Benutzer:Tozina/Marie Boehm (Fotografin)

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Marie Boehm, Selbstporträt vor 1933.

Marie Boehm, eigentlich Marie Sara(h) Boehm, (geboren am 7. Februar 1863 in Glatz[1], gestorben am 4. August 1953 in England)[2][3] war eine deutsche Berufsfotografin, die von 1896 bis zur Emigration 1933 als Eigentümerin des Fotostudios Becker und Maass in Berlin wirkte. Zu ihrer Zeit war sie vor allem für Porträt-, Mode- und künstlerische Photographie bekannt. Marie Boehm engagierte sich in Berlin für eine fundierte Photographen-Ausbildung.

Herkunft und Familie

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Marie Boehm entstammte einer Familie, deren Hintergrund noch nicht erforscht ist (Stand 2023). Aus dem Abgleich von Quellen ergibt sich, dass sie wahrscheinlich zur Familie des aus Niederschlesien stammenden Berliner Kaufmanns und Fabrikanten Edmund Boehm (1854–1924) gehörte. Demnach war dieser ihr Bruder und ihre Eltern waren der Breslauer Destillateur Moritz Boehm (1832/33–1903) und Ernestine Boehm, geb. Berger. Marie Boehms Verfahren auf Wiedergutmachung nach dem Zweiten Weltkrieg führte ihre Nichte Rosa Erna Wiener, geb. Boehm (1887–1966).[3][4][5][6]

Boehm hatte nie geheiratet und wurde auf dem East Ham Jewish Cemetery in London begraben.[7]

Eigentümerin von Becker & Maass

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Der Berliner Fotograf Otto Paul Becker (1850–1892)[8] hatte 1885 in der Leipziger Straße 94 ein Atelier für Fotografie eröffnet.[9] Zum 1. Januar 1890 ging er eine Partnerschaft mit dem Maler und Fotografen Heinrich Maass ein. Sie gründeten Otto Becker & Maass unter Beibehaltung der Atelieradresse.[10] Nach dem Tod von Otto Becker 1892 hatte Heinrich Maass innerhalb kurzer Zeit mehrere verschiedene Geschäftspartnerschaften. Im Januar 1896 mündete dies in einer Teilung der Gesellschaft, woraus u. a. Otto Becker und Maaß photographisch artistisches Atelier Heinrich Maaß mit dem alleinigen Inhaber Heinrich Maass hervorging.[11]

Übernahme und Etablierung

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Ab dem 1. November 1896 war die Firma Eigentum von Marie Boehm, zu diesem Zeitpunkt als Buchhalterin ausgewiesen.[12] In einem Jubiläumstext von 1921 heißt es, dass sie schon jahrelang vorher das Atelier selbständig geleitet hatte.[13]

Charlottenstraße 50-51 im Jahr 1887
Bellevuestrasse 5 im Jahr 1908

Entwicklung als Fotografin

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Boehms künstlerische Leistungen fanden zeitgenössische Würdigung in Expertenkreisen und Presse. Es ist (Stand 2023) nicht bekannt, wo sie ihre grundlegenden fotografischen Kenntnisse erlangte. Im Alter von 67 Jahren sprach sie darüber, dass sie in ihrer Jugend nicht an den Beruf der Fotografin gedacht hatte und fast durch einen Zufall Anfang der 1890er zur Fotografie kam.[14] Bei der Übernahme von Becker & Maass 1896 wurde Boehm als Buchhalterin ausgewiesen. In einem späteren Jubiläumstext heißt es, dass sie schon jahrelang vorher das Atelier selbständig geleitet hatte. Jedoch wird offen gelassen, ob dies fotografische Tätigkeit dort einschloss und inwieweit Boehm schon vor 1896 selbsttätig fotografisch arbeitete.[13] Dass dem so war, könnte daraus geschlossen werden, dass nur drei Jahre später Max Lehrs künstlerische Fotografien von ihr für das Kupferstichkabinett Dresden ankaufte. 1899/1900 war das erste Erwerbsjahr für diesen neuen Sammlungsbereich und Boehm eine von 50 weltweit ausgesuchten Fotografen. Die Kuratorin Janet E. Buerger schreibt, dass diese ersten von Lehrs ausgewählten Werke viele anerkannte Errungenschaften der Kunstfotografiebewegung um die Jahrhundertwende repräsentieren.[15]

Geschäftlich suchte sich Boehm nach Übernahme des Ateliers zunächst auch als Sportfotografin zu profilieren.[16][17][18]

Ausstellungen (Auswahl)

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Mitgliedschaften

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  • Fotografien für C. Eysell-Kilburger (siehe Clara Blüthgen): Aschenbrödel. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Band 10, Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart-Berlin-Leipzig 1902, S. 78 bis 102. Kurzroman, moderne Aschenbrödeladaption.
  • Über künstlerische Photographie. In: Elfriede Lerche (Hrsg.): Die Künstlerin. Wochenschrift Nr. 3, Beyer und Boehme, Berlin 1913, Zeitschriftenartikel.
  • fotografische Tafeln für Franziska Bruck: Blumen und Ranken. Verlag Bruckmann, München 1916.

Künstlerische Fotos

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Fotos aus dem Atelier Becker & Maass 1896 bis 1933

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Einzelnachweise

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  1. Bohm, Marie Sara (sic!). Karteikarte: Female enemy alien - exemption from internment-refugee vom 30. November 1939; eingesehen auf ancestry.de am 10. Januar 2024.
  2. Miss Marie Boehm … died in England on August 4, 90 years old.. In: AJR Information (Zeitung der Association of Jewish Refugees of Great Britain), Vol. VIII, No. 9, September 1953, S. 7, abgerufen am 12. November 2023.
  3. a b Landesarchiv Berlin: B Rep. 025-06 : 13716/59 - Verweis, abgerufen am 12. November 2023.
  4. Landesarchiv Berlin: B Rep. 025-06 : 13716/59 - Verfahren Erna Rosa Wiener, geb. Boehm ... gegen das Deutsche Reich (die Vornamen sind hier vertauscht, Wiener nutzte Erna als Rufnamen), abgerufen am 12. November 2023.
  5. Familiendatenbank Juden im Deutschen Reich: Familienbericht Rosa Erna BOEHM. Website des Vereins für Computergenealogie, abgerufen am 12. November 2023.
  6. Willesden, Rosa Erna Wiener, Beisetzung am 02. September 1966, Abschnitt LX, Reihe 52, Parzelle 28. Abruf der Begrabenen, Website der United Synagogue London zu ihren Friedhöfen, abgerufen am 12. November 2023.
  7. East Ham, Marie Boehm, Beisetzung am 06. August 1953, Abschnitt XD, Reihe 2, Parzelle 58. Abruf der Begrabenen, Website der United Synagogue London zu ihren Friedhöfen, abgerufen am 12. November 2023.
  8. Todesanzeige Otto Becker. In: Berliner Tageblatt vom 5. Januar 1892, S. 19.
  9. Anzeige zur Geschäftseröffnung. In: Berliner Tageblatt vom 15. Februar 1885, S. 15.
  10. Anzeiger zum Handelsregister des Königlichen Amtsgerichts I zu Berlin. In: Berliner Börsen-Zeitung Nr. 12/1890 vom 08. Januar 1890, S. 10.
  11. Handelsregistereintrag 27 570. In: 5. Beilage zum Reichs- und Staatsanzeiger Nr. 14 vom 17. Januar 1896, S. 12.
  12. Otto Becker & Maass, photogr. art. Atelier Heinr. Maass mit dem Sitze zu Berlin, per Vertrag übergegangen auf die Buchhalterin Marie Boehm. Firmenregisternr. 28 839. In: Berliner Börsenzeitung Nr. 528 vom 9. November 1896, S. 10.
  13. a b Eine der bekanntesten Berliner Photographinnen. In: Sport im Bild, Heft 46/1921, S. 1834.
  14. Ada Klein: Photographinnen von Welt. In: Aachener Anzeiger vom 13. Februar 1930, S. 12.
  15. Janet E. Buerger: Art Photography in Dresden 1899–1900. An Eye on the German Avant-Garde at the Turn of the Century. In: Zeitschrift IMAGE, Nr. 2/1984, George Eastman House, S. 8. Ursprünglich in: Janet E. Buerger: The Last Decade. The Emergence of Art Photography in the 1890s. Rochester 1984, International Museum of Photography at George Eastman House, ISBN 0-935398-09-0.
  16. Die Radlerin. Internationales Sportblatt der radfahrenden Damen. 1. Jg., Nr. 23 vom 10. August 1897, S. 421 und 422.
  17. Die Radlerin. Internationales Sportblatt der radfahrenden Damen. 2. Jg., Nr. 10 vom 25. Februar 1898, S. 192, 197–201
  18. Anzeige mit Spezialität Sportfotografie. In: Der Radler. Internationales Sportblatt der radfahrenden Herren vom 15. Dezember 1898, S. 156.
  19. Die Ausstellungen des Lette-Hauses. In: Berliner Tageblatt. 11. Juni 1904, Abendausgabe, S. 3.
  20. Bericht über die Exkursion am 5. März 1906. In: Photographische Chronik Nr. 26 vom 25. März 1906, S. 167.
  21. Katalog zur Ausstellung „Die Frau in Haus und Beruf“. Verlag Mosse, Berlin 1912, S. 231/232.
  22. Die Bühnenkünstlerin. In: Berliner Tageblatt vom 24. Februar 1912, S. 2.
  23. Der Werdegang der Photographie vom Schattenriß, Daguerreotyp zum künstlerischen Bildnis, In: Berliner Tageblatt vom 4. März 1913, S. 6.
  24. Catalogue records from the annual exhibitions. In: Exhibitions of the Royal Photographic Society 1870-1915, Website der De Montfort University in Leicester GB, abgerufen am 2. Dezember 2023.
  25. Norddeutsche allgemeine Zeitung vom 12. März 1914, S. 2.
  26. Photographische Ausstellung im Lyzeumklub. In: Berliner Tageblatt vom 10. April 1916, Abendausgabe, 1. Beiblatt, S. 5.
  27. Innungs- und Vereinsnachrichten. In: Photographische Chronik Nr. 18 vom 6. Mai 1921, S. 142.
  28. Sächsische Staatszeitung Nr. 23 vom 27. Januar 1922, S. 7.
  29. Katalog Die schaffende Frau. Führer durch die Ausstellung veranstaltet von der Zeitschrift "Die schaffende Frau" in Verbindung mit dem Etat-Heim des Kaufhauses N. Israel, Majo-Verlag, Berlin o. J. (zur Jahresangabe: Die Ausstellung wird u. a. in der Vossischen Zeitung vom 12. November 1929 erwähnt.)
  30. Will Pleß: Jüdische Künstlerinnen in der Ausstellung „Die gestaltende Frau". In: Jüdische Presszentrale Zürich und jüdisches Familienblatt für die Schweiz vom 28. November 1930, S. 11.
  31. Weltkunst. Illustrierte Wochenschrift. Nr. 43 vom 26. Oktober 1930, S. 10.
  32. Die neue Gesellschaft für Theaterwissenschaft. In: Berliner Tageblatt und Handels-Zeitung. 25. Juni 1920, Abend-Ausgabe, S. 2.
  33. Mitgliederliste. In: Brandenburgia. Monatsblatt der Gesellschaft für Heimatkunde der Provinz Brandenburg zu Berlin. April 1902, S. 3.