Benutzer:Matthias v.d. Elbe/Alfa Romeo Progetto 156

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Alfa Romeo Progetto 156 war die werksinterne Bezeichnung für eine projektierte Limousine des italienischen Automobilherstellers Alfa Romeo, die in den 1980er-Jahren im Marktsegment der oberen Mittelklasse den erfolglosen Alfa 6 ablösen sollte. Progetto 156 scheiterte an wirtschaftlichen Schwierigkeiten Alfa Romeos. An seine Stelle trat letztlich der zusammen mit Fiat, Lancia und Saab entwickelte Alfa Romeo 164.

Entstehungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den frühen 1970er-Jahren hatte der seinerzeit zu Finmeccanica und damit zum Staatskonzern Istituto per la Ricostruzione Industriale (IRI) gehörende Hersteller Alfa Romeo für die obere Mittelklasse die Stufenhecklimousine Alfa 6 (intern: Progetto 119) entwickelt, die die Marktnische der 1969 eingestellten 2600 Berlina einnehmen sollte. Der Alfa 6 war 1973 serienreif, kam aber zunächst nicht auf den Markt. Wegen der ersten Ölpreiskrise, in deren Folge der Absatz von Autos mit großen Motoren und hohem Verbrauch stark rückläufig war, stellte Alfa Romeo seine Einführung mehrfach zurück. Als schließlich 1979 die Serienfertigung aufgenommen wurde, war das Modell bereits technisch und optisch veraltet. Der Alfa 6 verkaufte sich schlecht;[1] in den ersten drei Jahren entstanden insgesamt nur etwa 6400 Autos.

Im Januar 1980 begann Alfa Romeo mit den Planungen für die Modellpalette der späten 1980er-Jahre. Frühe Überlegungen sahen eine variable Plattform vor, deren kleine Version (Progetto 154) die Schwestermodelle Alfetta und Giulietta ablösen sollte, während eine größere Ausführung (Progetto 156) zum Nachfolger des Alfa 6 werden sollte. Die Entwicklungsarbeiten begannen unter der technischen Leitung von Filippo Surace, während Ermanno Cressoni, der seit 1974 das Centro Stile Alfa Romeo führte, das Design verantwortete. Nachdem bereits einige Komponenten des Progetto 156 hergestellt worden waren – darunter mindestens eine Rohkarosserie –, beendete IRI 1981 die weitere Finanzierung der Entwicklungsarbeiten. Das bedeutete faktisch das Ende des Progetto 156 in seiner ursprünglichen Form.[2]

In der Mittelklasse blieb Alfa Romeo daraufhin nur die Möglichkeit, die Giulietta und die Alfetta stilistisch zu überarbeiten, was letztlich zum Alfa 90 (1984) und zum zum Alfa 75 (1985) führte. Für die obere Mittelklasse hingegen schloss sich Alfa Romeo 1982 einem Projekt von Fiat, Lancia und Saab an, die seit 1979 unter dem Code Tipo 4 ein gemeinsames Fahrzeug in diesem Segment entwickelten. Daraus wurden letztlich der Fiat Croma, der Lancia Thema und der Saab 9000.

Centro Stile Alfa Romeo versuchte zunächst, die Karosserieentwürfe des Progetto 156 an die Gegebenheiten des Tipo 4 anzupassen. Nachdem für Windkanaltests und zu Vorführungszwecken drei Kunststoffmodelle nach dem Centro-Stile-Konzept hergestellt worden waren, lehnte das Alfa-Management die hauseigenen Designvorschläge allerdings ab. Stattdessen sollte Alfa Romeos Version des Tipo 4 eine Pininfarina-Karosserie enthalten, die Enrico Fumia in ihren Grundzügen bereits 1981 entworfen hatte und die eine Weiterentwicklung des Konzeptfahrzeugs Ferrari Pinin war.[3] Daraus wurde letztlich der Alfa Romeo 164, das erste größere Modell der Marke mit Frontantrieb, das 1987 auf den Markt kam.

Im Laufe der Entwicklung des 164 stattete Alfa Romeo bis 1986 einzelne Versuchsfahrzeuge, mit den das Fahrwerk und der Antriebsstrang getestet wurden, mit der Cressoni-Karosserie des Progetto 156 aus. Fotografien dieser Versuchsträger wurden in zahlreichen Publikationen veröffentlicht[4] und bis Anfang 1987 als neuer großer Alfa Romeo angekündigt.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Progetto 156 war als viertürige Stufenhecklimousine mit Hinterradantrieb konzipiert.

Design[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Karosserieenwürfe des Centro Stile Alfa Romeo folgten Ermanno Cressonis Designkonzept La Linea, das auf die 1970er-Jahre zurückgeht. La Linea ist gekennzeichnet von Brüchen in der Linienführung und einer Betonung der Heckpartie, die deutlich höher ist als der Rest des Fahrzeuggkörpers. Sie wurde erstmals deutlich bei dem Alfa Romeo Giulietta (Tipo 116) von 1977 gezeigt und polarisierte stark.[5] Auch der Alfa Romeo 33 von 1983 folgte diesem Konzept.

Der Aufbau des Progetto 156 hatte eine stark abfallende Motorhaube mit einer geneigten, spitz zulaufenden Front mit Breitbandscheinwerfern. zum Arrangement der Blinker gab es verschiedene Ausführungen. In hervorgehobener Position auf der Frontmaske befand sich das Alfa-Scudetto. Die Gürtellinie sieg zum Fahrzeugheck an. Die Fahrzeugflanken waren mehrfach untergliedert. Im unteren Bereich zwischen den Radausschnitten verlief eine Sicke; eine weitere Falz befand sich oberhalb der Radausschnitte. Auch hierzu gibt es unterschiedliche Varianten. In einer späten Version des Entwurfs setzte sich die obere Falz nach einem Schwung über dem vorderen Radausschnitt bis zur vorderen Stoßstange fort. Die breite C-Säule war voll verkleidet, der Kofferraum hatte einen hohen Abschluss. Rückblickend wird das Design des Progetto 156 als unharmonisch und „brutal“ beschrieben.[6]

Cressoni band einige Ideen des Progetto 156 in das Design der 1985 vorgestellten Mittelklasselimousine Alfa 75 ein, die den Giulietta ersetzte.

Technik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Technische Basis des Fahrzeugs sollte eine variable Plattform mit Hinterradantrieb sein. Die Plattform war für sehr unterschiedliche Motoren ausgelegt. Während die kleinere Schwestermodell Projetto 154 neben Alfas Bialbero-Reihenvierzylindermotor mit zwei obenliegenden Nockenwellen außerdem einen Vierzylinder-Boxermotor als Basismotorisierung aufnehmen sollte, war für den größeren Progetto 156 der Einsatz des Bialbero-Vierzylinders sowie des „Busso“-Sechszylinder mit 2,5 Liter Hubraum vorgesehen.

Galerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Georg Amtmann, Halwart Schrader: Italienische Sportwagen. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-613-01988-4

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Roger Gloor: Alle Autos der 80er Jahre, Stuttgart, 2012, ISBN 978-3-613-02144-9, S. 61.
  2. Robert Foskett: Alfa Romeo 916 GTV and Spider: The Complete Story, Crowood Press, ISBN 9781847975331, S. 35.
  3. Yaroslav Bozhdynsky: Interview with Enrico Fumia. www.bozhdynsky.com, 2021, abgerufen am 4. November 2021.
  4. Abbildung in der italienischen Zeitschrift Quattroroute von 1983 (abgerufen am 7. November 2021).
  5. N.N.: Armes Julchen, In: Der Spiegel Nr. 46, 1981, S. 274–276; „Das Heck sieht aus, als hätte jemand das Auto hochgehoben und nie wieder losgelassen“.
  6. Eóin Doyle: Tipo 156 – The Last Alfa Romeo. www.driventowrite.com, 27. Juli 2015, abgerufen am 5. November 2021.