Benutzer:Koppchen/Baustellen/Baustelle 20

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Das Testament der Königin Isabella I. von Kastilien

Erste Seite des Testaments
Letzte Seite des Testaments mit Siegel und Unterschrift
Letzte Seite des Kodizills mit Unterschrift

Das Testament und das angefügte Kodizill der Königin Isabella von Kastilien wurden am 12. Oktober 1504 bzw. am 23. November 1504 von ihr mit „Yo la reina“ („Ich, die Königin“) unterschrieben. In diesen Urkunden stellte Isabella die auf ihrem christlichen Glauben beruhenden Grundlagen ihrer Regierungstätigkeit dar, bestimmte die Verteilung ihres Eigentums und die Art und Weise ihrer Bestattung. Sie legte die zukünftige Regierung der Reiche der Krone von Kastilien fest und gab ihren Erben und Nachfolgern Anweisungen oder Empfehlungen für die zukünftige Regierungsführung.

Form der Urkunden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Isabella diktierte ihr Testament am 12. Oktober 1504 in kastilischer Sprache. Am 23. November 1504, drei Tage vor ihrem Tod, erweiterte sie ihr Testament um ein Kodizill. Beide Dokumente wurden auf Pergamentbögen geschrieben. Diese sind in der Mitte in Kodexform gefaltet. Das Testament besteht aus fünf Bögen mit 19, jeweils von dem Notar Gaspar de Gricio unterschrieben Seiten und einem Bogen als Umschlag. Das Kodizill besteht aus aus zwei Bögen mit sechs beschriebenen Seiten. Die Dokumente wurden von Isabella und sieben Zeugen unterschrieben. Das Testament entspricht den damals gültigen Rechtsvorschriften der Siete Partidas. Die Königin wünschte, dass das Original ihres Testamentes im Real Monasterio de Nuestra Señora de Guadalupe aufbewahrt werden sollte. Eine Kopie sollte im Kloster Santa Isabel de la Alhambra de Granada und ein weiteres in der Kathedrale von Toledo hinterlegt werden.[1] Die Originale der Urkunden befinden sich heute im Archivo General de Simancas.[2]

Inhalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Persönliches Testament[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im erste Teil des Testamentes bekundet Königin Isabella ihren Glauben und ihre Hoffnung auf die göttliche Gnade bei dem ihr bevorstehenden Gericht. Die tiefe Religiosität Isabellas zeigt sich auch in den Anweisungen im Bezug auf ihre Beisetzung und die große Zahl von Vermächtnissen. Sie bat darum im Habit der Franziskanerinnen und nicht in königlicher Kleidung bestattet zu werden. Ihr Grab in der Kirche des Klosters San Francisco in der Alhambra sollte aus dem Boden ausgehoben sein und nur mit einer beschrifteten Grabplatte ohne weiteren Schmuck bedeckt werden. Neben bedeutenden Beträgen die zur Versorgung bedürftiger Personen und für Messen für das Seelenheil von Verstorbenen aufgewendet werden sollten, hinterließ sie Mittel für den Freikauf von 200 Personen aus der Gefangenschaft der Ungläubigen. Der Kathedrale von Granada und der Kathedrale von Toledo vermachte sie alle ihr gehörenden Reliquien.[3]

Politisches Testament[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In dem politischen Teil des Testamentes regelte Isabella das entscheidende Problem der Thronfolge in Kastilien unter Einhaltung der damaligen vorherrschenden Rechtsgebräuche.[4] Sie ernannte ihre Tochter Johanna, die bereits 1502 von den Cortes von Toledo als Fürstin von Asturien anerkannt worden war, zu ihrer Alleinerbin, sie sei die wirkliche Königin und natürliche Herrin, Eigentümerin der Königreiche, Länder und Herrschaftsgebiete. Für den Fall, dass sich Johanna nicht im Land aufhalte oder die Regierung nicht übernehmen wolle oder könne, solle ihr Vater, König Ferdinand die Reiche und Herrschaftsgebiete für Johanna regieren, beherrschen und verwalten.[5] Philipp wird als Ehemann Johannas erwähnt. Er wird aber nicht als selbständig regierender Monarch genannt, sondern nur als rechtmäßiger Ehemann, der zusammen mit seiner Ehefrau handelt.[6]

Die Königin wünschte, dass die bisherige Politik der „Katholischen Könige“ fortgeführt würde. In den Anweisungen oder Empfehlungen für ihre Nachfolger rechtfertigte sie eine Reihe von Entscheidungen die sie während ihrer Regierung getroffen hatte und versuchte Fehlentwicklungen zu korrigieren. Isabella zeigte die ihr wichtigen Regierungsangelegenheiten auf, die für die folgenden Regierungen von Bedeutung bleiben sollten:

  • In der Staatsverwaltung solle ein unverhältnismäßiges Anwachsen von Ernennungen von Amtsträgern vermieden werden.
  • Es sollten nur in Kastilien geborene Personen in Staatsämter und als kirchliche Würdenträger berufen werden.
  • Die königliche Rechtsprechung solle gegenüber der Rechtsprechung des Adels ausgeweitet werden.
  • Es sollte eine neue Sammlung aller Gesetze des gesamten bisher geltenden Rechtes angelegt werden, mit dem Ziel es zu ordnen und von überflüssigen Vorschriften zu befreien.
  • In der Steuerpolitik solle die königlichen Macht wieder hergestellt werden
  • Das Königreich Gibraltar sei ein wichtiges Herrschaftsgebiet der Krone von Kastilien und solle nicht als Lehen vergeben werden.
  • Die Verteidigung des Glaubens solle Grundlage der Religionspolitik sein.
  • Die Inquisition müsse gegen die Niederträchtigkeit der Häretiker geschützt werden.
  • In der internationalen Politik sollten der Kampf gegen die Ungläubigen in Nordafrika und die Bekehrung der Heiden Amerikas („las Indias“) besondere Beachtung finden.
  • Im Kodizill ging Isabella auf die den Königen von Kastilien durch den Papst gewährten Inseln und das Festland im Ozean ein (die Kanarischen Inseln, die Karibik und Amerika). Sie stellte klar, dass die dort lebenden Bürger und Bewohner gleichberechtigte Untertanen seien mit dem natürlichen Menschenrecht auf Leben, Eigentum und Freiheit. Die Herrscher Kastiliens seien verpflichtet Priester, Geistliche, Kleriker und andere gelehrte und gottesfürchtige Personen zu senden um die Bürger und Bewohner dort im katholischen Glauben zu unterrichten und ihnen gute Sitten beizubringen. Isabella bat ihren Ehemann Ferdinand und beauftragte ihre Tochter Johanna und ihren Schwiegersohn Philipp in diesem Sinn tätig zu werden.[7]

Bedeutung des Testamentes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Historiker heben die weitreichende persönliche und politische Bedeutung dieses außergewöhnlichen Schriftstücks hervor und halten es für eines der bedeutendsten Dokumente der Königin Isabella.[8]

Die besondere staatspolitische Bedeutung der Urkunden besteht in der eindeutigen Regelung der Thronfolge, die sich an dem bisherigen Recht in Kastilien orientiert. Die darüber hinaus vorgesehenen Regelungen für die Regentschaft, insbesondere die besondere Berücksichtigung des Falles der Unfähigkeit der Königin Johanna ihr Amt auszufüllen, werden dahin gedeutet, dass Isabella während des Aufenthalts Johannas in Kastilien in den Jahren 1502 bis 1504 Zweifel an der Regierungsfähigkeit ihrer Tochter kamen und Isabella die Verfolgung der bisherigen Innenpolitik mit dem Schwerpunkt der Zurückdrängung der Ansprüche des Hochadels eher durch Ferdinand als durch Philipp garantiert sah.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Juan Carlos Moreno Moreno: Testamento y codicilo de Isabel I de Castilia. Transcripción del testamento. Medina del Campo 1504 (spanisch, [5] [abgerufen am 16. Januar 2020]).
  • Miguel Ángel Ladero Quesada: Isabel I de Castilia. Siete ensayos sobre la reina, su entorno y su empresas. Dykinson, Madrid 2012, ISBN 978-84-15454-53-3 (spanisch).
  • José María San Román Cutanda: El "ars moriendi" de Isabel la Católica: algunas notas sobre su muerte y testamento. In: Toletana: cuestiones de teología e historia. Nr. 35, 2016, ISSN 1575-8664, S. 153–167 (spanisch, [6] [PDF; abgerufen am 16. Januar 2020]).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. José María San Román Cutanda: El "ars moriendi" de Isabel la Católica: algunas notas sobre su muerte y testamento. In: Toletana: cuestiones de teología e historia. Nr. 35, 2016, ISSN 1575-8664, S. 160 (spanisch, [1] [PDF; abgerufen am 16. Januar 2020]).
  2. Isabel la Católica: Testamento de la reina Isabel la Católica. Archivo General de Simancas (Valladolid, España), 12. Oktober 1504, abgerufen am 1. Januar 2020 (spanisch).
  3. José María San Román Cutanda: El "ars moriendi" de Isabel la Católica: algunas notas sobre su muerte y testamento. In: Toletana: cuestiones de teología e historia. Nr. 35, 2016, ISSN 1575-8664, S. 160 f. (spanisch, [2] [PDF; abgerufen am 16. Januar 2020]).
  4. José María San Román Cutanda: El "ars moriendi" de Isabel la Católica: algunas notas sobre su muerte y testamento. In: Toletana: cuestiones de teología e historia. Nr. 35, 2016, ISSN 1575-8664, S. 159 (spanisch, [3] [PDF; abgerufen am 16. Januar 2020]).
  5. Joseph Perez: Ferdinand und Isabella. 1. Auflage. Callwey, München 1989, ISBN 3-7667-0923-2, S. 313 (französisch: Isabelle et Ferdinand, rois catholiques d'Espagne. 1988. Übersetzt von Antoinette Gittinger).
  6. Miguel Ángel Ladero Quesada: Isabel I de Castilia. Siete ensayos sobre la reina, su entorno y su empresas. Dykinson, Madrid 2012, ISBN 978-84-15454-53-3, S. 22 (spanisch).
  7. José María San Román Cutanda: El "ars moriendi" de Isabel la Católica: algunas notas sobre su muerte y testamento. In: Toletana: cuestiones de teología e historia. Nr. 35, 2016, ISSN 1575-8664, S. 162 ff. (spanisch, [4] [PDF; abgerufen am 16. Januar 2020]).
  8. Miguel Ángel Ladero Quesada: Isabel I de Castilia. Siete ensayos sobre la reina, su entorno y su empresas. Dykinson, Madrid 2012, ISBN 978-84-15454-53-3, S. 20 (spanisch).

Kategorie:Historisches Dokument Kategorie:Isabella I. (Kastilien) Kategorie:Ferdinand II. (Aragón)