Benutzer:Jcornelius/KNORKE/Archiv/48a

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Spontanes Mini-Knorke außer der Reihe - Darmstädter Madonna im Bode-Museum - !um eine woche verschoben![Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

präsentiert von poupou

  • Termin: Samstag 27. Februar 2016, 10 Uhr
  • Dauer: 1,5 Stunden
  • Treffpunkt: außen vor dem Bode-Museum
  • Route: Mal ein anderes Knorke, spontan erdacht aus Anlass der aktuellen Holbein-Kabinett-Ausstellung im Bode-Museum. Wir schauen uns gemeinsam die Darmstädter Madonna an und erfahren anhand der Originals ungefähr das, was schon im Artikel steht, sowie weiteren POV und Trivia zum Gemälde und ggf. zu weiteren Werken (ja nach Zeit, Interesse und wenn uns die preußischen Aufseher lassen).
  • Kosten: Museumseintritt (12 Euro, ermäßigt 6 Euro) und ggf. Verzehrkosten nach eigenem Geschmack.
  • Wetter: egal, das Bild hängt indoors

Teilnehmende[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bericht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf ins Museum!

In Berlin gastiert gerade die Darmstädter Madonna, ein 1526 entstandenes Gemälde von Hans Holbeim dem Jüngeren. Diese Madonna hat eine bewegte Lebens- und Reisegeschichte, ist eines der bedeutendsten deutschen Gemälde des 16. Jahrhunderts und kann Menschen auch über Jahre faszinieren. Wunderbar, wenn man eine kundige Bilderklärung der Autorin des exzellenten Wikipedia-Artikels dazu bekommt.

Wir trafen uns einige Minuten vor der Öffnung in kleiner Gruppe vor dem Bode-Museum und konnten - da alle Anwesenden über eine Jahreskarte verfügten, auch sofort zur Madonna und zur Sonderausstellung "Holbein in Berlin" begeben. Der Raum war noch leer, die Museumswachmannschaft ließ freundlicherweise die leise aber engagiert redende Gruppe gewähren. Ein einziger Saal, in dessen Mittelpunkt die Madonna hängt. Links davon einige Holbein-Teppiche, ansonsten weitere Bilder und Zeichnungen von Holbein, Inspiratoren und andere Madonnen. Nicht überladen, sinnvoll aufbereitet und mit einem klaren Konzept - eine der besseren Kunstausstellungen.

Und dann ging es los: von der bewegten Entstehungszeit zur Zeit des Basler Bildersturms im Auftrag des Basler Ex-Bürgermeisters Jakob Meyer zum Hasen und der Aussage des Bildes traditioneller Marienfrömmigkeit in Zeiten der Reformation über den Teppich, die Eigentümlichkeit, dass sich niemand auf dem Gemälde eigentlich anschaut und den Unterschied zwischen Schutzmantelmadonnen und Stifterbildern. Vermutungen wo das Bild wohl im Original hing - vermutlich in der Martinskirche als Epitaph - und seine Wanderung aus Basel über den Grünen Salon im Berliner Stadtschloss bis hin zum Hause Hessen und das Frankfurter Städelmuseum bis hin zum spektakulären Verkauf an die Privatsammlung Würth. Die Meinungen über die Sammlung Würth in der Gruppe waren durchaus geteilt, ebenso wie die richtige Benennung des Bildes: ist es nun eher die Darmstädter Madonna oder eher die Madonna des Bürgermeisters Jakob Meyer zum Hasen?

Über die Darmstädter Madonna ging es dann zur Dresdner Madonna und einem der prägenden Momente deutscher Kunstgeschichte: dem Dresdner Holbeinstreit. Im 19. Jahrhundert wurde es den Menschen bewusst wurde, dass es zwei fast identische Holbein-Madonnas gab und nur eine die echte sein konnte. In einer großen Ausstellung, unter lebhafter Anteilnahme der Öffentlichkeit und erregten Debatten der Experten entschieden sich die Kunsthistoriker schließlich für das Darmstädter Gemälde - entgegen der vorherigen Überzeugung der Kunstkennerschaft und erstmals im Bemühen eine rein sachlich, objektive Abwägung der verschiedenen Gesichtspunkte zu treffen. Und - wie sich später herausstellte - auch zu recht, da sämtliche mittlerweile vorhandenen naturwissenschaften Verfahren die Darmstädter Madonna als die originale der beiden bestätigten.

Erkenntnisse am Rande: eine weitere Kopie des Gemäldes (beziehungsweise eine Kopie der Kopie - es stellt aus unerfindlichen Gründen das Dresdner Exemplar dar) hat sich in das Set des James-Bond-Filmes "Man lebt nur zweimal verirrt".

Und nachdem wir dann auch noch gerätselt hatten, wer die beiden Knaben im Gemälde sind, den verschwundenen Haaren der Tochter nachspürten und weiter über den Teppich in der Renaissancemalerei sinniert hatten, kamen wir dann nach knapp einer Stunde noch zu Georg Giesze (auch Georg Giese), einem anderen Holein-Hauptwerk, das praktischerweise fünf Meter weiter links hing. Wieder mit Teppich und nun auch noch mit Glas, Metall, Bücherregalen und Briefen. Gedanklich begleitete wir Holbein dann weiter von Basel nach Antwerpen und London. Mittlerweile hatte sich der Raum etwas gefüllt. Nachdem wir dann noch den Weg aus dem Museum gefunden hatte (wie immer im Bodemuseum nicht ganz einfach und jedes mal findet man zwischendurch neue Säle) folgte noch ein erschöpfter Abschlusskaffee.

Eine Stunde fast allein mit der Madonna. Und immer noch Neues zu entdecken. -- southpark 19:10, 27. Feb. 2016 (CET)