Benutzer:Nils Simon/Umweltskeptizismus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Mit umweltpolitischer, Umwelt- oder Ökoskeptizismus (abgeleitet vom englischen environmental skepticism) werden umweltpolitische Positionen bezeichnet, welche die Existenz verschiedener negativer Umweltveränderungen grundsätzlich oder in gravierendem Ausmaß in Frage stellen und die vom Mainstream der von Ökologen oder Umweltschützern propagierten politischen Veränderungen ablehnt. Dies geschieht zum Beispiel bei der Kontroverse um die globale Erwärmung sowie bei Fragen nach dem Ausmaß der Entwaldung oder dem Verlust der Artenvielfalt.

Umweltskeptiker kritisieren die Auswertungen von wissenschaftliche Untersuchungen über den Stand der Umwelt, wie sie vom Millennium Ecosystem Assessment oder dem Intergovernmental Panel on Climate Change vorgenommen werden, den politischen Einfluss auf diese Auswertungen und und insbesondere die (umwelt-)politischen Konsequenzen, die daraus abgeleitet werden. Teilweise vertreten sie auch die These, dass von westlichen Staaten ausgehende und völkerrechtlich verbindliche Umweltabkommen zu einem ökologischen Imperialismus führten, der die wirtschaftliche Entwicklung in den ärmsten Ländern verhindere.[1]

Die Anzahl der „Umweltskeptiker“ hat in den 1990er Jahren zugenommen, am stärksten sind sie in den USA vertreten. Als einer der bekanntesten Vertreter gilt Bjørn Lomborg, von der Zeit als „umstrittener dänischer Umweltskeptiker“ beschrieben.[2] Lomborg zeichnet in seinem Buch The Skeptical Environmentalist (deutsche Ausgabe: Apocalypse No!) ein grundlegend positiveres Bild vom Zustand der Umwelt als allgemein üblich.[3] Lomborgs Thesen wurden scharf kritisiert, darunter von der Union of Concerned Scientists[4] sowie von anderen Wissenschaftler.[5] In Deutschland gehören die Publizisten Dirk Maxeiner und Michael Miersch zu den bekanntesten Skeptikern gegenüber dem umweltpolitischen Mainstream.[6]

Der Politikwissenschaftler Peter Jacques, einer der wenigen Forscher, die das Phänomen des Umweltskeptizismus bislang systematischer untersucht haben, vertritt die Position, dass es den Umweltskeptikern nicht darum gehe, umfassendere oder bessere wissenschaftliche Ergebnisse zu erzeugen. Stattdessen vereine sie ein konservatives oder neoliberales Wertesystem, das sie technische und marktwirtschaftliche Lösungen propagieren lasse.[7] Laut Riley E. Dunlap sei die Hervorhebung von Unsicherheiten in der Forschung zentrales Ziel der Umweltskeptiker. Dadurch solle die Klimaschutzpolitik als auf wissenschaftlich unsicheren Füßen stehend dargestellt werden. Ein Erfolg dieser Strategie habe Mitverantwortung dafür, dass die USA das Kyoto-Protokoll abgelehnt haben.[8][9]


Jacques, Dunlap and Freeman 2008 - The organisation of denial - Conservative think tanks and environmental scepticism

  • Peter R. Jacques (2008): Environmental Skepticism: Ecology, Power and Public Life. Global Environmental Governance Series. Farnham: Ashgate.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Paul K. Driessen: Öko-Imperialismus - Grüne Politik mit tödlichen Folgen, Thuß und van Riesen GbR, 2006
  2. Ulrich Schnabel: Die andere Katastrophe, in: Die Zeit, Nr. 2, 5. Januar 2006
  3. Bjørn Lomborg: The Skeptical Environmentalist: Measuring the Real State of the World. Cambridge University Press, Cambridge & New York 2001, ISBN 0-521-01068-3. Auf deutsch erschienen unter dem Titel Apocalypse No!. ISBN 3-9349-2018-7
  4. UCS examines The Skeptical Environmentalist by Bjørn Lomborg
  5. Grist: Something Is Rotten in the State of Denmark. A skeptical look at The Skeptical Environmentalist, 2001
  6. Dirk Maxeiner, Michael Miersch: Lexikon der Öko-Irrtümer. Fakten statt Umweltmythen, Piper Verlag, 2002, ISBN 3-4922-3794-0
  7. Peter Jacques: The Rearguard of Modernity: Environmental Skepticism as a Struggle of Citizenship. In: Global Environmental Politics, 6:1, Februar 2006, S. 76-101.
  8. Riley E. Dunlap und Aaron M. McCright: Defeating Kyoto: The Conservative Movement’s Impact on U.S. Climate Change Policy, in: Social Problems, Vol. 50, Nr. 3, 2003, S. 348–373 (PDF)
  9. Riley E. Dunlap: The Role of the Conservative Movement in Influencing Climate Change Policy in the USA, 2007 in Berlin gehaltener Vortrag (PDF)

[[Kategorie:Umweltschutz]] [[en:Environmental skepticism]]