Benutzerin:Ex Auro Rheni/Kölner Provisorium

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Kölner Provisorium, Reichsbanknote über Eine Million Mark, gedruckt bei M. DuMont Schauberg in Köln

Das Kölner Provisorium ist eine am 25. Juli 1923 ausgegebene Reichsbanknote mit dem Nennwert eine Million Mark. Die Banknoten waren im gesamten Deutschen Reich gülig. Ihre in der Notaphilie übliche Bezeichnung beruht darauf, dass der Druck überwiegend bei den Kölner Druckereien J.P. Bachem Verlag und M. DuMont Schauberg erfolgte, und als Notmaßnahme die Druckplatten des Unterdrucks der am 20. Februar 1923 ausgegebenen Reichsbanknoten über Zwanzigtausend Mark angepasst und wiederverwendet wurden. Ein Teil der Auflage wurde beim Dortmunder A. Bagel Verlag gedruckt.[1]

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Reichsbanknote über Zwanzigtausend Mark vom 20. Februar 1923
Reichsbanknote über Eine Million Mark vom 20. Februar 1923, Rückseite unbedruckt

Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg war die deutsche Wirtschaft stark mit Deutsche Reparationen nach dem Ersten Weltkrieg belastet. Das Deutsche Reich wurde zunächst durch den Versailler Vertrag zu 20 Milliarden Goldmark Reparationen verpflichtet,[2] umgerechnet über 7000 Tonnen Gold, die in den Jahren 1919 bis 1921 in Raten zu zahlen waren. Darüber hinaus mussten 90 Prozent der Handelsflotte übergeben werden, das wirkte sich besonders stark auf die exportorientierte Wirtschaft aus.[3] Im Juni 1920 forderten die Alliierten auf der Konferenz von Boulogne 269 Milliarden Goldmark, umgerechnet über 96.000 Tonnen Gold, zu leisten in 42 Jahresraten und 12 Prozent des Wertes der jährlichen Ausfuhren Deutschlands. Die Forderung wurde im Januar 1921 bekräftigt. Ende April wurde der Londoner Zahlungsplan beschlossen, mit dem die Reparationen auf eine zu verzinsende Summe von 132 Milliarden Goldmark, die es zu tilgen galt, und 26 Prozent des Wertes seiner Ausfuhren reduziert wurden. Die Folgerung war mit einem Ultimatum und der Drohung mit der Besetzung des Ruhrgebiets verbunden.[4]

1922 kam das Deutsche Reich aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten seinen Reparationspflichten nur unvollständig nach. Im Januar 1923 kam es zur Ruhrbesetzung durch französische und belgische Soldaten. Darauf reagierten Staat und Bevölkerung mit passivem Widerstand und mit Sabotageakten. Die durch die Besetzung weiter verminderte Wirtschaftsleistung und die gestiegenen Staatsausgaben, auch durch die Entlohnung der streikenden Ruhrarbeiter, trieben die Inflation weiter an. Bis 1921 waren Reichsbanknoten bis zum Nennwert von eintausend Mark in Umlauf. Ende 1921 wurde bereits die Ausgabe von Reichsbanknoten zu 500, 5000 und 10.000 Mark vorbereitet, die im Laufe des Jahres 1922 in Umlauf kamen. Am 20. Februar 1923 kamen Banknoten zu 20.000 Mark in Umlauf, die später als Vorlage für das Kölner Provisorium dienten, und zudem erstmals Reichsbanknoten über eine Million Mark. Die weitere Entwicklung lässt sich an den größten ausgegebenen Reichsbanknoten ablesen:

  • 1 Million Mark am 20. Februar 1923,
  • 10 Millionen Mark am 25. Juli 1923,
  • 100 Millionen Mark am 22. August 1923,
  • 1 Milliarde Mark am 5. September 1923,
  • 10 Milliarden Mark am 15. September 1923,
  • 200 Milliarden Mark am 15. Oktober 1923,
  • 100 Billionen Mark am 26. Oktober 1923.[5]

Der große Bedarf an Papiergeld führte zu zahlreichen Notmaßnahmen wie der Ausgabe von Notgeld von Kommunen, Post, Eisenbahn und Privatunternehmen, Darlehnskassenscheinen und Reichsgoldanleihen als Zahlungsmittel. Die von der Reichsbank ausgegebenen Behelfsbanknoten mit besonders hohen Nennwerten waren meist nur einseitig bedruckt. Die Sicherungsmaßnahmen beschränkten sich auf Wasserzeichen und einen Guilloche-Unterdruck. Besondere Sicherheitsmerkmale waren auch nicht nötig, da die Herstellung gefälschter Geldscheine so viel Zeit in Anspruch nahm, dass die falschen Geldscheine beim Druck bereits wertlos waren. In der Hochinflation überstieg der Altpapierpreis rasch den Nennwert der Geldscheine.[5]

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kölner Provisorium, Druck des A. Bagel Verlag in Dortmund
Bekanntmachung vom 14. August 1923 betreffend die Ausgabe von Reichsbanknoten zu 1 000 000.- Mark mit dem Datum vom 25. Juli 1923

Die Geldscheine des Kölner Provisoriums haben das Format 160 × 95 Millimeter. Das Banknotenpapier ist weiß mit Ringen als Wasserzeichen. Die Vorderseite weist bei gut zentrierten Geldscheinen links und rechts einen unbedruckten Rand von 12 Millimeter Breite, sowie oben und unten einen unbedruckten Rand von elf Millimeter Breite auf.[6]

Das Druckbild der Rückseite entspricht in Größe, Form und Gliederung dem der Vorderseite.[6]

Für die neuen Reichsbanknoten wurden die Druckplatten des Unterdrucks der am 20. Februar 1923 ausgegebenen Reichsbanknoten über Zwanzigtausend Mark wiederverwendet.[1] Dazu waren Anpassungen nötig, da der senkrechte Randstreifen auf der linken Vorderseite zweimal die negativ gedruckte Wertangabe „20000“ enthält. Sie wurden mit „1000000“ in schwarz überdruckt. Auch die Mitte des Druckbilds enthält in großen negativen Ziffern die Zahl „20000“, die für die neuen Geldscheine in der Platte geändert wurde. Die Rückseite des Geldscheins zeigt im Unterdruck die Wertziffern „20000“. Sie wurden mit einer dunkelgrauen Kartusche überdruckt, die negativ die neue Wertangabe „1000000“ aufweist.

Die Geldscheine lassen sich durch die beiden Kennbuchstaben links neben dem Wort „Reichsbankdirektorium“ einer der Druckereien zuordnen:

  • BK - J.P. Bachem Verlag in Köln;
  • DB - A. Bagel Verlag in Dortmund;
  • DK - M. DuMont Schauberg in Köln.[1]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Deutsche Bundesbank (Hrsg.): Das Papiergeld im Deutschen Reich. 1871-1948. Deutsche Bundesbank, Frankfurt am Main 1966, S. 41–106.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Hans-Ludwig Grabowski: Dokumente der Reichsbank: Zur Ausgabe 1 Million Mark vom 25. Juli 1923 (Kölner Provisorium). In: geldscheine-online.com. 27. August 2019, abgerufen am 19. August 2020.
  2. Friedensvertrag von Versailles. 28. Juni 1919. Kapitel I. Artikel 235.
  3. Heinrich August Winkler: Der lange Weg nach Westen. Bd. 1, Deutsche Geschichte vom Ende des Alten Reiches bis zum Untergang der Weimarer Republik. Beck, München 2000, S. 399.
  4. Stephen A. Schuker: American “Reparations” to Germany, 1919-33: Implications for the Third-World Debt Crisis. (Memento vom 18. Juni 2017 im Internet Archive) (Princeton studies in international finance, Nr. 61). Princeton 1988, S. 16 f. (PDF-Datei)
  5. a b Deutsche Bundesbank (Hrsg.): Das Papiergeld im Deutschen Reich. 1871-1948, Seiten=41-106 und Anhang 31.
  6. a b Reichsbankdirektorium, Berlin: Bekanntmachung betreffend die Ausgabe von Reichsbanknoten zu 1 000 000.- Mark mit dem Datum vom 25. Juli 1923. IV. Ausgabe, veröffentlicht am 14. August 1923.

Kategorie:Reichsfinanzwesen Kategorie:Notgeld Kategorie:Geldschein Kategorie:Inflation Kategorie:1923 Kategorie:Wirtschaft (Köln)