Benutzer:Wistula/Fabryka Firanek, Tiulu i Koronek „Szlenkier, Wydżga i Weyer“

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Franciszek Ksawery Szlenkier, hier auf einem Foto mit Karol Beyer und Jakub Piotrkowski von 1861, war Mitglied der Delegacja Miejska
Der in den 1880er Jahren errichtete Wohnsitz der Familie Szlenkier, der Szlenkier-Palast

Die Fabryka Firanek, Tiulu i Koronek „Szlenkier, Wydżga i Weyer“ S.A. (auch: Towarzystwo Fabrykacji Firanek, Tiulu i Koronek „Szlenkier, Gettlich i Spółka“ S.A., dt. Gardinen-, Tüll- und Spitzfabrik Szlenkier, Wydżga und Weyer[1]) war ein bedeutendes Warschauer Unternehmen der Textilindustrie. Die auf Gardinen-, Tüll- und Spitzenherstellung spezialisierte Fabrik wurde nach dem Zweiten Weltkrieg abgewickelt.

Karol Jan Szlenkiers (1839–1900) deutschstämmige Eltern[2], Jan Karol Szlenkier (1811–1873) und Anna, geb. Temmler, besaßen eine kleine Gerberei an der Leszno-Straße. Diese Gerberei übernahm und vergrößerte Karol Jan.

Gerberei Bracia Szlenkier

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Im Jahr 1871 nahm er seinen jüngeren Bruder Jan Józef (1848–1910) als Mitgesellschafter in das Unternehmen auf, das seitdem unter Bracia Szlenkier (Gebrüder Szlenkier) firmierte. 1875 wurde eine Fabrik im heute ukrainischen Berdyczów, die größte Gerberei im damaligen Russland errichtet.[3] Zu Anfang des 20. Jahrhunderts erwarb die kaiserlich russische Armee ein Fünftel ihres Lederbedarfes bei diesem Betrieb.

Fabryka Firanek, Tiulu i Koronek „Szlenkier, Wydżga i Weyer“

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Im Jahr 1889 gründete der ältere Szlenkier dann mit Stanisław Wydżga und einem weiteren Gesellschafter (Weyer) eine Gardinen- und Spitzenfabrik in der Warschauer ul. Dzielna. Maschinen und Spezialisten stammten aus England. Überwiegend wurden Frauen beschäftigt. Das Unternehmen entwickelte sich rasch zum Branchenführer[4] und behielt diese Position bis zum Kriegsausbruch im Jahre 1939.[5] 1913 wurden hier rund 500 Arbeiter beschäftigt.[6][7]

Nach dem Tode des Vaters übernahm der Physiker Karol Stanisław (1884–1944, ein vormaliger Schüler Wilhelm Conrad Röntgens) die Unternehmensleitung. Er wurde dabei von seinem Schwager Stanisław Wydżga, dem Sohn des Gründungsgesellschafters Wydżga unterstützt. In der ul. Świętokrzyska 10 (damals als ul. ś-to Jerska 10 bezeichnet) wurde unter der Firmierung Towarzystwo Fabrykacji Firanek, Tiulu i Koronek „Szlenkier, Gettlich i Spółka“ S.A. eine Verkaufsstelle/Tochtergesellschaft unterhalten. Weitere Verkaufsstellen existierten in Danzig, Katowice, Krakau, Łódź, Lemberg, Posen, Wilna und Włocławek.[8] Karol Szlenkier wurde zu Beginn des Warschauer Aufstandes im Gefängnis der Gestapo in der Al. Szucha ermordet. Das Unternehmen wurde nach dem Krieg nicht fortgeführt. Die noch eine zeitlang als Ruinen stehenden Reste der Fabrikgebäude an der Ulica Dzielna wurden später abgerissen.

Soziales Engagement

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Mit einer Renten- und Krankenversicherung richtete Karol Jan Szlenkiers für seine Mitarbeiter eine für die damalige Zeit fortschrittliche soziale Absicherung ein. Für die Kinder seiner Arbeiter finanzierte er ab dem Jahr 1880 eine dreijährige Schulausbildung. Zusammen mit seiner Frau Maria Zenobia geb. Grosser (1850–1913) engagierte er sich im sozialen Bereich und unterstützte u.a. finanziell das Kinderheim in der Oboźna-Straße und das Kinderkrankenhaus in der Leszno-Straße.[1]

Einzelnachweise

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  1. a b Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit: Karol Jan Szlenkier (Szlenker). Polen aus freier Wahl. Deutschstämmige Familien in Warschau im 19. und 20. Jahrhundert. Abgerufen am 25. Dezember 2016 (Webseite zur gleichnamigen Wanderausstellung).
  2. Während des Dreißigjährigen Krieges war die aus dem Schwarzwald stammende Familie Schlenker nach Polen eingewandert und hatte sich in Toruń niedergelassen, wo sie eine Gerberei betrieb. Der Familienname wurde in Szlenkier polonisiert. Zur Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert zogen einige Familienmitglieder nach Warschau. Einer von ihnen, Jan Karol (1780–1826) hatte drei Kinder, darunter als Söhne den Gerber Jan Karol (1811–1873) und den Kaufmann Franciszek Ksawery Szlenkier (1814–1871).
  3. Socjal ery kapitału. Zapomniany dorobek warszawskich przedsiębiorstw 1864-1939. Abgerufen am 25. Dezember 2016.
  4. Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit: Szlenker. Polen aus freier Wahl. Deutschstämmige Familien in Warschau im 19. und 20. Jahrhundert. Abgerufen am 25. Dezember 2016 (Webseite zur gleichnamigen Wanderausstellung).
  5. Warszawski ruch społecznikowski. S. 109-110, abgerufen am 25. Dezember 2016.
  6. Szpital na Działdowskiej i zaginione klisze z Powstania
  7. ulica Dzielna. Urząd m.st. Warszawy, abgerufen am 25. Dezember 2016.
  8. Zeitungsanzeige von 1939
  • Zofia Jurkowlaniec und Roland Borchers, Polacy z wyboru: Rodziny pochodzenia niemieckiego w Warszawie w XIX i XX wieku/Polen aus freier Wahl: Deutschstämmige Familien in Warschau im 19. und 20. Jahrhundert, ISBN 978-83-62020-46-1, Fundacja Wspołpracy Polsko-Niemieckiej/Dom Spotkań z Historią, Warschau 2012, S. 217ff.

Koordinaten: 52° 14′ 32″ N, 20° 58′ 44,4″ O


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