Benutzer:Stilfehler/Anmerkungen zum Schreiben von Artikeln über Filmschauspieler

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Anmerkungen zum Schreiben von Artikeln über Filmschauspieler

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Auswahl des Themas

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Über Schauspieler werden wesentlich mehr schlechte Bücher geschrieben als gute. Wahrscheinlich ist das einer der Gründe dafür, dass es in WP so wenig gute Schauspielerartikel gibt. Ein anderer könnte der sein, dass Autoren ihre Themen nicht sorgfältig genug auswählen. Dabei gibt es ein paar gute Kriterien:

  • Artikel schreiben ist Quellenarbeit. Bevor ich mich auf einen Schauspieler kapriziere, sehe ich mir die Literatur an. Dass über einen Schauspieler viel geschrieben worden ist, garantiert aber leider nicht, dass viel Brauchbares darunter ist. Manchmal ist es besser, jemanden auszuwählen, der nicht so viele Fans, aber einen Biografen gefunden hat, der sein Handwerk wirklich versteht. Für die Beurteilung von Schauspielerbiografien gibt es keine allgemeinen Regeln, aber die folgenden Fragen sind vielleicht besonders hilfreich: Woher hat der Autor seine Informationen? Sind sie aus anderen Büchern abgeschrieben oder basieren sie auf eigenen Recherchen und Interviews? Wieviel Mühe hat er sich gemacht (abzulesen oft am Umfang der Danksagung)?
  • Aus schlechten Quellen einen guten Artikel zu machen, ist etwas für Fortgeschrittene.
  • Die meisten Schauspielerbiografien werden nicht in andere Sprachen übersetzt. Die Literatursituation ist am besten, wenn man über Schauspieler aus dem Sprachraum schreibt, in dem man lebt.
  • Wer KALP plant, sollte sich von vornherein für ein Thema entscheiden, für das gutes, rechtlich einwandfreies Bildmaterial zur Verfügung steht. Ganz ohne Bilder geht es absolut nicht. Weil es von den meisten Schauspielern keine erlaubten Bilder gibt, ist das eine drastische Einschränkung. Ich habe in der Vergangenheit ein paarmal Verleihe und Agenturen gebeten, Bilder zur Verfügung zu stellen, damit in WP gute Artikel entstehen können (an kostenloser Reklame für ihre Stars sollten die eigentlich interessiert sein). Obwohl ich damit bisher jedesmal abgeprallt bin, denke ich, dass man es trotzdem weiter versuchten sollte.
  • Ich brauche, wenn ich über einen Schauspieler schreibe, Zugang zu Filmen, in denen er mitgewirkt hat. Wer keine private Filmsammlung besitzt, sollte die Bestände seiner örtlichen Bibliothek oder einer Onlinevideothek prüfen. Gelegentlich findet man Filme oder Trailer auch im Internet.
  • Fan-Artikel sind schlechte Artikel. Über einen Schauspieler, von dem ich mich von vornherein besonders angezogen fühle, würde ich lieber nicht schreiben. Viel stimulierender finde ich eine temporäre Vernunftehe mit einem Thema, dessen reizvolle Seiten sich mir erst beim Schreiben offenbaren.

Ein guter Schauspielerartikel informiert den Leser seriös, sachkundig und auf gut lesbare Weise über einen Schauspieler. Ein sehr guter Schauspielerartikel leistet dasselbe, weist aber über sich selbst hinaus und gewährt dem Leser Einblicke in allgemeinere Zusammenhänge, in denen der behandelte Schauspieler nur einen Beispielfall bildet. Das können z. B. film-, kultur- oder wirtschaftsgeschichtliche Zusammenhänge sein, besonders verdienstvoll finde ich es jedoch, den Leser auch mit mehr Sachkunde in puncto Filmschauspielerei auszustatten. Die meisten Leser sehen regelmäßig Spielfilme, haben aber keine Ahnung, wie das Leben und die Arbeit eines Filmschauspielers eigentlich aussehen.

Bei einigen Schauspielern (z. B. Angehörigen ethnischer Minderheiten) ist auch ein sozialgeschichtlicher oder politischer Kontext zu beachten.

Der Zeit-Artikel, den Volker Ullrich 2007 über Die schwierige Königsdisziplin geschrieben hat, bezieht sich explizit nur auf historische Biografien, ich finde ihn jedoch generell inspirierend.

„Gute Lesbarkeit“ bedeutet nicht, dass man beim Schreiben in einen feuilletonistischen Plauderton verfällt. Was verzichtbar ist, sollte auch draußen bleiben. Ein guter Schauspielerartikel hat eine strenge Architektur, die klar vorgeben sollte, welche Details hineingehören und welche nicht. Wenn man in einem Artikel über Marilyn Monroe z. B. der Frage nachgehen wollte, wie sie bei 20th Century Fox ins Bild gesetzt worden ist, dürfte man sich, wenn man aufs Cinemascope-Format des Films Fluss ohne Wiederkehr zu sprechen kommt, nicht in die wundervollen Landschaftsaufnahmen verbeißen, sondern sollte fragen, was das Breitwandformat für Monroes Gesicht getan hat. Dass man so nah wie möglich am Lemma bleibt, ist eigentlich trivial, aber tatsächlich haben die meisten Schauspielerartikel in WP sehr wenig roten Faden.

Wenn mehrere Biografien vorliegen, achte ich darauf, ob die im Ton übereinstimmen oder ob sie sich aneinander reiben, und sei es auch nur in Details. Ich höre gern zu, wenn zwei, die sich in eine Sache eingearbeitet haben, darüber streiten, und lerne daraus. So ein Dissens bietet oft Material für einen interessanten Twist des Artikels.

Was in einem guten Schauspielerartikel nicht fehlen sollte

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Familiärer Hintergrund und Jugend

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  • Sozialer, kultureller und religiöser Hintergrund des Elternhauses
  • Prominente Verwandte
  • Schulbildung
  • Außerschulische Förderung (z. B. Instrumental- oder Tanzunterricht)
  • Schauspielerfahrung als Kind oder Jugendlicher

Berufliche Laufbahn

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  • Benutzt der Schauspieler einen Künstlernamen? Wie ist der entstanden?
  • Wie hat er das Schauspiel erlernt? Hat er eine Schauspielschule besucht? Bei welchen Lehrern hat er studiert? Gibt es prominente Mitstudenten? Welche Schauspielmethode hat er studiert? Welche Schauspieler sind seine Vorbilder?
  • Wie ist der Schauspieler zur Schauspielerei gelangt? Hat er auch als Bühnendarsteller gearbeitet? Gab es auch berufliche Umwege oder berufsfremde Tätigkeiten?
  • Wie ist der Schauspieler zum Film gekommen?
  • Wer ist sein Künstleragent?
  • Hat er einen Presseagenten?
  • Was war nötig, um den Schauspieler zum Star zu machen? Die Luft in der Filmbranche ist äußerst dünn, und auch für einen sehr guten Schauspieler sind die Chancen, ein Star zu werden, extrem gering. Folgende Faktoren haben seit jeher helfen können: 1. außergewöhnliches Talent; 2. persönliche Beziehungen; 3. Glück (Klartext: ein Schauspieler fällt einem talent scout oder Agenten, der einen bestimmten Typ oder einen Darsteller für eine bestimmte Rolle sucht, deshalb auf, weil er diesen Typ oder eine ganz ähnliche Rolle gerade mit viel Medienresonanz in einem anderen Film oder auf der Bühne gespielt hat). Meist müssen alle drei Faktoren zusammenkommen.
  • Detaillierte Informationen über einzelne Filme gehören in die jeweiligen Filmartikel – es sei denn, sie sind nötig, um die Arbeitsweise des Schauspielers exemplarisch zu veranschaulichen. Wenn auf mehr als zwei Filme genau eingegangen wird, wird der Artikel zu weitschweifig.
  • Gibt es Besonderes über die Verträge zu berichten, die der Schauspieler mit Filmgesellschaften abgeschlossen hat? Wie hoch sind seine Gagen? Kann er seine Filmrollen selbst auswählen?

Nicht-filmische Aktivitäten

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Viele Schauspieler haben größte Probleme, mit Geld umzugehen. Sie verdienen nämlich über Jahre oder Jahrzehnte fast nichts, und nehmen dann plötzlich mehr Geld ein, als sie ausgeben können. (Wer von Geld etwas versteht, wird nicht Schauspieler.)

Viele Schauspieler stellen ihre Prominenz in den Dienst von Anliegen, die mit Film nichts zu tun haben und von denen sie darum nichts verstehen. Das können z. B. Fundraising-Aktivitäten oder Werbung für politische oder religiöse Organisationen oder für Wirtschaftsunternehmen sein. Was Schauspieler bei solchen Gelegenheiten an politischen, sozialen und sonstigen Statements von sich geben, sollte nicht überbewertet werden. (Es wäre kleinlich, von jemandem, der etwas so Kostbares wie schauspielerisches Talent besitzt, auch noch einen geschulten Intellekt zu erwarten.)

Manche Schauspieler nutzen ihre Prominenz auch für ihre eigene Zweitkarriere, z. B. als Maler oder Unternehmer.

Schauspielerisches Profil

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Über Schauspieler wird IMO viel zu viel geschrieben, ohne dass der Leser etwas darüber erfährt, was einen individuellen Schauspieler handwerklich charakterisiert. Filmschauspieler sind für mich in erster Linie Handwerker, die durch gute Arbeit zum Gelingen eines Films beitragen können, ihn durch schlechte Arbeit aber ruinieren. Um sachkundig über Filme zu sprechen, muss man in der Lage sein, Schauspielerleistungen zu beurteilen. Die biografische Literatur unterstützt das nur selten. Sie steht eher im Dienst der Mythenbildung. Ich habe mehr als eine Schauspielerbiografie gelesen, in der der Protagonist zum größten lebenden Schauspieler seiner Zeit erklärt wird, während der Leser an keiner Stelle darüber aufgeklärt wird, welches spezifische Talent den Künstler eigentlich auszeichnet. Inkompetente Autoren faseln hier meist etwas von der „ungeheuren Präsenz“, die ein Schauspieler vor der Kamera habe, oder von seiner „Natürlichkeit“, „Glaubwürdigkeit“ oder „Überzeugungskraft“. Das sind Phrasen mit Informationsgehalt Null. Ich empfehle kritisches Lesen und genaues Nachhaken. Hier ein paar Fragen, die sich an das handwerkliche Profil eines Filmschauspielers stellen lassen:

  • Welche Methode (z. B. Method Acting) benutzt der Schauspieler? Überspielt er, unterspielt er?
  • Hat der Schauspieler bestimmte „Erkennungszeichen“? Wie spricht er? Wie setzt er seine Stimme, sein Gesicht, seine Hände, seinen Körper, Kostüm und Maske ein? Hat er „Mut zur Hässlichkeit“?
  • Welchen Einfluss nimmt der Schauspieler aufs Drehbuch?
  • Fällt es dem Schauspieler leicht, Text auswendig zu lernen?
  • Ist der Schauspieler ein guter Improvisator (wie Marlon Brando) oder jemand, der seinen Kameraauftritt akribisch plant (wie Charles Chaplin)?
  • Wie viele Takes braucht der Schauspieler für eine Szene? Genügt meist ein einziger (wie bei Elizabeth Taylor), oder muss die Szene, bis das Ergebnis stimmt, wieder und wieder gedreht werden (wie bei Brando)?
  • Wie professionell verhält sich der Schauspieler am Set? Ist er pünktlich, bereit zu Überstunden, gut vorbereitet, kooperativ, hilft er den Kollegen oder versucht er im Gegenteil sie „auszuspielen“?
  • Benutzt er ein Stand-in oder Double?
  • Mit welchen Regisseuren, Kameraleuten, Schauspielerkollegen arbeitet der Schauspieler einvernehmlich und produktiv bzw. schlecht zusammen, und warum?
  • Ist der Schauspieler auf ein bestimmtes Rollenfach oder auf einen bestimmten Typ spezialisiert? Hat das sein Image geprägt? Wenn ja: welche Bedeutung hat der Sozialtyp, mit dem er identifiziert wird, kulturhistorisch?
  • Wie vielseitig ist der Schauspieler? Hat er sympathische und unsympathische Charaktere verkörpert? Helden und Schurken? Alte und Junge? Liebhaber und Mauerblümchen? Ist er gut in Komödien und in ernsten Filmen?
  • Verfügt der Schauspieler über Spezialfähigkeiten, die im Film eingesetzt worden sind? Ist er z. B. ein guter Reiter, spielt er ein Instrument, spricht er Fremdsprachen?
  • Schauspieler lernen im Laufe ihres Lebens dazu und entwickeln sich weiter. Wie unterscheidet sich das Spiel des reifen Schauspielers von dem des jungen Schauspielers?
  • Gibt es ein Motiv, das den Schauspieler in seiner Arbeit immer wieder beschäftigt hat?

Übrigens: Wenn über einen Schauspieler Filmberichte oder Dokumentarfilme existieren, liefern die zu diesem Thema häufig mehr und bessere Informationen als gedruckte Quellen.

  • Welchen jüngeren Kollegen hat der Schauspieler als Vorbild gedient?
  • Gibt es fiktionale Filme, Bühnenstücke, Romane, Gedichte, die den Schauspieler zum Thema haben?
  • Gibt es eine Arbeit eines bekannten bildenden Künstlers, die den Schauspieler darstellt?

Zusatzinformationen

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  • Preise und Auszeichnungen (bitte den Oscar nicht immer so wahnsinnig überbewerten, Kritikerpreise sind meist viel interessanter)
  • Bühnenauftritte
  • Filmografie (wie die aussehen soll, kann man hier nachsehen)
  • Fernsehauftritte (Fernsehfilme, Fernsehserien, Fernsehshows usw.)
  • Synchronsprecher in Animationsfilmen, Off-Sprecher in Dokumentarfilmen u.ä.
  • Audiobücher, die der Schauspieler eingelesen hat
  • Diskografie
  • Sprecher in den deutschen Synchronfassungen
  • Zitate des Schauspielers, Zitate anderer (Zitate sollten sparsam eingesetzt werden und nur, wenn sie den Schauspieler treffend charakterisieren; anderenfalls gehören sie bestenfalls in Wikiquote)
  • Literatur: eigene Veröffentlichungen des Schauspielers, Bibliografien, Biografien, Monografien, Teile von Büchern, Aufsätze und Zeitschriftenartikel
  • Filme über den Schauspieler

Was man mit Vorsicht behandeln muss und was nicht hineingehört

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  • Beim Thema Privatleben wird man mit Informationen gewöhnlich erschlagen. Man sollte hier kritisch filtern, besonders genau belegen und sich möglichst kurz halten. Es gibt in der Branche allerdings auch notorische Selbstdarsteller, bei denen Image und Privatleben so eng verknüpft sind, dass man beides nicht auseinanderreißen darf.
  • Schauspieler neigen wahrscheinlich zu seelischen Beschädigungen. Kein Wunder in einem Metier, in dem die Luft so extrem dünn ist und in der es um soviel Geld geht wie in der Filmindustrie. Schauspielerkarrieren hängen nicht allein davon ab, was einer kann, sondern auch davon, ob er immer wieder zum richtigen Zeitpunkt vor den richtigen Leuten im richtigen Licht erscheint. Extreme seelische Dauerbelastung tut niemandem gut. Autoren von Schauspielerbiografien ignorieren diese Tatsache leider regelmäßig und greifen viel zu bereitwillig die Küchenpsychologie auf, die von den PR-Abteilungen der Produktionsgesellschaften bzw. von der Klatschpresse bereitgestellt wird. Unter uns Pastorentöchtern: dass einer ein guter Schauspieler wird, hat nichts damit zu tun, dass der Vater trinkt und prügelt und die Mutter immer den kleinen Bruder bevorzugt.
  • Zwischen der Lebenswelt eines Schauspielers und der der Leser von Schauspielerbiografien klafft meist ein Abgrund. Diese Leser wissen nichts über die Arbeit und die Arbeitsbedingungen von Schauspielern und wollen darüber paradoxerweise auch nichts lesen. Verkäuflich wird diese Literatur erst, wenn sie Schnittstellen zum Erfahrungshorizont des Lesers erzeugt, z. B. durch Küchenpsychologie. Ein anderer Trick, mit dem Autoren eine Verbindung zum Leser schaffen, ist das Jammern über verpasste Chancen. Egal, wieviele Topseller ein Schauspieler hervorgebracht, wieviele Millionen er verdient und wieviele Filmpreise er ergattert hat: es gehört zu den Grundregeln des biografischen Genres, zu lamentieren, dass sein Talent eigentlich total unterbewertet war und dass seine Karriere in einer besseren, gerechteren Welt gewiss viel erfolgreicher verlaufen wäre.
  • Trivia-Abschnitte sind Trödelläden für Informationen, für die kein besserer Platz gefunden werden konnte. Ein Autor, der für den Aufbau seines Artikels einen Plan hat, braucht so etwas nicht. Informationen, die etwas taugen, kann man anderswo unterbringen (z. B. in einem Abschnitt „Wirkung“).

Der hier vorgetragene Standpunkt ist sehr akademisch. Die Informationsbedürfnisse der Leser sind unvorhersehbar. Man kann es auch ganz anders machen.