Benutzer:Roland Rattfink/Werkstatt3

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Die Ford Advanced Vehicles Ltd. war eine englische Tochtergesellschaft von Ford, deren Aufgabe die Entwicklung und der Bau des Langstrecken-Sportwagens Ford GT40 war. Sitz der 1963 gegründeten und 1966 aufgelösten Gesellschaft war Slough in Südengland nahe London.

Oberstes Ziel war es, einen ebenbürtigen Gegner für die Ferrari zu bauen, die die Langstreckenrennen Mitte der 1960-er Jahre dominierten, und den Traum Henry Fords II zu verwirklichen, dass ein Ford das 24-Stunden-Rennen von Le Mans gewinnt. England wurde gewählt, um näher an den Strecken zu sein, auf denen die Mehrzahl der Langstreckenrennen ausgetragen wurden, und um leichter das fortschrittliche europäische Rennsport-Know-How nutzen zu können.

Beteiligte Personen

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Als Partner wählte Ford Eric Broadley, Eigner und Chefkonstrukteur von Lola Cars.

Alternativ war Lotus in Betracht gezogen worden, da sie bereits Fords Partner im Indianapois 500-Projekt waren. Jedoch hatten die Führungskräfte von Ford Zweifel, ob Lotus dieses zusätzliche, zudem größere Projekt bewältigen könnte. Colin Chapman, Inhaber von Lotus, sah es offenbar ähnlich: Seine hohen Budget-Forderungen an Ford sowie die Forderung, dass das Fahrzeug Lotus und nicht Ford hätte heißen sollen, wurden als höfliche Form der Ablehnung verstanden.

Die andere Alternative, Cooper, wurde verworfen, weil diese keine Erfahrung in der Entwickung und dem Bau von GT- und Prototypen-Rennfahrzeugen hatten und die Leistungen in der Formel 1 nachließen.

Für Lola sprach, dass sie in ihrem Mittelmotor-getriebenen Rennwagen „Lola GT“ (auch bekannt als „Lola Mk. 6“) bereits einen Ford V8-Motor einsetzten, einem der fortschrittlichsten Rennwagen seiner Zeit, der bereits bei seinem Le Mans-Auftritt 1963 für Aufmerksamkeit gesorgt hatte, obwohl er vor Rennende ausgefallen war. Broadley stimmte schließlich einer zunächst auf ein Jahr befristeten persönlichen Mitwirkung an dem Projekt zu. Lola Cars selbst sollte nur insoweit einbezogen werden, als sie zwei Mk 6-Chassis bauten und an Ford verkauften.

Als weitere Mitglieder des Entwicklungsteams stellte Ford den früheren Teammannager des Aston Martin-Rennteams, John Wyer, ein und stellte den Ingenieur Roy Lunn aus der Ford Motor Co.-Zentrale in Dearborn nach England ab. Letzterer hatte den Mittelmotor-getriebenen Prototypen des Mustang I Concept Car entworfen; dieser hatte allerdings nur einen schwachen 1,7-l-V4-Motor, jedoch war Lunn der einzige Ingenieur der amerikanischen Entwicklungsabteilung, der überhaupt gewisse Erfahrungen mit dem Mittelmotor-Konzept hatte.

Arbeit am Ford GT40 bis zum Le-Mans-Sieg 1966

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Anfänglich arbeiteten Broadley, Lunn and Wyer im Lola-Werk in Bromley. Gegen Ende des Jahres 1963 wechselte das Team dann nach Slough nahe des Londoner Flughafens Heathrow airport. Ford gliederte die Projektabteilung in die rechtlich selbständige Tochtergesellschaft Ford Advanced Vehicles Ltd. mit Wyer als Direktor aus.

Das erste Chassis, gebaut von einer erfahrenen Firma in Coventry nach den Plänen der Projektgruppe um Wyer, war bereits am 16. März 1963 in die provisorischen Räume nach Bromley ausgeliefert, der erste fertige „Ford GT40“ bereits am 01. April in England und kurz darauf in New York gezeigt worden. Ford Advanced Vehicles Ltd. führte dann die Testfahrten durch, um den „GT40“ auf die Rennsaison 1964, beginnend mit dem 1000 km-Rennen auf dem Nürburgring im Mai 1964, vorzubereiten.

Die Rennsaison 1964 diente vorrangig dazu, Erfahrungswerte zu sammeln, um das Fahrzeug in puncto Schnelligkeit und Zuverlässigkeit weiterentwickeln zu können. 1964 zeigten die Fahrzeuge zwar bereits ein hohes Potential, aber auch technische Unzuverlässigkeiten (früher Ausfall beim 1000 km-Rennen am Nürburgring wegen Aufhängungsproblemen an zweiter Stelle liegend; Ausfall aller drei Fahrzeuge bei den 24 Stunden von Le Mans drei Wochen später nach zwischenzeitlicher Führung durch das Duo Ginther/Gregory ab der zweiten Runde bis zum ersten Boxenstopp)

Die Rennerfahrungen flossen bei Ford Advanced Vehicles Ltd. kontinuierlich in die WEiterentwicklung des „Ford GT40“ ein. Im Februar 1965 konnte der erste Rennerfolg bei den „2000 km von Daytona“ mit einem von Shelby American eingesetzten Fahrzeug und dem Fahrerduo Ken Miles und Lloyd Ruby.

Die weiteren Rennerfahrungen setzte Ford Advanced Vehicles Ltd. schließlich mit dem Bau der 7-Liter Mk. II-Version um, mit der Ford das 24-Stunden-Rennen von Le Mans im Jahre 1966 deutlich dominieren und mit einem Dreifacherfolg auf den Rängen 1 bis 3 krönen konnte. Ford Advanced Vehicles Ltd. hatte damit Henry Fords II´ Ziel erreicht, selbst ein Siegerfahrzeug für Le Mans zu stellen und damit die bisherige Dominanz von Ferrari zu brechen.

Ende der Ford Advanced Vehicles Ltd.

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Ab diesem Zeitpunkt änderte sich Fords Firmenpolitik: Das „GT40“-Projekt sollte näher an die amerikanische Zentrale heranrücken und weniger von englischen Partnerfirmen dominiert werden. Die Weiterentwicklung wurde daher aufgespalten:

Zukünftige Fahrzeuge sollten das neue und großzügigere Reglement entsprechend dem „Anhang J“ möglichst konsequent ausnutzen. Das neue Design sollte nach Wünschen der Ford-Zentrale in Dearborn in den eigenen Zeichenbüros entworfen und von der amerikanischen Tochtergesellschaft Kar Kraft unter Leitung von Ed Hull umgesetzt werden. Zu diesem Zweck wurde auch eine Partnerschaft mit der Brunswick Aircraft Corporation eingegangen, um deren Fachkenntnisse bei der geplanten Verwendung von Alluminium-Verbund-Strukturen in einem wannenartigen Leichtbau-Monocoque zu nutzen.

Da Ford hierdurch keine Verwendung mehr für die in Slough beheimatete Ford Advanced Vehicles Ltd. hatte, beendeten sie das Projekt und lösten die Firma, nachdem sie das Verbliebene, nicht selbst Bentigte an John Wyer verkauft hatten, auf. Dieser gründete dann zusammen mit John Willment die Firma „J.W. Automotive“ (JWA), um als Rennteam, mit starker finanzieller Unterstützung des Sponsors Gulf Oil, in der Folgezeit selbst weiterentwickelte Ford GT40 und später Porsche 917 mit ihren markanten Lackierungen in hellbau mit orangenen Mittelstreifen bei Langstreckenrennen einzusetzen.