Benutzer:JEW/Wohnplatz von Pulli

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Wohnplatz von Pulli
Wohnplatz von Pulli
Lage von Pärnu
Lage von Pärnu

Der Wohnplatz von Pulli am Ufer des Pärnu, zwei Kilometer von Sindi (dt. Zintenhof) und 14,0 Kilometer von Pärnu (dt. Pernau) entfernt, ist der älteste mesolithische Wohnplatz Estlands. Mesolithische Wohnplätze des Baltikums werden mit der Kunda-Kultur (9000 bis 5300/4900 v. Chr.) verbunden.

9000 v. Chr. befand er sich an der Mündung des Pärnu in die Ostsee. Heute liegt er etwa 15,0 Kilometer landeinwärts und 9,0 Meter über dem Meeresspiegel. Die Kulturschicht der Siedlung wird von einer über 2,0 Meter dicken Sandschicht bedeckt.

Die ersten Hinweise – ein Kern aus schwarzem Feuerstein – wurden in den 1930er Jahren gefunden. Der Wohnplatz wurde 1967 von Geologenen am Nordufer des Pärnu entdeckt. Archäologische Ausgrabungen wurden 1968–1973 und 1975–1976 von Lembit Jaanits (1925–2015) und seinem Sohn Kaarel (1945–2012) durchgeführt.

Laut Radiokarbondatierung wurde Pulli zu Beginn des 9. Jahrtausends v. Chr. bewohnt. Drei 14C-Daten stammen vom Beginn des Mesolithikums: 9620 ± 120 (Hel-2206A), 9600 ± 120 (TA-245) und 9575 ± 115 (TA-176). Sie gehören mit 95,4% Wahrscheinlichkeit einem Zeitraum an, der im Durchschnitt 8950 v. Chr. entspricht. Die Jäger und Sammler von Pulli, zogen wahrscheinlich nach dem Ende der letzten Eiszeit von Süden entlang des Daugava zur Ostseeküste und zur Pärnumündung.

In Pulli wurden 1175 von Menschen verwendete Gegenstände ausgegraben, darunter Werkzeuge, mehrheitlich aus Feuerstein bestehende Pfeilspitzen. In Estland gibt es wenige Feuersteinvorkommen. Die besten lagen in Lettland, Litauen und Weißrussland. Beinahe während der gesamten Steinzeit dominiert ist Quarz als Material für die Kleinwerkzeuge das estnische Gebiet. Den einzigen Sonderfall bildet Pulli, wo zu zwei Dritteln schwarzer Feuerstein aus Südlitauen und Weißrussland verwandt wurde.

Ein Hundezahn ist Beleg für die Existenz domestizierter Hunde. Es wurden auch eine primitive Axt aus Schiefer, Utensilien aus Knochen (Angelhaken) und Schmuck aus Tierkrallen gefunden.

Die früh- und mittelmesolithischen Fundstellen in Estland konzentrieren sich auf Fluss- und Seeufer. In der Region um Pärnu wurden an steinzeitlichen Kulturschichten 16 Studien an organischer Materie (vor dem Ancylussee und dem Littorinameer) durchgeführt. Die Schichten sind Teil der Sedimentation. Die unterste Sedimentation (Nr. 1) erfolgte etwa 10.800–10.200 v. Chr. und ist mit dem Wohnplatz Pulli verbunden. Die obere (Nr. 2) etwa 9.450–7.800 v. Chr. stellt die Kulturschichten bei Sindi-Lodja in Pärnu-Paikuse (dt. Staelenhof) dar.

Die übereinander liegenden mesolithischen, neolithischen und heutigen Stätten der Region deuten darauf hin, dass sie Jahrtausende bewohnt wurden und die Menschen mit der verändernden Küstenlinie der Ostsee hin und her zogen, aber der Gegend blieben.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Anders Fischer (Hrsg.): Man & Sea in the Mesolithic. Coastal Settlement above and below present sea level. Proceedings of the International Symposium, Kalundborg, Denmark 1993 In: Bonner Jahrbücher Bd. 198.1998(2001):
  • Lembit Jaanits, Kaarel Jaanits: Frühmesolithische Siedlung in Pulli. – In: TATÜ, 24: 1, 1975 S. 64–70.
  • Lembit Jaanits, Kaarel Jaanits: Ausgrabungen der frühmesolithischen Siedlung von Pulli. – In: TATÜ, 27: 1, 1978 S. 56–63.
  • Lembit Jaanits: Kultuuri arengupidevusest Eestis üleminekul keskmiselt nooremale kiviajale. Über die Lückenlosigkeit der Kulturentwicklung in Estland beim Übergang von der mittleren zur jüngeren Steinzeit. In: Keel ja Kirjandus, 12, 1970 S. 711– 724.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

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