das Frachtaufkommen auf dem Fluß. Um Höchst auf dem Wasserweg mit Massengütern zu versorgen, wurde deshalb 1908 das flache Höchster Mainüfer aufgeschüttet und zum Parallelhafen ausgebaut. Hier wurden insbesondere Holz für die Bau- und Möbelindustrie sowie Kohlen umgeschlagen.[3]

Zwischen 1920 und 1950: Umbruchzeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bekannte Unternehmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Deutschen Gelatinefabriken AG (DGF) entstanden 1889 aus Übernahme der Schweinfurter Gelatinefabrik F. Drescher durch die Höchster Gelatinefabrik. Es firmierte 1890 zur Aktiengesellschaft um und fusionierte 1891 mit der Göppinger Gelatinefabrik. Der Firmensitz war bis 1926 in Höchst. Das Familienunternehmen mit dem Namen Gelita AG hat heuten seinen Sitz in Eberbach.
  • Das Höchster Kreisblatt wurde 1849 als Kreisamts-Blatt gegründet. Im Jahr 1963 wurde die Zeitung von der Zeitungsgruppe der FNP übernommen.
  • Die Anlagen- und Maschinenfabrik H. Breuer & Co. wurde 1871 Sachsenhausen gegründet und 1876 nach Höchst über. Das Unternehmen der Metallverarbeitung wurde 1923 von Buderus übernommen und 1976 an Krauss-Maffei übertragen. Die Breuer-Werke produzierten Armaturen, Pumpen, Turbinen, Automotoren und Diesel-Kleinlokomotiven.[4]
  • Die Höchster Eisengießerei L. Scriba wurde 1878 von dem Industriellen Ludwig Scriba (1847–1933]] gegründet.
  • Die Ada-Ada-Schuh AG entstand aus der 1900 von den Gebrüdern Nathan gegründeten Schuhfabrik R. & W. Nathan OHG. Das Unternehmen war mit der Kinder- und Damenschuhen der Marke Ada-Ada erfolgreich. Im Zuge der „Arisierung“ nach 1933 wurden die jüdischen Inhaber enteignet und mit seinem neuen Namen zur Aktiengesellschaft umfirmiert. Der Schuhersteller existierte bis 1966.


Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wolfgang Metternich: Dienstags, freitags und samstags. 650 Jahre Wochenmarkt in Höchst am Main. In: Vereinsring Frankfurt (M)-Höchst e.V (Hg.): Festschrift zum Höchster Schloßfest 2006. Frankfurt am Main 2006. S. 22–29. (PDF, 1 MB)
  2. Brand, Geographisches Handbuch, 4. A., Weißkirchen 1822.
  3. Wolfgang Metternich: Ende gut, alles grün. Die lange Geschichte der Häfen in Höchst. In: Vereinsring Frankfurt (M)-Höchst e.V (Hg.): Festschrift zum Höchster Schloßfest 2007. Frankfurt am Main 2007. S. 24-30. (PDF 1 MB)
  4. Kurzdarstellung der Breuerwerke

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ernst Bäumler: Die Rotfabriker. Familiengeschichte eines Weltunternehmens. München 1988: Piper.
  • Magistrat der Stadt Höchst am Main (Hg.): Höchst am Main. Höchst a.M. 1925: Verlag der Stadtverwaltung.
    • Carl Groß: Die Entwicklung von Industrie und Handel in Höchst. S. 46-52.
    • A. Hartleib: Handwerk und Gewerbe in Höchst a. M. S. 43-45
  • Rudolf Schäfer: Die kurmainzische Porzellanmanufaktur zu Höchst a.M. und ihre Mitarbeiter im wirtschaftlichen und sozialen Umbruch ihrer Zeit (1746-1796). Höchster Geschichtshefte 5/6. Frankfurt-Höchst 1964: Verein für Geschichte u. Altertumskunde.
  • Rudolf Schäfer: Die Höchster Neustadt und der Bolongaropalast Höchster Geschichtshefte 24/25. Frankfurt-Höchst 1975: Verein für Geschichte u. Altertumskunde.
  • Rudolf Schäfer: Höchst am Main. Frankfurt am Main 1981: Frankfurter Sparkasse von 1822.
  • Rudolf Schäfer: Chronik von Höchst am Main. Frankfurt am Main 1986: Waldemar Kramer.
  • Stadtsparkasse Frankfurt am Main (Hg.): Die Farbenstadt Höchst und ihre Sparkasse. Frankfurt am Main 1962: Verlag Ernst A. Ihle.
  • Anna Elisabeth Schreier, Manuela Wex: Chronik der Hoechst Aktiengesellschaft. 1863–1988. Frankfurt am Main 1990: Hoechst Aktiengesellschaft.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]