Benutzer:Macchiavelli1999/Evangelische Kirche Alstaden

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Südwestansicht

Die Evangelische Kirche Alstaden ist eine Saalkirche aus der Epoche des Historismus in der Ortschaft Alstaden an der Ruhr, heute ein Stadtteil der Ruhrgebietsstadt Oberhausen. Sie wurde von 1902 bis 1905 in einer Mischung aus neugotischen und neurenaissancistischen Elementen erbaut und war zunächst die Kirche der Evangelischen Kirchengemeinde Alstaden. Seit dem 1. Juli 2007 ist die Alstadener Kirche eine von drei Gemeindekirchen der neuen Evangelischen Emmaus-Kirchengemeinde Oberhausen, zu der neben ihr noch die Liricher Paulus-Kirchengemeinde und die Buschhausener Luther-Kirchengemeinde gehören.

Geschichte der Kirchengemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alstaden gehörte zu den letzten Gebieten im Ruhrgebiet, die christianisiert wurden. Es gab lange Zeit viele kirchliche Besitztümer im Dorf, eine eigene Kirche jedoch mangels Zugehörigkeit zu den umliegenden Klöstern (Stift Essen, Kloster Werden) nie. Die nächstgelegenen Kirchen waren die Petrikirche in Mülheim und für die Bewohner Heiderhöfens jene in Meiderich. Um 1591 setze sich die Reformation in der Herrschaft Broich durch, zu der auch Alstaden gehörte. Seitdem war Alstaden überwiegend evangelisch.

Es gab auch bis ins 19. Jahrhundert hinein keine eigene Schule in Alstaden. Erst 1841 wurde an der Kewerstraße die Evangelische Schule Alstaden erbaut, deren erster Lehrer Georg Kellermann wird. Hier werden ab und zu Bibelstunden und Gottesdienste von Mülheimer Pfarrern abgehalten. Mit durch die Industrialisierung zunehmender Bevölkerung im westlichen Ruhrgebiet wird 1858 die Kirchengemeinde Oberhausen I (heute Christuskirchengemeinde) gegründet. Ein Teil der Alstadener zählt nun zu dieser neuen Gemeinde, während der Rest bei Mülheim verbleibt. 1887 entsteht die Kirchengemeinde Styrum, der drei Jahre später 1784 der Alstadener Protestanten angehören. 1253 Protestanten zählen zur Kirchengemeinde Oberhausen.

Anfänge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zunächst bildet das vom „Evangelischen Männer- und Jünglingsverein“ errichtete Evangelische Vereinshaus an der Flügelstraße das Zentrum des Gemeindelebens, doch schon kurz nach der Errichtung erhoben die Alstadener die Forderung nach der Einrichtung einer eigenen Pfarrstelle. So werden 1891 ein Kirchbauverein und 1899 der Evangelische Männerverein gegründet. Ab Frühjahr 1901 organisieren die Alstadener unter Leitung des Hauptlehrers König alle vierzehn Tage einen Gottesdienst im Saal der Gaststätte Wolsbeck.

Am 1. Dezember 1901 erhält Alstaden schließlich gemäß Verfügung des Königlichen Konsistoriums der Rheinprovinz eine eigene Kirchengemeinde und das Recht eine eigene Pfarrstelle einzurichten. Am 26. Februar 1902 wird Friedrich Fohrmann als erster Alstadener Pfarrer gewählt, der bis 1910 dieses Amt innehatte. Zu seinen Aufgaben zählten neben den Predigtdiensten die Bedienung der Kasualien und der Unterricht an der evangelischen Volksschule an der Kewerstraße.

Im Dezember 1902 beschließt das Presbyterium, den Bau einer Kirche anzugehen. Der Düsseldorfer Architekt Hermann vom Endt wird beauftragt, nach seinen Entwürfen wird die Kirche bis 1905 fertiggestellt und am 1. Juni eingeweiht. Die Baukosten beliefen sich inklusive Grundstück auf rund 118.000 Mark.

Zeit des Nationalsozialismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während der Zeit des Nationalsozialismus standen bei der Presbyteriumswahl 1933 in Alstaden nur die Liste der Deutschen Christen, der Unterstützer des Nationalsozialismus zur Wahl, die daher alle Presbyteriumsmitglieder stellte. Neuer Kirchmeister wurde deswegen Hugo Döll, der Ortsgruppenleiter der NSDAP. Pfarrer Schuster stand hingegen auf der Seite der Bekennenden Kirche, der Opposition um Martin Niemöller. Nach einer gegen die Deutschen Christen gerichteten Predigt Pfarrer Schusters im November 1933, verlas Kirchmeister Döll eine Erklärung, mit der er Schuster „unerbittliche Gegnerschaft“ ankündigte. Daraufhin versuchte der Kreissynodalvorstand, Döll wegen „grober Pflichtwidrigkeit“ zu entlassen, scheiterte jedoch am Widerstand des Evangelischen Konsistoriums. Im Februar 1934 stellten sich vier der Presbyter auf die Seite der Bekennenden Kirche. Die verbliebenen Deutschen Christen, die immer noch die Mehrheit im Presbyterium stellten, beschlossen, dass am ersten Sonntag eines jeden Monats ab sofort ein Pfarrer der Deutschen Christen predigen solle. Auch fädelte das Presbyterium die Einweisung des Hilfspredigers Friedrich Schmitz nach Alstaden ein, der ebenfalls Deutscher Christ war.

Am Totensonntag 1934 schließlich eskalierte die Spannung zwischen den beiden Parteien: Schuster wurde durch Döll am Zutritt zur Kirche gehindert, während Pfarrer Schmitz innerhalb der Kirche versuchte, mit dem Gottesdienst zu beginnen. Nach kurzer Zeit verließ die Bekennende Gemeinde einstimmig die Kirche und hielt auf dem Vorplatz einen kurzen Gottesdienst; man verabredete sich für den Abend zum Hauptgottesdienst, der aber mangels gewährtem polizeilichen Schutz nie stattfand. Das Konsistorium berief daraufhin Pfarrer Schmitz aus Alstaden ab; man ermutigte Döll jedoch, Kirchmeister zu bleiben und auf seiner Position zu verharren, auch nachdem das Presbyterium aufgelöst wurde. Kurzfristig drohte die Gemeinde Alstaden mit dem Austritt aus der Rheinischen Landeskirche, bevor Döll nachgab und sein Amt als Kirchmeister aufgab. 1936 ging Pfarrer Schuster in den Ruhestand. Die nächsten Jahre bestanden aus dem Konflikt zwischen Deutschen Christen und Bekennender Kirche. Neben dem durch das Konsistorium eingesetzten Gemeindekirchenausschuss, der fortan die Kontrolle in Alstaden nach dem Willen der Deutschen Christen übernahm, existierte ein „illegales“ Presbyterium, das die Bekennende Gemeinde Alstadens als „Gemeinde in der Gemeinde“ führte und einen eigenen Pastor nach Alstaden berief.

Richard Sauerbier, der 1936 in die Gemeinde kam, blieb dort und wurde somit Nachfolger Pfarrer Schusters als Anführer der Bekennenden Gemeinde. Beide Gruppen, Bekennende Gemeinde (unter Pastor Sauerbier und dem Presbyterium) und Deutsche Christen (unter Pastor Schmitz und dem Gemeindekirchenausschuss) hielten Gottesdienste, Konfirmationsunterricht und Veranstaltungen. Obwohl nominell der Gemeindekirchenausschuss das einzig legale Gremium in Alstaden war, vermochte das Presbyterium, die Einsetzung von Friedrich Schmitz als Pfarrer zu verhindern. Die Bekennende Kirche entsandte 1939 Pastor Pfotenhauer als Hilfsprediger nach Alstaden, der aber bereits im Mai 1940 zum Wehrdienst eingezogen wurde. Auch Pastor Schmitz wurde einen Monat später zum Dienst an der Front berufen. Daraufhin versuchte das Konsistorium im Juli 1940 am Presbyterium vorbei einen Pfarrer in Alstaden einzusetzen. Pfarrer Kneist war Deutscher Christ und lud zu seiner Probepredigt die Bekennende Gemeinde nicht ein: nur 17 Besucher erschienen. Das Presbyterium erklärte ihm, dass er in Alstaden nicht erwünscht sei. Nach einigen weiteren Predigtversuchen reiste Kneist im Januar 1941 resigniert ab. Das Konsistorium sah daraufhin als letzte Möglichkeit, um wenigstens für Ordnung in der Gemeinde Alstaden zu sorgen, die Legalisierung Pastor Sauerbiers. Im April 1942 wurde daher Richard Sauerbier offiziell als Pfarrer von Alstaden eingesetzt.

Er wurde während des Ruhrkessels am 1. April 1945 durch eine Artilleriegranate schwer verletzt und verstarb acht Tage später im Concordiastollen. Am 11. April wurde er unter großer Anteilnahme der Gemeinde auf dem Friedhof Alstaden beerdigt, nur zwei Stunden, bevor die Amerikaner Alstaden befreiten.[1]

Jüngere Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Zweiten Weltkrieg waren weite Teile der Kirche zerstört worden. Im Mai und Juni 1945 konnte der Schutt aus dem Gebäude geräumt werden und die Kirche erhielt wieder ein Dach. 1946 mietete die Gemeinde Gebäude der Zeche Alstaden an, in denen der Kindergarten Rolandshof eingerichtet wurde. Auch neue Chorfenster wurden 1950 eingesetzt. Ein Jahr später konnte bereits das Evangelische Jugendheim Alstaden eingeweiht werden, 1956 stellte man das neue Gemeindehaus fertig. [2] 1961 wird auf Drängen der Landeskirche das neue Pfarrhaus Ost errichtet.

Im Jahr 1967 wurde aus der Evangelischen Kirche Alstaden im Zuge einer Innenrenovierung eine Predigtkirche, seitdem steht der Altar an der Längsseite. Ein Jahr später erfolgte der Neubau des Pfarrhauses West, ebenfalls auf Drängen der Landeskirche. 1974 entsteht neben den bisherigen Pfarrbezirken West und Ost mit der Einführung des Pfarrers Purba der Bezirk Mitte.[3] Der Kindergarten Rolandshof wird 1976 aufgegeben und die Gemeinde errichtet einen Neubau am Stubbenbaum, der aufgrund der Partnerschaft mit der Gemeinde von Mbwashi in Tansania den Namen Karibu Sana (Suaheli für Herzlich Willkommen) erhält.[4]

2001 verlässt Pfarrer Schrooten die Gemeinde, seine Stelle wird nicht neu besetzt. Daher wird der Bezirk Mitte aufgelöst und sein Gebiet wieder den Bezirken West und Ost zugeordnet.[5] Am 1. Juli 2007 schloss sich die Ev. Kirchengemeinde Alstaden mit der Paulus-Kirchengemeinde in Lirich und der Ev. Kirchengemeinde Buschhausen zur Ev. Emmaus-Kirchengemeinde Oberhausen zusammen. Der Bereich Alstaden hat etwa 5000 Mitglieder und ist aufgeteilt in zwei Pfarrbezirke mit je einem Pfarrer. Der Norden Alstadens ab der Alstadener Straße gehört allerdings bereits zum Gemeindebereich Lirich.[6]

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ostansicht mit Turm und zugemauerten Chorfenstern

Die Evangelische Kirche Alstaden wurde vom Düsseldorfer Architekten Hermann vom Endt als Saalkirche gebaut. Pilaster gliedert die Langseiten, deren Drillingsfenster zweizonig gegliedert sind. Ein im Süden abgeknicktes Satteldach bedeckt das Kirchenschiff, das einen halbrunden Ostabschluss mit Kegeldach hat. Dem Hauptschiff der Saalkirche ist südlich ein als Nebensaal abteilbares „Seitenschiff“ vorgelagert. Um 1900 war es nicht selten, den Konfirmandensaal in die Kirche zu integrieren, um so die Kosten für den Bau eines zusätzlichen Gemeindesaals zu sparen.

Ungewöhnlich ist der viergeschossige, gedrungen wirkende Turm mit steinernen Dreiecksgiebeln, der von einem Rhombenhelm abgeschlossen wird. In seiner Position auf der Südostecke der Kirche ist er von der Straße aus kaum sichtbar. Die Erklärung für diese merkwürdig erscheinende Konzeption liegt in der Entstehungsgeschichte der Kirche. 1905 hatte man zu wenig Geld, die vollständige Planung vom Endts umzusetzen: Ursprünglich war vorgesehen, einen zweiteren, weitaus höheren Turm an der auffallend schmucklosen Westwand der Kirche, zur Hauptstraße Bebelstraße hin, zu errichten. Stattdessen baute man vorläufig einen malerischen Fachwerkvorbau mit mehreren Giebeln, der das Portal, ein Treppenhaus zur Empore sowie den Blasebalg der Orgel beinhaltete.

1950 wurden neue Glasbilder als Ersatz für die im Krieg zerstörten alten Chorfenster vom Künstler Egbert Lammers angefertigt.

Im Inneren war die Kirche lange Zeit unbefriedigend. Besucher des Gottesdienstes, die nur auf den vorderen Bänken im Seitenschiff oder auf der Empore Platz gefunden hatten, konnten das Geschehen kaum mitverfolgen, da der Chorraum von dort aus uneinsehbar war. Daher entschloss sich die Kirchengemeinde Alstaden 1967 dazu, das Innere der Kirche grundlegend umzuorganisieren und einmal zu drehen. Nach einem Entwurf des Baurats H. O. Vogel aus Trier kam der Altar nun an die nördliche Längswand, die Bänke wurden gedreht und die Orgel in die Apsis verlagert. Der Raum unter der Empore wurde abgetrennt und zur Werktagskapelle umgebaut. Außerdem wird der Fachwerkvorbau an der Westseite abgerissen.[3]

Auch 1967 erhält das Innere eine rustikale Verklinkerung mit hohen Rundbogenblenden und qualitätvolle moderne Prinzipalien. Die Chorfenster von Egbert Lammers fanden nun hoch oben in der Westwand Platz, die alten Chorfenster wurden stattdessen zugemauert. Der Eingang zur Kirche befindet sich seitdem an der Südseite.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Evangelische Emmaus-Kirchengemeinde Oberhausen: Die Geschichte des Gemeindebereichs Alstaden 1933-1945. Abgerufen am 2. April 2015.
  2. Evangelische Emmaus-Kirchengemeinde Oberhausen: Die Geschichte des Gemeindebereichs Alstaden 1945-1960. Abgerufen am 10. Mai 2015.
  3. a b Evangelische Emmaus-Kirchengemeinde Oberhausen: Die Geschichte des Gemeindebereichs Alstaden 1960-1980. Abgerufen am 10. Mai 2015.
  4. Evangelische Emmaus-Kirchengemeinde Oberhausen: Der Alstadener Kindergarten "Karibu Sana". Abgerufen am 10. Mai 2015.
  5. Evangelische Emmaus-Kirchengemeinde Oberhausen: Die Geschichte des Gemeindebereichs Alstaden 1980-2001. Abgerufen am 10. Mai 2015.
  6. Evangelische Emmaus-Kirchengemeinde Oberhausen: Der Gemeindebereich Alstaden. Abgerufen am 2. April 2015.

Kategorie:Kirchengebäude in Oberhausen Kategorie:Kirchengebäude der Evangelischen Kirche im Rheinland Kategorie:Erbaut in den 1900er Jahren