Benutzer:TorAc/Anna Braun-Sittarz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Anna Braun-Sittarz (auch Anna Sittard[1] oder Anna Braun-Sittard[2])(* 4. April 1892 in Aachen; † 24. April 1945 bei Aachen)[3] war eine deutsche Kommunistin, Widerstandskämpferin und Mitbegründerin des Freien Deutschen Gewerkschaftsbunds.[4]

Anna Braun-Sittarz wurde am 4. April 1892 in Aachen geboren und arbeitete bei der Tuchfabrik Delius als Weberin. Dort war sie auch Betriebsrätin.[5] Von 1924 bis 1929 war sie als Vertreterin der KPD Stadtrat von Aachen tätig.[3] Sie stimmte häufig mit den Sozialdemokratie und wurde 1929 aus der KPD ausgeschlossen, woraufhin sie sich aus der Politik zurückzog. Bei der letzten freien Reichstagswahl 1933 wählte sie laut eigener Angaben die SPD.[6]

Ab dem 1. Dezember 1929 betrieb sie ein „Milchbüdchen“ auf dem heutigen „Anna-Sittarz-Platz“. Nach der Machtübernahme durch die Nazis 1933 wurde der Kiosk zu einem Umschlagplatz für Schriften des Widerstands in Aachen. Noch 1933 wurde sie wegen ihrer politischer Tätigkeit verhaftet und 1937 zu 27 Monaten Zuchthaus verurteilt. Nach ihrer Entlassung wurde sie von der Gestapo überwacht und setzte sich weiter für Widerständler ein.[7]

Braun-Sittarz verstarb am 24. April 1945 bei einem Autounfall in der Nähe von Aachen.[4]

Gründung des Freien Deutschen Gewerkschaftsbunds

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab November 1944 war Braun-Sittarz Teil einer Gruppe alter Gewerkschaftler zur Neugründung einer Aachener Gewerkschaft. Mitglieder waren noch die Solzialdemokraten Mathias Wilms, Heinrich Hollands, Klaus Haaß, Nikolas Kreitz und Peter Spiegelmacher.[8] Wilms, Haaß und Kreitz waren bereits vor 1933 im Deutschen Textilarbeiterverband innerhalb des ADGB aktiv.[9] Um Verhandlungen mit der amerikanischen Militärverwaltung in Aachen zu führen wurde eine Kommission gewählt, der neben Braun-Sittarz, Wilms und Hollands noch Jean von Wersch angehörte, ebenfalls ein Sozialdemokrat.[10] Am 10. März 1945 traf sich diese Kommission mit Major John P. Bradford, dem amerikanischen Kommandanten in Aachen. Am 14. März wurde die Gewerkschaftsgründung genehmigt und für den 18. März geplant.[11]

Am 18. März 1945 wurde die erste freie Gewerkschaft nach der Machtübernahme unter dem Namen „Freier Deutscher Gewerkschaftsbund Aachen (FGDB)“ mit 83 Gründungsmitgliedern gegründet. Braun-Sittarz wurde zusammen mit Mathias Wilms, Toni Valder, Nikolaus Kreitz und Peter Spiegelmacher in den Vorstand gewählt. Bei der Wahl des Geschäftsführers unterlag Braun-Sittarz mit 12 zu 69 gegen Wilms.[12]

Auszug aus Braun-Sittarz’ Rede auf der Gründungsversammlung:

„Alle, die zu feige waren, dem Nazismus zu trotzen, sind schuld am Elend der Unschuldigen. […] Die Allierten verlangen von uns, daß wir uns würdig erweisen, in der Welt gleichberechtigt zu sein. Wir sind bereit, diesen Beweis zu erbringen. […]
Die Welt ist unser Vaterland und die Welt ist unser Volk. […]
Aus dem Land der Dichter und Denker wurde das Land der Richter und Henker. Wir wollen, daß es jetzt wieder anders wird.“

Anna Sittarz-Braun[13]
  • 1995 wurde der Platz, auf dem Braun-Sittarz’ Büdchen steht, „Anna-Sittarz-Platz“ benannt.[7]
  • An den Kiosk wurde 2002 im Rahmen der Initiative Wege gegen das Vergessen der Volkshochschule Aachen eine Gedanktafel angebracht.[4]
  • Im DBG-Haus in Aachen wurde ein Raum nach Braun-Sittarz benannt.[14]
  • Klaus Brülls, Winfried Casteel: Schafft die Einheit – Aachen 1945: die freien deutschen Gewerkschaften werden gegründet. Hrsg.: DGB-Bildungswerk NRW e.V. 1. Auflage. Klartext Verlag, Essen 2005, ISBN 3-89861-445-X.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Saul Kussiel Padover: Lügendetektor – Vernehmungen im besiegten Deutschland 1944/45. 2. Auflage. Ullstein Taschenbuchverlag, München 2001, ISBN 3-548-75006-0, S. 107 ff. (amerikanisches Englisch: Experiment in Germany. The Story of an American Intelligence Officer in Germany. New York 1946. Übersetzt von Matthias Fienbork).
  2. Rauke Bornefeldt: Aachen: Das Thema hat nichts an Aktualität eingebüßt. 21. März 2010, abgerufen am 14. Februar 2019.
  3. a b Klaus Brülls, Winfried Casteel: Schafft die Einheit – Aachen 1945: die freien deutschen Gewerkschaften werden gegründet. Hrsg.: DGB-Bildungswerk NRW e.V. 1. Auflage. Klartext Verlag, Essen 2005, ISBN 3-89861-445-X, S. 31.
  4. a b c 35 – Anna-Sittarz-Platz, Kiosk. In: Wege gegen das Vergessen. Volkshochschule Aachen, abgerufen am 9. Februar 2019.
  5. Ulrich Borsdorf: „Ein großer Tag für die deutschen Arbeiter“. Die Gründung des „Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes Aachen“ am 18. März 1945. In: Deutscher Gewerkschaftsbund (Hrsg.): Gewerkschaftliche Monatshefte. Band 36, Nr. 4. Bund-Verlag, 1985, ISSN 0016-9447, S. 238 (fes.de [PDF; 108 kB; abgerufen am 23. Februar 2019]).
  6. Saul Kussiel Padover: Lügendetektor – Vernehmungen im besiegten Deutschland 1944/45. 2. Auflage. Ullstein Taschenbuchverlag, München 2001, ISBN 3-548-75006-0, S. 108 (amerikanisches Englisch: Experiment in Germany. The Story of an American Intelligence Officer in Germany. New York 1946. Übersetzt von Matthias Fienbork).
  7. a b Birgit Franchy: Der große Kiosk-Report Nummer 8 – Das Milchbüdchen, Anna Braun-Sittarz und der Widerstand. In: MOVIE. 5. Dezember 2018, abgerufen am 9. Februar 2019.
  8. Klaus Brülls, Winfried Casteel: Schafft die Einheit – Aachen 1945: die freien deutschen Gewerkschaften werden gegründet. Hrsg.: DGB-Bildungswerk NRW e.V. 1. Auflage. Klartext Verlag, Essen 2005, ISBN 3-89861-445-X, S. 11.
  9. Klaus Brülls, Winfried Casteel: Schafft die Einheit – Aachen 1945: die freien deutschen Gewerkschaften werden gegründet. Hrsg.: DGB-Bildungswerk NRW e.V. 1. Auflage. Klartext Verlag, Essen 2005, ISBN 3-89861-445-X, S. 31 f.
  10. Klaus Brülls, Winfried Casteel: Schafft die Einheit – Aachen 1945: die freien deutschen Gewerkschaften werden gegründet. Hrsg.: DGB-Bildungswerk NRW e.V. 1. Auflage. Klartext Verlag, Essen 2005, ISBN 3-89861-445-X, S. 35.
  11. Klaus Brülls, Winfried Casteel: Schafft die Einheit – Aachen 1945: die freien deutschen Gewerkschaften werden gegründet. Hrsg.: DGB-Bildungswerk NRW e.V. 1. Auflage. Klartext Verlag, Essen 2005, ISBN 3-89861-445-X, S. 12 f.
  12. Ulrich Borsdorf: „Ein großer Tag für die deutschen Arbeiter“. Die Gründung des „Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes Aachen“ am 18. März 1945. In: Deutscher Gewerkschaftsbund (Hrsg.): Gewerkschaftliche Monatshefte. Band 36, Nr. 4. Bund-Verlag, 1985, ISSN 0016-9447, S. 243 (fes.de [PDF; 108 kB; abgerufen am 23. Februar 2019]).
  13. Klaus Brülls, Winfried Casteel: Schafft die Einheit – Aachen 1945: die freien deutschen Gewerkschaften werden gegründet. Hrsg.: DGB-Bildungswerk NRW e.V. 1. Auflage. Klartext Verlag, Essen 2005, ISBN 3-89861-445-X, S. 51 f.
  14. https://nrw-sued-west.dgb.de/ueber-uns/vor-ort/beratungsangebote/++co++a2f1160c-4b48-11e1-63aa-00188b4dc422


{{SORTIERUNG:BraunSittarz, Anna}} [[Kategorie:Frau]] [[Kategorie:Geboren 1892]] [[Kategorie:Gestorben 1945]] [[Kategorie:Person (Widerstand gegen den Nationalsozialismus)]] [[Kategorie:Stadtrat (Aachen)]] [[Kategorie:KPD-Mitglied]] [[Kategorie:FDGB-Funktionär]] [[Kategorie:Betriebsrat]] {{Personendaten |NAME=Braun-Sittarz, Anna |ALTERNATIVNAMEN=Sittarz, Anna; Sittard, Anna; Braun-Sittard, Anna |KURZBESCHREIBUNG=deutsche Widerstandskämpferin, Gewerkschafterin und Politikerin (KPD) |GEBURTSDATUM=1892 |GEBURTSORT=[[Aachen]] |STERBEDATUM=24. April 1945 |STERBEORT=bei [[Aachen]] }}