Benutzer:JEW/Mucking

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Mucking ist eine archäologische Stätte mit Relikten von der Jungsteinzeit bis zum Mittelalter – einem Zeitraum von etwa 3.000 Jahren in der Nähe des Dorfes Mucking bei Stanford-le-Hope, nahe der Themse im Süden von Essex in England. Bemerkenswert sind die bronzezeitlichen und angelsächsischen Funde. Das Gelände liegt auf einer Kiesterrasse in der Nähe des Nordufers der Themse.

Römisch-britische oder angelsächsische Gürtelbeschläge von Mucking,
5. Jahrhundert, (British Museum)

Zwischen 1965 und 1978 fand unter der Leitung von Margaret Ursula Jones (1916–2001) auf einer Fläche von 18 ha die größte archäologische Ausgrabung auf den Britischen Inseln statt. Zu jener Zeit war es zudem die größte in Europa. Zu Lebzeiten von M. U. Jones wurde nur ein Bruchteil analysiert oder veröffentlicht und der Großteil der Nacharbeit wurde anderen überlassen. Erst 2015 (37 Jahre später) wurde der erste Band einer „Vollpublikation“ veröffentlicht.

Der Standort wurde 1959 aus der Luft fotografiert und auf den 1964 veröffentlichten Aufnahmen entdeckt. Es wurde diagnostiziert, dass der Platz durch Kiesabbau bedroht war und eine Untersuchung gemäß dem „Ancient Monuments Act“ veranlasst. Eine Feldbegehung westlich der „Buckingham Hill Road“ war von Ken Barton durchgeführt worden. Ende 1965 wurde M. U. Jones ersucht, nördlich von Linford, in einem Bereich, der durch Kiesabbau zerstört wurde, eine Sondierungsgrabung vorzunehmen. Als Ergebnis der Erkundung wurde Jones zur Leiterin der Ausgrabungen ernannt. Ihr Ehemann schloss sich ihr an und 1965 begannen sie mit der Mammutaufgabe, die 14 Jahre dauern sollte. Die Ausgrabung wurde als "Ausgrabung ohne Veröffentlichung" kritisiert. Jones verteidigte die Notwendigkeit, vor dem Kiesgabbau alles auszugraben, und weigerte sich Zeit aufzubringen, die Veröffentlichung vorzubereiten.

Ausgrabung (1965–1978)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ausgrabung war insofern ungewöhnlich, als sie im Gegensatz zu den meisten Grabungen, die nur im Sommer stattfinden, ganzjährig erfolgte. Jones wurden von Archäologen und Freiwilligen unterstützt, darunter mehr als 3.000 Studenten aus Großbritannien und dem Ausland. In der Endphase der Ausgrabung wurden diese durch heimische Arbeitslose ergänzt, die durch ein staatliches Programm finanziert wurden. Ohne diese Unterstützung wäre die Ausgrabung möglicherweise nicht abgeschlossen worden. M. U. Jones starb 2001. In ihrem Testament hinterließ sie Geld, um Forschung im Zusammenhang mit den Ausgrabungen in Mucking oder für Landschaftsarchäologie zu finanzieren, die die gleichen Zeiträume wie Mucking abdecken.

Nacharbeitungen und Veröffentlichung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erste Analysen der Ausgrabung fanden von 1978 bis 1985 im Thurrock Museum statt und kosteten etwa 250.000 £, (verglichen mit den 85.000 £ für die Ausgrabung). Das Archiv bestand aus 363 Notizbüchern. Als die Analyse abgeschlossen war, war es nicht mehr opportun Schlussfolgerungen der Ausgräberin mitzuliefern. Stattdessen wurden eine vollständige Neuinterpretation der Funde und alternative Schlussfolgerungen ermöglicht.

Bis 2009 wurden drei Bände mit Ausgrabungsergebnissen veröffentlicht. Die Cambridge Archaeological Unit erklärte sich bereit, die Publikation der Ausgrabungsberichte über die römische und vorrömische Zeit abzuschließen, von denen der erste Band 2015 veröffentlicht wurde.

Erbebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ausgrabung umfasste mehr als 44.000 archäologische Merkmale. Dazu gehörten Gräber und Gruben aus der Jungsteinzeit, ein Hillfort aus der Bronzezeit, mehr als 100 Rundhäuser aus der Eisenzeit und ein römisch-britisches Gräberfeld. Sie ergaben Hinweise auf ein hochrangiges römisch-britisches Gebäude (laut M. U. Jones zweifellos eine Villa), das sich entweder innerhalb der Ausgrabung oder in der Nähe befand.

Einige Analysen deuteten darauf, dass der Platz im 4. Jahrhundert von den Romano-Briten verlassen wurde und es vor der angelsächsischen Besitznahme einen Hiatus gab. Spätrömische Keramikfunde deuten jedoch darauf, dass die Sachsen früh ankamen - möglicherweise noch in den letzten Jahrzehnten des 4. Jahrhunderts. Mucking war zweifellos eine der frühesten angelsächsischen Siedlungen in England. Fast ein Dutzend großer Holzgebäude wurden zusammen mit mehr als 200 Grubenhäusern ausgegraben. Die großen waren bis 15,0 m lang und 7,6 m breit mit Eingängen in der Mitte der Langseiten. Es gab einige Hinweise auf Gehege, bei denen es sich eventuell um Tiergehege handelt.

Die Siedlung zog im Laufe der nächsten 200 Jahre allmählich nach Norden. Während oder nach dem 8. Jahrhundert wurde sie aufgegeben oder verlegt. Das Siedlungsgebiet wurde Teil eines Feldsystems.

Die angelsächsischen Gräberfelder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf den angelsächsischen Gräberfeldern gab es mehr als 800 Bestattungen aus dem frühen 5. bis zum 7. Jahrhundert. Zwei Gräberfelder wurden ausgegraben, wobei Gräberfeld I durch den Kiesabbau bereits teilweise zerstört war. Während Gräberfeld I nur Körperbestattungen enthielt, wies das unbeschädigte Gräberfeld II Körper- und Brandgräber auf. Aus den Gräbern des Gräberfeld II wurden 125 Fibeln geborgen, die eine Rekonstruktion der angelsächsischen Kleidungsstile ermöglichten. Ab der Mitte des 7. Jahrhunderts wurden die Gräberfelder nicht mehr genutzt, obwohl die Siedlung bis ins 8. Jahrhundert bestand. Spätere Bestattungen fanden möglicherweise auf dem christlichen Friedhof der etwa 10 km entfernten Kirche in Tilbury statt:

Funde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu den Funden aus der Siedlung und von den Gräberfeldern gehörte auch Haushaltskeramik aus dem 5. Jahrhundert und spätrömische Gürtelbeschläge im Stil der Quoit-Fibeln. Mehr als 5.000 Utensilien wurden von den Landbesitzern dem British Museum gespendet. Einige Originalfunde sind ausgestellt, andere eingelagert. Einige Repliken befinden sich im Thurrock Museum.

Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während die Funde aus anderen Epochen von Interesse sind, ist das angelsächsische Mucking bedeutend. Im Gegensatz zum Königsgrab von Prittlewell oder Sutton Hoo lieferte Mucking wichtige Informationen über die Lebens- und Arbeitsbedingungen der einfachen Menschen. Es war die erste Ausgrabung die eine angelsächsische Siedlung und das dazugehörige Gräberfeld umfasste. Die Ergebnisse der Grabung von Mucking wurden zur Diskussion archäologischer Probleme verwandt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • A. Clark: Excavations at Mucking, Volume 1: The Site Atlas (English Heritage Archaeological Report 20) 1993.
  • H. Hamerow: Excavations at Mucking, Volume 2: The Anglo-Saxon Settlement (English Heritage Archaeological Report 21) 1993

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Kategorie:Archäologischer Fundplatz in England Kategorie:Grabhügel Kategorie:Angeln (Britannien)