Benutzer:MYR67/Artikelwerkstatt Alexander Dauge

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Der lettische Bildungsminister Alexander Dauge (1868–1937), Cartoon von K. Krauzes, aus: Svari Nr. 8 vom 10.02.1922

Alexander Dauge (lettisch Aleksandrs Dauge, russisch Александр Георгиевич Дауге) (* 10. August 1868 in Sauka [dt.: Saucken], Gemeinde Saukenska, Kreis Jaunjelgava, [dt.: Friedrichstadt], Provinz Kurland, Russisches Kaiserreich, † 11. März 1937 in Riga, Lettland) war Pädagoge, Literaturwissenschaftler, Journalist und vom 19. Juni 1921 bis zum 26. Januar 1923 Staatsminister für Bildung in Lettland.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Familiennamen Dauge leitet sich von der französischen Provinz Pays d’Auge ab.

Alexanders Vater war der Landschul-Lehrer Georg (lettisch: Jura) Dauge in Sauken, (1835-1908).[1] Seine Mutter war Elvīra Dauge, geb. Bišofa (Elvira Bischof).

Ein älterer Bruder von Alexander Dauge, der Kaufmann Emil Arthur Dauge, wurde Direktor einer chemischen Fabrik in Moskau, die zur Badischen Anillin- und Soda-Fabrik (BASF) gehörte. Er heiratete offenbar im Dezember 1890 in der Dom-Kirche in Moskau Julie Adeline Kummerau.[2]

Alexander Dauges jüngerer Bruder Paul (lettisch: Pauls) Dauge (*10. August 1869, † 2. September 1946),[3] ein Zahnarzt, wurde Vize-Gesundheitsminister der UdSSR.

Ein jüngerer Bruder Alexanders namens Bally verstarb schon im Alter von 15 Jahren in Riga.

Alexander Dauge hatte auch eine ältere Schwester.

Lebensweg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alexander Dauge erhielt seine Gymnasialbildung von 1882 bis 1886 in der St. Annen-Schule in St. Petersburg, einem deutschsprachigen Internat. 1886 schloss er die sechste Klasse der Real-Abteilung der St. Annen-Schule ab.[4]

In den Jahren 1886 und 1887 war er Lehrer an der öffentlichen (deutschsprachigen) Schule seines Vaters in Sauka [dt.: Saucken].

In den Jahren von 1887 bis 1890 studierte Dauge Theologie und Geschichte an der Universität von St. Petersburg. Er lebte zeitweilig auch in Dresden, München, Berlin, Wien und Innsbruck, wo er Literatur, Geschichte und Pädagogik studierte.

Anfang der 1890er Jahre heiratetet Dauge Antonia Jassinsky, eine ehemalige Krankenschwester aus einer polnischen Familie.

1890-95 stud. hist. Dorpat[5]

In seiner Studienzeit gehörte Alexander Dauge einer Bewegung namens „Neue Strömung“ („Jauna Strava“) an, zu der u.a. Alexanders Bruder Paul Dauge, Kārlis Kasparsons, Fricis Roziņš-Āzis, Jānis Jansons-Brauns und der früh verstorbene Dichter revolutionärer Lyrik, Eduards Veidenbaums gehörten.

In seiner Studienzeit an der Universität Dorpat/ Tartu in Estland kam Alexander Dauge in Berührung mit der wissenschaftlichen und literarischen Studentengruppe „Pīpkalonija“. Die bekanntesten Mitglieder der „Pīpkalonija“ waren neben Daugen noch Eduards Veidenbaums, Jānis Jansons-Brauns, Pauls Kalniņš, Kārlis Kasparsons, Fricis Roziņš-Āzis, Jānis Kauliņš, J. Pīpkalējs und Jānis Kovalevskis.

Nach seinem Studienabschluss unterrichtete er von 1895 bis 1897 am Gymnasium in Dorpat (Estland). Im Jahr 1897 ging er nach Polen, wo er von 1897 bis 1900 als Deutschlehrer an einem Gymnasium in Siedlce und von 1900 bis 1907 in Warschau unterrichtete. Von 1900 bis 1907 war er auch als Literaturlehrer an Gymnasien in Siedlce und Warschau tätig. Er hielt auch Vorlesungen in Deutsch und Geschichte an der Warschauer Wirtschaftshochschule.

Im Jahr 1894 wurde Alexanders Sohn Nikolai Dauge geboren, der in Moskau das Konservatorium absolvierte und ein relativ bekannter Pianist wurde.

Am 22. Mai 1905 wurde in Riga sein zweiter Sohn geboren und nach Alexanders Vater Georg genannt. Er wurde Maler und Architekt.

Im Jahr 1907 zog Alexander Dauge nach Russland, wo er bis 1920 Vorträge an der Moskauer Handelsakademie hielt.

Nach der Oktoberrevolution von 1917, im Jahr 1920, zog Alexander Dauge in das inzwischen von Russland unabhängig gewordene Lettland. Er und seine Familie gehörten zu einer Gruppe von in Russland lebenden Letten, die gegen Kommunisten ausgetauscht wurde, die in Lettland inhaftiert worden waren.

Dauge wurde Leiter der Fakultät für Pädagogik an der Universität Lettlands in Riga.

Vom 19. Juni 1921 bis zum 26. Januar 1923 bekleidete Alexander Dauge das Amt des Bildungsministers der jungen Republik Lettland.

Dauge schrieb nicht nur für verschiedene Monatszeitschriften, sondern auch in der Tagespresse. So war er eine Zeit lang Redakteur des von Arved Berg herausgegebenen „Latwis“. Ab 1927 arbeitete er als Redakteur der Zeitschrift „Latvijas Jaunatne“ und der von A. Ausejs herausgegebenen Monatszeitschrift „Burtnieks“ (dt. etwa: „der Schriftkundige“, der „Schriftgelehrte")[6]

Als erstes lettisches Presse-Organ, das sich in den Dienst der sozialdemokratischen Idee stellte, gilt die von einer Gruppe Dorpater Studenten herausgegebene Schriftenreihe „Puhrs“, die von Eduard Weidenbaum, Alexander Dauge und Kārlis Kasperson besorgt wurde. In dieser Schriftenreihe erschien als erstes sozialdemokratisches Dokument in lettischer Sprache eine von Alexander Dauge verfasste Abhandlung über die Gesetze der Geschichte, in der die Grundprinzipien des Marxismus dargelegt werden. Die Pioniere der Sozialdemokratie in Lettland sind Weidenbaum, Dauge und Kasperson, von denen die beiden letzteren sich später von der Sozialdemokratie abgewendet haben und dann als bürgerlich galten.[7]

In seinen Lebenserinnerungen von 1927 hat Dauge sich vom historischen Materialismus distanziert:

"Selbst in jener späteren Zeit, wo ich vieles bezweifelte und verneinte, wo ich unter dem Einfluß einseitiger materialistischer Lehren alles Transzentale ablehnte, fühlte ich tief im Herzen, daß diese meine neue Ueberzeugung auch im Grunde falsch sei und daß ich mich selber um das Beste betrüge, wenn ich mich von jenem großen, unerschöpflichen, unerklärlichen Wunder abwende, vor dem wir alle in Demut das Haupt neigen müssen. In den leidenschaftlichen Tagen meiner Sturm -und Drangperiode, vom revolutionären Fieber ergriffen, wo ich bereit war, alle alten Lehren über Bord zu werfen, fühlte ich dennoch tief in meinem Herzen, daß hinter all diesen Dogmen und Lehren eine ewige Wahrheit verborgen ist, verstandesmäßig unerklärlich, aber dennoch unumstößlich, und ich fühlte, daß meiner Kritik etwas Rohes und Sündhaftes zugrunde liegt. Und ich entsinne mich, wie mir doch in der Seele immer alle widerwärtig waren, die denselben kritischen Standpunkt vertraten, wie ich, die es aber ohne Gewissensbisse und leichtfertig taten. Und ihr naiver Materialismus, dem auch ich ein Zeitlang meinen Tribut entrichtete, allerdings nie ohne ein gewisses Schamgefühl, er schien mir schon damals hohl und diese armselige Weltauffassung im Grunde lächerlich. Nicht einen einzigen Augenblick im Leben hat mich diese Weltanschauung restlos befriedigt. Mir bedeutete sie immer nur einen Uebergang, nur etwas Vorläufiges, nur einen Ersatz für eine andere, tiefere Erkenntnis, die ich ersehnte und auf die ich hoffte."

1931 wurde A. Dauge mit der Ehrendoktorwürde in Pädagogik geehrt und zum Professor der Universität Lettlands gewählt. Er war erster Ehrendoktor in Pädagogik der Universität von Lettland[8]

Alexander Dauge beherrschte neun Sprachen: Neben seiner Muttersprache Lettisch auch Russisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Estnisch und Polnisch sowie Latein und Alt-Griechisch. Er galt als musikalisch und als ein besonders guter Kenner Goethes und Shakespeares.[9]

Dauge war Träger des lettischen Drei-Sterne-Ordens.

Er starb am 11. März 1937 in Riga und wurde dort auf dem Großen Friedhof (Lielie kapi) beigesetzt.

Veröffentlichungen von Alexander Dauge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Alexander Dauge, „Heine-Buch für Schule und Haus“, hrsg. v. Alexander Dauge. Warschau: Mietke 1911, IV, 170 S. – Auch: Leipzig: Fritsche u. Schmidt, 1911
  • Alexandr Dauge, Iskusstvo i tvorchestvo v vospitanii, 1911 god. In Russian/ Alexander Dauge, Art and work in education. In Russian, 1911
  • Moderne Lyrik: Erstes Bändchen: Storm, Keller, C.F. Meyer. Moderne Deutsche Dichtungen, 9. Lieferung, hrsg. von Alexander Dauge, Verlag: Warschau: W. Mietke, 2. Auflage - Erschienen 1910
  • Alexander Dauge, Gedanken zur Erziehung der Vorschulkinder in Lettland
  • Dauge, Volfgangs Goethe. Dzive un darbi. Monografija, illustreta. A. Ranka izdevnieciba. Goethe-Monographie von A. Dauge, 1936

Ausgewählte Veröffentlichungen:

  • "Gedanken zur Poesie" (1910)
  • "Kunst und Kreativität in der Erziehung: Eine Sammlung von Artikeln" (1911)
  • "Eine Studie der Geographie" (1914)
  • "Kultur und Kunst" (1918-1919)
  • "Die Pädagogik von John Ruskin" (1920)
  • "Kultūras ceļi" (1921).
  • "Mūsu lasāmā grāmata" (1923-1926)
  • "Skolas ideja" (1924)
  • "Der Schulgedanke und die Aufgaben der Volkserziehung" (1924)
  • "Kunst und Bildung" (1925)
  • "Maksla un audzināšana" (1925)
  • "Šekspīra rakstu antoloģija" (1925) Shakespear-Anthologie
  • "Audzināšanas ideāls un īstenība" (1928)
  • "Manas jaunības zemē" (1928)

Quelle: https://ru.wikipedia.org/wiki/%D0%94%D0%B0%D1%83%D0%B3%D0%B5,_%D0%90%D0%BB%D0%B5%D0%BA%D1%81%D0%B0%D0%BD%D0%B4%D1%80_%D0%93%D0%B5%D0%BE%D1%80%D0%B3%D0%B8%D0%B5%D0%B2%D0%B8%D1%87#%D0%98%D0%B7%D0%B1%D1%80%D0%B0%D0%BD%D0%BD%D1%8B%D0%B5_%D0%BF%D1%83%D0%B1%D0%BB%D0%B8%D0%BA%D0%B0%D1%86%D0%B8%D0%B8

DeepL-Übersetzung des Eintrags »Дауге, Александр Георгиевич« in die russische Wikipedia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aleksandrs Dauge (Lettisch). Aleksandrs Dauge; 10. August 1868, Sauka, Gemeinde Saukenska, Kreis Friedrichstadt, Provinz Kurland, Russisches Reich - 11. März 1937, Riga, Lettland) - lettischer Staatsmann, Lehrer, Professor für Philologie an der Universität Lettlands, Herausgeber, Publizist. Minister für Bildung der Republik Lettland (1921-1923). Honoris causa der Universität von Lettland (1931).

Biografie

Er wurde in die Familie eines Lehrers geboren, der zu den Pionieren des öffentlichen Bildungswesens in Lettland gehörte. Bruder von Pavel Daugė (1869-1946), einer herausragenden Persönlichkeit des Gesundheitswesens der UdSSR, dem Begründer des sowjetischen Systems zur Organisation der zahnärztlichen Versorgung der Bevölkerung in der UdSSR.

In den Jahren 1882-1886 studierte er an der St. Anna-Schule in St. Petersburg, die er mit Auszeichnung abschloss. In den Jahren 1886-1887 war er Lehrer an der öffentlichen Schule seines Vaters. 1887 legte er eine externe Prüfung am Gymnasium von St. Petersburg ab und trat in die Kaiserliche Universität von St. Petersburg ein, wo er Theologie und Geschichte studierte (1889-1890).

Er beteiligte sich an der Gründung der literarischen und wissenschaftlichen Gesellschaft der lettischen Studenten "Pipkalonia", wo er sich mit dem Dichter Eduards Veidenbaums anfreundete.

Beteiligte sich an marxistischen Kreisen.

Im Jahr 1892 veröffentlichte er seinen ersten Artikel über die Abhängigkeit des geistigen Lebens von wirtschaftlichen Gesetzen. Er verfasste eine Reihe marxistischer Artikel, die eine historische Rolle beim Erwachen der lettischen Intelligenz spielten.

Nach seinem Abschluss unterrichtete er am Dorpat-Gymnasium (1895-1897). Im Jahr 1897 ging er nach Polen, wo er von 1897 bis 1900 als Deutschlehrer an den Gymnasien von Siedlce und von 1900 bis 1907 in Warschau arbeitete. - Von 1900 bis 1907 war er auch als Literaturlehrer an den Gymnasien in Siedlce und Warschau tätig. Er unterrichtete auch Literatur und pädagogische Kurse für Frauen sowie Deutsch und Geschichte an der Warschauer Wirtschaftshochschule.

Im Jahr 1905 ging er nach Europa (Dresden, München, Berlin, Wien, Innsbruck), wo er Weltliteratur, Geschichte und Pädagogik studierte. Zusätzlich zu den klassischen Sprachen beherrschte er sechs weitere Sprachen.

Im Jahr 1907 zog er nach Russland, wo er an der Moskauer Handelsakademie (bis 1920) arbeitete und Vorträge hielt.

Im Jahr 1920 zog er in das unabhängige Lettland. Er wurde Leiter der Abteilung für Pädagogik und Pädagogik an der Universität Lettlands.

Vom 19. Juni 1921 bis zum 26. Januar 1923 bekleidete Alexander Daughe das Amt des Bildungsministers der Republik Lettland.

Ab 1927 arbeitete er als Redakteur der Zeitschrift "Latvijas Jaunatne".

1931 wurde A. Daugė mit der Ehrendoktorwürde in Pädagogik geehrt und zum Professor der Universität Lettlands gewählt.

Er starb am 11. März 1937 in Riga und wurde auf dem Großen Friedhof beigesetzt.

GND: nid=1055467718; https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&cqlMode=true&query=nid%3D1055467718

Google Translate-Übersetzung des Eintrags »Aleksandrs Dauge« in die lettische Wikipedia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

https://lv.wikipedia.org/wiki/Aleksandrs_Dauge

Aleksandrs Dauge (1868–1937) war ein lettischer Lehrer und Publizist. Bildungsminister der Republik Lettland (1921-1923). Professor für Philologie an der Universität Lettland, Ehrendoktor der Universität Lettland (1931).

In seinen Schriften betonte er die Fähigkeit des Lehrers, Kindern in angemessenem Umfang und in einer für sie verständlichen Sprache zu erzählen.[1]

Lebenslauf

Lehrpersonal der Fakultät für Philologie und Philosophie der Universität Lettlands um 1924. In der 1. Reihe von links: Aleksandrs Dauge, Kārlis Balodis, Jēkabs Velme, Jēkabs Lautenbahs, Ernests Felsbergs, Pēteris Šmits, Ludis Bērziņš; in der Mitte: Kārlis Straubergs, Augusts Tentelis; In der 2. Reihe von links: Arnolds Spekke, Juris Plāķis, Ernests Blese, Pauls Jurevičs, Maksis Nusbergers, Pauls Dāle, Rūdolfs Jirgens, Pēteris Zālīte, Francis Balodis, Jānis Kauliņš.

Geboren am 10. August 1868 in der Familie von Jura Dauge (1835-1908), einem Lehrer in Saukas "Mountain Pub". Sein jüngerer Bruder war Paul Dauge, ein Zahnarzt und Revolutionär (1869-1946). Studierte bei seinem Vater an der Sauka Parish School, später in St. Petersburg, an der Anna-Kirchenschule (1882-1886). Hilfslehrer bei seinem Vater an der Sauka Parish School (1886-1887). Als externer Student legte er die Abschlussprüfungen am Tartu-Gymnasium (1887) ab und studierte Theologie (1889-1890) und Geschichte (1890-1895) an der Universität Tartu. Teilnahme an der literarisch-wissenschaftlichen Gruppe lettischer Studenten in Tartu ("Pīpkalonija"), wo er sich mit Eduards Veidenbaums anfreundete. 1892 veröffentlichte er seine ersten marxistischen Artikel über die Abhängigkeit des geistigen Lebens von ökonomischen Gesetzen.

Nach dem Universitätsabschluss arbeitete er als Lehrer am Trefner-Gymnasium in Tartu (1895-1897). 1897 ging er nach Polen, wo er als Deutschlehrer am Siedlce-Gymnasium (1897-1900) und am Warschauer 1. Gymnasium (1900-1907) arbeitete. Gleichzeitig war er 1907 Lehrer für Literatur und Pädagogik an den neusprachlichen Kursen für Frauen und Lehrer für deutsche Sprache und Geschichte an den Höheren Handelskursen in Warschau.

1920 kehrte er nach Lettland zurück und wurde als Assistenzprofessor für Pädagogik und Leiter der pädagogischen Abteilung an die Universität Lettlands berufen. Vom 19. Juni 1921 bis 26. Januar 1923 war Aleksandrs Dauge Bildungsminister der Republik Lettland. Ab 1927 war er Redakteur der Zeitschrift "Latvijas Jaunatne".

1931 wurde A. Dauge die Ehrendoktorwürde in Pädagogik verliehen und er zum Professor an der Universität Lettlands berufen.

Er war Ehrenphilister der Studentenschaften Fraternitas Livonica und Dzintra.[2]

Gestorben am 11. März 1937 in Riga, begraben auf dem Großen Friedhof.

Literatur und Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rohstoffe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alexander Dauge sechszigjährig.

Dozent A. Dauge, der bekannte und allbeliebte Lehrer der Pädagogik an unserer Universität, begeht heute seinen 60. Geburtstag. Dauge hat in Dorpat Germanistik und Geschichte studiert und war zuerst deutscher Lehrer in Polen, dann wurde er als Dozent für Pädagogik an die Höheren Kurse in Moskau berufen, von wo aus er dann hier den Lehrstuhl für Pädagogik übernahm. Er ist einer der beliebtesten Professoren der Universität. Seine lebendige Geistigkeit mit echter Herzenswärme vereinenden Kollegs erfreuen sich eines ungewöhnlichen Andranges. Ohne jeden politischen Ehrgeiz übt seine Persönlichkeit weit über die Fachkreise hinaus eine starke Wirkung aus. So ist er denn auch anderthalb Jahre, in der schwersten Zeit des Aufbaues, Bildungsminister gewesen und die Lettlandische Schule hat ihm unendlich viel zu danken. Aus seiner ehrlichen Liebe zur germanischen Kultur (er ist ein erstklassiger Goethe- und Shakespeare-Kenner) hat Dauge auch in den chauvinistischsten Zeiten kein Hehl gemacht. So erfreut sich Dauge auch in deutschen Kreisen weitgehender Beliebtheit und Verehrung. Auch wir erlauben uns, dem hoch geschätzten Gelehrten und Menschen zum heutigen Tage die herzlichsten Glückwünsche zu übermitteln.

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Pieminot izcilo pedagogu Aleksandru Daugi Armins Ronis, 22. augusts 2018, 12:30 https://lr2.lsm.lv/lv/raksts/latvijas-simtgades-stastu-raksti/pieminot-izcilo-pedagogu-aleksandru-daugi.a107675/?highlight=Aleksandrs%20Dauge

Portraitfoto von Alexander Dauge bei Latvijas Radio unter: https://pic.latvijasradio.lv/public/assets/media/6/9/mlarge_67804a7d.jpg

Google-Translate-Übersetzung:

"Er will ein Meister und Herrscher des Lebens sein, es bauen und bauen und jeden Moment neu erschaffen. Denn in der Freude am Schaffen erlebt die Seele ihr größtes Glück." Die Freude am Schaffen ist also das größtmögliche Glücksgefühl im Leben eines Menschen. Dies ist eine der Erkenntnisse des Lehrers Alexander Dauge. Dies ist ein Zitat aus seinem Buch "Kulturrouten". Der 150. Geburtstag von Aleksandrs Dauge, Ehrendoktor der Universität Lettland, ist heute, der 22. August, und heute gibt es eine Geschichte über ihn.

Dauge war eine Art Idealist - einer, der die Idee der absoluten Wahrheit und der absoluten Wahrheit provozierte und es als Aufgabe des idealen Lehrers ansah, seinem Schüler das Beste zu geben, was er konnte.

Aleksandrs Dauge wurde in Sauka geboren - zwischen Viesīte und Nereta, ein angesehener Lehrer in der Familie, sein Vater ist nicht nur Lehrer, sondern auch Organist und Schriftsteller. Die Familie hatte auch den jüngsten Bruder Paul, einen Zahnarzt und Revolutionär. Von Sēlijas Eltern erzogen, studierte er später in Riga und St. Petersburg, wo er nach seinem Abschluss an der Anna-Kirchenschule in die Traumstadt vieler lettischer Jugendlicher, nach Tartu, ging. Dort studierte er nach anderthalb Jahren an einem klassischen Gymnasium und legte die Prüfungen ab, studierte Geschichte an der Universität und erwarb den Titel Kandidat der Geschichtswissenschaften. Es folgte die Teilnahme an der wissenschaftlichen Literaturgesellschaft der Tartuer Studenten, der sogenannten "Pīpkalonija", Bekanntschaft und Freundschaft mit Eduards Veidenbaums, Pauls Kalniņš und anderen Neuankömmlingen.

Am Ende der Universität heiratete er seine liebenswürdige Schwester Antonija und bekam seinen ersten Sohn, und nach seinem Abschluss arbeitete Alexander Dauge als Lehrer an Gymnasien und Wirtschaftsschulen in Estland, an mehreren Orten in Polen und Moskau.

Die Veränderungen in Daugės Ansichten sind interessant - wenn er sich während ihres Studiums mehr auf marxistische, sozialistische Ansichten konzentrierte, dann erkannte er beim Studium der Geschichte, wie (Zitat von Daugu) als unvermeidliche Etappe der historischen Entwicklung kommen muss.

Als Mensch mit weitem Horizont sprach Aleksandrs Dauge neben den damaligen sogenannten klassischen Sprachen – Griechisch und Latein – frei sechs weitere Sprachen, unterrichtete Deutsch und veröffentlichte Artikel in russischen und lettischen Zeitschriften über verschiedene pädagogische Themen.

Während seiner Tätigkeit in Moskau hielt Dauge Vortragsreihen über Kunst, Literatur und Pädagogik. Als beliebter Lehrer und Dozent absolvierte er mehrere Studienreisen nach Deutschland, in die Schweiz und in andere westeuropäische Länder, um sich mit modernen pädagogischen Methoden vertraut zu machen.

Nach mehr als einem Vierteljahrhundert im Ausland kehrte Dauge, ein 52-jähriger Vater zweier erwachsener Söhne, 1920 in das freie Lettland zurück. Ihm, dessen Name in seiner Heimat bekannt war, wurde die Leitung der Pädagogischen Fachbereich an der Fakultät für Philologie und Philosophie der Universität Lettlands anvertraut. Parallel zur Tätigkeit eines Assistenzprofessors an der Universität Lettlands von 1921 bis Anfang 1923 arbeitete Dauge als Bildungsminister.

Die Geschäftsleitung von Daugė führte wesentliche Änderungen in der Bildung ein - einen einheitlichen Schulbesuchsplan, der die Feiertage verschiedener Glaubensrichtungen respektiert, lettische Sprachanforderungen für alle Lehrer, einheitliche Bildungsanforderungen für alle Lehrer, Genehmigung der Statuten der Universität, der Oper und des Nationaltheaters, einheitliches lettisches Alphabet, mit anderen Worten, das Leben des Nationalstaates zu ordnen, was er erfolgreich tat.

Dauge arbeitet auch als Lehrer und Leiter der Fakultät für Kunst und Philosophie an der Volksuniversität, hält Vorlesungen beim Hauswirtschaftsseminar in Kaucminde, leitet von der Rigaer Lettische Gesellschaft organisierte Vorlesungen, veröffentlicht in Zeitschriften, arbeitet als Redakteur, beteiligt sich an der Abfassung und Veröffentlichung von Biografien großartiger Menschen.

Daugės besonderes Interesse gilt der Kunstpädagogik, nämlich der Erziehungsarbeit durch die Entwicklung der schöpferischen Fähigkeiten eines Menschen.

Dauge ist eine der größten lettischen Lehrer und Schulgestalter seiner Zeit. „Jaunstrāvnieks als Minister“ – so wird das Leben von Daugė von Professor Rihards Treijs kurz beschrieben und ein Lied über die Schule, das diese Geschichte über einen echten lettischen Lehrer abschließt, der sein erworbenes Wissen in die Welt brachte und erfolgreich umsetzte seine Heimat.

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»Herr Dauge hat die Liebenswürdigkeit gehabt, uns [=Rigasche Rundschau] seine Lebenserinnerungen in deutscher Uebersetzung auszugsweise zur Verfügung zu stellen. Sie erscheinen in Fortsetzungen ab Sonnabend, den 26. November [1927], in unserer „Unterhaltungsbeilage" und werden später — ungekürzt — vielleicht auch als Buch in deutscher Sprache herauskommen.«  Rigasche Rundschau Nr. 265, 24.11.1927 http://periodika.lv/periodika2-viewer/?lang=fr#panel:pa%7Cissue:165466%7Carticle:DIVL230%7Cquery:Dauges%20

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Die Schriftleitung des „Latvis" teilt mit, daß Herr Dozent Alexander Dauge die Chefredaktion dieses Blattes übernommen habe. Man kann das angesehene lettische Blatt zu dieser Wahl nur beglückwünschen, denn wenn man die vornehme Gesinnung Dauges kennt, dann kann man annehmen, daß gewisse chauvinistische Eskapaden, die in den ruhigen Ton des „Latvis" jeweils eine unerfreuliche Dissonanz brachten, nun nicht mehr in Erscheinung treten werden. Herr Arved Berg als Herausgeber und Herr Alexander Dauge als Chefredakteur lassen erwarten, daß der „Latvis" sich zu einem Organ von hohem geistigen Rang ausgestalten wird. Rigasche Rundschau Nr. 69, 25.03.1929, http://periodika.lv/periodika2-viewer/?lang=fr#panel:pa%7Cissue:177604%7Carticle:DIVL369%7Cquery:Dauge%20

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Dr. h. c.-Feier in der Universität. Den kürzlich zu Doktoren ehrenhalber erwählten Dozenten der Universität Prof. Plahkis, A. Dauge und I. Kaulin wurden Sonnabend in der Aula der Universität in einer feierlichen Versammlung die Ehrenurkunden überreicht. Die drei Ausgezeichneten wurden vom Rektor und allen Professoren und Dozenten der philosophisch-philologischen Fakultät in den Saal geleitet und von den anwesenden Studenten stürmisch gefeiert. Nach einer Ansprache des Dekans Prof. Fr. Balod wurden den neuen doctores die Ehrenurkunden vom Dekan mit einer kurzen lateinischen Rede überreicht, worauf die drei Ehrendoktoren ihrerseits lateinisch dankten. Daran schlossen sich drei Vorlesungen der Ehrendoktoren und zwar las Dr. h. c. Dauge über „die gegenwärtige Lage der Pädagogik", Dr. h. c. Kaulin über „das Wesen der philologischen Methoden und ihre Rolle in der Pädagogik" und Dr. h. c. Plahkis über „die Beziehungen zwischen den Akzenten im Litauischen und Lettischen". Rigasche Rundschau Nr. 278 vom 08.12.1930, http://periodika.lv/periodika2-viewer/?lang=fr#panel:pa%7Cissue:111611%7Carticle:DIVL340%7Cquery:Dauge%20

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Heute Beisetzung Prof. Dr. A. Dauges. Die Beisetzung des am Donnerstag verschiedenen lettischen Pädagogen und Professors der Lettländischen Universität, Prof. Dr. Dr. h. c. Alexander Dauge, findet heute 1 Uhr mittags vom Konventsquartier der „Fraternitas Livonica", Weru Str. 6, aus auf dem Großen Friedhof statt. Rigasche Post Nr. 14, 14.03.1937, http://periodika.lv/periodika2-viewer/?lang=fr#panel:pa%7Cissue:114375%7Carticle:DIVL182%7Cquery:Dauges%20Dauge%20

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Dauge, Aleksandrs (1868–1937). As a university student in the 1890s, Aleksandrs Dauge was a leading figure in the "new current" and expended his energies in writing about such subjects as historical and dialectical materialism. After independence in 1918, Dauge served briefly as minister of education (1921–1922) and subsequently becam a professor at the university of Latvia. Historical Dictionary of Latvia, S. 88, https://www.google.de/books/edition/Historical_Dictionary_of_Latvia/YbmnDgAAQBAJ?hl=de&gbpv=1&dq=Aleksandrs+Dauge&pg=PA88&printsec=frontcover

DAUGE, ALEKSANDRS (1868–1937). As a university student in the 1890s, Aleksandrs Dauge was a leading figure in the “new current” and expended his energies in writing about such subjects as historical and dialectical materialism. Historical Dictionary of Latvia - Seite 88, Aldis Purs, ‎Andrejs Plakans, 2017, https://www.google.com/search?tbm=bks&q=Aleksandrs+Dauge

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A. Dauge ist als Sohn eines Lehrers in Oberkurland auf gewachsen, seine Hochschulbildung hat er an der philologischen Fakultät der Dorpater Universität genossen, wo er mit einigen Freunden eine literärisch-wissenschaftliche Vereinigung gründete, welche drei Schriftensammlungen unter dem Titel „Puhrs" herausgegeben hat. Nach Abschluß seiner Studien, wirkte A. Dauge einige Zeit in Siedlez und Warschau, später in Moskau, wo er als Oberlehrer der deutschen Sprache an verschiedenen Mittelschulen eine sehr geachtete Stellung einnahm. Gleichzeitig beteiligte er sich als geschätzter Mitarbeiter an zahlreichen Jugendschriften. Der Zusammenbruch Rußlands veranlaßte Herrn Dauge, in die Heimat zurückzukehren, wo er als Leiter der pädagogischen Abteilung der Hochschule und als Bildungsminister eine umfassende Tätigkeit entfaltet.

Quelle: Rigasche Rundschau Nr. 33, 10.02.1922, http://periodika.lv/periodika2-viewer/?lang=fr#panel:pa%7Cissue:129267%7Carticle:DIVL143%7Cquery:Dauge%20

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Dozent A. Dauge, der bekannte und allbeliebte Lehrer der Pädagogik an unserer Universität, begeht heute seinen 60. Geburtstag. Dauge hat in Dorpat Germanistik und Geschichte studiert und war zuerst deutscher Lehrer in Polen, dann wurde er als Dozent für Pädagogik an die Höheren Kurse in Moskau berufen, von wo aus er dann hier den Lehrstuhl für Pädagogik übernahm. Er ist einer der beliebtesten Professoren der Universität. Seine lebendige Geistigkeit mit echter Herzenswärme vereinenden Kollegs erfreuen sich eines ungewöhnlichen Andranges. Ohne jeden politischen Ehrgeiz übt seine Persönlichkeit weit über die Fachkreise hinaus eine starke Wirkung aus. So ist er denn auch anderthalb Jahre, in der schwersten Zeit des Aufbaues, Bildungsminister gewesen und die Lettländische Schule hat ihm unendlich viel zu danken. Aus seiner ehrlichen Liebe zur germanischen Kultur (er ist ein erst klassiger Goethe- und Shakespeare-Kenner) hat Dauge auch in den chauvinistischsten Zeiten kein Hehl gemacht. So erfreut sich Dauge auch in deutschen Kreisen weitgehender Beliebtheit und Verehrung. Auch wir erlauben uns, dem hoch geschätzten Gelehrten und Menschen zum heutigen Tage die herzlichsten Glückwünsche zu übermitteln.

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Die Anfänge der lettischen Sozialdemokratie. Die landläufige Ansicht geht dahin, daß der Dichter Rainis der geistige Vater der lettischen Sozialdemokratie sei. Bisher hat es als unumstößliche Tatsache gegolten, daß Rainis im Verein mit J. Janson jene geistige Richtung inauguriert habe, die man die „Neuströmung" nennt. Nun weist Felix Zeelen in einem in der Nummer zwölf der Monatsschrift „Domas" veröffentlichten längeren Artikel nach, daß Rainis keinen Anspruch erheben darf, als Vater der lettischen Sozialdemokratie betrachtet zu werden; ebenso wenig darf die von Rainis redigierte „Deenas Lapa" als erstes Organ betrachtet werden, das sich in den Dienst der sozialdemokratischen Idee stellte. Als solches hat eine von einer Gruppe Dorpater Studenten herausgegebene Schriftenreihe „Puhrs" zu gelten, die von Eduard Weidenbaum. Alexander Dauge und K. Kasperson besorgt wurde. In dieser Schriftenreihe erschien als erstes sozialdemokratisches Dokument in lettischer Sprache eine von Alexander Dauge verfaßte Abhandlung über die Gesetze der Geschichte, in der die Grundprinzipien des Marxismus dargelegt werden. Diese Abhandlung wurde von der von Rainis geleiteten „Deenas Lapa" scharf zurückgewiesen. Der erste von der „Deenas Lapa" veröffentlichte marxistische Artikel erschien im Jahre 1892 und sein Verfasser war Alexander Dauge, der auf die abfällige Kritik seiner im „Puhrs" veröffentlichten Abhandlung antwortete. Die „Deenas Lapa" war und blieb damals noch ein ausgeprägt bürgerliches Blatt. Ins sozialdemokratische Fahrwasser gelangt die „Deenas Lapa" erst ganz allmählich im Laufe des Jahres 1893. Im Jahre 1894 macht Rainis eine längere Reise durch Deutschland und wird dort zum Anhänger der Sozialdemokratie. Herr Felix Zeelen läßt Rainis als Dichter und geistigen Förderer des lettischen Volkes alle Gerechtigkeit widerfahren, doch lehnt er es auf Grund eingehenden Studiums von Zeitdokumenten ab, ihn oder Janson-Brauns als Initiatoren der sozialdemokratischen Lehre in Lettland anzuerkennen. Die Pioniere der Sozialdemokratie in Lettland sind eben Weidenbaum, Dauge und Kasperson, von denen die beiden letzteren sich bekanntlich von der Sozialdemokratie abgewendet haben und nun als streng bürgerlich eingestellte Faktoren zu betrachten sind. —sb—

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Acta Baltica - Bände 9-10 - Seite 287 books.google.de › books 1969 Snippet-Ansicht Im Buch gefunden – Seite 287 Die bekanntesten Mitglieder der „Pīpkalonija“ waren : Eduards Veidenbaums, Jānis Jansons-Brauns, Pauls Kalniņš, Kārlis Kasparsons, Fricis Roziņš-Āzis, Jānis Kauliņš, Aleksandrs Dauge, J. Pīpkalējs, Jānis Kovalevskis.

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... die unter der Bezeichnung „Neue Strömung“ („Jauna Strava“) einem ganzen Jahrzehnt lettischer Geschichte ihren Namen gegeben hat [...] Mitglieder dieses Studentenzirkels waren u.a. die Gebrüder Pauls und Aleksandrs Dauge, Kārlis Kasparsons, Fricis Roziņš, Jānis Jansons-Brauns und der früh verstorbene Dichter revolutionärer Lyrik, Eduards Veidenbaums. books.google.de › books Aleksander Loit 1990 Snippet-Ansicht Im Buch gefunden – Seite 169 https://www.google.de/books/edition/1990_422_S_Beitr_teilw_engl_teilw_dt/Ea5pAAAAMAAJ?hl=de&gbpv=1&bsq=Aleksandrs+Dauge&dq=Aleksandrs+Dauge&printsec=frontcover

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When drafting the list of repatriates, Tsentroplenbezh took a close interest in persons with so-called 'exchange value', such as popular artists, scholars, professionals and politicians who were illegally seized and held hostage, in order to be exchanged for communist underground activists who had been arrested in Latvia. Seventeen people were sent to Latvia in April 1920 to be exchanged in this way, among them philosopher Aleksandrs Dauge, professors V Mincs and K Blahers and their families, as well a several Social-Democratic politicians. The Latvian press was filled with numerous complaints about the obstacles placed in the way of repatriation by the Soviet side. It seemed that hardly any individual could leave for Latvia without waiting in Moscow for at least one or two months, often spent in railway carriages.59 Homelands. War, Population and Statehood in Eastern Europe and Russia 1918–1924, edited by Nick Baron and Peter Gartell, Anthem Press, 2004, S. 48, https://www.google.de/books/edition/Homelands/FCBVPqAWuUsC?hl=de&gbpv=1&dq=Aleksandrs+Dauge&pg=PA48&printsec=frontcover

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Alexander Dauge †. Am 11. März ist Professor Alexander Dange nach langwieriger Krankheit verstorben. Mit Alexander Dauge scheidet einer der gebildetsten und kultiviertesten Letten der älteren Generation. Dauge, Sohn eines Landschullehrers, erhielt seine Gymnasialbildung in der St. Annenschule in St. Petersburg, die seiner ganzen Persönlichkeit den Stempel aufgedrückt hat. Nach dem Studium in Dorpat wurde Dauge Lehrer und war in verschiedenen Städten und an verschiedenen Lehranstalten des russischen Kaiserreiches tätig. Nach der Promulgierung des lettländischen Staates kehrte Dauge in die Heimat zurück und entwickelte nun hier eine vielseitige Tätigkeit als Pädagoge, Staatsbeamter und Schriftsteller; er war u. a. in den Jahren 1921 und 1922 Bildungsminister, wirkte schriftstellerisch nicht nur an verschiedenen Monatsschriften, sondern auch in der Tagespresse, so war er eine Zeit hindurch Redakteur des von Arved Berg herausgegebenen „Latwis". Die vielen Freunde und Bekannten Dauges werden diesem außerordentlich gebildeten, warmherzigen Manne und Sucher der Wahrheit ein freundliches Andenken über das Grab hinaus bewahren. O. G—g.

Quelle: „Alexander Dauge †“, in: Rigasche Rundschau Nr. 58 vom 12. März 1937, „Alexander Dauge †“, http://periodika.lv/periodika2-viewer/?lang=fr#panel:pa%7Cissue:41969%7Carticle:DIVL321%7Cquery:Dauge%20

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Alexander Dauge zum Gedächtnis. Von vielen betrauert ist Alexander Dauge dahingegangen, ein Mann, dessen Persönlichkeit bei allen. die ihn gekannt haben, eine lichte Erinnerung hinterläßt. Dauge war in erster Linie Pädagoge und als solcher praktisch und theoretisch in gleicher Weise hervorragend interessiert. Er besaß ausgezeichnete Kenntnisse der pädagogischen Literatur bis in die neueste Zeit hinein und war aufgeschlossen gegenüber allen neuen Ideen, zugleich aber ein entschiedener Gegner aller Verstiegenheit und jedes Doktrinarismus. Nationalistisch-Programmatisches lehnte er ebenso ab, wie Schlagworte. Selbst hoch musikalisch, war er eine Künstlernatur durch und durch und hatte ein feines Verständnis für alles Künstlerische. Insbesondere auch der Dichtkunst gehörte seine Liebe, und er war ein besonders guter Kenner Goethes und Shakespeares. In vielen Büchern und Schriften hat er pädagogische, literarische und psychologische Fragen behandelt und die frische Jugendlichkeit seines Geistes ließ ihn ganz besonderes Interesse an der Jugend nehmen, deren wahrer Freund er war und für deren Psyche er ein volles Verständnis hatte. Dauge war eine ganz aufs Positive, den Aufbau eingestellte Persönlichkeit. Zugleich ausgesprochen mutig, ein Mann, der tapfer für seine Ueberzeugung eintrat, und deswegen nicht ohne persönliche Gegner war und vielleicht auch nicht immer richtig erkannt und im Kern seines Wollens gewürdigt. Er war lettischer Patriot von reinster Gesinnung, gleichzeitig aber tief verwurzelt in der deutschen und in der russischen Kultur und deshalb aufgeschlossen und voller Verständnis und Hilfsbereitschaft für die Bedürfnisse und Nöte aller Nationalitäten des Landes. Das hat er in seiner Ministerzeit in Wort und Tat unerschrocken zum Ausdruck gebracht und deshalb sind wir Deutsche ihm auch heute noch zu tiefem Dank verpflichtet und werden sein Andenken in Ehren halten. Er war human im besten Sinne des Wortes.

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Zur Grabstätte von Alexander Dauge auf dem Lielie kapi (Большое кладбище; Großer Friedhof) in Riga : https://svwiki.top/wiki/%d0%91%d0%be%d0%bb%d1%8c%d1%88%d0%be%d0%b5_%d0%ba%d0%bb%d0%b0%d0%b4%d0%b1%d0%b8%d1%89%d0%b5

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Aus lettischen Zeitschriften. „Burtnieks“* Seit dem Januar dieses Jahres [d.h.: 1927] erscheint eine lettische Monatsschrift, die auch die Beachtung deutscher Kreise verdient. Die Zeitschrift, die von Doz. A. Ausejs herausgegeben wird, führt den Namen „Burtnieks, Monatsschrift für geistige Kultur" und setzt sich zum Ziele, „das Wahre zu suchen, das Gute zu fördern, das Schöne zu pflegen und das Heilige zu ehren". Unter den Mitarbeitern sehen wir Arv. Berg, Alex. Dauge, B. Jansevski und andere Gelehrte, Politiker und Künstler.

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Alexander Dauge, „Heine-Buch für Schule und Haus“, hrsg. v. Alexander Dauge. Warschau: Mietke 1911,IV, 170 S. – Auch Leipzig: Fritsche u. Schmidt, 1911.
Quelle: Grundriss zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen, Achtes Buch: Vom Frieden 1815 bis zur französischen Revolution 1830: Dichtung der allgemeinen Bildung. Abteilung VII; herausgegeben von Karl Goedeke, Herbert Jacob, Walter de Gruyter, 01.07.2011 - 1048 Seiten, S. 298, https://books.google.de/books?id=MrTmBQAAQBAJ&pg=PA298&lpg=PA298&dq=%22Alexander+Dauge%22&source=bl&ots=aDXUrwVRHL&sig=ACfU3U3-fF3w6hsamSdqwZSfJNGytyZK8g&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjhvreknd70AhVRRvEDHbHiBYUQ6AF6BAgVEAM#v=onepage&q=%22Alexander%20Dauge%22&f=false

Alexander Dauge, Art and work in education.1911 y…

Title: Alexandr Dauge, Iskusstvo i tvorchestvo v vospitanii, 1911 god. In Russian/ Alexander Dauge, Art and work in education, 1911 year. In Russian, 1911, <a href="https://www.biblio.com/book/alexandr-daugeiskusstvo-i-tvorchestvo-v-vospitanii1911/d/1416985752?dcx=1416985752">https://www.biblio.com/book/alexandr-daugeiskusstvo-i-tvorchestvo-v-vospitanii1911/d/1416985752?dcx=1416985752</a>

Moderne Lyrik : Erstes Bändchen : Storm, Keller, C.F. Meyer
Moderne Deutsche Dichtungen, 9. Lieferung
von Alexander Dauge Verlag: Warschau : W. Mietke
2. Auflage - Erschienen 1910. - Kl.-8°, geh., https://www.buchfreund.de/de/d/p/96550574/moderne-lyrik-erstes-baendchen-storm-keller-c-f

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Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung / Journal of East Central European Studies, https://www.zfo-online.de/portal/

»Von entscheidender Bedeutung war mehrfach die Einstellung des lettischen Bildungsministers. Es gab Minister, die den deutschen Kulturinteressen mit besonderem Wohlwollen und innerem Verständnis gegenüberstanden, wie in den ersten Jahren der Autonomiverwaltung 1921/22 Prof. Alexander Dauge, … «

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Dauge, Alexander Georgievich, in: Encyklopedi site:svwiki.top https://svwiki.top/wiki/%D0%94%D0%B0%D1%83%D0%B3%D0%B5,_%D0%90%D0%BB%D0%B5%D0%BA%D1%81%D0%B0%D0%BD%D0%B4%D1%80_%D0%93%D0%B5%D0%BE%D1%80%D0%B3%D0%B8%D0%B5%D0%B2%D0%B8%D1%87

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»Zur Jubelfeier des 150-Jährigen bestehens der St. Annen-Schule, am 3. Januar 1889«
Verzeichnis der Zöglinge, welche in den letzten 50 Jahren den vollen Kursus der Schule beendigt haben
S. 87 der Datei, S. 79 nach Paginierung: 1886, Real-Abteilung, VI. Klasse a) Fundamental-Abteilung:
Alexander Dauge.
https://archive.org/details/bub_gb_HbQRAQAAMAAJ/page/n4/mode/2up

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Alexander Dauge (1868-1937): the First Doctor Honoris Causa in Pedagogy of the University of Latvia; https://fahrenhouse.com/blog/wp-content/uploads/2018/12/International-Bibliography-2015.pdf

Familie Dauge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nikolai Dauge (1894–1964), Pianist[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nikolai Dauge (Nikolajs Dauge) war ein Sohn von Alexander Dauge.

Lebensdaten? Getauft offenbar im August 1894.

Aus den Kirchengemeinden.

Getauft

Jesus-Kirche [...] Nicolai Dauge [...]

»...Nikolai Dauge, friend and colleague of Scriabin, Medtner and Rachmaninov...« Quelle: Jacob and Amalie Bergman, Compiled by Geraldine Auerbach née Kretzmar, about her maternal grandparents, the parents of Beryl who married Noel Kretzmar, dort: Page 20 of 26, https://kehilalinks.jewishgen.org/kimberley/Families_files/Bergman%20Story.pdf

Georg Dauges ältester Bruder war elf Jahre älter als er. Da Georg Dauge 1905 geboren wurde, muss sein ältester Bruder wohl 1894 geboren worden sein. Zwischen dem ätesten Bruder und Georg Dauge wurden noch zwei Geschwister geboren, die beide schon im Kleinkindalter starben und bereits verstorben waren, als Georg Dauge 1905 geboren wurde. »Mein Bruder besuchte und beendete in Moskau das Konservatorium. Daher kannten wir auch bekannte russische Pianisten, ja, sogar Rachmaninoff. Mein Bruder heiratete in Moskau noch vor der Revolution, eine Russin.« S. 18 der Lebenserinnerungen von Georg Dauge.

»Erste Musik-Institut in Riga, Marienstr. 31a. Direktor G. Pein beginnt mit dem Unterricht am 1. September a. c. Aufnahme neuer Schüler, auch ohne Vorbereitung, zu jeder Zeit. Für das kommende Schuljahr ist es der Direktion gelungen, nachfolgende Lehrkräfte zu verpflichten und zwar für die Klavierklassen den Pianisten Nicolai Dauge und Konstantin Klimow (freier Künstler des Lettl. Konserv.) und für die Solo-Gesangsklasse Konzertsänger A. ??? (freier Künstler des Lettl. Konserv.) P. Saks, im Italienischen - R. Grant und Tichokelu für die Celloklasse Konzertmeister E. Berschinski; für die Kontrabaßklasse: W. Kumberg und für die Violin- und Violaklassen Ed. Wienert.

DAUGE Nikolajs (*1894.12.VIII Rīgā - † 1964.13.VII Rīgā; apbed. II Meža kapos) – pianists, pedagogs. Publicista un ped. Aleksandra D. dēls, ped. un kordiriģ. Jura D. mazdēls. 1902-08 apguvis klaviersp. Varšavā pie prof. Bekera. 1908 iestājies Maskavas kons., kur 1915 abs. K. Kipa spec. klav. klasi,  pasn. klav. privātstundas (1913-19, ar pārtraukumu 1916-17, kad dienējis 4. armijā). bijis ped. Penzas TK (1919-20). 1920 D. atgriezies Ljā. Bijis LK docents un spec. klav. klases vadītājs (1920-27). Rīgas  I mūz. inst. klaviersp. pasniedzējs (1927-29 un 1936-39). 1934-41 atjaunojis darbību LK,1939-41 vec. docents, bet vācu okupācijas laikā atlaists, 1941-44 bijis klav. ped. Rīgas TK. 1944-62 atkal strād. LVK: bijis spec. klav. katedras vadītājs (1944-47), no 1946 profesors. 1945-62 pasniedzis klaviersp. arī EDMV. Pirmo patstāvīgo klaviervakaru rīkojis 1919 Penzā, Rīgā pirmoreiz solokoncertu sniedzis 1920. Kopumā devis ~10 solo programmas, bez tam bieži uzstājies kā kamermūziķis kopā ar vijolnieku A. Andrejevu u. c. māksliniekiem. Repertuāra izvēlē devis priekšroku saturā dziļiem, nereti filozofiskas ievirzes klasiķu un romantiķu darbiem. Kritikā atzīmēts kā spilgts J. S. Baha, L. van Bēthovena un J. Brāmsa skaņdarbu interprets, bieži pievērsies arī V. A. Mocarta, F. Šopēna, F. Lista, R. Šūmaņa mūzikai. No 20. gs. komponistiem tuvi bijuši N. Metners, ar kuru bijis personiski pazīstams kopš studiju gadiem Maskavā, un A. Skrjabins. D. atsk. arī latv. autoru J. Vītola, Alfrēda Kalniņa, Jāņa Mediņa darbus. Recenzijās par D. spēli atzīmēta tās akadēmiskā ievirze, vīrišķīgi cildenā atturība un vairīšanās no patosa vai pasvītrota sentimenta, arī ārkārtīgi maigais, intīmi dziedošais tonis, smalki izkoptais frāzējums un legato. Bijis pazīstams klaviersp. metodiķis, izstrādājis arī virkni instruktīvo darbu.  D. audzēkņu vidū bijuši M. Stūre, V. Babins, T. Goba, V. Circene, V. Krastiņš, G. Stade, D. Graubiņa  u. c. 1958 viņam piešķirts  N. b. m. d. nosaukums.

DARBI. Autorkrājumi:Astoņi instruktīvi mazi darbi klavierēm, 1. un 2. burtnīca, R., 1933; Miniatūras klavierēm, 1, R., 1948; Miniatūras klavierēm, 2, R., 1948; Polifoni vingrinājumi klavierēm, R., 1949 u. c.

LIT.: LKvV,3, R.,1928-29, 4820. sleja; LSMP, 124. lpp.;A. H., Klavierabend Nikolai Dauge //RR, 1939, 38; Zālīts J., Nikolaja Dauges klaviervakars // Jaunākās Ziņas, 1939, 38; Krastiņš V., Nikolajs Dauge // PLMD, 117. lpp.; Krastiņš V., Nikolajs Dauge // Profesora N. Dauges un profesora V. Zosta pedagoģiskie principi, R., 1988, 3. lpp.

B. Jaunslaviete Links Aleksandrs Dauge (1868–1937) - Father Pauls Dauge (1869–1946) - Father's brother Juris Dauge (1835–1910) - Grandfather Occupations educator musician Birth time/place 1894 Place/time of death 1964

Paul Dauge (1869–1946) Zahnarzt und Vize-Gesundheitsminister der UdSSR[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Paul Dauge war ein Bruder von Alexander Dauge.

Pauls Dauge (*10. August 1869, † 2. September 1946),[3] ein Zahnarzt, wurde Vize-Gesundheitsminister der UdSSR.

Zu Paul Dauge (Bruder von Alexander Dauge) siehe: https://eswiki.press/ru/%D0%94%D0%B0%D1%83%D0%B3%D0%B5,_%D0%9F%D0%B0%D0%B2%D0%B5%D0%BB_%D0%93%D0%B5%D0%BE%D1%80%D0%B3%D0%B8%D0%B5%D0%B2%D0%B8%D1%87

https://bbld.de/0000000042311991

literatura.lv, „Pauls Dauge“, https://www.literatura.lv/en/person/Pauls-Dauge/872455

Paul Dauge (1866-1921), Chemiker[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dauge, Paul (1866-1921) GND 1214273661

  • 1866-12-02 Riga

+ 1921-12-30 Riga

1885 stud. rer. merc., 1886-99 stud. chem. am Polytechnikum Riga; 1899 Dipl.-Chem.; 1898-1908 Assistent am Polyt., 1899-1900 Studium in Berlin, Zürich, Straßburg; ab 1908 Dozent am Polyt., später an der Universität Riga.

Nachweise: Alb. Conc. #124; Loeber: Dt.-balt. Lehrkräfte an der Univ. Lettlands 1919-1941 © Baltische Historische Kommission (BHK), 2021 https://bbld.de/GND1214273661

Emil Dauge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Emil Dauge war ein Bruder von Alexander Dauge.

Vermutlich ein Segler, der an Segel-Regatten teilgenommen hat: siehe Libausche Zeitung Nr. 77, 02.04.1888, http://periodika.lv/periodika2-viewer/?lang=fr#panel:pa%7Cissue:186867%7Carticle:DIVL78%7Cquery:Dauge%20

Der Kaufmann Emil Arthur Dauge aufgeboten mit Julie Adeline Kummerau in Moskau. Dom-Kirche.

Emmeline Dauge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

... war offenbar einen Sängerin.

Georg Dauge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

... heißen sowohl der Vater von Alexander Dauge als auch einer seiner Söhne. Der Vater ist besser als Jura oder Juris bekannt.

Georg Dauge, (* 22. Mai 1905 in Riga, † nach 1986, wahrscheinlich in Berlin), war ein baltendeutscher bzw. deutschbaltischer Architekt, Maler und Weltreisender.

Unklare Dauges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

»Dem Comiteé des Yachtclub gehören zur Zeit an die Herren Th. Behrmann, Kommodore. C Meyenn Vizekommodore. I. Grell, G. Lilienthal, I. Loewende, B. Bolz, I. Lange, H. Treyer, E. Dauge und R. Werner. — « Quelle: http://periodika.lv/periodika2-viewer/?lang=fr#panel:pa%7Cissue:186867%7Carticle:DIVL78%7Cquery:Dauge%20 – Ist dieser E. Dauge Emil Dauge?

Ein Johann Dauge wurde im Mai 1873 getauft; siehe Rigasches Kirchenblatt Nr. 21 vom 25.05.1873, http://periodika.lv/periodika2-viewer/?lang=fr#panel:pa%7Cissue:443387%7Carticle:DIVL66%7Cquery:Dauge%20

Lebenserinnerungen von Alexander Dauge in der Rigaschen Rundschau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

I. (27.11.1927)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu Hause.

Denke ich an mein Vaterhaus, dann sehe ich ein langes rotes Ziegelgebäude vor mir mit einem roten Schieferdach und weißer Ve­randa. Ich sehe, wie es zwischen den Bäumen hervorschimmert, genau so wie einst, als ich als Junge in den großen Ferien nach Hause kam.

Ich sehnte mich damals so sehr nach diesem Anblick, wartete auf ihn, versenkte mich dann so in ihn, daß gerade dieses Bild bis auf den heutigen Tag mir am häufigsten vor Augen steht.

Wenn ich an meine Heimat denke, sind es gerade diese Heimfahrten, die am farbigsten in meiner Erinnerung auftauchen, besonders seit meiner Petersburger Schulzeit. Das ganze lange Schuljahr mußte ich unter fremden Leuten sein, und die letzten Wochen vor den Sommerferien waren dann voller Heimweh und Erwartung. Den ganzen Tag dachte ich nur an die Heimreise, in der Nacht träumte ich nur davon. Des Abends konnte ich lange nicht einschlafen und malte mir all die lieben Kleinigkeiten beim Wiedersehen mit den Meinigen aus.

In Gedanken sah ich hinter den Bäumen unseres Gartens das rote Dach und die weiße Veranda des Schulhauses schimmern, und sah den Rauch langsam aus dem Schornstein in die Abendluft steigen.

Und wenn dann endlich der letzte Schultag gekommen war, begab ich mich wie berauscht vor Freude auf den Weg. Ich lebte wie im Traum. Im Eisenbahnzug konnte ich auch des Nachts nicht schlafen. Mit offenen Augen träumte ich nur von Zuhause. Nun, da ich bald daheim war, konnte ich mich vor Freude kaum fassen.

An der Station in Kreuzburg erwarteten mich Pferd und Wagen. Wagen, Pferd, Ge­spann, Wagenleder — alles war so gekannt, vor allem kam so ein angenehmer altbekannter Geruch, alles war wie der erste Gruß von Daheim.

Während der Fahrt sprach ich mit dem Kutscher nur von Zuhause, alles fragte ich genau aus, alles mußte ich wissen. Auf dem Wege zum Vaterhause kannte ich jede Bie­gung, jeden Werstpfosten, jeden Baum und jeden großen Stein am Wegesrand. Ueber jede Brücke rasselten die Räder anders, mit einem angenehmen und bekannten Dröhnen. Ich wußte bei jedem Hause, dem wir uns näherten, welche Hunde entgegenlaufen wür­den, was für Blumen ich auf den Fenster­brettern erblicken würde und wie die Brun­nenwinde vor jedem Hause knarrt. Doch über alles hinweg flogen meine Gedanken immer wieder nach Hause, wo die Blumen am schön­sten blühen, wo die Brunnenwinde und Gar­tenpforte am lieblichsten knarrt, und wo auch das Hundegebell am trautesten schallt. Nir­gends blüht, leuchtet und duftet die Welt so, wie da.

Während der Fahrt malte ich mir aus, wie man mich zu Hause erwartet. Ich wußte: Mutter wird bei der Begrüßung weinen. Bei der Begrüßung weint sie immer ebenso wie beim Abschied. Auch dem Vater — ich weiß es — werden ein paar Tränen in seinen großen Bart rollen, und, um seine Gefühle zu verbergen, wird er am langen Pfeifen­stiel kauen und in großen Zügen den Tabaks­rauch einziehen.

Ich weiß, wie alles sein wird, warte auf alles mit Ungeduld, zähle die Werstpfosten, treibe den Kutscher zur Eile an, nehme selbst die Leine in die Hand, um die Pferde aufzu­muntern.

Nun sind wir schon an der Buschhöfschen Kirche vorbei, am Jodelkrug, am Herrenhof Eckengraf, und alles wird noch bekannter, und noch wärmer wird es ums Herz. In der Ferne, auf dem Ormannberge schimmert, wie in feine Schleier gehüllt, die alte Windmühle. Nun sind wir auch am Scheidenhof und Svarihof vorbeigefahren und da erblicken wir auch schon den Saukenschen Kirchturm und hinter ihm als flimmernden Streifen den See. Der heimatliche See! In den Strahlen der untergehenden Sonne leuchtet er in rotem Golde.

Nun sehe ich schon linker Hand, hinter den Bäumen, das große zweistöckige Pastoratsge­bäude. Noch einen Augenblick, und hinter Tannen, Linden und Ahornbäumen schaut mich in Erwartung, wie ein liebes, bekanntes Gesicht, unser Haus an. Ich weiß, daß beide – Vater und Mutter – jetzt schon auf der Veranda stehen und dem fernen Wagenrasseln lauschen.

Nun steht das Pferd vor der Veranda. Drei oder vier Hunde, ganz toll vor Freude, über­schlagen sich, springen dem Pferd an die Schnauze, bellend und winselnd sind sie immer unter den Füßen und lassen mich kaum die Eltern umarmen. Wir gehen ins Zimmer. Ich muß mich setzen und erzählen. Mutter knüllt in ihren Händen ein feuchtes Taschentuch, sie streichelt mein Haar, lacht und weint. Jedes Mal findet sie, daß ich magerer geworden sei und daß man mir in der Stadt wohl schlecht zu essen gäbe. Der Vater spricht nicht gern über solche Dinge, fragt mich über die Schule aus und geht dann zur Arbeit, an seinen Schreibtisch oder in die Wirtschaft. Dann wandere ich durch die Zimmer, besehe und begrüße alles. Auf Vaters Schreibtisch sind Zeitungen aufgestapelt, die Sonntag an der Kirche verteilt werden sollen, an der Wand hingen Vaters lange Pfeifen, und ihnen ent­strömt der mir seit der Kindheit so bekannte Geruch nach ausgerauchtem Tabak. Auch von Vater selbst kommt dieser bekannte Tabaks­geruch, von seinen Kleidern, seinen Händen und von all seinen Sachen.

Ich öffne Mutters Schrank, und auch von dort strömt ein bekannter Duft entgegen, nach frischer Wäsche und welken Rosenblättern, die Mutter so liebt. Ich setze mich ans alte Kla­vier und finde, daß es noch älter geworden ist, daß seine Stimme noch mehr zittert, und dann essen wir zu Abend.

Auf dem Tisch dampfen mehlige Kartof­feln, auf den Tellern glänzt gelbe Butter und mit fetter Sahne gemischter Quark, in einer großen Lehmschüssel schimmert frische süße Milch. Nach dem langen Hungern in der Stadt speise ich nun wie ein König.

Dann sitzen wir noch auf der Veranda, plaudern und sehen wie der Abend vom See her kommt, die Felder und den Garten, und Haus und Hof langsam in weiche Schleier hüllt. Müde von der langen Reise und all den Erlebnissen, lege ich mich zu Bett in die weißen duftigen von Mutter gebreiteten Laken. Durchs offene Fenster höre ich die Bäume in unserem Garten so lieb rauschen, wie sonst nirgends auf der Welt.

Und dann schlafe ich einen festen, süßen Schlaf.

Nicht in diesem Hause bin ich geboren, sondern im „alten“ Schulhause, dessen ich mich nur dunkel erinnere. Wie in fernem Nebel sehe ich ein altes Holzgebäude mit einem mächtigen Strohdach.

Ich war vier Jahre alt, als dieses alte Haus niederbrannte. Und daran knüpft sich eine meiner lebhaftesten Kindheitserinne­rungen.

Ich entsinne mich, als sei es unlängst ge­schehen, wie ich in einer Winternacht von einem seltsamen Lärm erwache: man klopft stark an die Tür, und Menschenstimmen schreien wirr durcheinander. Ich öffne die Augen und sehe: die Dachstube, in der ich und mein jüngster Bruder mit Mutter schlafen, ist in dunkles Rot getaucht. Dann fühle ich, wie Mutter mich aus dem Bett reißt und mit mir und meinem Bruder auf den Arm die Treppe hinunterstürzt. Dann entsinne ich mich, wie ich im Hemdchen barfuß durch den Schnee wate. Man bringt mich und mein Brüderchen am Gartenzaun unter, gerade ge­genüber dem brennenden Hause. Man hat mich in Decken gehüllt, und da sitze ich nun, wärme mich am großen Feuer, sehe, wie die Menschen laufen, wie sie Sachen und Eimer schleppen, wie sie Wasser ins Feuer gießen, höre, wie sie schreien, wie Frauen jammern, wie krachend und dröhnend die Balken stür­zen. Ich erinnere mich, daß mir das alles schauerlich und dennoch schön erschien. Ich konnte die Augen von diesem Schauspiel nicht abwenden, und als alles zusammengestürzt war, als die mächtigen Flammen nicht mehr in die Luft schlugen und aus dem verkohlten Holz und schwarzen Steinhaufen nur gespen­stische Rauchballen ausstiegen, tat es mir leid, daß alles so schnell vorüber war.

Nach dem Brande löste sich unsere Familie vorläufig auf.

Meine Großmutter blieb mit mir und meiner älteren Schwester im Knechtshause des Küsterats, in einem kleinen Stübchen; die Eltern zogen mit meinem jüngeren und meinem älteren Bruder zuerst ins Ge­meindehaus und dann ins Pastorat, wo man dem Vater als Schule und Wohnung die so­genannte „Blaue Herberge" anwies. Damals hatten wir es recht schwer. Es mangelte be­sonders an Wäsche und Kleidern. Alle unsere Sachen waren verbrannt, auch Großmutters riesige Lade mit Wäsche, Leinwand und Hun­derten von selbstgestrickten Strümpfen. Wir waren alle — wie sie sagte — kahlgebrannt. Nachbarn und Freunde halfen uns viel. Am Anfang kamen fast täglich Gäste und jeder brachte etwas mit. So schleppte eine Nach­barin einen gewaltigen Ballen Wollenstoff her. Ich erinnere mich noch genau, wie man aus diesem grau und grün gestreiften Stoff für die ganze Familie Kleider nähte. Mir schien es, daß dieses Zeug sich nur für Frauen­kleider eigne und ich war ein wenig enttäuscht, als der Schneider auch mir Maß nahm und ich einen graugrünen Anzug bekam. Als das Röckchen im Rücken noch ein wenig zu kurz ausgefallen war, fühlte ich mich in meiner Manneswürde nicht wenig gekränkt.

Damals ging es bei uns knapp her. So entsinne ich mich, wie Vater damals einem jeden von uns winzige Zuckerstückchen für die ganze Woche zuzählte. Ich hatte meine Por­tion schon am anderen Tage verzehrt, wäh­rend mein älterer Bruder, geborener Ge­schäftsmann und zukünftiger Fabrikdirektor, mit seiner Ration nicht nur die ganze Woche auskam, sondern sich noch mit der Zeit einen respektablen Zuckerfonds angelegt hatte.

Unten, an der blauen Herberge, war ein großer Teich, da fuhren wir Kinder auf selbst­gebauten Flössen, suchten und entdeckten ver­schiedene Amerikas, veranstalteten Seeschlachten, Ueberfälle und Plündereien. Hinter der Herberge war ein großer Platz, wo wir uns herumtrieben und Ball spielten. Da schlän­gelte sich der kleine Weg zum Forst, wohin die Schulkinder mich in einem Wägelchen spa­zieren fuhren, oder ich selbst wie ein wildes Roß wiehernd und in den Zaum beißend galoppierte. Meine Lieblingstiere waren da­mals Pferde. Am Waldesrand weideten die Pferde des Pastors, und stundenlang konnte ich bei ihnen sitzen, sie aus der Hand füttern und dorthin führen, wo fetteres Gras war. Ich ritt sie zur Tränke an den See und die Knechte schwemmten sie.

Ich wüßte nicht, daß ich in dieser Zeit einen besonders lieben Freund oder Kame­raden gehabt hätte. Später, als ich die Schule besuchte, hatte ich immer einen Herzensfreund, den ich mit selbstloser Hingebung liebte. In mir war ein starkes Verlangen zu lieben und zu verehren, und in meiner späteren Kind­heit und Jugend bin ich nie ohne heißgeliebte Freunde gewesen.

Der Vater beschäftigte sich wenig mit uns Kindern. Er war streng, mitunter grausam, niemals gab er sich Zärtlichkeiten hin. Selbst geringe Unarten strafte er hart, bisweilen prügelte er uns sogar mit einem speziell zu diesem Zweck angeschafften sehr elastischen, seltsam schmerzhasten „Kantschuk". der hinter seinem Bücherschrank hing.

Noch heute entsinne ich mich, wie mir zu Mut war, wenn Vater, den Riemen in der Hand, mich zu sich rief, dann mit einem ge­wandten Griff mich über's Knie schwang, und der biegsame Riemen zu pfeifen begann. Im ersten Augenblick schien es mir. daß ich in einen tiefen Abgrund falle, mir schwindelte, der Atem stockte. Unendliche Scham, unaus­sprechliche Angst überfiel mich. Ich war nahe daran, ohnmächtig zu werden. Die schmerz­haften Schläge brachten mich dann wieder zum Bewußtsein, und ich dachte: wenn es doch nur schneller vorbei wäre! Nach dieser Pro­zedur floh ich viele Tage lang den Vater, ich schämte mich bodenlos, fürchtete ihm zu be­gegnen und war froh, wenn er ausging oder ausfuhr.

Dennoch empfand ich ihm gegenüber neben großer Angst immer eine tiefe Ehrfurcht. Ich war stolz auf ihn, wenn ich sah, wie alle ihm mit Achtung begegneten, ihm aufs Wort gehorchten, ihn um Rat fragten. Weit und breit war er bekannt. Mir schien, in der ganzen Welt gäbe es keinen stattlicheren, schöneren Mann als ihn, und überlegen war ihm niemand. Er war mittel­groß, jedoch stämmig gebaut, sein dichter, brei­ter, brauner Bart reichte ihm fast bis zur Brust. Niemand in der Umgegend hatte einen solchen Bart, und mir schien dieser Bart das Symbol echter Männlichkeit und Kraft zu sein. Ich malte mir aus, daß ich, wenn ich einmal groß sein werde, mir unbedingt auch so einen Bart würde wachsen lassen.

In unserem Kirchspiel gab es einen Schnei­der, von dem man sagte, daß er auch so einen Bart hätte, wie mein Vater. Man nannte ihn darum wohl auch das „kleine Daugechen". Mir war der Gedanke peinlich, daß irgend jemand in der Welt meinem Vater gleichen könnte. Ich brannte darauf, diesen Mann ein­mal zu sehen, um mich zu überzeugen, ob das Gerede der Leute auch stimme. Auf einer Hochzeit erblickte ich denn auch das „kleine Daugechen", aber er war so klein von Wuchs, und sein Bart, obgleich lang, war so dünn und schmal, daß mir alle Eifersucht verging und ich mich sogar mit ihm befreundete. Vater trug immer einen roten Fezz mit einer Troddel. Im Munde hatte er beständig das lange Pfeifenrohr. So sah ich ihn jeden Tag, vom Morgen bis zum Abend.

Ich liebte es sehr, mit ihm auszugehen oder auszufahren. Vater hatte immer gute Wagen und Pferde. Ich erinnere mich be­sonders eines Gespannes ohne Krummholz, mit breiten, glänzenden Messingringen und Schellen. Meinen Vater forderte man zu allen Ehrentagen auf: zu Hochzeiten, Taufen und Hausweihen. Er war der Mittelpunkt einer jeden Versammlung, einer jeden Gesellschaft, immer gesprächig, anregend, humorvoll. Er war ein geschickter Redner, sang gut und spielte auch Theater. In der Kirche, beim Orgelspiel, sang er immer mit und seine Stimme übertönte alle anderen. Er sang ebenso gut Tenor wie Baß, sang immer gern, hörte ebenso gern singen, und daher erklangen immer Lieder in unserem Hause.

In der Kirche saß ich gern an seiner Seite auf der Orgelbank. Die Orgel gefiel mir sehr, jedoch die Predigt erschien mir immer zu lang und ich konnte den Wiederbeginn des Orgelspiels nicht erwarten. Noch bevor der Gottesdienst begonnen hatte, saß ich schon auf der Orgelbank und wartete auf meinen Vater, der sich immer noch ein wenig in der Sa­kristei aufhielt.

Wenn er von dort herauskam, in den Altar­raum trat und die Lichte anzündete, dann war mir immer unsagbar feierlich zu Mut. Mir schien, als spräche Vater vor dem Altar mit Gott. Wenn er dann erhobenen Hauptes durch die ganze Kirche an der versammelten Gemeinde vorbei zur Orgel hinschritt, dann war mir, als käme er von Gott selbst, und ich war davon überzeugt, er stehe Gott so nah, daß er Gottes alle Gedanken kennt, und auch weiß, was Gott über mich denkt, was er mit mir im Sinne hat. Wenn ich in irgend­einer Hinsicht kein reines Gewissen hatte, dachte ich stets: Vater kennt meine Sünde recht gut, nur will er jetzt nicht davon sprechen, weil er über anderes nachzudenken hat. Ich hatte nie glauben können, daß es in der Welt irgend etwas gäbe, was mein Vater nicht wüßte oder konnte. Zu ihm kam man um Rat und Hilfe in allen Dingen. Er führte große Prozesse, schrieb lange Bittschriften, gab Ratschläge in Krankheitsfällen, wirtschaft­lichen Angelegenheiten und vermittelte in allerlei Streitigkeiten. Als das alte Schul-Haus abgebrannt war, zeichnete er selbst den neuen Plan und leitete den ganzen Bau. Bei jeder Arbeit war er selbst dabei und im neuen Hause wurde nicht ein Ziegelstein ohne sein Wissen gelegt.

Zu Hause bei uns war alles immer in bester Ordnung. Möbel, Geschirr. Geräte, alles war aus solidem Material, dauerhaft und praktisch. Mein Vater — wie mir das erst in späteren Jahren klar wurde — war trotz all seiner ästhetischen und geselligen Neigun­gen durch und durch praktisch angelegt. Diese praktischen Tendenzen traten aber nie in grob egoistischer Form zutage. So war Vater im persönlichen Leben nie ein trockener Rechner, und niemals habe ich bemerkt, daß er geizig gewesen wäre. Nur hatte er — das wurde mir später klar - einen unbestechlichen Wirk­lichkeitssinn und immer handelte er nur im Einvernehmen mit dem realen Tatsachenbe­stand, war immer und überall streng sachlich. Nie ließ er sich von einem theoretisch kon­struierten Ideal leiten, immer rechnete er mit der Wirklichkeit. Es geschah selten, daß er sich versah oder verrechnete, denn er erwartete und verlangte nie Außer­gewöhnliches. Er idealisierte nichts, kein Hauch von Romantik war in ihm.

Vater liebte schöne Sachen, Musik, Lieder, Theater, ihm gefiel alles, was prunkvoll, glän­zend und feierlich war. Aber diese Neigung hatte nichts Mystisches in sich, nichts, was ihm vom Alltag entfernt oder über denselben emporgehoben hätte. Für ihn war das alles nur eine angenehme Dekoration des Alltags, Alles das war nur dazu da, um ihm das Ir­dische Leben angenehm, leichter und gemüt­licher zu machen.

Vater liebte Gemütlichkeit, heitere Gesellig­keit, herzhafte Reden mit Freunden beim frohen Mahl. Er war in jeder Hinsicht ein Kind dieser Erde. Religiöses Suchen, über­irdische Sehnsucht, transzendentale Neigungen waren ihm fremd. Er war vonkommen un­religiös, obgleich er wohl zugab, daß die Re­ligion Frieden und Ruhe gäbe und über viel Schweres emporzuheben vermöge.

Aber eine religiöse Weltanschauung, reli­giöse Ueberzeugungen hatte er nicht. Alles, was mit Religion, Kirche und Gottesdienst zusammenhing, war ihm mehr ein ästhetisches Genießen, als ein in tiefem Glauben begrün­detes Lebensgefühl, das ihm Pflichten sich selbst und seinen Mitmenschen gegenüber auf­erlegt hätte.

Er kannte und liebte nicht den lebendigen Gott, liebte aber wohl alles, was mit Gottes Dienst zusammenhing. Er liebte es. wenn am Feierabend die Glocken läuteten, wenn der Pastor die Gemeinde segnete, wenn die Abend­mahlgäste in demütigen Reihen vor dem Altar standen, wenn die Konfirmanden in Festkleidern paarweis von der Schule zur Kirche gingen. Er liebte festtägliche Prozessionen mit Fahnen, Blumen, Liedern und Reden, und auch im Gottesdienst alles prunkvolle Feier­liche.

Aber niemals — wie ich es als Kind wohl gedacht und geglaubt hatte — niemals war Gott ihm nah, nie hatte er mit Gott ge­sprochen, ihn auch wohl nie gesucht, wie meine Mutter, welcher Gott näher war als alle Menschen in der Welt.

(Uebersetzt von Senta Maurin.)

II. (03.12.1927)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es ist schwer, sich größere Gegensätze vor­zustellen, als meinen Vater und meine Mutter.

So praktisch mein Vater veranlagt war, ebenso unpraktisch und wenig orientiert in allen irdischen Dingen war meine Mutter. Der Geburt nach Deutsche, war sie in einem ganz deutschen Hause aufgewachsen, in dem echt deutsch romantischer Geist waltete, idyllische Freundschaft zwischen Eltern und Kindern, intime, poesievolle Beziehungen zwischen allen Angehörigen der Familie und auch zwischen der Familie und anderen Men­schen, Freunden, Verwandten und Nachbarn. In ihrem Vaterhause hatte man Tiere ge­liebt: Hunde, Katzen, Kanarienvögel, man hatte gern gesungen, Märchen erzählt, Kla­vier und Harmonium gespielt, auf dem Fensterbrett hatten Geranien und Fuchsien gestanden, alles hatte in Ordnung, Sauber­keit und Harmonie gestrahlt.

Menschen, die meine Mutter in der Jugend gekannt hatten, erzählten, daß mein Vater sie wie eine Prinzessin heimgeführt hätte. Und allen hätte es leid getan, daß sie, die so fein und zart war, nun die Wirtschaft führen, Stunden geben, eine große Schar fremder Bauernkinder erziehen mußte, oben­drein noch gezwungen war, mit der Schwie­germutter zusammenzuleben, mit der alten „Großmama", die zwar eine kluge, aber ein­fache, überaus praktisch veranlagte Frau war. Diejenigen, die beide kannten, sahen voraus, daß es nicht gut gehen würde.

Und so war es auch. Ich sah wohl nie meine Mutter mit der Schwiegermutter in Zank und Streit, aber dennoch wußte ich, daß ihnen beiden das Zusammenleben schwer war. Großmutter machte ihrem Herzen oft und gerne Luft: einem jeden, der ihr begeg­nete, jammerte sie vor, daß Gott uns eine so üble Hausfrau beschert hätte. Wenn je­mand bei ihr im Zimmer war, hörte man immer ein leises erregtes Gemurmel; dann wußte ich genau, daß Großmutter über ihre Schwiegertochter klagte. Mutter sprach nie mit fremden Leuten über sie, aber uns Kin­dern schüttete sie oft ihr Herz aus. Wenn Mutter allein im Zimmer am Fenster oder am Klavier saß, weinte sie häufig, leise und schmerzlich, und schon als Kind merkte ich an ihrem Spiel, ob sie froh oder nieder­gedrückt war: ich wußte es, obgleich sie immer dieselben alten Stücke spielte.

Nicht nur jetzt, wenn ich daran zurück­denke, aber schon in früher Kindbett, fühlte ich, daß meiner Mutter irgendein herbes Unrecht geschah, und dennoch wußte ich, daß man persönlich niemandem die Schuld da­für zuschieben könne. Schon als Kind hatte ich eine dunkle Ahnung davon, daß an all diesen Mißhelligkeiten eigentlich niemand die Schuld trägt, daß jeder es auf seine Weise schwer hat, daß jeden etwas schmerzt, und daß es wohl deswegen so ist, weil die Men­schen so verschieden sind. Mir tat die Mutter unsagbar leid, aber ich fühlte auch mit Groß­mama, und je älter und gebrechlicher sie wurde, desto mehr jammerte sie mich. Ich war immer sehr froh, wenn zu Hause Ruhe und Friede herrschte, wenn Mutter und Groß­mutter einmal freundschaftlich miteinander­sprachen, scherzten und lachten. Das geschah allerdings sehr selten, aber dann war ich auch wirklich ganz glücklich.

Mutter war zu Hause vollkommen einsam. Jeder hatte daheim seinen Freund, mit dem er sich aussprach, beriet, zusammen etwas unternahm, sie aber war immer allein. Der Vater hatte hundert Aemter: entweder war er in der Klasse, in der Wirtschaft oder außer­halb des Hauses beschäftigt, nur selten sprach er mit Mutter, selten beriet er sich mit ihr, selten fuhr oder ging er mit ihr aus. Mutter kümmerte sich nicht um die Wirt­schaft. Die ganze Wirtschaft und deren Sym­bol, die Schlüssel, befanden sich in den Hän­den der Großmutter. Mutter hatte nur die Schlüssel von ihrem eigenen Schrank, ihrer Kommode und Lade, in der sie ihre eigne und die Kinderwäsche, ihre persönlichen und die Kindersachen aufbewahrte. Da waren Bücher und verschiedene Andenken: Hand­schriften, Briefe, ausgenähte Deckchen, und welke, vertrocknete Blumen und Blütenblätter. Mutter bewahrte in vielen Schachteln ihre Kostbarkeiten auf: Ringe, Spangen, altmo­disch verschnörkelte Kämme, mit Perlen be­stickte Täschchen und feine ausgenähte Taschen­tücher. Mutter verstand sich auf erlesene Handarbeiten und benähte gern Reisetaschen, allerhand Decken, Pfeifenrohre und Bücher­zeichen mit winzigen bunten Perlen. Ich hatte Freude daran, in Mutters Sachen zu kramen. Ihnen entströmte ein seltsam an­genehmer Duft, sie waren alle fein und sauber und erschienen mir besonders schön und geheimnisvoll, weil sie so eigen dufteten und so altmodisch waren. Besonders gefielen mir Mutters alte Gesang- und Gebetbücher mit den dunklen, vergilbten Blättern und all den kleinen Zeichen, verblichenen Photo­graphien, gepreßten und getrockneten Blät­tern und Blüten.

Gern hörte ich Mutter von ihrer Kindheit erzählen, von ihren Eltern, ihrem Leben im Vaterhause. In diesen Geschichten war nichts von alltäglichen und nützlichen Dingen, Mutter erzählte nur von schöner Natur, vom heimatlichen See, vom Frühling, von Pick­nicks, von lieben Gästen, wie Kinderfeste in ihrem Vaterhause gefeiert, wie Märchen er­zählt wurden. Und dann erzählte sie mir die alten Märchen, sang die alten Lieder und spielte Klavier dazu, und so lernte auch ich all die alten Stücke spielen, die schon ihre Mutter und Großmutter gespielt hatten.

Gern ging ich mit Mutter spazieren. Wir gingen an den See, und da saßen wir denn im Sande, ich spielte mit bunten, glatten Steinchen, wir schauten beide dem Sonnen­geflimmer und den kleinen glucksenden Wellen zu. Dann sagte Mutter, daß die Wellen sprächen und ihr Geschichten darüber anver­trauten, was der See in seinem langen Leben gesehen. Und dann erzählte sie mir all diese Seemärchen wieder.

An Sommernachmittagen gingen wir auf den Kirchhof, saßen am Grabe des verstor­benen Pastor Müller, oder auch auf den breiten Kirchenstufen, saßen und plauderten ohne Ende. Sonnabends kam bisweilen der Glöckner, schloß die Kirche auf und stieg in den Turm, um zu läuten. Ein seltsamer Schauer durchfuhr mich jedesmal, wenn die schwere, eisenbeschlagene Tür dröhnend auf­ging, und ein dumpfes Echo durch den leeren Kirchenraum hallte. Und wenn die große Glocke zu schallen und wallen begann, wenn die ganze Kirche und die Erde ringsumher erbebte, dann war mir, als sei ich im Geister­reich, unter Wesen einer anderen Welt.

An Sommernachmtttagen besuchten wir häufig den Friedhof, wo mein älterer Bruder Bally begraben lag, der im Alter von 15 Jahren gestorben war. Wir jäteten das Un­kraut auf dem Grabe und im Sande aus, holten Wasser aus dem nächsten Graben, um die Blumen zu begießen, dann saßen wir auf der Holzbank und redeten miteinander. Wäh­rend meiner ganzen Kindheit bin ich mit Mutter dorthin gegangen, und sie wurde nicht müde, das Grab meines Bruders zu pflegen und schon unzählige Mal gehörte Geschichten von ihm zu erzählen. Ich erinnere mich auch daran, wie Mutter jedesmal am Grabe weinte und wie sie wiederholt den Namen meines verstorbenen Brüderchens rief.

Das ging viele Jahre lang so, und auch später, als es der Mutter schwer viel, den zwei Werst weiten Weg zu Fuß zurückzulegen, fuhren wir, wenn ich aus Petersburg zu den Sommerferien nach Hause kam, im Wagen zum Friedhof, und wieder weinte sie, er­zählte Geschichten und rief leise weinend Ballys Namen.

Der Tod des Bruders war das erste Er­eignis, das in mir Gedanken über Tod und Leben wachrief, über die Sinnlosigkeit des Todes, und die große Frage, warum wohl Gott die Menschen sterben läßt. Anfangs war ich unwillig über Gott, aber später än­derte ich meine Meinung über ihn, denn Mutter erklärte mir, daß Gott alle Ver­storbenen zu sich in sein Reich rufe, damit sie dort in Freude und Seligkeit lebten und ihm von den Menschen auf der Erde er­zählten, damit er auch sie lieb gewänne und einmal zu sich nähme.

Die Tränen der Mutter verstand ich nun als Sehnsucht nach dem Verstorbenen, und ich entsinne mich, daß auch in mir bisweilen diese Sehnsucht wach wurde. Ich fürchtete mich nicht vor dem Tode, mitunter sehnte ich ihn sogar herbei und wollte zusammen mit Mutter sterben, damit wir beide zu Bally hinkommen könnten, in den himmlischen Garten, von dem mir Mutter so schön erzählt hatte.

Aus der Kindheit ist mir nichts so lieb in der Erinnerung geblieben, wie diese Erzählungen der Mutter. Sie las mir auch vor: Märchen, Reisebeschreibungen, Gedichte, aber am allerhäufigsten die biblischen Ge­schichten, denen ich aufmerksam lauschte und an die ich mit ganzem Herzen glaubte. Sie weckten in mir ein noch stärkeres Interesse für verwickelte Lebensfragen. die mir manch­mal keine Ruhe ließen, und mit deren Lösung ich mir den kleinen dummen Kopf zerbrach. Viel las und erzählte mir Mutter über Christus. Ich liebte Jesus, wie man einen lebenden, bekannten, ganz nahen Menschen liebt.

Ich erinnere mich genau, wie Mutter mir das erste Mal von Christus Leiden vorlas. Es war an einem Sonntag nachmittag. Alle waren irgendwohin ausgefahren, oder ausge­gangen und nur wir beide waren ganz allein zu Hause. Wir saßen – wie ich mich dessen noch genau entsinne – auf dem Bettrand, die Mutter las, und ich hörte zu. Als Mutter Christi letzte Worte am Kreuz las, zitterten ihr die Lippen. Tränen tropften aufs Buch, und auch mir stiegen die Tränen in die Augen, ich schmiegte mich an Mutter und wandte mein Gesicht ab, damit sie es nicht sähe.

In meinen Kindertagen war mir Christus größer als alles und alle in der Welt. Und noch erhabener erschien er mir, als ich in unseren schweren Unglückstagen die Nichtigkeit aller Menschen erkannte, als ich sah, wie klein die Mutter und selbst der allmächtige Vater war.

Das war damals, als mein Brüderchen starb. Ich erinnere mich noch ganz lebhaft an jenes Ereignis.

Es ist eine düstere, sturmische Herbstnacht. Ich schlafe im Pastorat, in der Herberge, in einem kleinen Stübchen zusammen mit meinen Eltern. Ich erwache von einem starken Klopfen an Haustür und Läden. Ich höre, wie Vater aufsteht, ein Licht anzündet, die Tür zum Vorhaus aufschließt und den Riegel von der Außentür zurückschiebt. Ich höre fremde Stimmen. Dann kommt Vater ins Schlafzimmer und flüstert erregt der Mutter etwas zu. Sie springt auf, wirft ein Klei­dungsstück um und eilt mit Vater ins Neben­zimmer. Die fremde Stimme erzählt etwas. Mutter stöhnt schmerzlich auf. Plötzlich höre ich, wie Mutter aufschreit. Und dann jammert sie mit lauter Stimme.

Ich höre, wie man etwas Schweres durch dte Außentür ins Vorhaus trägt und auf die Wäscherolle legt. Mutter jammert un­aufhörlich und kommt aus dem Vorraum gar nicht mehr zurück. Ihr lautes Weinen klingt nicht mehr wie das eines Menschen, sondern wie das schmerzliche Wimmern eines Tieres. Vater versucht sie zu beruhigen, aber ich höre auch sein unterdrücktes Schluchzen. Nun verstehe ich nichts mehr. Ich rufe Mutter. Ich rufe aus vollem Halse. Sie kommt ins Zimmer, küßt und liebkost mich, und mein Gesicht wird ganz naß von ihren Tränen. Und mich fest umarmend, erzählt sie, daß Bally in Riga gestorben sei. Aber sie sagt nichts davon, daß man ihn schon hierher gebracht hätte, und daß das Schwere, was man durch die Außentür hereintrug und auf die Rolle legte, der Sarg gewesen, in dem mein verstorbenes Brüderchen lag. Die ganze Nacht hindurch schlug der Wind die Läden. Mutter jammerte, ich verstand und begriff nichts, ich war nur endlos er­schreckt und, vor Aufregung und Kälte zit­ternd, konnte ich lange nicht einschlafen. Noch wie heute sehe ich vor mir das flackernde Licht im Nebenzimmer auf dem Tisch, höre den brausenden Herbstwind und Mutters Schluchzen, das, wie mir schien, keinen Augen­blick verstummte.

Am andern Tage sah ich das Brüderchen, weiß wie die weißen Laken, in die es gehüllt war, in einem dunkelvioletten Gewand im Sarge liegen. Ich sah es gedankenlos an, ohne Mitleid, über meine Wangen rann nicht eine einzige Träne und in all den Tagen bis zur Beerdigung habe ich kein einziges Mal geweint. Aber in mir erwachte etwas wie Zorn gegen ein unnennbares Etwas, und bisweilen übermannte mich ein schauerliches Gefühl von Einsamkeit und Leere. Nach diesem Erlebnis sprach ich häufig mit Mutter übers Sterben und darüber, wo wohl jetzt mein Brüderchen sei, warum die Menschen sterben müßten, wo wir nach dem Tode sein würden und wozu dieses alles überhaupt nötig sei.

Ich wunderte mich über Mutter, welche oft bitterlich weinte, aber zugleich doch immer demütig davon sprach, daß alles gut sei, wie es Gott beschlossen habe.

Da wuchs mir Gott zu einer gewaltigen, unvergleichlichen Kraft empor, doch die Men­schen erschienen mir alle nichtig und gering. Selbst Vater, dem alle aufs Wort gehorchten, vor dem alle das Haupt neigten, Vater, von dem ich früher geglaubt hatte, daß er alles kann, alles weiß, sogar meine Gedanken kennt, erschien mir nun plötzlich klein und nichtig. Besonders als ich sah, wie er auf den Knien vor der Grube lag, über der auf Brettern der Sarg aufgebahrt war. Als ich ihn blaß und in Tränen sah, erschien er mir hilflos und klein, sogar sein Wuchs hatte mir das Imposante verloren.

Diese dunkle Ahnung, daß wir einer großen Macht gegenüber klein und hilflos sind, daß in unserem Leben ein unbegreiflicher Wille herrscht, dem wir alle uns fügen müssen, dieser noch unklare Gedanke erstarkte in mir immer mehr und nahm immer bestimmtere Konturen an. Anfangs war das alles nur dunkle Ahnung, verbunden mit so einem Angstgefühl, daß, wenn bloß jemand Gottes Namen nannte, es mir seltsam unheimlich zu Mut wurde. Um nur ja nicht an Gott denken zu müssen, vermied ich es sogar eine Zeitlang abends mein Gebet zu sprechen. Und erst allmählich, unter Mutters Ein­fluß, versöhnte ich mich mit Gott, und dann war es, daß ich sogar selbst zu ihm gehen und mit ihm in meiner kindlichen Sprache sprechen wollte.

(Aus dem Lettischen übersetzt von Senta Maurin.)

III. (10.12.1927)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In meinen Beziehungen zu Gott gab es verschiedene Phasen, und in jeder dominierte ein anderes Motiv.

Bisweilen herrschte in mir völlige Gleich­gültigkeit zu ihm, ja sogar etwas wie Ver­achtung. Mitunter haßte ich Gott, und dann war es mir leid um Christus, daß er einen so schlechten Vater hatte, und es mißfiel mir, daß er ihn trotz allem so lieb haben konnte. Christus nahm in meiner Einbildung ver­schiedene Gestalt an, aber meistens stellte ich ihn mir still und schwermütig vor, sanft und freundlich wie meine Mutter, die ich auch meist traurig und gütig sah. Wenn man mir von Christus erzählte oder vorlas, wenn der Pastor in der Kirche von ihm sprach, wurde mir so froh zu Mut, wie wenn man von einem lieben Menschen, von einem längsterwarteten Gast spricht. Christus war mir auch immer ein von allen sehnsüchtig erwarteter Gast, und mir war, als sei sein ganzes Leben nur so ein fortwährendes Zu Gastegehen gewesen. Aber in der Kindheit kannte ich auch nichts Schöneres, als Gäste erwarten und zu Gaste gehen. Wenn unten auf der kleinen Brücke ein Wagen rasselte und die Hunde anschlugen, erzitterte jedes Mal mein Herz in Freude, ich lief dem Gast entgegen, man mußte das Pferd anhalten, ich stieg in den Wagen, man gab mir die Leine, und ich fuhr es bis zur Veranda, um dann im Triumph mit dem Angekommenen zusammen ins Hans zu gehen. Was hätte ich vor Freude angefangen, wenn Christus selbst einmal zu uns zu Gaste ge­kommen wäre?

Mit dieser meiner Liebe zu Christus hängt auch meine überschäumende Freude zusammen, mit der ich immer das Christfest erwartete. Weihnachten war und ist mir bis auf den heutigen Tag das schönste aller Feste. In meinem ganzen Leben kenne ich keine glück­licheren Stunden, als jene hellen, Poesie vollen, in denen ich das Christfest herbei sehnte, erwartete, oder an das eben vergan­gene in warmen Erinnerungen zurückdachte. Damals war mir alles voller Geheimnisse und Wunder. Ich hatte immer das Gefühl, es müßte etwas geschehen, was alle Menschen in Verwunderung setzen würde, worüber sie noch während des ganzes Jahres sprechen wür­den und nicht verstehen könnten, wie das alles so hat kommen können.

Das ganze Haus, alle Zimmer, alle Ecken waren voller Geheimnisse. Wir Kinder hatten immer etwas vor einander zu verbergen, die Eltern wieder hatten ihre Heimlichkeiten, und wir hatten solche den Eltern gegenüber. Es gab unzählige Dinge, die man nicht berühren durfte, alles war verschlossen, alle tuschelten bedeutungsvoll miteinander, sogar alle Schritte schienen geheimnisvoll leiser geworden zu sein. Eine Woche vor Weihnachten fuhr Vater nach Riga, um Einkäufe zu machen. Mit zitternder Ungeduld erwarteten wir ihn dann zurück. Sobald die Hunde anschlugen, liefen wir ans Fenster oder auf die Veranda, um zu sehen, ob es nicht schon Vater sei.

Und eines Tages kam er dann endlich an. Rein toll vor Freude bellen und winseln die Hunde. Ich sehe aus dem Fenster die bereifte Schnauze unseres Pferdes und wie dann Vater in seinem großen Bärenpelz mit dem breiten, perlengesticken Gürtel und seinem weiß bereiften Bart die Außentür öffnet. In Dampf gehüllt kommt er herein und hat beide Hände voll Packen und Päckchen, und Janka, der Knechtsjunge, schleppt stöhnend große Kisten herein, die alle in Vaters Zimmer eingestapelt werden.

Und nun beginnt ein noch geheimnisvolleres Leben. Stroh und Papier rascheln, beständig wird etwas hereingeholt und gut verwahrt, und aus Vaters Zimmer kommt ein wunder­voller Duft. Wir Kinder stecken die Köpfe zusammen, raten, sprechen unsere Ahnungen aus, lauern durch Türspalte und Schlüssel­loch, fragen die Mutter und Janka aus, und unsere Versuche, verschiedenes auszukundschaften, sind nicht immer gefahrlos.

Eines Tages bringt dann Janka aus dem Walde eine ganze Fuhre voll Tannen. Vater sucht den üppigsten und schönsten Baum aus, befestigt ihn in einem Fuß und trägt ihn in das „große Zimmer", das wir von diesem Augenblick an nicht mehr betreten dürfen. Nun kann man vor Ungeduld weder essen noch schlafen, die Nerven sind wie gespannte Saiten.

Am heiligen Abend, bei Anbruch der Dämmerung, beginnt es vom Kirchturm zu läuten. Nie im Leben haben mir Glocken schöner ge­klungen, als am Weihnachtsabend in unserer Kirche. Mir war, als sei Sehnsucht, Erwar­tung und Wunder in flüssiges klingendes Sil­ber geschmolzen, das sich nun in sanften Wellen über meine wartende Seele ergoß. Die Kirche ist hell erleuchtet. Draußen ist es so still, daß der Gesang der Gemeinde und das Rauschen der Orgel bis zu uns dringt. Dann beginnt das Läuten wieder. Und bald darauf höre ich, wie Vater und Mutter, von der Kirche heimgekehrt, die Treppenstufen der Veranda heraufkommen. Und auch Besuch ist gekommen. Ich höre fröhliche Stimmen und wie der Schnee von Füßen gestampft und von Kleidern geschüttelt wird. Die Tür wird geöffnet und nun ist das Vorzimmer voll Dampf, voller Pelze, Tücher, fröhlicher, ge­röteter Gesichter und alles ist eitel Lust und Fröhlichkeit. Aber es vergeht noch eine Stunde in namenloser Ungeduld.

Dann endlich läutet das kleine Glöckchen, die Flügeltür zum „großen" Zimmer öffnet sich weit, und ich trete wie durchs Himmelstor in den Glanz und Duft des brennenden Weih­nachts­baumes.

Und nicht nur dieser helle Abend, sondern noch viele lange Tage und Abende vergehen in stiller Glückseligkeit. Die heilige Stille des Weihnachtsabends senkte sich auf mich wie sterngestickte Decken. Damals fühlte ich, wie alles Leben heilig ist, und fühlte dieses heilige Leben wie ein klingendes Lied, wie einen den ganzen Welt­raum füllenden süßen Duft.

Heilig war mir damals der Wintermorgen, heilig waren die in der Wintersonne leuchten­den bereiften Bäume und die ganze weißflim­mernde Erde. Heilig war der stille Winter­abend, wenn die Fenster erleuchtet waren und der Rauch langsam in den grauen Himmel stieg, wenn der Schnee unter den Schlitten­sohlen der vom Walde heimkehrenden Knechte knirschte.

Heilig waren mir damals die sternklaren Nächte, und die Stille dieser Nächte hatte etwas so bang Feierliches, daß ich kaum zu atmen wagte.

An diesen sternklaren Abenden ging Mutter mit mir in den Hof und Garten hinaus. Da zeigte sie mir einen Stern und sagte, daß dort jetzt Bally wohne, und einen anderen, von dem das Jesuskind zu uns auf die Erde gefahren komme, in einem Sternenschlitten, über eine Brücke aus silbernen Strahlen. Nie im Leben haben mir die Sterne so geleuchtet, wie in jenen Nächten. Dieses Erleben des Heiligen, als Grundmotiv religiösen Empfindens, erwachte damals in mir in wunderbarer Schönheit, und nichts in meinem späteren Le­ben hat mir diese zu verdunkeln vermocht. Selbst in jener späteren Zeit, wo ich vieles bezweifelte und verneinte, wo ich unter dem Einfluß einseitiger materialistischer Lehren alles Transzentale ablehnte, fühlte ich tief im Herzen, daß diese meine neue Ueberzeu­gung auch im Grunde falsch sei und daß ich mich selber um das Beste betrüge, wenn ich mich von jenem großen, unerschöpflichen, unerklärlichen Wunder abwende, vor dem wir alle in Demut das Haupt neigen müssen. In den leidenschaftlichen Tagen meiner Sturm -und Drangperiode, vom revolutio­nären Fieber ergriffen, wo ich bereit war, alle alten Lehren über Bord zu werfen, fühlte ich dennoch tief in meinem Herzen, daß hinter all diesen Dogmen und Lehren eine ewige Wahrheit verborgen ist, verstandesmäßig un­erklärlich, aber dennoch unumstößlich, und ich fühlte, daß meiner Kritik etwas Rohes und Sündhaftes zugrunde liegt. Und ich entsinne mich, wie mir doch in der Seele immer alle widerwärtig waren, die denselben kritischen Standpunkt vertraten, wie ich, die es aber ohne Gewissensbisse und leichtfertig taten. Und ihr naiver Materialismus, dem auch ich ein Zeitlang meinen Tribut entrichtete, aller­dings nie ohne ein gewisses Schamgefühl, er schien mir schon damals hohl und diese arm­selige Weltauffassung im Grunde lächerlich. Nicht einen einzigen Augenblick im Leben hat mich diese Weltanschauung restlos befriedigt. Mir bedeutete sie immer nur einen Uebergang, nur etwas Vorläufiges, nur einen Ersatz für eine andere, tiefere Erkenntnis, die ich er­sehnte und auf die ich hoffte.

Das religiöse Gefühl hat Mutter in mir geweckt durch ihre Erzählungen und Beleh­rungen, aber vor allem durch das Beispiel ihres eigenen Lebens. Anregungen habe ich aber auch von anderer Seite empfangen. Unser Leben zu Hause war voll religiöser Motive. Das Tageswerk wurde mit einem gemeinsamen Gebet und Choral begonnen. Ge­sang und besonders geistliche Lieder nahmen in Vaters Schulprogramm eine wichtige Stelle ein.

Besonders lieb sind mir in der Erinne­rung die Singstunden an Winternachmittagen geblieben. An dem großen Klassenzimmer herrscht völlige Stille, obgleich da an hun­dert Kinder versammelt sind. Abendschatten gleiten über uns. Die Silhouette des Lehrers ist in Halbdunkel gehüllt. Alle sitzen und warten schweigend auf das Zeichen des Leh­rers. Er nennt die Anfangsstrophe des Liedes, spielt auf der Geige die Melodie, gibt uns dann ein Zeichen, und wir beginnen. Diese stillen Abendstunden sind mir so lebhaft in der Erinnerung geblieben, daß ich mich noch der Bank entsinne, auf der ich saß und meines Kameraden neben mir. Nach jedem Lied herrschte einige Minuten tiefe Stille, und mir war, als stiege unser gesungenes Lied leise wie Opferrauch empor.

Nach der Stunde ging ich mit einem Kame­raden, der eine gute Stimme hatte, in eine Ecke des Klassenzimmers, und da setzten wir den Gesang zweistimmig fort. Die anderen Kameraden standen um uns im Halbkreis um her und hörten zu. Wir sangen und konnten nicht enden.

Am Abend versammelten sich alle zu einem gemeinsamen Gebet. Während meiner ganzen Kindheit habe ich jeden Abend denselben Choral gesungen: „Nun ruhen alle Wälder…" Am Sonntagmorgen, wenn die Schüler fort waren, hielt Großmutter das Gebet. Ich hatte meine große Freude am Gesang, und Groß­mama liebte auch gerade die längsten Lieder und sie ließ uns immer alle Verse singen. Mir gefielen die Lieder, worin die schönen Namen: Jerusalem, Zion oder Golgatha vor­kamen. Das Ferne und Fremdartige schim­merte mir in einem zauberhaften Licht und weckte in mir geheimnisvolle Ahnungen. Auch in der Predigt erschienen mir die fremden Namen am schönsten: Bethanien und Naza­reth, Gethsemane und Kapernaum, sowie die fremdartigen Namen der verschiedenen Völker und Stämme und all die Erzählungen, die mit diesen Namen in Zusammenhang standen. Alles das wurde in mir eine große Sehnsucht nach dem Unbekannten, nach einer fernen, wunderbaren Herrlichkeit. Die Gestalten des alten Testaments sah ich wie lebendig vor mir, und im Vergleich mit ihnen kamen mir dann alle Menschen in meiner Umgebung klein vor. Besonders begeisterte mich Moses' mäch­tige Gestalt, und ich sah ihn vor mir, wie er vom Berge Sinai herabstieg mit den in Stein geprägten Geboten, die Wolken wie Flor auseinanderschiebend. Bisweilen nahm Moses' Gestalt einige Züge von meinem Vater an, den ich in gewissen Jahren für allmächtig hielt und glaubte, daß ihm nichts unmöglich sei. Wie Vater mir bisweilen allmächtig er­schien und ich ihn dann auch wohl mit den großen Männern aus dem alten Testament verglich, so war mir Mutter immer ganz rein und ohne Fehl, wie die Heiligen in alten Legenden. Nie ist auch über ihre Lippen ein böses Wort gekommen, nie verleumdete sie jemand, immer war sie selbstlos, über alle Maßen freigebig und hilfsbereit. Nie brauchte sie etwas für sich, nie beneidete sie jemand, nie rechnete sie, nie in meinem Leben habe ich Geld in ihren Händen gesehen.

Als ich in späteren Jahren die wunderbare Geschichte von der Frau in Bethanien las, die das Gefäß mit teurem Oel zerschlug, um da mit Christus' Füße zu waschen, und wie der Erlöser ihre unvernünftige Handlung vor seinen überaus vernünftigen und bedächtigen Jüngern rechtfertigte, dachte ich immer an meine Mutter und an diejenigen, die sie nie verstanden hatten und ihr im Herzen gram gewesen waren.

So sah ich bei uns zu Hause zwei Prin­zipien vertreten: von seiten des Vaters — die Achtung vor allen realen Dingen des Lebens, vereint mit einem tiefen Verständ­nis für dieselben; von seiten der Mutter - die Liebe zu all den Schätzen, welche weder von Rost gefressen noch von Dieben gestohlen werden können.

(Aus dem Lettischen übersetzt von Senra Maurin.)

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Personendaten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wikidata: Q16350851 VIAF: 303423048 LNB: 000015056 LCCN: no2016024773 ISNI: 0000 0004 0961 923X GND: 1055467718

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Baltische Historische Kommission (BHK), „Dauge, Jura (1835-1908)“, https://bbld.de/GND1208112295
  2. Rigasches Kirchenblatt Nr. 49, 07.12.1890, http://periodika.lv/periodika2-viewer/?lang=fr#panel:pa%7Cissue:444301%7Carticle:DIVL57 : Der Kaufmann Emil Arthur Dauge aufgeboten mit Julie Adeline Kummerau in Moskau. Dom-Kirche.
  3. Baltische Historische Kommission (BHK), „Dauge, Pauls (1869-1946)“, https://bbld.de/0000000042311991
  4. »Zur Jubelfeier des 150-Jährigen bestehens der St. Annen-Schule, am 3. Januar 1889«, Verzeichnis der Zöglinge, welche in den letzten 50 Jahren den vollen Kursus der Schule beendigt haben, 1886, Real-Abteilung, VI. Klasse a) Fundamental-Abteilung: Alexander Dauge. S. 87 der Datei, S. 79 nach Paginierung, https://archive.org/details/bub_gb_HbQRAQAAMAAJ/page/n4/mode/2up
  5. Baltische Historische Kommission (BHK), „Dauge, Aleksanders (1868-1937)“, https://bbld.de/000000040961923X
  6. Baltische Monatsschrift, 01.01.1927, http://periodika.lv/periodika2-viewer/?lang=fr#panel:pa%7Cissue:673475%7Carticle:DIVL703%7Cquery:Dauges%20
  7. —sb—, Rigasche Rundschau Nr. 9, 13. Januar 1932, http://periodika.lv/periodika2-viewer/?lang=fr#panel:pa%7Cissue:198819%7Carticle:DIVL162%7Cquery:Dauge%20
  8. the First Doctor Honoris Causa in Pedagogy of the University of Latvia, siehe: Dorena Caroli / Luigiaurelio Pomante (Hrsg.), „International Bibliography of History of Education and Children's Literature (2015)“, Repertori bibliografici della Biblioteca di «History of Education and Children's Literature», Nr. 4, S. 208, Nr. 750, fahrenhouse.com, fahrenhouse.com (PDF).
  9. „Alexander Dauge zum Gedächtnis“, in: Rigasche Rundschau Nr. 59, 13. März 1937, periodika.lv