Benutzer:Wolf60/Donnersbacher Römerstein

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Donnersbacher Römerstein[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im März 1947 entdeckte Frau Berta Runge, Schulleiterin an der Volksschule Donnersbach den unten abgebildeten Votivstein als Bestandteil des Ziegelfußbodens im Schloss Donnersbach.

Römischer Text: NIMPIS G.(EMINIS/SAC.(RUM)) G.(AIUS) ANNIUS IU/VENALIS. V(OTUM) S.(OLVIT) L.(IBENS) M.(ERITO).

Die Übersetzung von Dr. Josef Roeger lautet: DEN BEIDEN (RUNGE VERMERK: WÖRTLICH”DOPPELTEN ”) NYMPHEN GEWEIHT. GAIUS ANNIUS IUVENALIS HAT SEIN GELÜBDE GERNE NACH VERDIENST GELÖST.

Die nachfolgenden Einschätzungen des lateinischen Textes wurden von Dr. Josef Roeger, dem Vater der berühmten Violinvirtuosin Marie Soldat-Roeger verfasst.

Formale Besonderheiten (Dr. Josef Roeger): Abkürzungs- und Trennungspunkte sind die üblichen dreieckigen Punkte und ein Efeublatt. Die Form der Buchstaben, vor allem des „S“ mit den senkrechten Hasten und des „M“, weist in das Zeitalter von Commodus bis Caracalla, weshalb unser Votivstein in etwa dem Ende des 2. bzw. dem Anfang des 3. nachchristlichen Jahrhunderts angehören dürfte.

Textanalyse (Dr. Josef Roeger): Der Dativ des Plurals „NIMPIS“ (Zeile 1) ist eine der vulgärlateinischen Formen, die übrigens auch auf den Inschriften von Traum und Spalato (Cilii 2675 und 8680) vorkommt, weiters steht das „G“ (Zeile 2) als Abkürzung für GAIUS statt des bekannten „C“. Dieser Variante begegnet man in provinziellen Schriftdenkmälern vom 2. Jahrhundert n. Chr. abwärts des öfteren. Der Familienname „ANNIUS“ (Zeile 2) des Dedikanten (Widmers) gehört einem verbreiteten lateinischen, in Rom plebejischen Geschlecht an, in welchem der Vorname GAIUS nicht selten war. So lesen wir nicht weit vom Fundort unserer Votivtafel entfernt einen G. ANNIUS LUCIUS auf einer Inschrift in Murau und G. ANNIUS RUFINUS in Judenburg; dagegen konnte ich den Vollnamen G.ANNIUS IUVENALIS bis jetzt noch nirgends finden. Anmerkung Runge: Vielleicht bedeutet „IUVENALIS“ der „Junge“ oder der „Jugendliche“? Das „G“ (Zeile 1) ist als „GEMINIS“ zu interpretieren, sodass 2 Springquellen vermutet werden können – war mein erster Gedanke, der weiterhin durch die Inschrift aus Picenum mit der Weiheformel „NYMPHIS GEMINIS SACRUM“ und besonders durch die dazu von M. Ihm und J. Klein in den „Jahrbüchern des Vereines von Altertumsfreunden im Rheinland“ gebrachten Erörterungen trotz gegenteiliger Interpretationen gefördert wurde

Anmerkungen (Dr. Josef Roeger): Dass Nymphen, denen Gaius Iuvenalis, hier höchstwahrscheinlich nach erfolgreicher Kur, diese Inschrift widmete als Numina (Schutzgöttinnen) der Quelle und ohne Zweifel in der Eigenschaft von Heilgöttinnen genannt sind, ist nicht verwunderlich. Solche Inschriften wurden auch in den folgenden Orten gefunden: Laibach (Ljubljana), Schwefeltherme Varazdin-Toplize, Weitschach bei Oberpettau, Römerbad bei Tüffer, Töltschach (Kärnten), Petronell, Obermeidling bei Wien, Lorch (Oberösterreich), Titmoning an der Salzach (salzburgisch - steirische Grenze). Die Namen der Nymphen erscheinen da entweder allein oder mit Neptunus und Jupiter depulsar , oder aber sie führen die Beinamen „Augustus“, „Solutares“, bzw. „Salutares Augustus“ .

Frau Runge berichtet weiter: Es muss also, wie unsere Votivtafel beweist, schon in römischer Zeit eine (oder zwei?) heilkräftige Quellen in Donnersbach vorhanden gewesen sein, deren Spuren nicht nur heute noch nachweisbar sind, sondern die auch noch Ende des 18. Jahrhunderts bekannt war .

Mehrere alte Aufzeichnungen erwähnen ein „Wildbad“, das dem Schlosse Donnersbach gerade gegenüber am Abhange des Erlsberges in unmittelbarer Nähe der sogenannten „Kreuzerkeusche“ gelegen war, beschreiben die Eigenschaften der schwefelhaltigen Quelle und berichten, dass zuletzt durch eine Hochwasserkatastrophe die Badehütte weggerissen und nicht mehr aufgebaut worden sei . Tatsächlich zeigt Vischer’s „Topographia Ducatus Stiriae“ (Georg Matthäus Vischer) von 1681 auf Blatt 56 in der Abbildung des Schlosses Donnersbach links unten jenseits der Brücke am Fuße des Erlsberges ein kleines Haus mit der Überschrift „Das Baad“.

Auch über ehemalige Kurgäste besitzen wir Nachrichten:

Abt Valentin von Admont besuchte das Bad in den Jahren 1555 bis 1567 zur Linderung seines Kopfleidens.

Die Äbtissin Florentina Buterer aus Göss (1576 bis 1602) reiste in dieses Bad. An ihren Familiennamen erinnern noch das Buttererschloss und der Butterer See (heute "Putterer See" in Aigen im Ennstal).

Im Jahre 1618 verweilte dort zur Kur Hans Wilhelm von Saurau, Hans Friedrich von Stainach und die Herren von Racknitz und Zinzendorf und schließlich 1682 der Admonter Profess P. Romanus Vukovic.

Nach handschriftlicher, im Gemeindeamt Donnersbach vorhandener Aufzeichnung des Direktors Karl Reiterer (seinerzeit Oberlehrer in Donnersbachwald) - mit Hinweis auf einen Bericht des Pfarrers F. Preis aus dem Jahre 1810 – sollen um das Jahr 1799 die zusammenhängenden Gemeinden Erlsberg und Ilgenberg von einem schweren Wolkenbruch heimgesucht worden sein, der offenbar auch die Ursache der Zerstörung des Wildbades gewesen sein dürfte.

Berta Runge beobachtete, dass 50 Schritte davon entfernt ein Terrainstreifen an der Lehne des sogenannten „inneren“ Erlsberg während der Wintermonate fast schneefrei („aper“) bleibe, eine Erscheinung, die offenbar dazu beitrug, nach den urkundlich nachgewiesenen und später verschütteten Therme, allerdings bisher ergebnislos, öfters zu bohren. Berta Runge, die bereits maßgeblich an den Wiederentdeckungen der Ruine Neuhaus (Trautenfels) und der Ägydikirche (Donnersbach) beteiligt war, versicherte dem Herausgeber, ihr größter Wunsch wäre gewesen, diese Quellen wieder zu entdecken.

Literaturnachweis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

M.Ihm und J.Klein: Jahrbücher des Vereins von Altertumsfreunden im Rheinland, P.J.Wichner : Beiträge zur Geschichte des Heilwesens, der Volksmedizin, der Bäder und Heilquellen in der Steiermark bis incl. Jahr 1700, Preller–Jordan: Römische Mythologie 1, 1881 CILIII13.400; 4117 – 4119, 10891, 10893;; 4043; 5146 – 5148, 11.688; 4786; 4422, 4423, 11.154; 4.563; 5678; 5602, Mitteilungen des historischen Vereins für Steiermark, XXXIII. Heft,1885, Georg Matthäus Vischer: Topographia ducatus Styriae, 1681, Rudolf Wernbacher: Geschichte des Bezirkes Irdning und seiner Schlösser, Gröbming 1905. J.C.Kindermann: Repertorium der Steyermärkischen Geschichte…., 1789, Hans Czimeg: Geschichte von Donnersbach, Selbstverlag der Gemeinde Donnersbach, o.J., Ortschronik von Donnersbach, Der Römerstein aus dem Schloss Donnersbach, Berta Runge, Hrsg. Erik Runge, Eigenverlag 2007.