Berliner Gedenktafel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 26. Juni 2019 um 15:55 Uhr durch Emmridet (Diskussion | Beiträge) (Kleinkram). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Typisches Erscheinungsbild einer Berliner Gedenktafel

Die Berliner Gedenktafel aus Porzellan der Königlichen Porzellan-Manufaktur (KPM) ist eine spezielle Form der Gedenktafeln in Berlin, die 1985 in Vorbereitung der 750-Jahr-Feier der Stadt im Jahr 1987 eingeführt wurde.

Die porzellanfarbenen Tafeln haben ein Format von rund 40 cm × 60 cm und tragen mit erhabener Schrift den Titel „Berliner Gedenktafel“ in Großbuchstaben sowie eine kobaltblaue erläuternde Inschrift. Abschließend ist das Firmensignet der KPM, ein kobaltblaues Zepter, dargestellt. Das Design wurde in einem Wettbewerb ermittelt, den der Grafiker Wieland Schütz mit seinem Entwurf gewann.[1]

Vorgeschichte

Bereits im 19. Jahrhundert begann der Berliner Magistrat, im gesamten öffentlichen Raum Gedenktafeln und Erinnerungszeichen an Personen und Ereignisse aufzustellen. Für das Jahr 1930 umfasst die Auflistung beispielsweise 59 Gedenktafeln allein im inneren Bezirk, weitere 47 Exemplare in allen übrigen Bezirken sind exakt angegeben (Person/Ereignis, Standort, Material, Anbringungs-/Aufstellungsdatum).[2] Im 20. Jahrhundert wurde nach einheitlichen Darstellungen gesucht und die Berliner Gedenktafel entwickelt.

Ziele

Für die Anbringung einer Berliner Gedenktafel gilt die Richtlinie für das Gedenktafelprogramm:

„Einziges Kriterium der zu Ehrenden sind die Leistungen für oder in Berlin. Politische Überzeugungen oder Alibifunktionen bleiben unberücksichtigt. Grundsätzlich sollen nur Personen bzw. Institutionen mit einer Gedenktafel bedacht werden, die auch von überregionaler Bedeutung sind. Neben Persönlichkeiten berücksichtigt das Gedenktafelprogramm aber auch die Erinnerung bzw. das Gedenken an historische Stätten, Institutionen, Plätze und Gebäude.“

Richtlinientext

Chronologie

1985–1991

Ursprünglich kosteten der Entwurf und die Herstellung einer Tafel etwa 1200 Mark. Nach damaligen Plänen sollte jeder Bezirk von West-Berlin etwa 25 derartige – durch die Berliner Sparkasse gesponserte – Gedenktafeln erhalten.[3]

Die ersten drei Gedenktafeln wurden am 22. Oktober 1985 angebracht.[4]

1992–2000

Nach der politischen Wende wurde das Gedenktafelprogramm auch auf die östlichen Bezirke Berlins erweitert, wozu die Sparkasse nochmals einen Betrag zur Verfügung stellte. Insgesamt wurden 350 Tafeln im Wert von mittlerweile 3000 Mark pro Tafel bis zum Jahr 2000 geplant.[5] Hierbei hat die Historische Kommission zu Berlin e. V. die fachliche Betreuung des Projekts übernommen.

Auch nach 2000 wurden noch Gedenktafeln aus diesem Programm angebracht, zum Beispiel für Rudolf Breitscheid, da die Tafeln bereits vorgefertigt vorlagen und nur noch die konkrete Beschriftung anzubringen war.[6]

Seit 2000

Nunmehr muss ein Antragsteller eine Kostenübernahmeerklärung über etwa 2500 Euro abgeben, vom Eigentümer des Anbringungsortes muss dessen schriftliches Einverständnis zur Anbringung vorliegen und die Bezirksverordnetenversammlung des entsprechenden Bezirks muss ihr positives Votum abgegeben haben. Anschließend erstellt die Historische Kommission zu Berlin e. V. im Einvernehmen mit dem Antragsteller den Text für die Gedenktafel. Wieland Schütz sorgt dann für die grafische Umsetzung des Textes, teilweise mit weiteren Gestaltungsmerkmalen. Der abschließende Druck auf die Tafel erfolgt durch die KPM. Abschließend sorgt der Antragsteller für die Anbringung der Tafel, die in das Eigentum des jeweiligen Bezirksamtes übergeht.[7]

Gedenktafeln

Beispiele einiger Berliner Gedenktafeln. Weitere Abbildungen sind bei → Wikimedia Commons zu finden.

Fehler

Einige der Tafeln weisen Unstimmigkeiten auf. So enthält die Ehrung für Johann Ernst Gotzkowsky in der Brüderstraße im Ortsteil Mitte gleich zwei Fehler: ein falsches Geburtsjahr und ein falsches Jahr bei der russischen Besetzung Berlins.

Siehe auch

Literatur

Commons: Berliner Gedenktafel – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Gedenktafeln in Berlin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. „Berliner Gedenktafel-Programm“. Erinnerungen in Porzellan. In: Der Tagesspiegel. 6. Juni 2007, abgerufen am 22. Juli 2017.
  2. Gedenktafeln und Erinnerungszeichen. In: Berliner Adreßbuch, 1930, Anhang, S. 221 f.
  3. Elmar Schütze: Forum will Tafeln an mehreren Wohnhäusern in der Havelstadt anbringen / Weitere Vorschläge erbeten: Mahnmale zum Gedenken an jüdische Geschichte. In: Berliner Zeitung. 15. Februar 1997, abgerufen am 22. Juli 2017.
  4. Holger Hübner: Das Gedächtnis der Stadt. Gedenktafeln in Berlin (Vorwort zur Buchausgabe von 1997) (PDF; 133 kB). In: gedenktafeln-in-berlin.de, 13. Mai 2012, abgerufen am 22. Juli 2017.
  5. Katharina Körting: Glienicker Brücke: CDU setzt ihren Gedenktafeltext durch: Kein Wort über den Austausch von Agenten. In: Berliner Zeitung. 12. April 2000, abgerufen am 22. Juli 2017.
  6. Rede der Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen am 24. August 2002. Zur Enthüllung einer Gedenktafel für Rudolf Breitscheid an seinem 58. Todestag an seinem früheren Wohnhaus Fasanenstr. 58, 10719 Berlin. In: berlin.de, abgerufen am 22. Juli 2017.
  7. Wortprotokoll des Ausschusses für kulturelle Angelegenheiten vom 30. Mai 2005 (PDF; 175 kB). In: parlament-berlin.de, abgerufen am 22. Juli 2017.