Benutzer:Franzpaul/Arbeit

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Tuff vom Jusi

Der so genannte Schwäbische Vulkan (auch als Kirchheim-Uracher Vulkangebiet bezeichnet) liegt in einem Umkreis von etwa 25 km um die Stadt Bad Urach im Zentrum des deutschen Bundeslandes Baden-Württemberg. Die mehr als 350 bekannten Ausbruchstellen (Diatreme) im Bereich der Schwäbischen Alb und ihres nördlichen Vorlandes sind Zeugnisse einer vulkanischen Tätigkeit des Miozäns.

Entstehung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor 17 Mio. bis 16 Mio. Jahren – Datierung mit Hilfe der Kalium-Argon-Methode – kam es, hervorgerufen durch geologische Plattenverschiebungen, zu zahlreichen kleineren Vulkanausbrüchen. Es handelte sich in erster Linie um explosiven Vulkanismus. Lava wurde kaum gefördert, da sie sich hauptsächlich schon in den entstandenen Vulkanschloten verfestigte. Diese werden deshalb auch Vulkanembryonen genannt.

Gesteine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Schlotfüllungen bestehen zum größten Teil aus Tuff und Tuffbrekzie, wobei die Fremdgesteinstrümmer sämtlichen Schichten vom Grundgebirge bis zum oberen Weißjura entstammen. Magmatische Gesteine (vorwiegend Melilithit, volkstümlich als „Basalt“ bezeichnet) finden sich in etwa zehn Prozent der Schlote; für eine wirtschaftliche Nutzung eigneten sich nur wenige Stellen.

Topografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Südwesten erstreckt sich das Hauptgebiet des Schwäbischen Vulkans bis Engstingen, im Osten bis Laichingen, im Nordwesten bis zur Linie ReutlingenNürtingenWeilheim. Wie die im Scharnhauser Vulkan, einem isolierten Vorposten 10 km südöstlich von Stuttgart, rund 20 km vom heutigen Albtrauf entfernt, gefundenen Weißjuragesteine anzeigen, erstreckte sich die Alb zur Ausbruchszeit wesentlich weiter nach Nordwesten, während der (durch die Erosionstätigkeit der Neckarzuflüsse sukzessive zurückverlegte) Albtrauf heute mitten durch den Schwäbischen Vulkan verläuft. Deshalb erscheinen die Vulkanschlote in unterschiedlicher landschaftlicher Ausprägung:

Randecker Maar, im Hintergrund Limburg und Turmberg
  • Auf der Albhochfläche bilden sie flache, wasserstauende Mulden (Trockenmaare), die sich gegenüber den großflächig verkarsteten Weißjurakalken ihrer Umgebung als Siedlungsplätze besonders gut eignen. Gut zwanzig Dörfer der Uracher und Münsinger Alb sind auf Tuffschloten angelegt. Als einziges größeres Feuchtgebiet hat sich das Schopflocher Torfmoor erhalten. Süßwasserkalke als Relikt ehemaliger, längst verlandeter Maarseen kommen z. B. in Laichingen vor. Als Ablagerung einer kohlensäurereichen warmen Quelle, einer Nachwirkung des Vulkanismus, ist der „Marmor“ bei Münsingen-Böttingen entstanden.
  • Am Albrand und im Vorland ragen die – gegenüber den Braunjuraschichten deutlich widerstandsfähigeren – Tuffschlote als Härtlinge aus der Umgebung heraus. Unter diesen kegelförmigen „Pfropfenbergen“ sind der Jusi, der Georgenberg und die Limburg die größten.
  • Unmittelbar am Albtrauf finden sich sowohl Hohlformen (quellreiche Hangnischen, Randecker Maar als angeschnittener und teilweise ausgeräumter Maarkessel) als auch Hügelformen (z. B. die diversen Bölle bei Owen).

Magnetismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorkommen von Magnetit in den Schlotfüllungen bewirken magnetische Anomalien, die sich in den meisten Fällen nur mit Magnetometern feststellen lassen. Jedoch treten an einigen Stellen – z. B. Calverbühl bei Dettingen an der Erms, Eisenrüttel bei Münsingen – extreme Abweichungen der Kompassnadel auf.

Geothermie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gebiet des Schwäbischen Vulkans weist eine mit 11 bis 18 m/°C niedrige geothermische Tiefenstufe auf, was z. B. in den Thermalbädern von Beuren und Bad Urach ausgenutzt wird. Ein in Bad Urach begonnenes Projekt zum Bau eines geothermischen Kraftwerks blieb unvollendet.

Historisches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem die größeren Tuffschlote seit langem bekannt waren, begann man Ende des 19. Jahrhunderts mit systematischen Untersuchungen. 1895 hatte Wilhelm Branco Schwabens 125 Vulkanembryonen ausgemacht. Hans Cloos, der 1941 den Begriff Schwäbischer Vulkan prägte, nannte rund 160 Stellen. Otto Mäussnest untersuchte ab 1953 das gesamte Gebiet mit der magnetischen Feldwaage und fand so eine Vielzahl zuvor unbekannter, kleinerer Vulkanschlote. Seine 1974 veröffentlichte Liste umfasst 351 Vorkommen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hans Cloos: Bau und Tätigkeit von Tuffschloten. Untersuchungen an dem Schwäbischen Vulkan. In: Geologische Rundschau Band 32 (1941).
  • Otto Mäussnest: Die Eruptionspunkte des Schwäbischen Vulkans. In: Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft Band 125 (1974), S. 23–53, 277–353.
  • Wolfgang Roser, Jürgen Mauch: Der Schwäbische Vulkan. GO Druck-Media-Verlag, Kirchheim/Teck 2003, ISBN 3-925589-29-5

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]