Benutzer:Hajog/Auf der Suche nach Fritz Kann 0

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Dokumentarfilm
Titel Auf der Suche nach Fritz Kann
Produktionsland Deutschland
Erscheinungsjahr 2022
Länge 100 Minuten
Altersempfehlung ab 0
Stab
Regie Marcel Kolvenbach
Produktion Tessa Langhans (Prod.-leitung),
Produktion: publicnomad
Musik Cassis B Staudt
Kamera Katja Rivas Pinzon

Auf der Suche nach Fritz Kann - der Filmemacher Marcel Kolvenbach verfolgt die Spur des ersten Mannes seiner Großmutter – des Juden Fritz Kann, der von den Nazis deportiert und ermordet wurde. War Fritz Kann sein Großvater? Die Suche führt von Deutschland über Polen bis nach Argentinien, dabei kreuzen sich die Wege anderer Suchender.

Marcel Kolvenbach folgt in seinem Film den Spuren des ersten Mannes seiner Großmutter. Die letzte Spur von Fritz Kann ist seine Unterschrift neben der seiner Frau - der Großmutter des Autors - auf dem Zeugnis des gemeinsamen Sohnes Horst Kann. Der Name, zusammen mit der letzten gemeinsame Anschrift der Familie Kann in Düsseldorf - Pionierstr. 55 - ist der Ausgangspunkt für eine lange, zunächst ergebnislose Suche.

Erst als der Autor den Historiker Dr. Joachim Schröder trifft, wird er fündig. In den Deportationslisten des Erinnerungsortes am ehemaligen Schlachthof in Düsseldorf stoßen Sie auf den Namen von Fritz Kann. Spätere Recherchen in anderen Archiven, wie dem Stadtarchiv Mülheim, und der Vergleich mit den Meldeanschriften bestätigen, dass es sich um den Gesuchten handeln muss. Demnach wurde Fritz Kann am 22. März 1942 vom damaligen städtischen Schlachthof an der Rather Straße in Düsseldorf-Derendorf ins Transitghetto Izbica im besetzten Polen deportiert. Historischer Hintergrund: Am 27. Oktober 1941 wurde in der Großviehhalle des Düsseldorfer Schlachthofs der erste „Transport“ mit 1.003 jüdischen Männern, Frauen und Kindern zusammengestellt. Sie wurden in das besetzte Polen, nach Lódz, deportiert. Sieben Mal diente der Schlachthof als zentrale Sammelstelle für den gesamten Regierungsbezirk Düsseldorf. Die meisten Menschen wurden in der Zeit zwischen Oktober 1941 und Juli 1942 verschleppt. Am 10. November 1941 wurden 992 Menschen in die Ghettos Lodz und Minsk deportiert, am 11. Dezember 1941 1.007 Menschen nach Riga, am 22. April 1942 942 Menschen nach Izbica, darunter auch Fritz Kann, seine Schwester Jeanette und ihr Sohn Hans, und am 21. und 25. Juli 1942 965 bzw. 980 Menschen nach Theresienstadt. Es gab noch weitere Deportationen. Die genaue Zahl aller jüdischen Deportierten ist unbekannt. Es waren etwa 8.000 Menschen aus dem gesamten Regierungsbezirk Düsseldorf, fast 6.000 von ihnen über den Düsseldorfer Schlachthof.[1]

Das Datum der Deportation von Fritz Kann, der 22. März 1942, wirft Fragen auf: der Vater des Autors wird 9 Monate nach der Deportation im Januar 1943 geboren. War Fritz Kann auch sein Großvater? Die Frage kann der Film zunächst nicht beantworten.

Um die historischen Zusammenhänge und Umstände des Schicksals von Fritz Kann und seiner Deportation zu klären, sammelt der Filmemacher gemeinsam mit dem Historiker Schröder Aussagen von Überlebenden und Angehörigen, die ebenfalls vom Düsseldorfer Schlachthof deportiert wurden. Darunter Edith Bader Devries, sie wurde 1935 im niederrheinischen Weeze geboren, im Juli 1942 mit ihren Eltern nach Theresienstadt deportiert und überlebte.[2] Am 15. Juli 2021 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz.[3] Weitere Interviews wurden zwischen 2013 und 2021 geführt mit: Ilse Rübsteck (geb. Falkenstein), geboren am 10. Juni 1922 in Hochneukirch, verstorben am 20. Juli 2017 in Bad Neuenahr-Ahrweiler, Margot Goldberg (geb. Cohen), geboren am 21.Februar 1926 in Düsseldorf sowie mit den Nachkommen der Familie Nathan.

Die Interviews werden dem Erinnerungsort Alter Schlachthof und der Hochschule Düsseldorf, den Lehrenden und Studierenden zur Forschung und Lehre zur Verfügung gestellt und ein Teil wird als Audio- und Videopräsentation im Rahmen der permanenten Ausstellung am Erinnerungsort in interaktiven Ausstellungsmedien den Besuchern zur Verfügung gestellt. Die Suche nach Fritz Kann führt Filmemacher Kolvenbach auch zu dem Stadtarchiv des Geburtsortes von Fritz Kann, Mülheim an der Ruhr. Dort stößt er in den Meldeakten auf weitere Angehörige, denen die Flucht nach Glasgow und nach Buenos Aires gelang. Die Suche in Argentinien verläuft zunächst erfolglos. Nur das Grab von Max, bzw. Maseimo Kann, dem Bruder von Fritz Kann, der 1945 in Buenos Aires verstarb, findet der Filmemacher auf dem Jüdischen Friedhof La Tablada. Außerdem finden sich Landungskarten der Mutter von Fritz Kann, Lina Kann, die 1939 nach Argentinien auswandern konnte.

Weitere Recherchen führen schließlich zu den Nachkommen der Schwester von Fritz Kann, Jeanette, nach Berlin sowie zu einer weiteren Überlebenden nach Buenos Aires. Wird sich die Frage seiner Herkunft mit ihrer Hilfe beantworten lassen?

In seinem filmischen Essay vermischen sich die verschiedenen Ebenen der Suche, die Zeitzeugeninterviews, die historischen Dokumente und Analysen der Historiker Joachim Schröder, Steffen Henschen und Andreas Kahrs mit einem imaginären Erinnerungsraum des Autors, den die israelische Choreographin und Tänzerin Reut Shemesh gestaltet, die die Lücken in der Familiengeschichte neu interpretiert. Eingefangen werden diese Traumbilder von der Bildgestalterin (Kamera) Katja Rivas-Pinzón.

  • Official Selection Buenos Aires Film Festival, Argentina 2022[4]
  • Finalist Near Nazareth Film Festival, Israel 2022[5]
  • Finalist Polish International Film Festival, Poland 2022
  • Nominiert Deutscher Dokumentarfilm Musikpreis 2022[6]

Einzelnachweise

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  1. Verschleppung der jüdischen Bevölkerung. Abgerufen am 28. November 2022.
  2. Marlen Keß: Holocaust-Überlebende Edith Devries: „Ich weiß jedes Detail, jeden Namen“. 9. Januar 2022, abgerufen am 28. November 2022.
  3. Edith Bader erhält das Bundesverdienstkreuz (15.7.2021). Abgerufen am 28. November 2022.
  4. |Buenos Aires Film Festival, Argentina 2022 (abgerufen 3.12.2022)
  5. Near Nazareth Film Festival (abgerufen 28.5.2022)
  6. |Deutscher Dokumentarfilm Musikpreis 2022 München