Benutzer:Martin Ingenhütt/BWV1065

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Wohl das einzige Konzert der gesamten Musikgeschichte für vier Tasteninstrumente ist das Konzert für vier Cembali a-Moll BWV 1065 von Johann Sebastian Bach. Es handelt sich um eine Bearbeitung, denn es basiert auf dem Konzert für vier Violinen h-Moll Opus 3 Nummer 10 (aus der Sammlung L'Estro Armonico) von Antonio Vivaldi.

Übersicht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quellenlage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Autographes Material ist nicht erhalten, sondern nur eine Partiturabschrift durch Bachs Schüler Johann Friedrich Agricola (aus dessen Zeit in Berlin nach 1741), sowie drei Stimmen (Cembalo II, III, IV), deren Schreiber unbekannt ist.

Sätze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • c
  • Largo 3/4
  • Allegro 6/8

Besetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Cembalo I (solo)
  • Cembalo II (solo)
  • Cembalo III (solo)
  • Cembalo IV (solo)
  • Violine I
  • Violine II
  • Viola
  • Basso continuo

Entstehung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bach war schon zu seiner Weimarer Zeit, wohl um 1713, mit der Musik Vivaldis, besonders mit dessen zwölf Konzerten aus Opus 3, bekannt geworden; Spuren dieses Kontakts lassen sich seit 1715 in seinen eigenen Kompositionen nachweisen. Auch hatte er mehrere dieser Konzerte für Cembalo solo und Orgel solo bearbeitet. Im März 1929 übernahm Bach dann in Leipzig das Collegium musicum und führte dort regelmäßig weltlichen Kantaten, Kammermusik und Konzerte auf. Neben den sonntäglichen Kantatenaufführungen in den beiden Leipziger Hauptkirchen war dies jahrelang seine einzige regelmäßige Aufführungsmöglichkeit. Für das neuartige Konzept eines Konzerts für vier Cembali fand er dort sicher ein interessiertes und durchaus fachkundiges Publikum.

Häufig wird vermutet, dass Bach Konzerte für mehrere Cembali nur zuhause aufführen konnte. Doch besaß Gottfried Zimmermann, in dessen Café die Auftritte des Collegium musicum stattfanden, höchstwahrscheinlich selbst zwei Cembali, denen Bach aus diesem Anlass durchaus zwei eigene hinzufügen konnte; Instrumententransporte waren auch damals möglich und durchaus üblich[1]. Aus dem Vergleich der Tonumfänge der Solostimmen lassen sich zwei Instrumente identifizieren, die er in allen Konzerten für mehrere Cembali einsetzt.

Datierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem verwendeten Papier der erhaltenen Stimmen zu urteilen, muss Bachs Bearbeitung in der Zeit von 1727 bis 1731 entstanden sein. Korrekturen darin wurden von Johann Caspar Vogler gemacht, einem Bachschüler, der sich 1729 gegen Weihnachten in Leipzig für die Stelle des Organisten an St. Nicolai vorstellte. Ein anderer Bachschüler, Johann Schneider, erhielt die Stelle schließlich. Diese Indizien sprechen stark dafür, dass Bach das Konzert Ende 1729 mit den beiden Bewerbern und einem vierten Spieler (möglicherweise seinem Sohn Wilhelm Friedemann Bach?) im Collegium musicum aufführte[2]. Es wäre damit das früheste unter Bachs reinen Cembalokonzerten; in Weimar und Köthen hatte er ein solistisches Cembalo nur zusammen mit Soloflöte und -violine eingesetzt (im Tripelkonzert BWV 1044 und dem Fünften Brandenburgische Konzert BWV 1051).

Aus heutiger Sicht entstanden Bachs Cembalokonzerte also zunächst mit dem Konzert für vier Cembali, dann folgten in den nächsten Jahren die Konzerte für drei und zwei Cembali. Bach gab im Sommer 1737 die regelmäßige Leitung des Collegium musicum vorübergehend auf und übernahm sie erst zwei Jahre später wieder[3]; die Konzerte für ein einziges Cembalo sind dann offenbar erst für Bachs zweiter Periode des Collegium musicum entstanden, ab 1739.

Bearbeitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Technik der Bearbeitung lässt durchaus einen versierten Komponisten erkennen, zeigt aber im Vergleich zu den anderen Cembalokonzerten noch nicht viel Erfahrung in derartigen Transkriptionen; auch diese Beobachtung passt durchaus zu der relativ frühen Datierung Ende 1729, lässt aber keinen Raum für Zweifel an Bachs Autorschaft. Die Cembali werden nicht ganz gleichwertig eingesetzt; der leichten Vorherrschaft der ersten Violine im Original entspricht hier die des ersten Cembalos, das auch einen größeren Tonumfang aufweist. Bach wird diesen Part wohl selbst gespielt haben.

Die Bearbeitung zielt auf einen dichten, vollen Gesamtklang, und das Konzert wäre auch ohne die Streicher aufführbar[4], die allerdings durch die Betonung der Außenstimmen sowie durch das Hervorheben der harmonischen Wechsel und Konturierung der Form wesentlich zu seiner Wirkung beitragen.

S. 176: 1. Satz zwei Soloepisoden geändert 3. Satz, Takt 26 (eine Wiederholung von Takt 25) weggelassen.

Musik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erster Satz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Konzert beginnt mit den Soloinstrumenten, deren Thema größtenteils aus Tonrepetitionen besteht; nach wenigen Takten wird es als Ritornell vom Tutti wiederholt.

x soloepisoden zwischen y ritornellen

die Soli paarweise


Zweiter Satz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Satz ist deutlich zweiteilig. Eine Einleitung in punktierten Rhythmen stellt die Instrumente paarweise vor, eingeleitet und unterbrochen durch Akkorde des ganzen Orchesters. Der zweite Teil ist eine pulsierende harmonische Studie, in der die Soloinstrumente gleichzeitig verschiedene Brechungen und Artikulationen der gleichen Akkorde ausführen - eine für Vivaldi wie für Bach außergewöhnliche Satztechnik. Eine kurze Wiederaufnahme des Orchesterbeginns schließt den Satz ab.

Dritter Satz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

6/8-Takt, der ganz ohne Hemiolen auskommt.

Gegen Ende Intensivierung durch Einführung von Chromatik


Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Siegbert Rampe, Dominik Sackmann: Bachs Orchestermusik: Entstehung, Klangwelt, Interpretation, Bärenreiter, 2000, ISBN 3-7618-1345-7, S. 167 f
  2. Schulze 1984, S. 68 XXX
  3. Christoph Wolff: Johann Sebastian Bach, 2. Auflage 2007. S. Fischer, Frankfurt am Main, ISBN 978-3-596-16739-5, S. 381 f.
  4. Siegbert Rampe, Dominik Sackmann: Bachs Orchestermusik: Entstehung, Klangwelt, Interpretation, Bärenreiter, 2000, ISBN 3-7618-1345-7, S. 176

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werner Breig: Johann Sebastian Bach und die Entstehung des Klavierkonzerts in: Archiv für Musikwissenschaft, Wiesbaden 1979, Heft 1


Noten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]