Benutzer:XPosition/Gräberfeld von Niederstotzingen

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Das Gräberfeld von Niederstotzingen ist ein kleines alamannisches Gräberfeld der Merowingerzeit in der Gemeinde Niederstotzingen im Landkreis Heidenheim. Niederstotzingen liegt an der historischen Donaunordstrasse zwischen Urspring und Regensburg.

Fund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bienenwachskerzen aus dem Gräberfeld, die älstesten erhaltenen Wachskerzen nördlich der Alpen

Das Gräberfeld wurde im September 1962 durch Baggerarbeiten in der Teckstrasse angeschnitten und sogleich dem Amt für Denkmalpflege in Stuttgart gemeldet. Bei der anschließenden Besichtigung durch H.Zürn stellte sich der Fund als Grab dar. entdeckt und im folgenden Jahr ausgegraben. Insgesamt wurden 14 Personen und 3 Pferde in 12 Gräbern bestattet. Die wertvollen Grabbeigaben lassen sozial hochgestellte Persönlichkeiten vermuten. [1]

Befunde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der bislang untersuchte Bereich mit über 300 Bestattungen dürfte nur einen Ausschnitt aus einem vermutlich größeren Gräberfeld darstellen. Die Belegung des Friedhofes beginnt im 6. Jahrhundert und erstreckt sich bis zum Beginn des 7. Jahrhunderts. Die Funde belegen die Anwesenheit einer überdurchschnittlich wohlhabenden alamannischen Familie am Ort. Die Toten lagen in plastisch verzierten Baumsärgen oder hölzernen Grabkammern. Aufgrund des geologischen Untergrundes sind viele organische Funde durch Feuchtbodenerhaltung erhalten geblieben. Ein großer Teil der Gräber wurde in Grundwasser führenden Bodenschichten angelegt, so dass die Grabbauten mit Wasser gefüllt und von der Sauerstoffzufuhr abgeschnitten wurden. Darum haben sich neben den auch sonst erhaltenen Grabbeigaben aus Metall- und Keramik hier auch die Gegenstände aus Holz und Textilien erhalten. Die Funde zeigen deutlich, wie man sich die damaligen Grabausstattungen auch in anderen Gräberfeldern vorzustellen hat. Zu den reichen Holzbeigaben zählen gedrechselte und geböttcherte Gefäße wie Eimer, Kannen, Teller; reich verzierte Möbel wie Betten, Stühle, Tische, Truhen; Waffen wie Schilde und Bögen; Handwerksgeräte wie Schuhleisten oder gedrechselte Holzstäbe mit unsicherer Funktion, die von Historikern als Richterstäbe gedeutet werden. Zu den Glanzstücken der Holzfunde gehört eine in großen Teilen erhaltene Leier aus dem Sängergrab (Grab Nr. 31).[2] Daneben wurden weitere organische Gegenstände wie Bienenwachskerzen, Getränke- und Speisereste gefunden. Von den ursprünglich auch in großer Zahl vorgefundenen Textilien konnte aufgrund noch nicht entwickelter Bergungs- und Konservierungsmöglichkeiten nur ein Bruchteil erhalten werden.

Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gräberfeld gehört zu den bedeutendsten Funden aus der Alamannenzeit in ganz Europa. Die einzigartigen hölzernen Gegenstände, die man in den Gräbern aus der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts fand, geben der Wissenschaft wichtige Aufschlüsse über das Leben der Alamannen. Die in dem Sängergrab gefundene Leier ist einer der äußerst seltenen Funde eines Musikinstruments, zu denen es nördlich der Alpen nur wenige Vergleichsstücke wie beispielsweise die Trossinger Leier gibt. Zur Erinnerung an diesen bedeutenden Fundplatz und speziell an das Sängergrab mit der Leier errichtete der Sängergau Schwarzwald einen Gedenkstein an der Landstraße 432.[3]

Aufbewahrung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Funde der alten Grabungen wurden über zahlreiche Sammlungen verteilt und gelangten teilweise auch in Privatbesitz. Viele Textil- und Holzfunde sind aufgrund der noch unzulänglichen Konservierungsmethoden nicht erhalten geblieben oder verschollen. Einige Funde, die im Museum für Vor- und Frühgeschichte in Berlin lagen sind kriegsbedingt verschollen. Ein Teil befindet sich im Württembergischen Landesmuseum in Stuttgart in der archäologischen Dauerausstellung. Einige der Grabfunde werden in Seitingen-Oberflacht in einem kleinen Museum ausgestellt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter Paulsen: Alamannische Adelsgräber von Niederstotzingen (Kreis Heidenheim). Veröffentlichungen des Staatlichen Amtes für Denkmalpflege in Stuttgart (Reihe A: Vor- und Frühgeschichte), Band 12, Heft / Teilband 01 (1967)
  • Peter Paulsen, mit Beiträgen von Hans-Jürgen Hundt, Franz Zauner, Norman Creel, Adolf Kleinschmidt: Alamannische Adelsgräber von Niederstotzingen (Kreis Heidenheim). Veröffentlichungen des Staatlichen Amtes für Denkmalpflege in Stuttgart (Reihe A: Vor- und Frühgeschichte), Band 12, Heft / Teilband 02 (1967)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Tobias Schneider: Krieger(innen) in der Alamannia : Neues zum Gräberfeld von Niederstotzingen. Schwäbische Heimat. - 62. 2011, 4. - S. 470
  2. Wilfried Menghin: Das Sängergrab. Deutsches Historisches Museum Abgerufen 26. Oktober 2009
  3. Sehenswürdigkeiten: Seitlingen-Oberflacht Abgerufen 26. Oktober 2009

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]