Benutzer:Markus-Wi/Stickstoffwerke Piesteritz
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Der Artikel behandelt das Unternehmen Stickstoffwerke Piesteritz von der Gründung bis zur Auflösung 1993. Ein ähnlich genanntes Nachfolgeunternehmern ist SKW Piesteritz.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gegründet wurde das Unternehmen als Reichsstickstoffwerke Piesteritz im März 1915. Es sollte den Ersatz für Chilesalpeter erzeugen, dessen Einfuhr durch die britische Seeblockade der Schiffsverbindung nach Chile unterbrochen wurde. Noch im gleichen Jahr wurde die erste Anlage zur Produktion von Karbid errichtet, und es erfolgte der erste Karbidabstich. 1920 wurde das Werk privatisiert und die Mitteldeutsche Stickstoffwerke AG Piesteritz gebildet. 1923 wurde die VIAG als Holding verschiedener Industrieunternehmen gegründet, mit dabei waren auch die Stickstoffwerke Piesteritz. 1926 wurde die Mitteldeutsche Stickstoffwerke AG an die Bayerischen Stickstoffwerke AG verpachtet und 1933 Teil dieses Unternehmens. Ende der 1920er und Anfang der 1930er Jahre wurden viele weitere Chemieanlagen errichtet.
1945 besetzte die Rote Armee das Werk, gefolgt von der Umwandlung in eine Sowjetische Aktiengesellschaft (SAG). Zunächst wurden Anlagen (aber nicht das komplette Werk) im Rahmen der Reparationen der sowjetischen Besatzungszone mit Hilfe von Kriegsgefangenen abgebaut. 1953 wurde das Werk in einen volkseigenen Betrieb unter dem Namen VEB Stickstoffwerk Piesteritz umgewandelt. Anfang der 1970er Jahre entstanden zwei Ammoniak- und drei Harnstoff-Produktionsanlagen, die zum großen Teil von japanischen Firmen errichtet wurden. Im Rahmen der Kombinatsbildungen in der DDR wurde das Werk 1979 Leitbetrieb des VEB Kombinat Agrochemie und behielt diese Bezeichnung bis zur Wende.
1990 wurde das Unternehmen in die Stickstoffwerke AG umfirmiert. Unter Verwaltung der Treuhandanstalt wurden Anfang der 1990er Jahre viele veraltete Anlagen abgerissen, bestehende Bereiche saniert, aber auch die Beschäftigtenzahl von vormals fast 9.000 auf ca. 700 reduziert. Auf dem Werksgelände blieben durch Ausgliederungen und neu gegründete Zulieferfirmen circa 2.000 Arbeitsplätze erhalten.
Heute [2011] wird der Standort als Agro-Chemie Park vermarktet. Die größte ansäßige Firma ist SKW Piesteritz. Daneben sind XXXXXXXXXX
Werksstruktur bis 1990
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Standort Piesteritz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am Hauptstandort Piesteritz hat das Unternehmen verschiedene Werksteile und Einrichtungen. Im Jahr 2006 nahmen die genutzten und im Firmenbesitz befindlichen Werksteile (Nordwerk, Südwerk, Hafen) eine Fläche von 221,4 Hektar ein.
Südwerk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das ursprüngliche Werk liegt südlich der Bahnstrecke Wittenberg–Dessau, im Süden begrenzt durch die B 187. Dort befand sich neben zahlreichen Chemieanlagen (u.a. den Karbidöfen und der Salpetersäure-Anlage) bis Anfang der 1970er Jahre auch die Hauptverwaltung des Werkes. Nach 1990 wurden die meisten Anlagen stillgelegt und abgerissen. Auf den dadurch entstandenen Freiflächen sind vereinzelt neue Anlagen der Stickstoffwerke Piesteritz, aber auch anderer Unternehmen entstanden.
Nordwerk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das sogenannte Nordwerk liegt nördlich der Bahnstrecke Wittenberg–Dessau und wird im Norden durch die Möllensdorfer Straße begrenzt. Es wurde in den 1970er Jahren erbaut. In ihm befinden sich die Ammoniak- und Harnstoffanlagen sowie die Verwaltung, Labore, die Werkfeuerwehr und andere Zusatzeinrichtungen.
Westwerk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Rund einen Kilometer westlich des Südwerkes befand sich seit Ende der 1970er Jahre das sogenannte Westwerk. Die hier befindlichen Anlagen, unter anderem zur Herstellung von O-Glas (Acrylglas), wurden Mitte der 1990er Jahre größtenteils abgebaut und andere Unternehmen auf dem Werksareal angesiedelt, unter ihnen die Firma PCI Augsburg.
Absackung Griebo
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Stadtteil Apollensdorf befand sich südlich der B 187 ein weiterer Betriebsteil. Dort wurde der Dünger Pikaphos veredelt und unter dem Handelsnamen Piaphoskan für Privatverbraucher abgepackt.
Infrastruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zwischen dem Nord- und dem Südwerk liegt an der Bahnstrecke Wittenberg–Dessau ein eigener Güterbahnhof. Südlich der B187 hat das Werk einen eigenen Elbhafen. Auf dem Gelände des Südwerkes befindet sich ein eigenes Kraftwerk, um im Notfall vom Landesnetz unabhängig zu sein. Das Nordwerk ist über eine eigene Pipeline an das deutschlandweite Erdgas-Verbundnetz angeschlossen. Nördlich des Nordwerkes liegt eine Deponie für in den Anlagen entstehende Schlämme.
Versuchsfelder Cunnersdorf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Cunnersdorf nahe Leipzig befinden sich größere Versuchsfeldanlagen. Hier wurden die Produkte des Unternehmens getestet und Vergleichsstudien durchgeführt. Es fanden die sogenannten Feldtage statt, zu denen Kunden eingeladen wurden.
Tanklager Aken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hier ist die Frage, ob Aken schon zur DDR-Zeit genutz wurde!
Im Elbhafen von Aken (Elbe) hat das Unternehmen ein Tanklager, welches per Bahn und Straße angebunden ist und regelmäßig genutzt wird.
Biodiesel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Südwerk befindet sich die zum Zeitpunkt ihrer Inbetriebnahme 2007 weltgrößte voll integrierte Biodiesel-Raffinerie mit eigener Ölmühle [1]. Sie wurde von der Firma Neckermann Renewables GmbH, einer Tochtergesellschaft der Unternehmensgruppe J. C. Neckermann und Teil der Gate Global Alternative Energy Holding AG, errichtet. Im Probebetrieb gab es erhebliche Geruchsbelastungen. Bedingt durch die 2008 beginnende Krise der biologischen Kraftstofferzeugung konnte das Werk nur für kurze Zeit den Dauerbetrieb aufrechterhalten. Im Mai 2009 wurde die Anlage von der Louis Dreyfus Commodities Group übernommen.