Benutzer:Melchior frommel/Gerhard Frommel (neu)

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Gerhard Frommel wurde am 7. August 1906 in Karlsruhe geboren. Sein Vater war der Theologe und Dichter Otto Frommel, sein Bruder der Schriftsteller Wolfgang Frommel. Zur Familie seiner Vorfahren gehörten der Komponist Nikolaus Bruhns, der Maler Carl Ludwig Frommel und der Dichter Justinus Kerner. Gerhard Frommel wuchs in Heidelberg auf und erlernte früh das Geigen- und Klavierspiel. Bereits 1922 begann er ein Kompositionsstudium bei Hermann Grabner, das er 1926-29 als Meisterschüler von Hans Pfitzner fortsetzte. Parallel studierte er Dirigieren bei Karl Böhm und Klavier bei Siegfried Grundeis.

teil 1 (betr. vita; hoffentlich soweit erledigt)

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1929 erhielt Gerhard Frommel eine Dozentur für Tonsatz und Klavier an der Folkwangschule in Essen und heiratete bald darauf die Puppenspielerin Gertrud Neuhaus (1906-2001). Im Zuge der Massenentlassungen infolge der Weltwirtschaftskrise wurde er im April 1931 arbeitslos. Sein Parteieintritt im Mai 1933 ist vor diesem Hintergrund zu sehen und verhalf ihm im selben Jahr zu einer Stelle als Kompositionslehrer am Dr. Hoch‘schen Konservatorium in Frankfurt/Main.[1] Mit der „Machtergreifung“ verbundene idealistische Hoffnungen wichen spätestens nach den Morden des Jahres 1934 tiefer Ernüchterung.[2] Nachdem er 1935 bei einem Besuch in der Schweiz „zum ersten Male über die Zustände in den deutschen Konzentrationslagern Näheres erfuhr“ [3], distanzierte er sich innerlich entschieden vom Hitlerstaat und seiner restriktiven Kulturpolitik. Dies manifestierte sich in Frommels Schrift Neue Klassik in der Musik (1935, veröffentlicht 1937), aufgrund der er 1938 in der berüchtigten Ausstellung Entartete Musik als „Theoretiker der Atonalität“ angeprangert wurde.[4] Frommels Distanz zum Musikideal der nationalsozialistischen Kulturpolitiker fand darüber hinaus in mehreren – von seiner Begeisterung für den Jazz Duke Ellingtons zeugenden – Kompositionen Ausdruck, etwa in den Caprichos für Klavier von 1940. Im Entstehungsjahr dieses Werkes wurde Frommel eingezogen und musste am Frankreichfeldzug teilnehmen. Die Tatsache, dass „Reichskultursenator“ Wilhelm Furtwängler mit den Berliner Philharmonikern 1942 Frommels 1. Symphonie erfolgreich aus der Taufe gehoben hatte, dürfte nicht unwesentlich dazu beigetragen haben, daß der Komponist im Mai 1944 als „gottbegnadet“ vom Kriegsdienst freigestellt wurde.[5]


teil 2 (betr. musik; hier können wir weitermachen...)

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Kurz zuvor war seine Tochter Veronika geboren worden. Wie ihre Brüder Christoph Luitpold (*1933) und Melchior (*1937) hat sie später einen der Kunst verbundenen Beruf ergriffen. Ab 1945 wirkte Frommel als Kompositionslehrer an den Hochschulen in Trossingen, Heidelberg, Stuttgart und von 1960 bis 1971 im Rahmen einer Professur in Frankfurt am Main. Zu seinen Schülern zählten der von Alban Berg zu Frommel gewechselte Hugo Puetter (1913-60), Helmut Sadler (*1912), Hermann Schäfer (Komponist) (*1927) und die für avantgardistische Strömungen empfängliche Sigrid Ernst (*1929). Neben seinem kompositorischen Schaffen publizierte er Aufsätze über Vincenzo Bellini, Richard Wagner, Anton Bruckner, Gabriel Fauré, Giacomo Puccini und Igor Strawinski sowie musikphilosophische Schriften. Unter letzteren ragt heraus: Das Grundgesetz der abendländischen Musik in der Überlieferung. Versuch einer anthropozentrischen Musikästhetik (1950).[6]

(ab hier wird's grenzwertig: im vergleich zur musikhistorischen relevanz anderer komponisten eindeutig zuviele details!)

Frommels Musik wurzelt in der klassisch-romantischen Tradition, die er originell weiterentwickelt hat. Von seinem Lehrer Pfitzner übernahm er entscheidende ästhetische Positionen, namentlich dessen Einfallslehre (Primat der Inspiration gegenüber der Verstandesarbeit beim Komponieren) sowie das Festhalten an der Tonalität, die als universelles Urprinzip verstanden wird und nicht bloß historisches Phänomen. In den Werken seiner frühen Reifezeit (Lieder op. 3-5, Klaviersonate op. 6, Orchestervariationen op. 7, Kantate Herbstfeier op. 8) zeigt sich Frommel stilistisch noch mehr oder weniger stark von Pfitzner beeinflusst. Mit dem Klavierkonzert op. 9 (1934) bewegt er sich dann in Richtung Neoklassizismus. Die Beschäftigung mit dem mittleren Strawinski (Oedipus Rex) wird deutlicher hörbar in der 2. Klaviersonate op. 10 (1935) und der Suite für kleines Orchester op. 11. Nachdem Frommel im Sommer 1937 Duke Ellington für sich entdeckt hatte, verarbeitete er in seinen Kompositionen gelegentlich Jazz-Elemente (erstmals im Scherzo seiner 1. Symphonie). Frommels Rhythmik ist häufig vom Tänzerischen geprägt, seine Harmonik opulent, farbenreich und weist eine für deutsche Komponisten seltene Neigung zur französischen Musik (Fauré, Albert Roussel) auf. Frommels Melodik verschmilzt mediterrane Kantabilität mit moderner Prägnanz und mitunter postromantischem Pathos. Frommels stilistische Entwicklung verlief nicht gradlinig und zeichnet sich durch eine große Bandbreite aus. Über die erwähnten Einflüsse hinaus werden in Frommels Schaffen nach 1950 auch Elemente außereuropäischer Musiktraditionen wirksam, z.B. in der von Gamelan-Skalen und gongartigen Klängen geprägten 6. Klaviersonate (1956).


(ab hier mach ich nich mehr mit: zuviel geschwurbel um eine bis heute nicht erfolgte rezeption. bitte enzyklopädisch straffen!)


Frommels letztes Hauptwerk, die dreiaktige Oper Der Technokrat (1957-62), kann als Summe und Kulminationspunkt seines Schaffens gelten. Die innere Logik der Klangsprache bindet heterogene Gestaltungsmittel (von der Jazz-Paraphrase über Weill-nahe Sachlichkeit, Neuromantik und Exotismen bis hin zu freier Dodekaphonie) zu einer Einheit. Obwohl das surrealistisch-allegorische Libretto des Jaspersschülers und Psychotherapeuten Dieter Wyss bühnenwirksam und die Musik repertoirefähig ist, wurde Frommels Technokrat bis heute nicht aufgeführt. Die Fertigstellung seines Opus magnum fiel in eine Zeit, in der auf tonaler Basis komponierende Zeitgenossen – zumal in Westdeutschland – einen schweren Stand hatten. Im Zuge der Etablierung einer exklusiven Avantgarde seit Anfang der fünfziger Jahre wurde Frommel ins Abseits gedrängt. Bis auf seine 7. Klaviersonate (1966/70) komponierte er nach 1962 nichts mehr.

Er äußerte: „Lieber verstumme ich, als mich einem mir nicht gemäßen Zug der Zeit anzupassen.“ Gerhard Frommel starb am 22. Juni 1984 in Filderstadt bei Stuttgart.


  1. Anfang 1933 waren etwa Zweidrittel aller deutschen Musiker arbeitslos – ein Prozentsatz, der nach Fred K. Priebergs Schätzungen dem der späteren NSDAP-Mitglieder innerhalb dieser Berufsgruppe entsprach.
  2. Ein von Ernst Klee unterstelltes Opus Frommels mit dem Titel Deutsche Kantate (1934) läßt sich nicht nachweisen, wie Nachforschungen beim Deutschen Rundfunkarchiv in Frankfurt/M. (Marion Gillum) ergaben. Fred K. Priebergs Erwähnung einer solchen Kantate beruht auf einem Mißverständnis des Autors (vgl. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933-1945, CD-ROM 2004, S. 1713; dagegen: Der Deutsche Rundfunk, 12. Jahrgang, Heft 2, S. 12 und 45). Ernst Klee übernahm diese Fehlinformation leider ungeprüft in sein Kulturlexikon zum Dritten Reich (Frankfurt/M.).
  3. Gerhard Frommel: Autobiographische Skizze (1976), abgedruckt in: Peter Cahn u. a. (Hg.), Gerhard Frommel. Der Komponist und sein Werk, Tutzing 1979, S. 40.
  4. Sympathisanten Frommels wie sein Hochschulrektor Hermann Reutter protestierten dagegen und konnten die Entfernung seiner Schrift aus der Ausstellung erreichen. Frommel hatte in seinem Essay ohnehin nicht für atonales Komponieren plädiert, sondern lediglich für eine neue, erweiterte und freie Form von Tonalität – etwa im Sinne des mittleren Strawinsky.
  5. Auf die Liste der Freizustellenden wurde Frommel offenbar von seinem Komponistenkollegen und „Musikreferenten im Oberkommando des Heeres“ Ernst Lothar von Knorr gesetzt; vgl. dessen Lebenserinnerungen, Köln 1996, S. 83 sowie Fred K. Prieberg, Handbuch Deutsche Musiker 1933-1945, S. 3784: „ Knorr (war) [...] Musikreferent im OKH als Hauptmann, dann Major der Wehrmacht; in dieser Funktion gewann er den später wegen Verwicklung ins Attentat gegen Hitler hingerichteten General Eduard Wagner für die Vorlage einer eigenen UK-Liste mit 360 Namen direkt bei Hitler, was gelang“; ferner: Gerhard Frommel, Autobiografische Skizze (1975), unveröffentl. Ms., S. 56.
  6. Gerhard Frommel: Tradition und Originalität, Schriften und Vorträge zur Musik, Frankfurt/M. 1988, S. 1 ff.3)

--Melchior frommel 11:35, 16. Mär. 2009 (CET) --Melchior frommel 12:59, 20. Mär. 2009 (CET)--Melchior frommel 12:59, 20. Mär. 2009 (CET)

kritische anmerkungen dazu

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zu ref.1:

der hinweis auf die arbeitslosigkeit ist ja fast noch schlimmer! 6 millionen waren das, und nur ein winziger bruchteil von denen trat deshalb schon so früh in die partei ein... wenn du das so formulierst, wechselt Gerhard Frommel von einem "in jungen jahren durch George und andere verführten/verblendeten" zu einem reinen opportunisten, der sein fähnlein nach dem wind hängt. mir ist keine vergleichbare biografie bekannt, in der bewusst so argumentiert wurde... auch bei der entnazifizierung spielte sowas eine rolle: je niedriger die mitgliedsnummer, umso weniger konnte man von "mitläufern" reden, denn 1933 war das noch längst kein 'zwang'.

zu ref.2:

die 'morde von 1934' waren vor allem säuberungen innerhalb der NSDAP (gegen den sog. 'linken flügel' um Strasser und Röhm). also im wesentlichen: SS gegen SA... was das jetzt mit der "Deutschen Kantate" zu tun haben soll, weiß ich allerdings nicht.

wenn das wirklich ein missverständnis ist und etwas von Klee bzw. Prieberg falsch übertragen wurde, kann man das natürlich aus dem jetzigen lemma rausstreichen. man findet ja jede menge "deutsche kantaten" wenn man gezielt danach sucht - W. Brockmeyer(1924), Paul Graener(1929), Friedrich Bayer(1936), Hugo Herrmann(noch 1956), Wilhelm Kempff u.a.m. mal abgesehen von Mozarts "kleine deutsche kantate" (KV619) und der "deutschen kantate vom bau des sozialismus" scheinen mir die aber häufig aus der selben deutschnationalen ecke zu kommen...

zu ref.3/4:

eine 'innerliche distanzierung zu den zuständen in den konzentrationslagern' ist kaum belegbar durch eine musiktheoretische arbeit über atonalität. das eine hat mit dem anderen nix zu tun...

ehrlichgesagt hätte ich persönlich es als sehr viel heldenhafter angesehen, wenn er zum inhalt gestanden hätte, statt das "entartete" weit von sich zu weisen. wer selbst ganz offensichtlich nicht in eine reihe mit den verfemten künstlern gestellt werden will, bringt seinen standpunkt doch damit ganz eindeutig zum ausdruck! *kopfschüttel*...

zu ref.5:

...ob dieser v.Knorr ihn nun auf eine vorlage-liste bei Hitler setzte oder nicht, ist ziemlich unerheblich: die personellen kenntnisse waren sicher weder bei Hitler noch bei Goebbels so detailliert, als daß diese nicht in jedem fall auch auf empfehlungen von anderen angewiesen waren.

zu allem was danach an musikalischen details kommt, kann ich mir kein urteil erlauben. --ulli purwin WP:MPWP:PB 00:28, 17. Mär. 2009 (CET)