Benutzer:Evandro da Silva e Silva/Juan José Balzi

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Juan José Balzi (1933-2017)

Juan José Balzi (* 28. Mai 1933 in Buenos Aires; † 21. September 2017 in São Paulo) war ein argentinischer Maler, Illustrator, Zeichner, Professor für Zeichnen und Werbefachmann, der in Brasilien lebte.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Juan J. Balzi wurde in eine Künstlerfamilie hineingeboren: seine Mutter war Pianistin und wurde Leiterin des musikalischen Konservatoriums; seine Schwester war die renommierte Pianistin und Musikwissenschaftlerin Beatriz Balzi. Doch war es sein Onkel, der Architekt und Maler Vanni Balzi, der ihn dazu anregte, im Alter von 14 Jahren in die Nationalakademie der Schönen Künste von Buenos Aires einzutreten, wo er sich zu den Kollegen Ricardo Dagá, Rómulo Maccio, Julio Le Parc und anderen gesellte. Neun Jahre besuchte er die Akademie, in der er den Titel eines Professors für Zeichenlehre und Technikers für Künstlerische Werbung erwarb.

1958 nahm ihn die Agentur Grant Advertising als "Art Director" unter Vertrag, und so gelangte er nach Brasilien. Damit begann eine Karriere, die ihm Beschäftigungen in den bekanntesten multinationalen Werbeagenturen ermöglichte und ihn 1975 bis zum Posten des "Creative Director" führte. Zu diesem Zeitpunkt entschloss er sich, die Werbung aufzugeben, um sich ausschließlich der Malerei zu widmen.  Eine wichtige Anregung zu dieser Entscheidung ging von seiner Frau aus, Marina Thiel Grillo, die er in São Paulo geheiratet hatte.

Das Ehepaar zog 1964 nach Italien. In der Accademia di Brera In Mailan holte Balzi die Jahre nach, die ihm zur Anerkennung seines Titels fehlten, und lernte Carlo Carrá kennen, der ihm wertvolle Ratschläge für seinen künstlerischen Reifungsprozess mitgab. Wichtig waren auch seine Begegnungen mit Salvador Dalí in Barcelona, wo die Familie Balzi von 1968 bis 1987 wohnte. In diese Periode fiel seine größte künstlerische Aktivität. Hier machte er zahlreiche Ausstellungen und nahm an verschiedenen Events teil, darunter dem wahrscheinlich bedeutendsten von allen, dem Ersten Kongress der Lateinamerikanischen Künstler in der Galeria Gaudí.

1987 kehrte Balzi nach Brasilen zurück und widmete sich über einen Zeitraum von zehn Jahren in den Industrievororten (ABC) von São Paulo der Durchführung von Malerei- und Graffittiworkshops für mittellose Jugendliche. Das Ergebnis dieser Erfahrung schlug sich in dem vom Verlag Nova Alexandria herausgegebenen Buch Meninos de Arte nieder. In diesem Buch beweist er, dass man mit den geringsten Mitteln Kunst machen kann, solange das Hauptelement nicht fehlt, die Inspiration. Die Arbeit mit den Jugendlichen führte nicht nur zu einer visuellen Auferstehung diverser Gemeinschaftszentren im Industriegürtel São Paulos und zur kulturellen und moralischen Rettung Hunderter von Jugendlichen, sondern beeinflusste auch sehr stark die Art, wie Balzi in die Bilder der Kommunikationsmittel eingriff, was einen Begriff entstehen ließ, den er selbst als “pichação gráfica” (grafische Mauerbesprühung) bezeichnete.

Balzi ist Autor von annähernd 500 Ölgemälden und zahllosen Zeichnungen. Ebenso fruchtbar war seine Aktivität als Illustrator: in Barcelona illustrierte er die vollständigen Werke von Baltasar Gracián, José Martí und Domingos Facundo Sarmiento; und wieder in São Paulo illustrierte er etwa 50 Bücher für Verlage in São Paulo. Der berühmte Kritiker Santos Torroella sagte über Balzi: “ Er ist ein bemerkenswerter Maler, dessen Werke dieses Einfach-Machen verdeutlichen, als eine Lösung mit Effizienz und Schlichtheit, woran eine weitgefächerte und gelungene Lehre immer zu erkennen ist. Seine Ölgemälde sind prächtig, in lockeren Farben, die einer sehr malerischen Vision entsprechen. Seine technisch perfekten Zeichnungen mit ihren äußerst sensiblen Strichen stehen dem in nichts nach”.

Chronologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1933 - In Buenos Aires geboren.
  • 1947 - Eintritt in die Nationalakademie der Schönen Künste.
  • 1956 - Abschluss mit den Titeln Professor für Zeichnen und Techniker in Künstlerischer Werbung.
  • 1958 - Einstellung bei Grant Advertising für deren brasilianische Agenturfiliale und  Aufteilung seiner Tätigkeiten als Maler und Werbefachmann. Erstellung eines großen Wandgemäldes für die Regierung von Rio Grande do Sul.
  • 1961 - Heirat mit Marina Thiel Grillo. Klima und Natur Brasiliens beeinflussen in starkem Maße seine Malerei, die sich zu einer Art Fauvismus entwickelt.
  • 1964 - Das Ehepaar übersiedelt nach Mailand. Balzi erwirbt die italienische Staatsbürgerschaft und unterhält freundschaftliche Beziehungen zu Carlo Carrà und anderen Künstlern dieser Epoche.
  • 1965 - Geburt seiner Tochter Silvia.
  • 1966 - Übersiedlung nach Madrid.
  • 1968 - Umzug nach Barcelona, wo sein Sohn Mario zur Welt kommt. Seine Malerei entwickelt sich zu einer Art metaphysischem Expressionismus.
  • 1970 - illustriert er für den Verlag Argos Vergara die gesammelten Werke Baltasar Graciáns.
  • 1971 - Teilnahme am I. Kongress der Plastischen Künste Lateinamerikas im Gaudi-Saal. Treffen mit Salvador Dalí.
  • 1972 - Teilnahme an der Internationalen Ausstellung zur Ehrung Picassos in Vallauris, Frankreich.
  • 1976 - Die Mailänder Galerie Gian Ferrari lädt ihn zur Teilnahme an der "Zehnten Biennale di Campione d'Italia" ein. Ausstellung in der Galerie Angel Boscán in Caracas, Venezuela.
  • 1979 - Ilustriert er die Romane "Facundo" und "Recuerdos de Provincia" von Domingo F. Sarmiento sowie die Gesamtausgabe der Werke José Martís. Überreichung des Diploms der Accademia de Brera. Mit seiner Habilitation an der Universität von Bologna übernimmt er den Lehrstuhl für Kunst- und Zeichenunterricht sowie den Lehrstuhl für Kunstgeschichte am Liceo Italiano von Barcelona.
  • 1980 - Teilnahme an der Eröffnungsausstellung des MAC in Nicaragua.
  • 1981 - nimmt er als Gastprofessor am Symposium zu Neuen Techniken der Wandmalerei an der Freien Europäischen Universität in Montefiore Conca, Italien, teil.
  • 1982 - stellt er gemeinsam mit dem Bildhauer Vicente Mir die fünfzig Werke des Projekts Esculto-pintura (Bilhauerei-Malerei) in der Galerie Fontana D'Or in Gerona, Spanien, aus. Ausstellung im MAC von São Paulo.
  • 1987 - Teilnahme an der Ausstellung Neue Spanische Expressionisten in New York. Rückübersiedlung nach Brasilien.
  • 1988 - Der Kreativclub von São Paulo stellt seine Illustrationen im großen Stil aus.
  • 1989-1991 - hält er Postgraduiertenkurse in Kunstgeschichte und Methodik des Kunstunterrichts in der FAAP ab. Gemeinsam mit seiner Schwester Beatriz präsentiert er beim Kongress für Kunsterziehung in Havanna, Kuba, einen Bericht. Abhaltung diverser Kurse für Kunstgeschichte für das Städtische Kultursekretariat, das Italienische Kulturinstitut, die Alliance Française, die Stiftung Ioschpe sowie für verschiedene andere Einrichtungen. Das Museum für Brasilianische Kunst und das Italienische Kulturinstitut organisieren in der FAAP eine große Retrospektivausstellung seines Werkes.
  • 1992 - Die Spanische Botschaft veranstaltet anlässlich des 5oo. Geburtstags der Entdeckung Amerikas eine Ausstellung seines Werks. Der Verlag Ática verlegt seinen Kurs O Impressionismo.
  • 1993 - Teilnahme an der Ausstellung im Paço Municipal von Santo André.
  • 1994-1997 - errichtet er im Auftrag des Landeskultursekretariats für Straßenkinder Workshops für Malerei und Graffitti, die auf seinem Projekt Bilder der Dritten Generation beruhten (gestisches Eingreifen in Bilder der Medien).
  • 1998 - Das Staatliche Museum in Tübingen (Deutschland) veranstaltet eine Ausstellung mit dem Titel "Balzi und die Kinder der Kunst". Teilnahme an der I. SP Arte, Eröffnungsausstellung der XXV. Biennale von São Paulo.
  • 1998-2004 - errichtet er in sechs Zentren der Gemeinde Santo André für mittellose Jugendliche Workshops für Malerei und Graffitti. In seiner Malerei wechseln sich Momente eines extremen gestischen Radikalismus mit anderen Momenten einer totalen Aufgabe einer rein bildhaften Verwirklichung gegenseitig ab.
  • 2004 - stirbt seine Frau Marina.
  • 2005 - Teilnahme an der Ausstellung "Transeuntes" im MAC von São Paulo.
  • 2010 - Entwirft er für den Fernunterricht der Faculdades Claretianas einen Malkurs.  Sein Werk Meninos de Arte (Kinder der Kunst), eine detaillierte Methodologie der Kunsterziehung, wird vom Verlag Nova Alexandria herausgegeben. Beide Arbeiten bilden eine tiefe und ausführliche Abhandlung zum künstlerischen Denken Balzis.
  • 2013 - Das Kulturzentrum Cervantes in São Paulo veranstaltet die Ausstellung "Balzi und die Kinder der Kunst".
  • 2015 - wird er von der Presença da América Latina - PAL mit dem Preis Besondere Lateinamerikanische Einwandererpersönlichkeiten in der Kunst geehrt.
  • 2017 - nimmt er auf Einladung des Künstlers Fernando Durão an der 2. Internationalen Kunstbiennale in Gaia (Portugal) teil.
  • 2017 - stirbt er am 21. September in São Paulo.
  • 2017 - im November, Einweihung der Ausstellung “Balzi, die Jahre in Barcelona: 1967-1987” im Institut Cervantes in São Paulo.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seine Werke befinden sich in Museen und Privatsammlungen. Sie wurden unter anderem auf der São Paulo - Biennale 2002, im Museum für zeitgenössische Kunst São Paulo (MAC-SP) und in der Stiftung Armando Álvares Penteado (FAAP) ausgestellt. Balzi machte die grafische Darstellung des Verlags Nova Alexandria und verschiedener anderer literarischer Werke der Verlage Globo, Abril, Ática, Moderna und Melhoramentos. Er ist der Autor des Buches O Impressionismo (Ática,1992). 1982 beschrieb ihn der damalige Direktor des MAC, Wolfgang Pfeiffer, folgendermaßen: “ Die große Kraft des Mitgefühls und des sozialen Engagements - nicht unbedingt im politischen Sinne - führte Balzi zu einer kraftvollen Malweise, mit der er Umgebungen zeigt, in denen er den Menschen einführt, wobei er zur Demonstration des essentiellen Charakters der Situationen gelangt. In vielen Fällen stellt er die menschliche Figur in eine ziemlich ausdrucksvolle Isolierung, die mit dunklen Farben aufgeladen ist. Diese Umgebungen bestimmen auch den Geist der Bilder, die betrachtet werden müssen”.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Juan José Balzi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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