Benutzer:Lhennen/BaustelleRetroreflektor

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Prinzip eines Retroreflektors: Der Lichtstrahl (Beispiel: rot oder schwarz) wird unabhängig vom Einfallswinkel immer zur Quelle zurückgeworfen.

Ein Retroreflektor (von lateinisch retro rückwärts, reflexio Zurückbeugung) ist eine Vorrichtung, die einfallende elektromagnetische Wellen weitgehend unabhängig von der Einfallsrichtung sowie der Ausrichtung des Reflektors großteils in die Richtung reflektiert, aus der sie gekommen sind. Dies wird als Retroreflexion bezeichnet.

Im Bereich der Optik können sogenannte Rückstrahler definitorisch als gesonderte Kategorie identifiziert werden. Rückstrahler sind Signalgeräte, die einfallendes Licht bevorzugt in die Richtung zurückstrahlen, aus der es kam. Zur Abgrenzung zu anderen Retroreflektoren sind hier solche Reflektoren gemeint, die aus ebenen Spiegeln aufgebaut sind.

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Diffus streuende Oberflächen strahlen nur wenig Licht zur Lichtquelle zurück. Sie erscheinen dennoch meist heller als ein Spiegel, denn bei einem Planspiegel hängt die Rückstrahlung von seiner Orientierung ab, die nur in Ausnahmefällen senkrecht zum Betrachter ausgerichtet ist. Aus diesem Grund erscheint auch eine regennasse Fahrbahn, die nur von den eigenen Fahrzeugscheinwerfern beleuchtet wird, in der Nacht dunkler als die diffus rückstreuende Oberfläche eines trockenen Straßenbelags.

Anwendungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Front- und Speichenreflektoren erhöhen die passive Sicherheit von Fahrrädern

Funktechnik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Funktechnik unterstützen Radarreflektoren die Ortung angestrahlter Objekte, etwa einer Ballonsonde oder eines Brückenpfeilers an einer Wasserstraße.

Licht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vermessung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Tripelprisma aus geschliffenem Glas dient bei der Vermessung einem Laser als Umkehrpunkt. An einer Reflexlichtschranke wird eine retroreflektierende Folie oder ein Rückstrahler verwendet, um den Strahl wieder zum Sensor unmittelbar neben der Lichtquelle zurückzulenken.

Retroreflektoren aus Quarzglas (um auch UV-Lichtanteile zu reflektieren) werden bei Langpfadmessungen auf Basis der DOAS-Technik verwendet, um atmosphärische Spurengase in der Luft auf einem definierten Lichtweg nachzuweisen.

Straßenverkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Besonders häufig werden Retroreflektoren im Bereich der Verkehrssicherheit eingesetzt. Reflektoren findet man unter anderem an der Rückseite von Fahrzeugen. Ziel ist es, das Scheinwerferlicht nachfolgender Fahrzeuge so zu reflektieren, dass es von deren Fahrern gesehen werden kann, was die Gefahr von Auffahrunfällen vermindert. Auch manche Fahrradscheinwerfer haben Retroreflexzonen integriert. Für Fußgänger und auch Haustiere wie etwa Hunde werden ebenfalls Retroflektoren in Form von Armbändern und Klettelementen angeboten, die insbesondere Nachts deren Erkennbarkeit im Straßenverkehr erhöhen sollen.

In der Verkehrsinfrastruktur erhöhen Retroreflektoren an Hindernissen, Verkehrszeichen, Leiteinrichtungen deren Erkennbarkeit nachts im Scheinwerferlicht. Die Augen des Fahrers sind in der Regel etwa 1 m vom Scheinwerfer ihres Fahrzeuges entfernt. Da ein idealer Retroreflektor das Licht theoretisch exakt in Einfallsrichtung zurückwerfen würde, haben Retroreflektoren für den Straßenverkehr eine kleine Winkelstreuung von etwa 1°. Oft kommen hier Retroreflektorfolien zum Einsatz, die aus geprägter Alufolie beziehungsweise rückseitig geprägter Plastikfolie bestehen oder transparente, retroreflektierende Kügelchen enthalten. Auch bei Fahrbahnmarkierungen werden Glaskugeln (d < 0,3 mm) in die aufgebrachte noch feuchte Markierungsfarbe durch Aufstreuen teileingebettet, wodurch Retroreflexion erreicht wird. Der Effekt der Glasperlen ist ähnlich dem der Lüneburg-Linse.

Sind Retroreflektoren durch Tautropfen oder Raureif beschlagen, kann dies die Retroreflexion durch Streuung mindern oder ganz verhindern; Autobahnwegweiser zeigen in solchen Fällen große dunkle Flecken.

Bei derartigen Sicherheitsanwendungen sollten retroreflektierende Materialien mit diffus reflektierenden Oberflächen kombiniert werden, damit sie auch dann erkennbar sind, wenn sie mit Fremdlicht aus anderen Richtungen bestrahlt werden. Aus diesem Grund tragen beispielsweise Leitpfosten nicht nur Rückstrahler, sondern sind darüber hinaus auch weiß gefärbt. Auch Aluminium, häufig stranggepresst und eloxiert, als Verkehrstafelmasten oder Geländer wirkt hell, solange es nicht durch Salz stark korrodiert ist.

Retroreflektoren haben einen Grenzwinkel der Retroreflexion gegenüber ihrer Flächennormalen, ab dem sie nicht mehr reflektieren. Die Parameter Winkelstreuung und Grenzwinkel von Retroreflektoren dienen zu ihrer Charakterisierung.

Natürliches Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Natur tritt Retroreflexion an betauten Pflanzen auf, wenn diese stark behaart sind. Auch Gras- und Getreidehalme zeigen den Effekt. Sichtbar wird dieser "Heiligenschein" rund um den Schatten des eigenen Kopfes im Grünen, wenn die Sonne mittelhoch von hinten scheint. Das Phänomen tritt auch an unbehaarten Pflanzen auf, wenn deren Blätter durch eine Wachsschicht so stark hydrophob sind, dass der Kontaktwinkel am Tautropfen auf 140° ansteigt, was von Alistair B. Fraser an Nadelbäumen beobachtet und daher sylvanshine (engl. Waldschein) genannt wurde.[1] Umgekehrt versuchen Konstrukteure von Militärfahrzeugen, -schiffen und insbesondere -flugzeugen durch strenges Vermeiden von Innenecken an deren Außenkontur unerwünschte Radarreflexe zu vermeiden (Stealth-Technik).

Retroreflexionselemente[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vergleich von Winkelreflektor (1) und Linsenreflektor (2) an drei unterschiedlichen Einfallswinkeln. Die reflektierende Oberfläche ist dunkelblau eingezeichnet.

Neben planoptischen Winkelreflektoren (Tripelspiegeln und Tripelprismen) und Rückstrahlern gibt es rotationssymmetrische Linsenreflektoren, zum Beispiel "Katzenaugen" und Lüneburg-Linsen. Es gibt prinzipiell auch andere Typen retroreflektierender Körper, zum Beispiel bikonische Konstruktionen.

Ausführungen mit drei spiegelnden Flächen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Drei flache, zueinander senkrecht stehende, spiegelnde Oberflächen lenken einfallende Wellen zurück zur Quelle der Wellen. Die drei Flächen sind dabei so angeordnet wie die drei Flächen eines Würfels, die eine Ecke berühren. Daher wird diese Winkelreflektoren in der englischen Fachsprache auch corner cube genannt.

Beispiele für Winkelreflektoren:

  • Tripelspiegel und Tripelprismen aus Glas zur Retroreflexion von Laserstrahlen (LIDAR) bei der Vermessung, der Messung der Entfernung des Mondes und zur genauen Positionsbestimmung von Satelliten
  • Ein Tripelprisma ist ein Glaskörper, der vorne plan ist und rückseitig drei zueinander in einem Winkel von 90° stehende unverspiegelte Planflächen besitzt. Es reflektiert prinzipiell sogar verlustärmer als ein Tripelspiegel, auch wenn die frontseitige Oberfläche nicht entspiegelt ist. Ursache ist die verlustfreie Totalreflexion an den schrägen rückseitigen Oberflächen. Tripelprismen haben einen größeren Winkelbereich, innerhalb dessen die Reflexion auftritt, da die vordere Oberfläche des Glaskörpers eine Brechung zur Symmetrieachse hin bewirkt.
  • Radarreflektoren aus Blech als Retroreflektor für Mikrowellenstrahlung (RADAR) etwa für die Schifffahrt vor Brückenpfeilern.
  • Rückstrahler aus Kunststoff – seltener auch aus Glas – tragen rückseitig angeformte Tripelprismen, die bei ausreichendem Brechungsindex durch Totalreflexion wie Tripelspiegel funktionieren. Sie sind meist hinten abgedeckt, um Störungen durch Schmutz und (Kondens-)Wasser zu vermeiden.

Auswirkung von Tripelreflektoren auf die Polarisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tripelreflektoren drehen die Polarisation der einfallenden Lichtwellen um etwa 90°. Dieser Effekt wird in der Optoelektronik eingesetzt, um mit Reflexionslichtschranken spiegelnde Objekte zu erkennen. Dabei befindet sich vor dem Sender und vor dem Empfänger jeweils ein Polarisationsfilter; die Filter sind zueinander um 90° gedreht. Wenn durch den ersten Filter linear polarisiertes Licht vom Tripelreflektor zum Empfänger gelenkt wurde, kann es wegen der Drehung der Polarisation den zweiten Polarisationsfilter passieren. Licht, das durch eine einzelne spiegelnde Oberfläche zum Empfänger gelenkt wurde, wird dagegen durch den zweiten Polarisationsfilter blockiert. Auf diese Weise wird trotz der Spiegelung sicher erkannt, dass sich ein Objekt im Bereich der Lichtschranke aufhält.[2][3]

Linsenähnliche Ausführung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Prinzip Lüneburg-Linse
Retroreflektor-Element nach dem Prinzip eines "Katzenauges". die gekrümmten Flächen links sind verspiegelt. Die rechte gekrümmte Fläche hat ihren Brennpunkt auf der Spiegelfläche. Die Zeichnungen illustrieren die Funktion bei aus unterschiedlichem Winkel einfallendem Licht.

Wenn sich im Fokus einer abbildenden Optik eine reflektierende Oberfläche befindet, dann wird das reflektierte Licht durch die Optik wieder in Richtung Lichtquelle gelenkt. Anders als bei einem einfachen flachen Spiegel hängt diese Eigenschaft nicht von der genauen Ausrichtung der spiegelnden Oberfläche ab. Für eine ideale Retroreflexion muss allerdings der Abstand der spiegelnden Oberfläche genau stimmen. Außerdem bewirken Linsenfehler, dass das Licht nicht vollständig in Richtung der Lichtquelle gelenkt wird. Bei einigen Anwendungen ist eine Reflexion in einen Bereich nahe, aber nicht genau an der Lichtquelle sogar erwünscht. Das gilt zum Beispiel für Retroreflektoren im Straßenverkehr. Damit das reflektierte Licht eines Scheinwerfers gesehen werden kann, darf es nicht vollständig wieder in den Scheinwerfer gelenkt werden.

Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • "Katzenaugen" sind kleine zylinderförmige Glaskörper mit gewölbter, verspiegelter Rückseite und gewölbter Vorderseite. Deren Vorderseite ist so gekrümmt, dass einfallendes paralleles Licht auf die verspiegelte Rückseite fokussiert wird. Anders als bei transparenten Kugeln kann bei "Katzenaugen" der Raumwinkel, in den einfallendes zurück reflektiert wird, in weiten Grenzen durch die Form bestimmt werden. Außerdem kann die Rückseite vollständig reflektierend sein. Sie können daher mehr Licht in die gewünschte Richtung lenken. Sie sind jedoch aufwändiger in der Herstellung. Sie sind meist bikonvex, silberverspiegelt und schutzlackiert.[4]
  • Lüneburg-Linsen sind rückseitig verspiegelte Kugeln aus einem transparenten Material mit einem nach außen geringer werdenden Brechungsindex. Sie werden auch als Radarreflektoren eingesetzt. Die Verspiegelung ist dann jedoch als Gürtel ausgeführt, so dass aus allen horizontalen Richtungen Retroreflexion stattfindet.
  • Die optisch wirksame Komponente von Reflektorfolien und Leinwänden besteht aus vielen kleinen transparenten Kugeln. Eine durchsichtige Kugel aus Glas oder Kunststoff fokussiert einen Großteil des einfallenden Lichts einer weit entfernten Lichtquelle auf einen Fleck kurz hinter der hinteren Oberfläche. Durch den Unterschied im Brechungsindex im Vergleich zur Luft wirkt die hintere Oberfläche der Kugel spiegelnd. Da sie nur wenig vor dem Fokus liegt, wird das Licht in einen schmalen Kegel um die Richtung der Lichtquelle gelenkt. Auf diese Weise erreicht im Kino besonders viel Licht des Filmprojektors die Augen der Zuschauer. Das Gleiche gilt für Scheinwerferlicht, das von mit Reflektorfolie ausgestatteten Schildern bevorzugt in Richtung der Fahrer des jeweiligen Fahrzeugs gelenkt wird.
  • Die Augen insbesondere nachtaktiver Tiere wie Katzen sind retroreflektierend, da deren Netzhaut reflektierend hinterlegt ist. Siehe Tapetum lucidum und Rote-Augen-Effekt
  • Retroreflexion durch Nebeltröpfchen ist unerwünscht, weshalb Nebelscheinwerfer möglichst weit entfernt von der Blickrichtung angeordnet werden.

Abbildungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Alistair B. Fraser: The sylvanshine: retroreflection from dew-covered trees. In: Applied Optics. Band 33, Nr. 21, 20. Juli 1994, S. 4539–4547, doi:10.1364/AO.33.004539.
  2. Michael Dzieia, Harald Wickert, Jürgen Klaue, Hans-Joachim Petersen, Dieter Jagla, Heinrich Hübscher: Elektronik Tabellen. Betriebs- und Automatisierungstechnik. 1. Auflage. Westermann Lernspielverlag, ISBN 978-3-14-235015-8.
  3. Ekbert Hering, Rolf Martin: Photonik. Springer-Verlag, ISBN 978-3-540-23438-8.
  4. Crystal Glass Reflectors. Swareflex.com, abgerufen am 28. August 2013

Kategorie:Optisches Bauteil Kategorie:Physikalisches Prinzip eines Optischen Bauteils Kategorie:Spiegelart