Benutzer:Johanna Knoop/Jürgen Lange Design

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Jürgen Lange (mit Lora), 1975 in seinem Büro

JÜRGEN LANGE (geb. 13.08.1940 in Büchen, gest. 08.07.2013 in Grafenau) war ein renommierter Industriedesigner sowie Gründer und Inhaber von Jürgen Lange Design. Zudem war er als Gastdozent am National Institute of Design in Ahmedabad (Indien) und als Professor für Ergonomie und Möbeldesign an der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main tätig.

Leben und Kariere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jürgen Lange wurde 1940 in seinem Elternhaus in Büchen geboren. Seine Eltern Gustav und Elsa Lange betrieben einen Kohlenhandel und ein kleines Lebensmittelgeschäft. Jürgen Lange hatte vier Geschwister, allerdings verstarb seine ältere Schwester Jutta bereits im Alter von 12 Jahren. Er besuchte die Grundschule in Büchen, später die Mittelschule in Mölln. Im Jahr 1958 begann er eine Lehre als Möbelschreiner in Bergedorf. Im Anschluss an seine Ausbildung studierte Jürgen Lange zwei Semester Innenarchitektur bei Karl Kaschak in Hamburg. Danach verschlug es Jürgen Lange nach Braunschweig, wo er an der Werkkunstschule nochmal zwei Semester Innenarchitektur studierte. 1963 begann er sein Studium zum Industriedesigner an der Hochschule für bildende Künste Braunschweig bei Arno Votteler. Jürgen Lange arbeitete zwei Jahre im Designbüro von Professor Votteler und machte 1967 sein staatliches Abschlussexamen zum Industriedesigner. 1968 gründete er im Alter von 28 Jahren sein eigenes Designstudio für Produktplanung und Produktgestaltung – JÜRGEN LANGE DESIGN – in der historischen, 600 Jahre alten, Stegmühle Grafenau. Jürgen Lange liebte die Arbeit im Team, mit von der Partie waren junge Designer aus Deutschland, Frankreich, Japan und Schweden. Ziel seiner Arbeit, aus der eine ganze Reihe an Patenten hervorging, waren immer maschinell erzeugte Serienprodukte. Bekannt geworden ist er aber nicht nur durch seine Wohn- und Büromöbel, sondern unter anderem auch durch Designberatung und die Gestaltung von Messeständen. 1972 ging Jürgen Lange nach Ahemedabad (Indien) und war dort am National Institute of Design für ein Jahr als Gastdozent tätig. Im Zeitraum 1981–1982 war er als Gastprofessor für Möbeldesign an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach/Main tätig. Anschließend unterrichtete er dort von 1983–1986 als Professor für Ergonomie und Möbeldesign. Im Jahr 1993 erkrankte Jürgen Lange infolge eines Zeckenbisses an einer Hirnhautentzündung mit anschließender Funktionsstörung der Sprache sowie Koordinationsstörungen der Gliedmaßen, welches er im Zuge dessen neu erlernen mußte. Es folgten zwei Schlaganfälle in den Jahren 1995 und 1996. Nach der Diagnose Mantelzell-Lymphom ( MCL) verstarb Jürgen Lange am 08.07.2013 in Althengststett.

Die Stegmühle, das Designbüro von Jürgen Lange

Jürgen Lange Design Atelier und Arbeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die alte, unter Denkmal stehende Wassermühle in Grafenau war für Jürgen Lange der ideale Ort für sein Büro. Er baute die alte Mühle nach seinen Ideen und Vorstellungen um. Jürgen Lange, ein Mensch der es liebte und brauchte, in und mit der Natur zu leben. Im Erdgeschoss, dort wo früher die Mehlsäcke standen, entstand eine Werkstatt. Dort wurden Modelle gebaut, Ideen ausgetüftelt und die Prototypen im Maßstab 1:1 gefertigt. Im mittleren Stockwerk entstanden ein großer Aufenthaltsraum und eine gemeinsame Küche für sich und sein Team; hier wurde gemeinsam gekocht, beraten und besprochen. Im oberen Stockwerk befand sich das Atelier, wo erste Skizzen und Pläne entstanden, nach denen die Modelle und Prototypen gebaut wurden. Von der Idee bis zum fertigen, durchdachten Prototypen. Nicht verträumt und verspielt – nur klare, durchgedachte Entwürfe verließen sein Atelier. Jürgen Lange entwarf keine Kunstobjekte für Galerien, er formte seine Stücke für den Verbraucher. In dieser Wassermühle wurden nun 40 Jahre Möbel und Gebrauchsgegenstände aller Art entworfen und entwickelt, 1978 (zehn Jahre nach Firmengründung) waren bei Jürgen Lange Design 14 Mitarbeiter beschäftigt.

Loga Prototyp, Jürgen Lange Design
Treppenhaus des Ateliers

Tätigkeit in den Bereichen [Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Werkstatt, Jürgen Lange Design
    Produktplanung und -gestaltung
  • Wohn-, Büro- und Sitzmöbel
  • Arbeitsplatzgestaltung
  • Messestandgestaltung
  • Designberatung für die Industrie
  • Innenarchitektur
  • Teilnahme an internationalen Jurys
  • Weltweite Patente und Designauszeichnungen

Auftraggeber[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ahlborn, Hildesheim / Nahrungsmittelanlage
  • BLSG, Bietigheim / Kastenmöbel-Programm
  • Cor, Rheda / Sitzmöbel (Cosy, Laysi, Unus,Carina)
  • FSM Frank, Sulzbach / Sitzmöbel
  • Gütermann, Breisgau / Verkauf-Ständer
  • Häfele, Nagold / Möbelbeschläge
  • Heeb, Oberriexingen / Tisch
  • Interlübke, Rheda / Regal, Schlafzimmer-Programm, Schrankwand (Diago, Domino)
  • Knoll & Co., Herrenberg / Sitzmöbel, System-Möbel-Programm (Mondriani, Face, Casino, Office, Studio, Sara), Büromöbel-Programm (Conzept)
  • Landesgartenschau 1990, Sindelfingen / Gartenbänke, Gartenmobiliar
  • Loga, Scherneck / Gartenmöbel-Programm
  • Losberger, Heilbronn / Markisen-Programm
  • Mauser AG, Waldeck / Bürostühle, Büromöbel-Programm (Nantua Serie, Genius, Toscana, Programm 6000, Stuhl Turino, Serie 670 und 580, Naiki)
  • Oni, Vlotho / Möbelbeschläge
  • Renz, Böblingen / Kleinmöbel, Tische
  • Ritter-Baisch, Weinstadt / Praxis und Rezeptionsmöbel (Office Trend, Delta, Integral 2, Linear, Ergotop, Consent, Medi-Rest-Liege, Selecta, Tangent, Spectral, Prophy-Line, Pro Form)
  • Rosenthal AG, Selb / Sekretärpult (Prive)
  • Schönbuch, Holzgerlingen / Dielenmöbel, Kleiderbügel (Trio, Qattro)
  • Büroräume, Jürgen Lange Design
    Gebr. Thonet, Frankenberg / Genesungsstuhl und Mehrzweckstühle
  • Zeyko, Althengstett / Küchen
  • Behr / Sitzmöbel (Chance, Headline, Conzerto)
  • Art Collection / Büromöbel (Moving , Interpares)
  • Picard / Taschenset
  • Goldpfeill / Taschenset
  • Porsche
  • Daimler- Benz AG
  • IBM
  • Aigner

Internationale Auftraggeber[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Artifort, Holland / Sitzmöbel und Büromöbel
  • Gunlocke, USA / Bürostühle
  • Maiko, Japan / Büro-Drehstuhl-Programm
  • Multimil, Schweiz / Elektr. Rufnummernspeicher
  • Phillips, Belgien / Hifi-Turm
  • Jürgen Lange privat
    Trio, Jürgen Lange Design
    Reflex, Italien / Pflanzbehältersysteme
  • Steelcase-Brayton, USA / Sitzmöbel
  • Wittmann, Österreich
  • ZKD, Schweiz / Büromöbel-Programm
  • Labofa, Dänemark / Büromöbel (Ergo, Ergo Plus)
  • Lema, Italien
  • DeSede, Schweiz

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Design center Stuttgart

Kleiderbügel (Schönbuch), Jürgen Lange Design

1980 Design center Stuttgart Produkte : Multimil 2000, Mauser SP 670, Mauser Banksystem 670, Mauser SP 670 gestapelt

1981 Design center Stuttgart Produkte : Logo-garden LA 30, Verstellsessel LA 12, Servierwagen LA 36, Liege LA 40, Verstellsessel LA 11

1981 Design center Stuttgart Produkt : Renz – Couchtisch

1982 Design center Stuttgart Produkte : Schönbuch – Kleiderbügel 103, Mauser Bank B670/304 dreisitzig

1983 Design center Stuttgart Produkte : Knoll – Anbauprogramm Mondriani / Behr – Element Möbelprogramm HEADLINE

1984 Design center Stuttgart Produkte : Behr – HEADLINE farbig

1985 Design center Stuttgart Produkte : Artifort – Stuhl Chamäleon 9000, Loga Klapptisch LB 30 LB 31, Cor – Polstersofa Ra 54.211, IWE – Wohnmöbelprogram KENDO

1986 Design center Stutgart Produkte : Mauser – Genius Programm DPA 678 und DPA 679, Losberger – Markise Studio

1987 Design center Stuttgart Produkte : Schönbuch – Dielen-Programm TRIO, Schirmständer ZIK-ZAK, Wandpult TRIO und Behr – Change

1988 Design center Stuttgart Produkte : Interlübke – Regal DIAGO, Behr – Schrankprogramm CONZERTO, FSM – Ruhesessel UNUS, Rosenthal – Sekrtärpult PRIVE

Landesgartenschau, Jürgen Lange Design

1989 Design center Stuttgart Produkte : Schönbuch – Garderobe Facett, Goldpfeil – Aktenkoffer, Mauser – Drehstuhl DPA 773

1990 Design center Stuttgart Produkte : ARTIFORT – Drehstuhl Ten

Deutscher Werkbund

1979 Deutscher Werkbund Produkt : Behr – Container Programm Behr 5005

1982 Deutscher Werkbund Produkt : Mauser – Mehrzweckstuhlprogramm 670

Industrie Forum Design Hannover

1985 Gute Industrie Form Hannover Produkt : Mauser – Drehstuhl Genius DP673 RH

1990 Gute Industrie Form Hannover Produkt : Goldpfeil – Aktenkoffer

Quadro (Schönbuch), Jürgen Lange Design

1996 Gute Industrie Form Hannover Produkt : Schönbuch – Garderobensystem RETINO

Design Zentrum Haus der Industrieform Essen

1986 Haus der Industrieform Produkt : Baisch – Baukastensystem Linear

1994 Haus Industrieform Produkte : Mauser – Genus DPA 679 , 678, 674, 673, 679 H, DP 673, Loga – Gartenmöbel Serie KA u. LB

1988 Haus Industrieform Produkte : Rosenthal – Sekretärpult Prive, Schönbuch – Garderobenprogramm Facett, Garderobenständer CLIP CLAP

1989 Haus Industrieform Produkt : Goldpfeil – Executive Linie

Design Zentrum Nordrhein Westfalen

1990 Design Zentrum NW Produkt : Loga – Gartenmöbelprogramm LOGA garden LE

1991 Design Zentrum NW Produkt : Goldpfeil – Agenda und Executive Linie

1993 Design Zentrum NW Produkt : Baisch – Rezeption Selecta

Farb Design International e.V

1983/1984 Internationaler Farb Design Preis Produkt : HEADLINE

Wichtige Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fröscher, Jürgen Lange Design


Design Philosophie und Gedanken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Möbeldesign ist für mich die Gestaltung industriell erzeugter Serienprodukte, deren Formen aus den Forderungen der Funktion, der Produktionsgesetze der industriellen Fertigung, dem Studium der physiologischen und psychologischen Umweltbedingungen und der Forderung nach visueller Qualität resultiert.

Als Designer bin ich gewissermaßen der Koordinator in einem Arbeitsteam von Unternehmungsleistungen, Marketing-Fachmann und Konstruktionsgruppe. Je nach Aufgabe werden Vertreter anderer Disziplinen hinzugezogen.

Es geht darum, Funktion und Konstruktion zu visueller und plastischer Qualität zu steigern. Dieses Bemühen hat ebenso wirtschaftliche wie gesellschaftspolitische und kulturelle Aspekte.

Meiner Meinung nach besteht gerade in Zukunft eine stärkere Notwendigkeit für gutes Mödeldesign. Es ist wichtig, intensiver auf die veränderten Lebensbedingungen und Umwelteinflüsse einzugehen. Nicht die Gesetze der Fabrikation, sondern der Mensch steht im Mittelpunkt der Überlegungen. Möbel haben einen ganz unmittelbaren Bezug zum Menschen – zur Architektur – zur Innenarchitektur. Es ist notwendig, Massen-Produktion in Qualitätsproduktion mit hohem formalen Anspruch umzuwandeln. Design, wie ich es verstehe, kann dazu einen Beitrag leisten.

Der verantwortungsbewusste Designer muss in erster Linie dem Menschen und dessen Selbstverwirklichung verpflichte sein. Seine Aufgabe ist es, dem Benutzer gut gestaltete Einrichtungsgegenstände zur Verfügung zu stellen, die dieser selbst zu seinem ganz persönlichem individuellen Ensemble zusammenfügen kann.

Mehr Mut Zum Wohnen

Die Umwelteinflüsse auf den Menschen verändern auch seine Lebensformen. Die Anprüche an die Privatesphäre sind differenzierter geworden. Vorstellungen vom "Richtigen Wohnen" sind nicht mehr zu verallgemeinern. Viel stärker als bisher wird ein Freiheitsbedürfnis und selbstbestimmendes Handeln im Wohn- und Freizeitbereich verwirklicht. Die Voraussetzung für die eigene Freiheit ist Mut zu sich selbst. Mehr Mut zur eigenen Phantasie. Die Einrichtung muss Lösungen zulassen, die eigenwilligen Wohnformen entsprechen und phantasieanregend sind. Bedeutungsvoller als je zuvor ist der Wohnbereich zur Möglichkeit der Selbstbestimmung geworden, ohne eine Fluchtburg zu machen. Hier muss die zeitgemäße Einrichtung Möglichkeiten zur Veränderung anbieten und den neuen Erwartungen entgegenkommen. Die Innenraumgestaltung muss das Wohlbefinden des Bewohners positiv beeinflussen und die Raumfunktion hilfreich darstellen. Als Designer muss man intensiv auf diese veränderten Lebensbedingungen eingehen, weil Möbel einen unmittelbaren Bezug zum Menschen haben. Er muss den physiologischen und den psychologischen Bedürfnissen des Menschen gerecht werden.

Die intensive und konzentrierte Auseinandersetzung mit der Sache – das scheint mir der einzig aussichtsreiche Weg zu sein, um die Stagnation zu überwinden. Der verantwortungsbewusste Designer muss in erster Linie dem Menschen und dessen Selbstverwirklichung verpflichtet sein. Seine Aufgabe ist, dem Benutzer gut gestaltete Einrichtungsgegenstände zur Verfügung zu stellen. Die dieser selbst zu seinem ganz persönlichem Individuellen Ensembles zusammenfügen kann. Man muss dem Verbraucher helfen, seine Urteilsfähigkeit zu entwickeln, seine gestalterischen Möglichkeiten zu bergreifen und zu nutzen. Wir sollten ihn anregen, unterstützen, in einen lebendigen Dialog mit ihm kommen.