Benutzer:MYR67/Artikelwerkstatt Oskar Löwenstein (Ingenieur)

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Oskar Löwenstein (auch: Loewenstein; geb. 10. Oktober 1897 in Weleschin (Tschechien), hingerichtet am 1. Juli 1943 in Prag-Pankratz), war ein tschechischer Ingenieur aus jüdischer Familie. Ihm gelang eine Erfindung zum plastischen Film (3D-Film).

Oskar Löwenstein wurde am 10. Oktober 1897 in Weleschin als Sohn eines Arztes geboren.[1] Seine Familie war jüdisch. Schon bald nach Löwensteins Geburt zog seine Familie nach Dux. Löwenstein besuchte das Gymnasium im nahe gelegenen Teplitz-Schönau. Nach dem Abitur meldete Löwenstein sich freiwillig zur österreich-ungarischen Armee und kämpfte im Ersten Weltkrieg an der russischen und italienischen Front. Er wurde mit der „Großen Silbernen Tapferkeitsmedaille“ und dem Karl-Truppenkreuz ausgezeichnet und nach dem Krieg im Rang eines Leutnants aus der Armee entlassen. Nach dem Ersten Weltkrieg studierte Oskar Löwenstein Ingenieurwissenschaften in Prag. Sein Studium schloss er 1922 mit einem Diplom an der Deutschen Technischen Hochschule ab. Später wurde er zum Dr. Ing. promoviert.

Löwensteins beruflicher Werdegang lässt sich heute nicht mehr genau rekonstruieren. Er scheint sich auf Kinematographie spezialisiert zu haben, das heißt auf die Herstellung von Vorführgeräten und dergleichen für die noch relativ junge Film- und Kino-Branche. Er arbeitete nach dem Studium, ab 1922, bei verschiedenene Firmen, die Filmvorführgeräte herstellten. Ende 1931 war Löwenstein Generalvertreter für die Firma Kinoton in der Tschechoslowakei[2] Zuletzt war Löwenstein für die Firma Eugen Bauer in Stuttgart („Kino-Bauer“) tätig, ein auf diesem Gebiet führendes Unternehmen, das er in der Tschechoslowakei vertrat.

Löwenstein entwickelte ein Verfahren zur Auführung „plastischer Filme“ (3D-Film). Dabei kam eine Brille zum Einsatz, die die im Augenabstand gegeneinander versetzt aufgenommenen Bilder getrennt auf die beiden Augen ihres Trägers ausspielte, so dass ein räumlicher Bildendruck enstand (Stereoskopie). Dieses Prinzip war bereits seit Jahren bekannt; die Besonderheit des Löwenstein'schen Verfahrens bestand wohl nur in der von ihm vorgeschlagenen Steuerung der Spezialbrille: diese sollte ihre Impulse vom jeweils abgespielten Film über den Projektor erhalten.[3] Die von Löwenstein vorgeschlagene Abtastung des Filmbandes hätte gegenüber einer elektrischen Schaltung den Vorteil gehabt, dass die für das rechte und für das linke Auge bestimmten Bilder auch dann noch synchron vorgeführt werden konnte, wenn eine ungerade Zahl von Bildern (Frames) aus dem Film entfernt werden muss.[4]

Nachdem Oskar Löwensteins erste Ehefrau durch Suizid gestorben war, heiratete er die am 24. Juli 1898 geborene Valeska Löwenstein. Das Ehepaar bekam am 3. April 1933 einen Sohn Jan. Oskar und Valeska Löwenstein lebten seit Ende der 1930er Jahre getrennt voneinander; der Sohn Jan blieb bei seiner Mutter.

Am 16. März 1939, nach der Zerschlagung der Tschechoslowakei durch das Deutsche Reich, wurde auf ihrem Gebiet das Protektorat Böhmen und Mähren errichtet und dort neben der vorhandenen tschechischen eine deutsche Gerichtsbarkeit eingerichtet.

Im Jahr 1939 nahm Oskar Löwenstein bei der Sprachlehrerin Marcelle Yung (geb. am 21. Juli 1905 in Lausanne) Französisch-Unterricht. Die Schweizerin Yung lebte seit Mitte der 1930er Jahre in der Tschechoslowakei, wo sie zunächst als Erzieherin in Prag, Aussig und Karlsbad tätig war, bevor sie sich im Jahr 1938 als Sprachlehrerin in Prag niederließ. Aus dem Lehrverhältnis zwischen Yung und Löwenstein entwickelte sich bald eine Liebesbeziehung.[5]

Ende 1942 verlor Löwenstein seine Anstellung; er wurde aufgrund seiner jüdischen Herkunft entlassen.

Oskar Löwensteins Frau Valeska und sein Sohn Jan wurden am 8. September 1942 aus Prag nach Theresienstadt deportiert. Nach gut zwei Jahren in Theresienstadt wurden Valeska und Jan Löwenstein am 9. Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert und dort am 12. Oktober 1944 ermordet. Wie aus Gerichtsakten hervorgeht, wusste Oskar Löwenstein, dass seine Frau und sein Sohn Anfang September 1942 nach Theresienstadt deportiert worden waren. Er konnte daraus schließen, dass auch ihm baldige Deportation droht. Seine Freundin Marcelle Yung besaß als Schweizer Staatsbürgerin einen Pass sowie den so genannten „Heimatschein“ ihres Herkunftslandes. Das Paar kam überein, den Pass durch Austausch des Passbildes und Abänderung des Vornamens von Marcelle zu Marcel so zu verfälschen, dass Löwenstein damit in die Schweiz ausreisen und so seiner Deportation entgehen kann. Beim deutschen Grenzpolizei-Kommissariat in Singen (Hohentwiel) wurde festgestellt, dass Löwensteins Pass kein Einreisevisum für die Schweiz enthielt. Bei genauerer Überprüfung des Passes wurde dieser als gefälscht erkannt. Oskar Löwenstein wurde verhaftet und nach Prag ins Gefängnis gebracht.[6]

Knapp zwei Monate nach dem misslungenen Fluchtversuch wurden Löwenstein und seine Freundin Marcelle Yung vor das Sondergericht Prag gestellt. Am 27. Januar 1943 verurteilte die III. Kammer dieses deutschen Sondergerichts Oskar Löwenstein in öffentlicher Sitzung zum Tode und Marcelle Yung zu Zwangsarbeit. Diese III. Kammer bestand aus:

Eine Woche nach Verhängung seines Todesurteil wurde der 46-Jährige zunächst nach Dresden gebracht. Dort besuchte ihn ein Mitarbeiter der Ufa in seiner Todeszelle, um seine Erfindung zum plastischen Film zu prüfen. Oskar Löwenstein bemühte sich unter Hinweis auf diese Erfindung vergeblich um seine Begnadigung. Am 30. Juni 1943 wurde er nach Prag-Pankratz zurückgebracht. Dort starb Oskar Löwenstein am 1. Juli 1943 unter dem Fallbeil.[8] Scharfrichter, der Löwenstein hingerichtet hat: Alois Weiß[9]

  • Oskar Löwenstein wurde am 10. Oktober 1897 in Weleschin als Sohn eines Arztes geboren[10]
  • Dipl.-Ingenieur, arbeitete von 1922 an in Prag in verschiedenen Firmen zur Herstellung von Filmvorführgeräten, 1942 aufgrund seiner jüdischen Herkunft entlassen.[11]
  • Im Januar 1943 vom Sondergericht Prag wegen Urkundenfälschung zum Tode verurteilt. Mit Hilfe seiner Lebensgefährtin Marcelle Yung versuchte er, seine jüdische Identität zu verbergen, um seiner Deportation in ein Vernichtungslager zu entgehen.[12]

Verfahrensbeteiligte

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» ... hat die III. Kammer des Sondergerichts bei dem Deutschen Landgericht Prag in der öffentlichen Sitzung vom 27. Januar 1943, an der teilgenommen haben:

  • Landgerichtsdirektor Dr. Bellmann als Vorsitzer,
  • Landgerichtsrat Hallbauer und Amtsgerichtsrat Dr. Höhne als Beisitzer,
  • Staatsanwalt Dr. Pörtl als Beamter der Staatsanwaltschaft,
  • Referendar Dr. Gulatz als Urkundsbeamter der Geschäftsstelle

für Recht erkannt: ... « Quelle: Susanne Heim (Hrsg.), „Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945“, Maria Wilke (Autorin), „Deutsches Reich und Protektorat Böhmen und Mähren Oktober 1941–März 1943“, Verlag De Gruyter, Oktober 2019, 878 Seiten, S. 803, https://www.google.de/books/edition/Deutsches_Reich_und_Protektorat_B%C3%B6hmen/3DrEDwAAQBAJDeutsches Reich und Protektorat Böhmen und Mähren Oktober 1941 – März 1943, von Maria Wilke, 2019, S. 803, https://www.google.de/books/edition/Deutsches_Reich_und_Protektorat_B%C3%B6hmen/3DrEDwAAQBAJ?hl=de&gbpv=1&dq=%22Karl+P%C3%B6rtl%22&pg=PA803&printsec=frontcover

  • Staatsanwalt, der die Todesstrafe gegen Loewenstein beantragt hat: Karl Pörtl (oder: Poertl)[14]


Dr. Heinrich Gulatz (1914–2007) war Urkundsbeamter der Geschäftstelle des Sondergerichts Prag und als solcher an dem Verfahren gegen Oskar Loewenstein und Marcelle Yung beteiligt.

S. 803, Fußnote 11:

Dr. Heinrich Gulatz (1914–2007), Jurist; 1929–1951 u.a. Gerichtsassesor beim Landgericht Bielefeld und beim Amtsgericht Minden, 1951 Landgerichtsrat, 1958 Landgerichtsdirektor und Vorsitzender der Wiedergutmachungskammer beim Landgericht Bielefeld, 1961–1968 Richter am Obersten Rückerstattungsgericht in Herford, 1973–1980 Bundesrichter beim Bundesgerichtshof in Karlsruhe

„Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945“, Band 6, „Deutsches Reich und Protektorat Böhmen und Mähren Oktober 1941 – März 1943“, bearbeitet von Susanne Heim, Mitarbeit: Maria Wilke, Walter de Gruyter/ Oldenbourg, Oktober 2019, 878 Seiten

Verwechslungsgefahr

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Oskar Loewenstein plastischer Film Ingenieur

Oskar Löwenstein (geb. 1897, gest. 1943)

Erfindung zum plastischen Film

Meckel, „Die Justizmorde an Oskar Löwenstein und Marianne Golz“

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S. 14–16:

» Velesin ... Weleschin ... Hier wurde Oskar Löwenstein am 10. Oktober 1897 als Sohn eines Arztes geboren. Schon bald nach seiner Geburt muss die Familie nach Dux, dem heutigen Duchcow, ca. 60 km nordwestlich von Prag, umgezogen sein. [...] In Dux wuchs Oskar Löwenstein auf und besuchte das Gymnasium im nahe gelegenen Teplitz-Schönau, das heute Teplice heißt [...] Von dort sind es knapp 100 Kilometer bis Prag, wo Oskar Löwenstein nach dem Ersten Weltkrieg das Studium der Ingenieurwissenschaften aufnahm, das er 1922 mit einem Diplom an der Deutschen Technischen Hochschule abschloss. Zuvor jedoch war der Abiturient als Freiwilliger zu den Fahnen der k.u.k. Armee geeilt und in den Ersten Weltkrieg gezogen. Er kämpfte an der russischen und italienischen Front. Dekoriert mit der „Großen Silbernen Tapferkeitsmedaille“ und dem „Karltruppenkreuz“ wurde er im Rang eines Leutnants nach dem Krieg entlassen. Oskar Löwensteins beruflicher Werdegang lässt sich heute nicht mehr genau zurückverfolgen. Jedoch scheint sich sein Interesse auf die Kino-Technik konzentriert zu haben. Durch sein Studium und die Weiterbildung in der ... „Kinematographie“ entwickelte sich Oskar Löwenstein zu einem Fachmann auf diesem Gebiet. Er arbeitete nach dem Studium bei verschiedenene Firmen, die damals Filmvorführgeräte (...) herstellten, zuletzt auch für die Firma Bauer in Stuttgart. Sie war ein weltebrühmtes und führendes Unternehmen auf diesem Gebiet, das er in der Tschechoslowakei vertrat. Den heute noch vorhandenen Unterlagen nach „musste er seine letzte Stellung wegen seiner Eigenschaft als Jude“ (NG, S. 14)14 Ende 1942 aufgeben. «

S. 18: » Nach Theresienstadt wurden Valeska Löwenstein (geboren am 24. Juli 1898), die zweite Frau von Oskar Löwenstein, von der er seit einigen Jahren getrennt lebte, und ihr gemeinsame Sohn Jan Löwenstein (geboren am 3. April 1933) deportiert. Die erste Frau von Oskar Löwenstein war aus dem Leben geschieden. Valeska und Jan Löwenstein verließen Prag am 8. September 1942 in einem genau 1000 Personen umfassenden Transport, von dem nur 133 Menschen überlebten. Mutter und Sohn waren nicht darunter. [...] Valeska und Jan Löwenstein lebten zwei Jahre in Theresienstadt. Sie wurden noch am 9. Oktober 1944 mit einem 1.600 Menschen umfassenden Transport von Theresienstadt nach Auschwitz deportiert und am 12. Oktober 1944 nach ihrer Ankunft ermordet. Oskar Löwenstein hat von dem Schicksal seiner Frau und seines Sohnes nichts mehr erfahren, da sein Leben vorher endete. [...] Wohl aber wusste Oskar Löwenstein, wie aus den Akten, die sein Gerichtsverfahren dokumentieren, hervorgeht, dass seine Frau und sein Sohn Anfang September 1942 nach Theresienstadt deportiert worden waren. Er wusste, dass sich die Schlinge zuzog, und ihm nur wenig Zeit blieb, bis auch ihn der Deportationsbefehl erreichen würde.«

S. 19/ 20: » Die Gelegenheit zu dieser Flucht bot sich über die Freundin von Oskar Löwenstein an: Marcelle Yung war Schweizerin und am 21. Juli 1905 in Lausanne als Tochter eines Möbelfabrikanten geboren worden. Dort besuchte sie das Gymnasium und – wahrscheinlich nach der mittleren Reife – eine Handelsschule. Danach verließ sie die Schweiz und arbeite in der Tschechoslowakei einige Jahre als Erzieherin in Prag, Aussig und Karlsbad, bevor sie sich dann ab 1938 als Sprachlehrerin in Prag niederließ. Oskar Löwenstein lernte sie 1939 kennen, als er seine französischen Sprachkenntnisse verbessern wollte, [...] Aus dem Lehrverhältnis entwickelte sich bald eine Liebesbeziehung. Da Marcelle Yung nach wie vor Schweizer Staatsbürgerin war, besaß sie einen Pass sowie eine Art Kennkarte beziehungsweise Personalausweis, den so genannten „Heimatschein“ ihres Landes. ... Entschluss, den Reisepass von Marcelle Yung für die Flucht von Oskar Löwenstein zu nutzen.«

Quelle: Andreas Meckel, „»der Gerechtigkeit ihren Lauf zu lassen« Die Justizmorde an Oskar Löwenstein und Marianne Golz durch das Sondergericht Prag 1943“, herausgegeben von Erhard Roy Wiehn, Hartung-Gorre Verlag, Konstanz 2009

Heim (Hrsg.), „Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden“

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S. 803:

Dok. 318, 27. Januar 1943 1./ Ing. Oskar Löwenstein7 aus Prag, geb. 10.X.1897 in Weleschin, Jude, verh. Protektoratsangehörigen, 2./ Sprachlehrerin Marcelle Yung8 aus Prag XVI, geb. 21.7.1905 in Lausanne (Schweiz), ledig, Schweizer Staatsangehörige, z.Zt. in der deutschen Untersuchungshaft in Prag-Pankratz, wegen Verbrechens ...

7 Dr. Oskar Löwenstein (1897–1943), Dipl.-Ingenieur, arbeitete von 1922 an in Prag in verschiedenen Firmen zur Herstellung von Filmvorführgeräten, 1942 aufgrund seiner jüdischen Herkunft entlassen; er wurde am 1.7.1943 im Gefängnis Prag-Pankratz hingerichtet.

8 Marcelle Alexandrine Yung (1905–1995), Sprachlehrerin; kehrte auf Betreiben des Schweizer Generalkonsulats in Prag Ende Okt. 1943 durch einen Gefangenenaustausch in die Schweiz zurück; arbeitete von 1962 an als Technikerin bei einer Versicherungsgesellschaft in Lausanne, letzter Wohnort Ecublens.

Quelle: Susanne Heim (Hrsg.), Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945, Maria Wilke (Autorin), Deutsches Reich und Protektorat Böhmen und Mähren Oktober 1941–März 1943, Verlag De Gruyter, Oktober 2019, 878 Seiten, S. 803, https://www.google.de/books/edition/Deutsches_Reich_und_Protektorat_B%C3%B6hmen/3DrEDwAAQBAJ https://www.google.de/books/edition/Deutsches_Reich_und_Protektorat_B%C3%B6hmen/3DrEDwAAQBAJ?hl=de&gbpv=1&dq=%22Karl+P%C3%B6rtl%22&pg=PA803&printsec=frontcover

7 Dr. Oskar Löwenstein (1897–1943), Dipl.-Ingenieur; arbeitete von 1922 an in Prag in verschiedenen Firmen zur Herstellung von Filmvorführgeräten, ...

Entwicklung und Lage der Juden im Protektorate Böhmen, De Gruyter, https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783110402322-008/pdf

S. 804:

Der Angeklagte Löwenstein ist Volljude. Er wurde in Weleschin in Südböhmen geboren und wuchs in Dux, wo sein Vater als Arzt tätig war, auf. Die höhere Schule besuchte er in Teplitz. Nach seiner Angabe meldete er sich bei Ausbruch des ersten Weltkrieges als Kriegsfreiwilliger, kämpfte an der russischen und italienischen Front, wurde mit dem Karl-Truppenkreuz und der Großen Silbernen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet und nach Kriegsende als Leutnant entlassen. Anschließend studierte er an der Deutschen Technischen Hochschule in Prag; er verließ die Hochschule 1922 mit dem Abschlußexamen als Dipl. Ing. Hiernach war er ständig bei verschiedenen Firmen der Kinomaschinenbranche tätig. Am 1. Juli 1942 mußte er seine letzte Stellung wegen seiner Eigenschaft als Jude aufgeben. Er hat zweimal geheiratet; seine erste Frau endete durch Selbstmord, von der zweiten,12 mit der er ein 9jähriges Kind hat, lebt er seit mehreren Jahren getrennt. Als er im Jahre 1939 auf den Gedanken kam, seine französischen Sprachkenntnisse aufzufrischen, lernte er die Angeklagte Yung kennen, die als Privatlehrerin der französischen Sprache tätig war. Aus dieser Bekanntschaft entwickelte sich bald ein Liebesverhältnis.

Die Angeklagte Yung ist Schweizer Staatsangehörige. Sie ist in Lausanne als Tochter des Besitzers einer kleinen Möbelfabrik geboren und besuchte dort das Lyzeum und die Handelsschule. Anschließend war sie jahrelang in verschiedenen Stellungen, u.a. in Karlsbad, Prag und Aussig, als französische Erzieherin tätig. Seit 1938 lebte sie ständig als Sprachlehrerin in Prag.

Als im August 1942 die Frau und das Kind des Angeklagten Löwenstein aus Prag evakuiert wurden, reifte in ihm der Entschluß, seinerseits dies Schicksal nicht über sich ergehen zu lassen, sondern, bevor es dazu komme, in die Schweiz zu flüchten. Da er dies mit seinen eigenen Personalpapieren nicht tun konnte, kam ihm der Gedanke, seinen Plan mit Hilfe der Personalausweise seiner Geliebten, der Angeklagten Yung, durchzuführen. Er drang in sie, ihm ihren Paß zu überlassen. Sie setzte dem zunächst mit dem Hinweis auf die Gefährlichkeit und vermutlich auch Nutzlosigkeit seines Unternehmens Widerstand entgegen, gab aber schließlich aus Liebe und falsch verstandenem Mitleid mit ihm nach und händigte ihm ihren Schweizer Paß aus. Der Angeklagte Löwenstein fälschte nun diesen Paß, indem er ihr Lichtbild durch das seinige ersetzte, den plastischen Stempel des Schweizer Generalkonsulats in Prag, der in der Weise in den Paß eingedrückt war, daß er teils das Papier des Passes, teils das Lichtbild bedeckte, nachmachte und sodann erneut auf die gleiche Stelle des Passes drückte und ferner von dem Vornamen „Marcelle“ die beiden letzten Buchstaben mit Hilfe von Tintentod entfernte, so daß nunmehr die männliche Form „Marcel“ dieses Vornamens im Paß erschien. Schließlich setzte er auch noch vor den Namen das Wort „Monsieur“. Ferner entwendete er der Angeklagten Yung ihren von der Kantonsregierung des Kantons Waadt ausgestellten Heimatschein und fälschte ihn in genau der gleichen Weise wie den Paß.

Fußnote 12: 12 Gemeint ist Valeska (auch Valesca) Löwenstein, geb. Pick (1898-1944). Sie wurde mit dem gemeinsamen Sohn Jan Löwenstein (1933-1944) am 8.9.1942 von Prag nach Theresienstadt, von dort am 12.10.1944 nach Auschwitz deportiert, wo beide ums Leben kamen.

Quelle: Susanne Heim (Hrsg.), „Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945“, Maria Wilke (Autorin), „Deutsches Reich und Protektorat Böhmen und Mähren Oktober 1941–März 1943“, Verlag De Gruyter, Oktober 2019, 878 Seiten, S. 803, https://www.google.de/books/edition/Deutsches_Reich_und_Protektorat_B%C3%B6hmen/3DrEDwAAQBAJ

Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Gedenkstätte Münchner Platz Dresden

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Einrichtung der Hinrichtungsstätte in Prag-Pankratz

Dr. Oskar Löwenstein (1897-1943)

Der tschechische Ingenieur war im Januar 1943 vom Sondergericht Prag wegen Urkundenfälschung zum Tode verurteilt worden. Mit Hilfe seiner Lebensgefährtin versuchte er, seine jüdische Identität zu verbergen, um seiner Deportation in ein Vernichtungslager zu entgehen. Eine Woche nach dem Todesurteil kam der 46-Jährige zur Urteilsvollstreckung nach Dresden. Dort besuchte ihn ein Mitarbeiter der Ufa in der Todeszelle, um seine Erfindung zum plastischen Film zu prüfen. Oskar Löwenstein bemühte sich unter Hinweis auf diese Erfindung vergeblich um eine Begnadigung. Am 30. Juni 1943 wurde er in einem Einzeltransport nach Prag-Pankratz zurückgebracht. Dort starb Oskar Löwenstein am 1. Juli 1943 unter dem Fallbeil.

Quelle: Neue Hinrichtungsstätte in der Deutschen Untersuchungshaftanstalt Prag-Pankratz eröffnet | Gedenkstätte Münchner Platz Dresden | Stiftung Sächsische Gedenkstätten, https://www.stsg.de/cms/neue-hinrichtungsstaette-der-deutschen-untersuchungshaftanstalt-prag-pankratz-eroeffnet

https://www.stsg.de/cms/transportzettel-von-oskar-loewenstein-2461943

Sack/ Hacke, „Politische Justiz in Dresden“

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Birgit Sack/Gerald Hacke Verurteilt. Inhaftiert. Hingerichtet. Politische Justiz in Dresden 1933–1945 I 1945–1957 Erscheinungsjahr: 2016 Kategorie: Schriftenreihe der Stiftung Sächsische Gedenkstätten Band/Heftnr.: 15 ISBN: 978-3-95498-202-8 Preis: 24,00 € Verlag Sandstein Politische Justiz Katalog Gedenkstätte Dresden Münchner Platz 38 Euro https://verlag.sandstein.de/reader/98-202_PolitischeJustiz/5/ https://verlag.sandstein.de/detailview?no=98-202 https://verlag.sandstein.de/listview?link=0202001 24 Euro: https://www.stsg.de/cms/dresden/verurteilt-inhaftiert-hingerichtet 38 Euro: https://www.zvab.com/9783954982028/Verurteilt-Inhaftiert-Hingerichtet-Politische-Justiz-3954982021/plp

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Page n4:

In Hamburg six judges and public prosecutors of Hitlerite special courts are now employed. Two of these are on the Polish and Czech war criminal lists. They have not been handed over. On the contrary, Deike, formerly special judge in Thorn who had a number of Poles murdered on account of patriotic activities, is now District Court Councillor Deike. District court coun¬ cillor Hallbauer, who as special judge was responsible for the killing of Czech citizens, has done well for himself in Hamburg since the war and is now district court judge. Does this murderer of the Jews remember that he condemned the Czech Jew Oskar Loewenstein to death and had him executed simply because Loewenstein was using a pass without Jewish identification mark?

Page n17

45. Hallbauer

On January 27th 1943 he sentenced, amongst others, the Czech Oskar Loewenstein to death for alleged crimes against nazi special laws. Loewenstein was executed on July 1st 1943. On the same day Hallbauer sentenced the Swiss Marcelle Young to a long term of hard labour for alleged crimes against nazi special laws.

Page 24

84. Dr. Poertl

In January 1943 he prosecuted, amongst others, the Czechs Oskar Loewenstein and the Swiss Marcel Young for alleged crimes against nazi special laws, before the Prague special court. Loewenstein was sentenced to death on January 27th 1943 by Hallbauer, now employed as provincial court director in Ham¬ burg, and was executed on July 1st 1943. Young received a term of hard labour.

Ausschuss für Deutsche Einheit, Yesterday Hitler's bloodstained judges, today Bonn's legal elite : presented at the international press conference on May 23rd 1957 in Berlin, 1957 https://archive.org/details/yesterdayhitlers00germ/page/n9/mode/2up?q=Loewenstein

Kinoton-Generalvertretung Tschechoslowakei. Ing. Dr. Oskar Löwenstein, Prag, hat die Generalvertretung für Kinoton für die gesamte Tschechoslowakei übernommen.

Kinematograph Nr. 287, 25. Jahrgang, 12. Dezember 1931, S. 6, https://ia801904.us.archive.org/3/items/kinematograph-1931-12/kinematograph-1931-12.pdf ; https://archive.org/details/kinematograph-1931-12/page/n45/mode/2up?q=%22Oskar+L%C3%B6wenstein%22

Literatur und Quellen

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  • Andreas Meckel (Autor) / Erhard R. Wiehn (Herausgeber), „»der Gerechtigkeit freien Lauf zu lassen«: Die Justizmorde an Oskar Löwenstein und Marianne Golz durch das Sondergericht Prag 1943“, Hartung-Gorre-Verlag, Konstanz, Februar 2009, 150 Seiten, ISBN-10: 3866282400, ISBN 978-3-86628-240-7
  • Susanne Heim (Hrsg.), „Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945“, Maria Wilke (Mit-Autorin), „Deutsches Reich und Protektorat Böhmen und Mähren Oktober 1941–März 1943“, Verlag De Gruyter, Oktober 2019, 878 Seiten

Einzelnachweise

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  1. Andreas Meckel, „»der Gerechtigkeit ihren Lauf zu lassen« Die Justizmorde an Oskar Löwenstein und Marianne Golz durch das Sondergericht Prag 1943“, herausgegeben von Erhard Roy Wiehn, Hartung-Gorre Verlag, Konstanz 2009, S. 14
  2. Kinematograph Nr. 287, 25. Jahrgang, 12. Dezember 1931, S. 6, unten rechts, https://archive.org/details/kinematograph-1931-12/page/n45/mode/2up?q=%22Oskar+L%C3%B6wenstein%22 : „Kinoton-Generalvertretung Tschechoslowakei. Ing. Dr. Oskar Löwenstein, Prag, hat die Generalvertretung für Kinoton für die gesamte Tschechoslowakei übernommen.“
  3. Andreas Meckel, „»der Gerechtigkeit ihren Lauf zu lassen« Die Justizmorde an Oskar Löwenstein und Marianne Golz durch das Sondergericht Prag 1943“, herausgegeben von Erhard Roy Wiehn, Hartung-Gorre Verlag, Konstanz 2009, S. 61
  4. Andreas Meckel, „»der Gerechtigkeit ihren Lauf zu lassen« Die Justizmorde an Oskar Löwenstein und Marianne Golz durch das Sondergericht Prag 1943“, herausgegeben von Erhard Roy Wiehn, Hartung-Gorre Verlag, Konstanz 2009, S. 62
  5. Andreas Meckel, „»der Gerechtigkeit ihren Lauf zu lassen« Die Justizmorde an Oskar Löwenstein und Marianne Golz durch das Sondergericht Prag 1943“, herausgegeben von Erhard Roy Wiehn, Hartung-Gorre Verlag, Konstanz 2009, S. 20
  6. Andreas Meckel, „»der Gerechtigkeit ihren Lauf zu lassen« Die Justizmorde an Oskar Löwenstein und Marianne Golz durch das Sondergericht Prag 1943“, herausgegeben von Erhard Roy Wiehn, Hartung-Gorre Verlag, Konstanz 2009, S. 34
  7. Susanne Heim (Hrsg.), „Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945“, Maria Wilke (Autorin), „Deutsches Reich und Protektorat Böhmen und Mähren Oktober 1941–März 1943“, Verlag De Gruyter, Oktober 2019, 878 Seiten, S. 803, https://www.google.de/books/edition/Deutsches_Reich_und_Protektorat_B%C3%B6hmen/3DrEDwAAQBAJ
  8. Neue Hinrichtungsstätte in der Deutschen Untersuchungshaftanstalt Prag-Pankratz eröffnet | Gedenkstätte Münchner Platz Dresden | Stiftung Sächsische Gedenkstätten, https://www.stsg.de/cms/neue-hinrichtungsstaette-der-deutschen-untersuchungshaftanstalt-prag-pankratz-eroeffnet
  9. Gedenkstätte Münchner Platz Dresden | Stiftung Sächsische Gedenkstätten, „Neue Hinrichtungsstätte in der Deutschen Untersuchungshaftanstalt Prag-Pankratz eröffnet“, https://www.stsg.de/cms/neue-hinrichtungsstaette-der-deutschen-untersuchungshaftanstalt-prag-pankratz-eroeffnet
  10. Andreas Meckel, „»der Gerechtigkeit ihren Lauf zu lassen« Die Justizmorde an Oskar Löwenstein und Marianne Golz durch das Sondergericht Prag 1943“, herausgegeben von Erhard Roy Wiehn, Hartung-Gorre Verlag, Konstanz 2009, S. 14
  11. Susanne Heim (Hrsg.), „Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945“, Maria Wilke (Autorin), „Deutsches Reich und Protektorat Böhmen und Mähren, Oktober 1941–März 1943“, Verlag De Gruyter, Oktober 2019, 878 Seiten, S. 803, Fußnote 7, https://www.google.de/books/edition/Deutsches_Reich_und_Protektorat_B%C3%B6hmen/3DrEDwAAQBAJ
  12. Neue Hinrichtungsstätte in der Deutschen Untersuchungshaftanstalt Prag-Pankratz eröffnet | Gedenkstätte Münchner Platz Dresden | Stiftung Sächsische Gedenkstätten, https://www.stsg.de/cms/neue-hinrichtungsstaette-der-deutschen-untersuchungshaftanstalt-prag-pankratz-eroeffnet
  13. Ausschuss für Deutsche Einheit, „Yesterday Hitler's bloodstained judges, today Bonn's legal elite“. Presented at the international press conference on May 23rd 1957 in Berlin, 1957, Page n17, „45. Hallbauer“, https://archive.org/details/yesterdayhitlers00germ/page/n9/mode/2up?q=Loewenstein
  14. Ausschuss für Deutsche Einheit, „Yesterday Hitler's bloodstained judges, today Bonn's legal elite“. Presented at the international press conference on May 23rd 1957 in Berlin, 1957, Page 24, „84. Dr. Poertl“, https://archive.org/details/yesterdayhitlers00germ/page/n9/mode/2up?q=Loewenstein