Berggarten

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 20. Februar 2016 um 00:22 Uhr durch Michael Gäbler (Diskussion | Beiträge) (→‎Literatur: Datei:Orchidaceae hybrid Cymbidium Doris 1912.jpg). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der Berggarten im hannoverschen Stadtteil Herrenhausen entwickelte sich von einem Gemüse- und Anzuchtgarten zu einem botanischen Garten. Das hier im Jahr 2000 entstandene Regenwaldhaus wurde 2006 in ein Aquarium umgebaut. Zusammen mit dem Großen Garten, dem Georgengarten und dem Welfengarten gehört er zu den Herrenhäuser Gärten.

Geschichte

Bibliothekspavillon am Berggarten
Flaschenpalme im Schauhaus
Canna L. Golden Gate

Der Berggarten liegt nördlich des Großen Gartens auf der anderen Seite der Herrenhäuser Straße. Er ist einer der ältesten botanischen Gärten in Deutschland.

Der Garten wurde 1666 von Herzog Johann Friedrich als Küchengarten für den Gemüseanbau angelegt. Als Standort diente ein abgetragener Sandberg nördlich des Herrenhäuser Schlosses.

Kurfürstin Sophie wandelte den Berggarten in einen Garten für exotische Gewächse um, wofür 1686 ein Gewächshaus entstand. Neben der Zucht exotischer Gewächse diente der Garten als Experimentierfeld für die Anzucht südländischer Pflanzen. Dieses Experiment scheiterte zwar bei der Reiszucht, gelang aber mit der Zucht von Tabak und Maulbeerbäumen. So wurden ab 1706 die Seidenraupen der Königlichen Seidenraupenmanufaktur in Hameln mit Herrenhäuser Maulbeerbaumblättern ernährt. Langfristig lohnte sich diese Zucht jedoch nicht.

1726/1727 schuf der Gartenkünstler Ernst August Charbonnier die Allee,[1] die heute als Zufahrt von der Herrenhäuser Straße zum Welfenmausoleum führt und Eigentum des Welfenhauses ist.[2]

1750 übernahm der Küchengarten in Linden die Versorgung des Hofes mit Obst und Gemüse allein, der Berggarten ist seitdem ausschließlich ein botanischer Garten.

Zwischen 1817 und 1820 erbaute Georg Ludwig Friedrich Laves ein Gartenmeisterwohnhaus, in das 1952 die Gartenbibliothek einzog und so zum Bibliothekspavillon wurde. 1849 wurde das von Laves erbaute Palmenhaus eröffnet, das fünf Jahre später die wertvollste und umfangreichste Palmensammlung Europas beherbergte.

Von 1842 bis 1847 dauerten die Arbeiten nach Plänen von Laves am Welfenmausoleum. Hier fanden zunächst König Ernst August und seine Frau Königin Friederike ihre letzte Ruhestätte. Zwischenzeitlich (1845 bis 1846) war der Berggarten durch Mauern und Zäune eingefriedet worden.

1880 wurde von Richard Auhagen als Ersatz für das bisherige Gewächshaus das Große Palmenhaus errichtet. Es war ein etwa 30 Meter hohes, palastförmiges Gewächshaus aus Stahl und Glas mit Galerien und Wasserfontänen.

Nach der Zerstörung der Gewächshäuser bei einem Luftangriff während des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1944 begann nach und nach die Wiederherstellung des Berggartens. In den 1950er Jahren wurde das Palmenhaus abgerissen.

Schauhäuser und Themengärten

In den Schauhäusern und Themengärten des Berggartens sind gegenwärtig 11.000 verschiedene Pflanzen aus verschiedenen Klimazonen zu finden, darunter die größte Orchideensammlung Europas.

Aquarium im Regenwaldhaus

Eingang zum Sealife Center im Berggarten
Wasserfall im Regenwaldhaus

An der Stelle des ehemaligen Palmenhauses entstand zur Expo 2000 das Regenwaldhaus. Es beherbergte eine künstliche Tropenlandschaft, in der auch Schmetterlinge, Frösche und kleinere Vogelarten aus tropischen Regionen lebten. Wegen zu hoher Kosten wurde das Regenwaldhaus 2006 geschlossen.

Das Haus wurde darauf in ein Sealife-Aquarium umgebaut, wobei der Regenwald erhalten geblieben ist. Es ist das erste fast vollständig tropische Sealife-Center. Das Tiefseebecken fasst 300.000 Liter Wasser. Ein großes Ozeanbecken mit Haien und Schildkröten ist vier Meter tief und für die Besucher durch einen acht Meter langen Acrylglastunnel zu beobachten.

Literatur

Anthurium andraeanum Princess Amalia Elegance
Diese Orchidee ist eine Hybride von cymbidium insigne und cymbidium tracyanum mit Namen Cymbidium "Doris" aus dem Berggarten.
  • Nik Barlo Jr., Hanae Komachi, Henning Queren: Herrenhäuser Gärten. Rostock: Hinstorff Verlag 2006. Bildband (144 Seiten). ISBN 3-356-01153-7
  • Die königlichen Gärten. Ruhm und Glanz einer Residenz, hrsg. von Kurt Morawietz, Hannover: Steinbock-Verlag 1963
  • Friedrich Lindau: Hannover – der höfische Bereich Herrenhausen. Vom Umgang der Stadt mit den Baudenkmalen ihrer feudalen Epoche. Mit einem Vorwort von Wolfgang Schäche. München (u. a.): Deutscher Kunstverlag 2003. ISBN 3-422-06424-9
  • Ulrike und Hans Georg Preissel: Hannovers Berggarten. Ein botanischer Garten. Hannover: Schlüter 1993. ISBN 3-87706-376-4
  • Waldemar R. Röhrbein: Die Rettung der Herrenhäuser Gärten. In: Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.): Heimat bewahren, Heimat gestalten. Beiträge zum 100-jährigen Bestehen des Heimatbundes Niedersachsen, Hannover 2001. S. 95-99
  • Kaspar Klaffke, Gesa Klaffke Lobsien: Hannover. Stadt der Gärten - Gärten einer Stadt, 1. Auflage, Seelze-Velber: Kallmeyer, 2000, ISBN 3-7800-5265-2, S. 20ff.
    • englische Ausgabe unter dem Titel Hannover - city of gardens
  • J. Knoll: Auf den Spuren des Hofbotanikus Erhart, Aus den Herrenhäuser Gärten, 2006, Heft 2
  • in: Marieanne von König (Hrsg.): Die Königlichen Gärten in Hannover, mit Fotos von Wolfgang Volz, mit Beiträgen von B. Adam, U. Boeck, G. Frühsorge, C. Meckseper, H. Palm und Hans Georg Preißel, H. Rettich, M. Rohde und Alheidis von Rohr, Göttingen, 2006
    • C. Meckseper: Vom Palmenhaus zum Regenwaldhaus, ebenda, S. 215ff.
    • H. Palm, H. Rettich: Die Geschichte des Berggartens, ebenda, S. 165ff.
  • K.-H. Meyer: Zur Geschichte des Berggartens, in: Landeshauptstadt Hannover (Hrsg.): Herrenhausen 1666–1966, Jubiläumsausstellung in Hannover, 1966, S. 27
  • Eva Benz-Rababah: Berggarten, in: Stadtlexikon Hannover, S. 59–62

Weblinks

Commons: Berggarten Hannover – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Helmut Knocke: Charbonnier, in: Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 84, online über Google-Bücher
  2. Helmut Knocke: Mausoleum, in: Stadtlexikon Hannover, S. 433

Koordinaten: 52° 23′ 38,9″ N, 9° 41′ 55,5″ O