Benutzer:H.Leo/Hamburger Sommerschule

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Hamburger Sommerschule e.V.
Rechtsform Eingetragener Verein
Gründung 28. November 2010
Gründer Hubertus Leo, Julia Sasse, Thilo v. Trotha, Sonja Peltzer-Montfort, Katharina Hüsing, Marie Brömmel und Amadeus Hempel
Sitz Hamburg, Deutschland
Motto Freundschaft, die zusammenhält
Zweck Förderung der Erziehung und Bildung sowie die Jugendhilfe
Schwerpunkt Bildung, Jugendhilfe, …
Methode Lerncamps für Grundschüler in den Schulferien
Aktionsraum Hamburg
Beschäftigte 1
Mitglieder 28
Website www.sommerschule.org

Hamburger Sommerschule e. V. ist ein gemeinnütziger eingetragener Verein mit Sitz in Hamburg. Gegründet im Jahr 2010 von sieben engagierten Eltern, organisiert und finanziert der Verein für förderbedürftige Grundschüler ein- oder zweiwöchige Aufenthalte in den Schulferien („Sommercamps“, „Frühlingscamps“ und „Herbstcamps“) in Schullandheimen oder ähnlichen Unterkünften samt pädagogischer, sportlicher und musischer Betreuung. Förderbedürftig im Sinne der Vereinssatzung sind Kinder, die Hamburger Schulen (insbesondere Grundschulen) besuchen und (a) aus finanziell (im Sinne des § 53 Nr. 2 AO) bedürftigen Familien kommen oder (b) nach Einschätzung der sie unterrichtenden Klassen- oder Deutschlehrer erhöhten Förderbedarf in der deutschen Sprache haben.

Organisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorstand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Vorstand setzt sich laut Satzung aus dem Präsidenten, dem Vizepräsidenten (gleichzeitig Schriftführer) und dem Schatzmeister sowie einem oder mehrere Beisitzern zusammen. Zurzeit (Stand: 12/2021) sind Mitglieder des Vorstands (in alphabetischer Reihenfolge): Carsten Deecke (Schatzmeister), Andrea Groos (Beisitzerin), Katharina Hüsing (Beisitzerin), Hubertus Leo (Präsident) und Julia Sasse (Vizepräsidentin und Schriftführerin).

Beirat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Verein hat einen Beirat, der den Vorstand in Vereinsangelegenheiten beraten soll, insbesondere zu pädagogischen und organisatorischen Fragen der Verwirklichung des Vereinszwecks sowie zu Kontakten des Vereins zu Bildungseinrichtungen, Sponsoren, Unterstützern, Behörden und der Öffentlichkeit. Zurzeit (Stand 12/2021) sind Mitglieder des Beirats: Doris Köster-Bunselmeyer, Reinhard Behrens und Ian Karan.

Mitglieder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Verein hat 28 Mitglieder (Stand 11/2021).

Eintragung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Verein ist seit dem 10. Dezember 2010 im Vereinsregister des Amtsgerichts Hamburg unter VR 20960 eingetragen.

Anerkennung der Gemeinnützigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Finanzamt Hamburg-Nord hat, zuletzt durch Bescheid vom 6. Dezember 2018, die Tätigkeit des Vereins als gemeinnützig im Sinne der §§ 51 ff. AO anerkannt. Die Zuwendungen an den Verein können somit gemäß § 10b EStG steuerlich geltend gemacht werden.

Satzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Satzung des Vereins[1] wurde zuletzt durch Beschluss der Mitgliederversammlung vom 26. November 2012 geändert.

Finanzierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Projekte des Vereins werden im Wesentlichen durch Zuwendungen von Stiftungen und gemeinnützigen Vereinen sowie durch Spenden von Unternehmen finanziert.

Die Eltern der teilnehmenden Kinder tragen bis auf eine eher symbolische Gebühr in Höhe von € 10,00 oder € 20,00 keine Kosten des Sommercamps.

Ein weiterer kleiner Teil der Kosten wird durch die Mitgliedsbeiträge gedeckt.

Den Hauptteil der Kosten finanziert der Verein in jedem Jahr aus Zuwendungen großer und kleiner Stiftungen.[2] Daneben erhält der Verein jedes Jahr regelmäßig viele private Spenden.

Hintergrund, Ziele und Umsetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wissenschaftlicher Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Verein versucht mit seinen Projekten, erstens die „Wissenslücke“ zu schließen, zweitens Grundschüler für die weitere Schullaufbahn zu motivieren und drittens „Erlebnislücken“ zu vermeiden.[3]
1. Während sich Kinder aus bildungsnahen Familien zumeist in den Ferien weiterentwickeln oder zumindest den Lernstand halten, fallen die Kinder aus der bildungsfernen Familien eher hinter den Wissensstand zurück, den sie vor den Sommerferien hatten. Dieser Effekt wird als "Ferien-Effekt" oder "Sommerlücke" bezeichnet. Bildungswissenschaftler haben festgestellt, dass die Sommerferien zu den „schädlichsten“ Einflüssen auf den Lernerfolg gehören.[4]
2. Die wissenschaftliche Auswertung der Projekte der Ferienförderung hat gezeigt, dass die gemeinsame Ferienfreizeit und das gemeinsame Lernen das Selbstbewusstsein der Schüler stärken und ihre Motivation fördert.
3. Schließlich sind die großen Ferien leider nicht für alle Kinder die schönste Zeit des Jahres – während ihre Freunde verreisen, müssen einige zu Hause bleiben, weil sich ihre Eltern keine Reise leisten können.

Dass der Bedarf an Förderung der Deutschkenntnisse vor allem in sozio-ökonomisch schwachen Stadtteilen leider hoch bleibt, bestätigt zum Beispiel die internationale Vergleichsstudie IGLU[5]: 2016 erreichten 18,9 % der Viertklässler in Deutschland nicht die Kompetenzstufe III, verfügten also nicht über ein ausreichendes Leistungsniveau im Lesen und werden deshalb voraussichtlich mit erheblichen Schwierigkeiten beim Lernen in allen Fächern in der Sekundarstufe I konfrontiert sein. Nur ein Drittel der leseschwachen Schüler in Deutschland erhält eine zusätzliche schulische Förderung im Lesen. Und Deutschland zählt laut Studie zu den Ländern mit den größten sozial bedingten Disparitäten in den Leseleistungen.

Ziele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ziele der vom Verein veranstalteten Camps sind vor diesem Hintergrund:

  • Stärkung des Selbstwertgefühls,
  • Erhöhung der Motivation für die weitere Schullaufbahn in der Grundschule,
  • Erhöhung der Freude am Lesen, Sprechen und Schreiben der deutschen Sprache,
  • neue und besondere Erlebnisse,
  • neue Freundschaften über die Grenzen von Schulklassen und Schulen hinweg,
  • Bewusstsein für gesundes Essen und Trinken,
  • Freude an der Natur entdecken und
  • entspannte Ferienzeit ohne familiäre Belastungen und technische Geräte.

Die Gründer haben die Idee auf der Grundlage der Erfahrungen des 2004 gestarteten Sprach Sommer Camps Bremen[6] entwickelt, das von der Jacobs Foundation initiiert und finanziert sowie den Bildungswissenschaftlern Prof. Jürgen Baumert und Prof. Petra Stanat begleitet und ausgewertet wurde. Der Verein Hamburger Sommerschule e. V. hat das Konzept weiterentwickelt und ergänzt. Es zeichnet sich durch die Verbindung von direkter Förderung der Deutschkenntnisse mit motivierenden und persönlichkeitsstärkenden Elementen wie regelmäßigem Sport und der Zirkusschule aus. Gerade die Verzahnung von Zirkusgeschichte, Akrobatik, Kostümierung und passendem Deutschunterricht fördert sowohl die selbständige und selbstbewusste Entwicklung der Kinder als auch ihre sprachliche Ausdrucksfähigkeit.

Umsetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seine Ziele setzt der Verein vor allem dadurch um, dass er seit 2012 Sommercamps und seit 2019 zusätzliche Frühlings- und Herbstcamps veranstaltet.

Die Teilnahme an den Projekten steht Schülern im Übergang von der zweiten in die dritte Klassenstufe aus Grundschulen aus sozio-ökonomisch schwachen Stadtteilen Hamburgs (KESS-Stufe 1 oder 2) offen, die zu mindestens einer der oben dargestellten Zielgruppen im Sinne unserer Satzung gehören. Bei der Auswahl arbeitet der Verein eng mit den Klassenlehrern und Sprachförderkoordinatoren der Partnerschulen zusammen. Der Verein strebt gleich hohe Quoten von Mädchen und Jungen an, die bisher in jedem Jahr auch ungefähr erreicht werden konnten. Nach den bisherigen Erfahrungen liegt der Anteil der Kinder, deren Eltern beide in Deutschland geboren sind, bei ca. 30 bis 45 %.

Bisher haben 816 Schüler an den Sommer-, Frühlings- und Herbstcamps der Hamburger Sommerschule teilgenommen.

Sommercamps[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit dem ersten Sommercamp im Jahr 2012 bis 2016 hat der Verein ein Sommercamp im Jahr durchgeführt. In den Jahren 2017 bis 2019 organisierte der Verein jährlich je zwei Sommercamps. Im „Coronajahr“ 2020 mussten die traditionellen Sommercamps leider ausfallen; stattdessen hat der Verein kleinere Camps auf einem Reiterhof angeboten. Im zweiten "Coronajahr" 2021 fanden die "Sommercamps" in etwas kleinerer Form in den Herbstferien in Glücksburg statt.

An einem Sommercamp nehmen zwischen 55 und 60 Kinder sowie elf bis zwölf Betreuer teil. Der Verein strebt eine hohe Betreuungsquote von 1:5 an, um eine enge, persönliche Betreuung zu ermöglichen. Die Betreuer – außer den unten beschriebenen Zirkuspädagogen – sind ausgebildete oder in Ausbildung befindliche Deutschlehrer, Erzieher und andere Pädagogen. Alle Betreuer werden in einem eintägigen Workshop jeweils im Juni auf die Sommercamps vorbereitet.

Kooperationspartner im Sommercamp ist die Circusschule TriBühne,[7] ebenfalls ein gemeinnütziger Verein. Sie stellt in der Regel vier Zirkuspädagogen je Sommercamp, ein Zirkuszelt, das auf dem Gelände des Schullandheims aufgebaut wird, und das Ausbildungsmaterial. Die erfahrenen Zirkuspädagogen bringen den Kindern an jedem Werktag der ersten Woche eine Zirkustechnik bei. In der zweiten Woche entscheiden sich die Kinder für ihre Lieblingstechnik und üben diese. An den letzten beiden Tagen wird daraus dann die Zirkusgeschichte entwickelt. Diese ist von Anfang an thematisch in den Deutschunterricht eingebunden. Diese Geschichte führen die Kinder am Tag der Rückkehr in einer großen Show ihren Eltern und Freunden in einer Hamburger Grundschule vor.

Die zweiwöchigen Sommercamps finden in den Sommerferien im Waldschulheim Glücksburg[8] in Glücksburg an der Ostseeküste statt. Die Kinder und Betreuer fahren gemeinsam im Bus von Hamburg nach Glücksburg und zurück.

Das Programm in Glücksburg umfasst drei Elemente:

  1. Der zweistündige, spielerische Deutschunterricht findet an allen Wochentagen statt. Er wird von Deutschlehrern und erfahrenen Lehramtsstudenten aus unserem Betreuerteam erteilt.
  2. Im Sportprogramm trainieren die Kinder an jedem Werktag. Seit dem ersten Sommercamp 2012 gibt es Fußball und Tanz als alternative Angebote.
  3. Im Freizeitteil steht eine tägliche Zirkusausbildung im Mittelpunkt. Außerdem gehören Ausflüge (vor allem zum Wasserschloss Glücksburg), Vorlesen, Basteln, Spielen, Grillen und eine Kinderdisco zur Freizeitbetreuung. Jedes Kind führt ein Tagebuch. Alle Kinder arbeiten zusammen an einer Camp-Zeitung, die später an die Eltern verteilt wird.

Frühjahrs- und Herbstcamps[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um vor allem den Motivationseffekt zu stärken, veranstaltete der Verein im Oktober 2019 zum ersten Mal ein einwöchiges Camp in den Herbstferien, das „Herbstcamp“. Es fand auf einem Reiterhof in Schleswig-Holstein statt. Das Konzept war maßgeblich von Schülern entwickelt worden. Teilnehmer waren 12 Schüler und fünf Betreuer, darunter ein Deutschlehrer. Während des einwöchigen Aufenthalts erhielten die Schüler – statt Zirkusschule – Reitunterricht unter der Leitung einer erfahrenen Reitlehrerin.
Als in den Jahren 2020 und 2021 wegen der Einschränkungen durch die COVID-19-Pandemie im Sommer nicht die üblichen Sommercamps in Glücksburg stattfinden konnten, hat der Verein stattdessen in beiden Jahren vier kleinere Sommercamps auf dem Reiterhof nach dem Konzept des "Herbstcamps" organisiert.
Im Mai 2021 fand das erste "Frühjahrscamp" auf dem Reiterhof nach dem Konzept des Herbstcamps statt.
Nachdem die pandemiebedängten Beschränkungen im zweiten Halbjahr 2021 gelockert wurden, veranstaltete der Verein in den Herbstferien 2021 zwei einwöchige "Sommercamps" mit Zirkusschule im Waldschulheim Glücksburg.

Evaluation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 2014 lässt der Verein das Sommercamp extern durch den Forschungsverbund Freizeitenevaluation evaluieren. Hierfür werden auch die teilnehmenden Kinder befragt.
Die Ergebnisse waren bisher immer sehr gut.[9]

In den „Coronajahren“ 2020 und 2021 hat der Verein die externe Evaluierung ausgesetzt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Anja Ballis und Kaspar H. Spinner (Hrsg.): Sommerschule, Sommerkurse, Summer Learning: Deutsch lernen im außerschulischen Kontext. Schneider Verlag Hohengehren, Esslingen 2008, ISBN 978-3-8340-0376-8.
  • Hendrik Coelen und Jörg Siewert: Der Ferieneffekt — auch in Deutschland schichtspezifisch? in: Jörg Ramseger und Matthea Wagener (Hrsg.), Chancenungleichheit in der Grundschule. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-531-15754-2, S. 87–90.
  • Michael Becker, Petra Stanat, Jürgen Baumert und Rainer Lehmann, Rainer: Lernen ohne Schule. Differenzielle Entwicklung der Leseleistung von Kindern mit Migrationshintergrund während der Sommerferien. in: Frank Kalter (Hrsg.), Migration und Integration. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. Sonderheft 48. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-531-15068-0, S. 252–276.
  • Jörg Siewert: Herkunftsspezifische Unterschiede in der Kompetenzentwicklung: Weil die Schule versagt? Untersuchungen zum Ferieneffekt in Deutschland. in: Internationale Hochschulschriften, Band 595. 2013, ISBN 978-3-8309-2964-2.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kategorie:Gegründet 2010 Kategorie:Verein (Hamburg)