Benutzer:Projekt J1 Geschichte/Eugen Weiler (Priester)

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Pfarrer Eugen Weiler wurde am 27. Mai 1900 in Baden-Baden in Lichtental geboren. Er setzte sich gegen das nationalsozialistische Regime ein und verhalf Juden über die Grenze in die Schweiz zu flüchten.

Zeit vor Vikariat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eugen Weiler wurde am 27. Mai 1900 in Lichtental, Baden-Baden geboren und wuchs in Wiechs am Randen auf.[1] Sein Vater verstarb früh, wodurch seine Mutter ihn und seine zwei Brüder alleine großzog.[2] Seine Kindheit war geprägt von Verlust und Entschlossenheit. Doch das Fehlen des Vaters bedeutete nicht das Fehlen von Vorbildern – zwei seiner Onkel waren bereits katholische Priester. Diese Familientradition und die tiefe Verbundenheit zur Kirche prägten Eugens Werdegang. Sein früh gehegter Wunsch, Missionar zu werden, wurde durch den Ersten Weltkrieg zunichtegemacht. Nach dem Abschluss am Friedrichsgymnasium in Freiburg im Jahr 1921 setzte er seinen Bildungsweg fort, indem er Theologie und Philosophie in der dortigen Universität studierte. Sie war für ihn nicht nur ein Ort des Lernens, sondern auch der spirituellen Entfaltung. Im Jahr 1926 erfolgte seine Priesterweihe in St. Peter. Seine pastoralen Aufgaben führten ihn durch verschiedene Standorte, darunter Tiengen, Singen, Freiburg, Mannheim, Dachau, Rheinfelden und Meßkirch, bevor er schließlich 1937 als Pfarrverweser nach Wiechs am Randen zurückkehrte.

Vikar in Singen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eugen Weiler begann 1934 unter Pfarrer August Ruf seine Tätigkeit als Vikar in Singen. Weiler kam voller Energie und Hoffnung nach Singen, seiner zweiten Anstellung als Priester, um seinen Glauben und seine Ideale in die Tat umzusetzen. Seine Zeit in Singen war von Beginn an herausfordernd. Die wirtschaftlichen Probleme der Nachkriegszeit und die zunehmende Politisierung unter dem Nationalsozialismus stellten die Kirche vor große Aufgaben. Ihm war seine Arbeit sehr wichtig, da er den Wert, den er für die Gemeinde brachte, kannte. So erkannte Weiler schnell, dass seine Aufgabe nicht nur in der Durchführung von Gottesdiensten bestand, sondern auch darin, den Menschen in der Gemeinde seelischen Beistand zu leisten, was er durch seine ausgeprägte Jugendarbeit unter Beweis stellte. Er gründete Jugendgruppen und organisierte Bibelstunden sowie Ausflüge, um den jungen Leuten eine sinnvolle Freizeitgestaltung zu bieten. Trotz der Schwierigkeiten und der kritischen Haltung einiger Gemeindemitglieder gegenüber seinen Positionen blieb Weiler standhaft. Er war überzeugt, dass die Kirche gerade in solchen Zeiten eine wichtige Rolle als moralische Instanz spielen müsse. Die politische Lage in Deutschland wurde immer angespannter, und die Kirche geriet oft in ein Dilemma zwischen Anpassung und Widerstand. Weiler war bekannt für seine klare Haltung gegen die nationalsozialistische Ideologie aufgrund ihrer Art und antichristlichen Verhaltens, was ihm nicht nur Freunde einbrachte. Besonders seine Predigten, die Nächstenliebe und die Ablehnung von Hass und Gewalt betonten und welche er unter anderem den Predigten des Bischofs von Münster nachempfand, wurden von den örtlichen NSDAP-Funktionären kritisch beäugt.[3] Trotzdem blieb Weiler standhaft und setzte sich weiterhin für die christlichen Werte der Nächstenliebe und der Menschenwürde ein, auch wenn dies seine persönliche Sicherheit gefährdete. Trotz aller Schwierigkeiten hinterließ Eugen Weiler in Singen einen bleibenden Eindruck. Seine Arbeit als Vikar war geprägt von Menschlichkeit und einem starken Glauben an christliche Werte. Viele Gemeindemitglieder erinnerten sich später an ihn als einen Mann, der in schwierigen Zeiten Hoffnung und Trost spendete. Seine entschlossene Haltung gegen Ungerechtigkeit und seine Bereitschaft, für seine Überzeugungen einzutreten, machten ihn zu einer symbolischen Figur des Widerstands in einer Zeit der Angst und Unterdrückung. Aufgrund seiner Einstellung gegenüber den Nationalsozialisten wurde er vom erzbischöfischen Ordinat 1939, kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, in eine andere Gemeinde versetzt. Viele Gemeindemitglieder bedauerten seinen Abschied, da sie seine Führung und seinen Einfluss schätzten. Eugen Weiler hinterließ eine Gemeinschaft, die durch seine Predigten und Taten gestärkt und inspiriert wurde. Seine Zeit als Vikar in Singen bleibt ein Beispiel für den Mut und die Entschlossenheit, die notwendig sind, um den Glauben auch in den dunkelsten Zeiten zu bewahren.[4]

Hilfe für Juden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die in Berlin lebende Jüdische Arzt Witwe Käthe Meier, geborene Lasker, sollte 1942 mit dem Juden-Transport nach Polen deportiert werden. Sie konnte sich ca. zwei Wochen in Berlin verstecken und dann in den Schwarzwald fliehen. Anschließend versuchte sie von Lörrach, Konstanz, Gottmadingen, Arlen und Rielasingen über die Grenze zu kommen. In Rielasingen wurde sie erwischt und zum Verhör gebracht, jedoch kam sie wieder frei. Danach ging sie nach Singen, da dort die beste Durchgangsstation vor der Kriegszeit für jüdische Flüchtlinge in die Schweiz war. Im Jahr 1942 schrieb sie einen Brief an den singener Pfarrer August Ruf und bat ihn um Hilfe. Dieser beauftragte seinen früheren Vikar Eugen Weiler, der Jüdin zu helfen. Eine Woche später nahm dieser die Frau in seinem Auto mit nach Wiechs zu einem Ferienhaus namens Büttenhardt, welches Nahe der Grenze lag. Der Pfarrer brachte sie anschließend nach Thayngen. Nachdem die Jüdin die Grenze überquerte, drehte sie sich freudig um und winkte ihrem Lebensretter Eugen Weiler zu. In ihrer Freude begann sie einen Fehler: Sie erzählte stolz dem Schweizer Zöllner, wer ihr über Grenze verhalf und damit ihr das Leben geschenkt hatte. Dieser Zöllner erzählte die Geschichte ohne besondere Absichten, seinem deutschen Kollegen, welcher sofort auf Eugen Weiler aufmerksam wurde.

Im KZ Dachau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Infolgedessen verhaftete ihn die Gestapo am 1. Juni 1942. Sie brachten ihn ins Gefängnis Konstanz. Dort verweilte er für 3 Monate wegen des Urteils von "Verschleppung" der Jüdin. Eugen Weiler war auch schon früher als Gegner des Regimes und anti-nationalistisch bekannt. Aufgrunddessen und wegen seiner Beihilfe zur Flucht der Jüdin galt er offiziell als "politisch unzuverlässiger Volksgenosse", woraufhin er im Oktober 1942 in Schutzhaft ins KZ Dachau gebracht wurde.[5] Dort wurde er bis zur Befreiung im April 1945 festgehalten. Er berichtete, wie sein Glaube während der Zeit im KZ gestärkt wurde. Jedoch plagten ihn noch lange nach der Zeit schlechte Erinnerungen: "Immer wieder tauchen sie während der Nacht auf, diese und jene furchtbaren Szenen aus dem KZ. Sie sitzen unauslöschlich tief und werden so in Angst und Schrecken immer wieder erlitten, sodass sie den Charakter eines lebenslangen seelischen Leidens angenommen haben."[6]

Nachkriegszeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pfarrer Weiler löste umgehend nach seiner Freilassung sein abgelegtes Gelübde ein. Dieses besagte: falls er überleben sollte, würde er sofort nach Altötting gehen. Somit kam es, dass er sich für 2 Tage nach Altötting begab. Nach diesem Aufenthalt kam er nach München ins Krankenhaus, in dem er sich behandeln ließ. Im September 1945 gelang er als Packer eines Möbeltransporters bis nach Donaueschingen. Er kehrte danach wieder in seine Pfarrei zurück. Eugen Weiler begann dann schließlich, die von Emil Thoma begonnene Arbeit weiterzuführen: Die Erstellung eines Namenregisters, der aus verschiedenen Nationen im KZ Dachau inhaftierten Priester. Ihm ging es darum zu veröffentlichen, was der Klerus der katholischen Kirche in der Nazizeit für Opfer gebracht hatte, das heißt wie viele Priester, in Treue zur Kirche, ihr Leben gegeben haben. Band I überreichte er dem Papst, der sich herzlich bedankt habe. Am 04. Juni 1973 wurde dem Pfarrer das Bundesverdienstkreuz I Klasse verliehen. Von der Gemeinde Wiechs und der Stadt Tengen bekam er jeweils einen Ehrenteller überreicht. Erst mit 88 Jahren verließ er seine Pfarrstelle in Wiechs. Er starb am 4. August 1992, im Alter von 92 Jahren.

Stolperstein Eugen Weiler

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weiler, E.: Zur Biographie von Pfarrer Eugen Weiler, Wiechs a. R., in: Hegau 31/32 (1986/87), 254-256

Probst-Lunitz, S.: „Ein äußerst staatsabträgliches Verhalten“. Verfolgte Pfarrer aus dem Hegau im Nationalsozialismus, in: Weber, E. E.: Opfer des Unrechts. Stigmatisierung, Verfolgung, und Vernichtung von Gegnern durch die NS-Gewaltherrschaft an Fallbeispielen aus Oberschwaben, Ostfildern 2009

Quellen:

http://www.stolpersteine-singen.de/biografien/?file=files/web/doks/biografien/Eugen_Weiler_Biografie.pdf

https://www.hegau-geschichtsverein.de/wp-content/uploads/ hegau_4344_198687_weiler_biographie_pfarrer_eugen_weiler.pdf

https://de.wikipedia.org/wiki/Stolpersteine_in_Singen_(Hohentwiel)

https://freidok.uni-freiburg.de/file/dnbDownload?id=9599

  1. Weiler, E.: Zur Biographie von Pfarrer Eugen Weiler, Wiechs a. R. Abgerufen am 2. Mai 2024.
  2. Zur Biographie von Pfarrer Eugen Weiler, Wiechs a. R. S. 255.
  3. Freiburger Diözesan Archiv. In: Dritte Folge - Achtundfünfzigster Band-126. Band. Zeitschrift des Kirchengeschichtlichen Vereins für Geschichte, christliche Kunst, Altertums- und Literaturkunde des Erzbistums Freiburg mit Berücksichtigung der angrenzenden Bistümer VERLAG HERDER FREIBURG, 2006, abgerufen am 15. Mai 2024.
  4. Weiler, E.: Zur Biographie von Pfarrer Eugen Weiler. In: Stolpersteine-singen Biographien. Abgerufen am 14. Mai 2024.
  5. Weiler, E.: Zur Biographie von Pfarrer Eugen Weiler, Wiechs a. R. In: Hegau (1986/87). Band 31/32. Wiechs a. R. 1986.
  6. Sibylle Probst-Lunitz: "Ein äußerst staatsabträgliches Verhalten". In: Weber, E. E. (Hrsg.): Opfer des Unrechts. Stigmatisierung, Verfolgung, und Vernichtung von Gegnern durch die NS-Gewaltherrschaft an Fallbeispielen aus Oberschwaben. Ostfildern 2009.