Benutzer:Fridolin freudenfett/Das umgedrehte B

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Hinweis: Du darfst diese Seite editieren!
Ja, wirklich. Es ist schön, wenn jemand vorbeikommt und Fehler oder Links korrigiert und diese Seite verbessert. Sollten deine Änderungen aber dem Inhaber dieser Benutzerseite nicht gefallen, sei bitte nicht traurig oder verärgert, wenn sie rückgängig gemacht werden.
Wikipedia ist ein Wiki, sei mutig!
Eingangstor des KZ Auschwitz, Arbeit macht frei (Mai 1945)

Das umgedrehte B in dem Schriftzug „Arbeit macht frei“ Tor des Stammlagers Auschwitz geht auf eine Aktion polnischer Häftlinge zurück, die im Sommer 1940 in das Konzentrationslager Auschwitz I deportiert wurden. Es gilt als Zeichen des unauffälligen Protestes von Häftlingen über dem Eingang zum Konzentrationslager Auschwitz.[1] Heute steht es auch für die „Gabe der Erinnerung“ des Internationalen Auschwitz Komitees an Persönlichkeiten im In- und Ausland, die sich gegen Antisemitismus, Rassismus, Intoleranz und Menschenverachtung einsetzen.

Historie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kunstschmied Jan Liwacz, damals 41 Jahre alt,[2] kam am 20. Juni 1940 in das Konzentrationslager Auschwitz mit einem der ersten Transporte aus dem Gefängnis in Wiśnicz und erhielt die frühe Lagernummer 1010.[3] Bereits am 16. Oktober 1939 wurde er von den Deutschen in Bukowsko verhaftet und nach Gefängnisaufenthalten in Sanok, Krosno, Krakau und Nowy Wiśnicz nach Auschwitz deportiert.[4] Liwacz war wegen Widerstandshandlungen mindestens zweimal in Isolationshaft.

Brunnenumrandung von Jan Liwacz

Liwacz arbeitete in der Schlosserei des Lagers, die die Infrastrukturelemente des Lagers herstellte (Gitter, Handläufe, Geländer, usw.). Auf Befehl der SS schmiedete er auch Kronleuchter und Tierkreiszeichen. Für alle Zeiten aber unvergessen und bis heute ein Mahnmal ist das umgedrehte B im Schriftzug „Arbeit macht frei“, das die Häftlinge 1940 auf Befehl der SS anfertigen mussten.[5][2]

In der Schlosserei des Lagers bogen Häftlinge Gasrohre, zwischen denen die Buchstaben eingeschweißt wurden. Das B auf den Kopf zu stellen, so dass der große Bogen oben und der kleine unten ist, war eine lebensgefährliche Aktion.[6] Der erfahrene Kunstschmied hätte niemals das B zufällig umgedreht zwischen die Rohre geklemmt. Ob das umgedrehte "B" von den Wachmannschaften und vom Lagerkommandanten Rudolf Höß, der mehrmals am Tag das Tor durchschritt, registriert wurde und inwieweit diese Geschichte unter den Häftlingen bekannt war, ist heute nicht mehr zu klären.[1]

Viele Jahre später sagte Jan Liwacz: „Das war eine Art Böswilligkeit, die für uns eine kleine Genugtuung war.“ Einige Häftlinge im Lager, unter ihnen Tadeusz Szymański, bedeutender Mitarbeiter im Museum Auschwitz-Birkenau, wussten noch in ihrer Lagerzeit um die Geschichte des B und haben später über die Geschichte dieser Widerstandsaktion berichtet.

Jan Liwacz starb 1980 im Alter von 82 Jahren. Er wurde in Bystrzyca Kłodzka begraben, wo die Skulptur der Heiligen Dreifaltigkeit in der Stadtmitte von einem Zaun umgeben ist. Den Zaun hatte Jan Liwacz geschmiedet.

Diebstahl des Schriftzuges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Nacht zum zum 18. Dezember 2009 stahlen vier Männern im Auftrag des schwedischen Nazis Anders Högström den Schriftzug. Drei Tage nach dem Diebstahl wurden fünf Männer im Alter von 20 bis 39 Jahren im Norden Polens festgenommen und der Schriftzug in einem Waldversteck im Norden Polens aufgefunden. Die Inschrift war in drei Teile zu je einem Wort zerlegt worden.[7] Noch am Morgen nach dem Diebstahl wurde er durch eine Kopie ersetzt, die bereits für den Einsatz während früherer Restaurierungsarbeiten angefertigt worden war. Das Original befindet sich heute im Museum Auschwitz-Birkenau.[8]

Skulptur „to B remembered“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Skulptur to B remembered 2013 am Wittenbergplatz

Die französische Künstlerin Michèle Déodat ist dem Internationalen Auschwitz Komitee seit Jahren eng verbunden. 1978 kam die gebürtige Pariserin als Mitarbeiterin der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste nach Berlin und engagiert sich seitdem im Bereich der deutsch-französischen Versöhnung. Deutsch-französische Gedenkstättenfahrten zu den in Polen gelegenen KZ-Gedenkstätten Stutthof, Majdanek und Auschwitz prägten sie nachhaltig. Sie kennt das Lager, sie kennt die Inschrift, sie kennt die Geschichte hinter dem B. Ihre Idee war, aus diesem B das Symbol des Internationalen Auschwitz Komitees zu machen.

Sie entwarf das B mit einem rechten Winkel. Im Hauptbalken des B steht „International Auschwitz Committee“. In der Fläche des rechten Winkels steht der Satz von Roman Kent, ehemals Präsident des Internationalen Auschwitz Komitees:

“Remember: When injustices take place, when people are discriminated against and persecuted – never remain indifferent. Indifference kills.”

„Bedenke: Wenn Ungerechtigkeiten geschieht, wenn Menschen diskriminiert und verfolgt werden - bleibt niemals gleichgültig. Gleichgültigkeit tötet.“

Roman Kent

Auf Initiative von Christoph Heubner, Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, und mit Hilfe von Auszubildenden der Volkswagen AG wurde aus dem Gedanken und dem Entwurf der Künstlerin Michèle Déodat eine Skulptur, die mittlerweile weltweit Beachtung findet.

In den Werkstätten von VW in Hannover entstand ein über fünf Tonnen schweres Objekt aus Edelstahl mit mehr als zwei Metern Höhe, das auf einem Sockel steht. Im Juni 2013 wurde das Zeichen des Widerstandes gegen die Mordherrschaft der Nazis in einem Festakt auf dem Wittenbergplatz im Herzen Berlins enthüllt.

Skulptur to B remembered 2022 in Auschwitz Birkenau

Die Skulptur des umgedrehten B wurde im Januar 2014 nach Brüssel transportiert. Sie fand ihren Platz vor dem Europäischen Parlament am Place du Luxembourg.[9] So stand sie auf dem Weg der Besucher des Europäischen Parlaments am Rande eines Platzes, der nach der ersten Präsidentin des Parlaments und Auschwitz-Überlebenden Simone Veil benannt ist.

Im Juni 2017 wurde die Skulptur „to B remembered“ im Fußgängerbereich der Treppenstraße in Kassel aufgestellt. Damit im direkten Zugangsbereich zur „documenta 14“.

Heute steht die Skulptur in Sichtweite des Eingangs zum Lager Auschwitz-Birkenau.

Eine handgroße Skulptur ist die „Gabe der Erinnerung“, die das Internationale Auschwitz Komitee seit 2010 an Persönlichkeiten verleiht. Unter den Empfängern des B: Bundeskanzlerin Angela Merkel, König Charles III., damals Prince of Wales; Papst Franziskus, UN-Generalsekretär Ban Ki-moon, der Pianist Igor Levit und – im November 2023 ausgezeichnet – der Maler, Bildhauer und Fotograf Gerhard Richter.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Detlef Hoffmann: Das Gedächtnis der Dinge: KZ-Relikte und KZ-Denkmäler 1945-1995. Campus Verlag, 1998, ISBN 978-3-593-35445-3, S. 248 (google.de [abgerufen am 24. April 2024]).
  2. a b Jochen Boberg (Museumspädagogischer Dienst Berlin), Herman Simon (Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum) (Hgg.): Kunst in Auschwitz 1940-1945. Begleitbuch zu der Ausstellung der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum, im Kulturgeschichtlichen Museum Osnabrück/ Felix-Nussbaum-Haus und dem Muzeum Tradycij Niepodleglosciowych w Lodzi, Rasch Druckerei und Verlag, Bramsche 2005, ISBN 3-89946-051-0, S. 373, online:Exil Archiv: Liwacz, Jan. 2009, archiviert vom Original am 5. März 2016; abgerufen am 3. April 2024.
  3. www.auschwitz.org: News / Museum / Auschwitz-Birkenau. In: auschwitz.org. 23. Mai 2006, abgerufen am 3. April 2024 (englisch).
  4. Ingrid Heinisch: Das umgedrehte B. In: Neues Deutschland. 6. August 2013, abgerufen am 27. März 2024.
  5. Moritz Hoffmann: Als der Krieg nach Hause kam. Ullstein Ebooks, 2015, ISBN 3843710627 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Eugen Epp: Widerstand: Auschwitz-Häftling schmiedete "Arbeit macht frei" – und versteckte darin eine Botschaft. Der Stern, 10. April 2023, abgerufen am 24. April 2024.
  7. Gestohlener Auschwitz-Schriftzug sichergestellt | tagesschau.de. 22. Dezember 2009, abgerufen am 28. April 2024.
  8. www.auschwitz.org: News / Museum / Auschwitz-Birkenau. In: auschwitz.org. 21. Januar 2010, abgerufen am 25. April 2024 (englisch).
  9. Inauguration du « B » d'Auschwitz, 30 janvier 2014. Fondation Auschwitz, 30. Januar 2014, abgerufen am 29. April 2024 (französisch).