Berthold Bretholz

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Berthold Bretholz

Berthold Bretholz (auch Bertold Bretholz; * 9. Juli 1862 in Freiberg, Mähren, Kaisertum Österreich; † 27. November 1936 in Brünn, Tschechoslowakei) war ein Historiker und Archivar und langjähriger Direktor des Landesarchivs in Brünn. Er legte eine grundlegende kritische Ausgabe der Chronik des Cosmas von Prag vor.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Landesarchiv Brünn (1908)

Nach dem Studium der Geschichte und Jura an der Universität Wien arbeitete Bretholz zwei Jahre am Institut für Österreichische Geschichtsforschung und danach fünf Jahre bei den Monumenta Germaniae Historica in Berlin. 1892 wurde er zum Landeshistoriker für Mähren berufen, in diesem Jahr trat er am 1. Dezember zum lutherischen Glauben Augsburger Bekenntnisses über. Ab 1895 leitete er das Brünner Stadtarchiv und ab 1897 das mährische Landesarchiv, dessen Direktor er von 1909 bis zu seiner Pensionierung 1926 war. 1905 wurde er Mitglied der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs, 1906 Honorar- und später außerordentlicher Professor für Geschichte und historische Hilfswissenschaften an der Deutschen Technischen Hochschule Brünn. Ab 1907 war er ordentliches Mitglied des österreichischen Archivrats. Die Österreichische Akademie der Wissenschaften wählte ihn 1914 zum korrespondierenden Mitglied. Er starb laut Totenschein an Atherosklerose.[1]

Der Journalist Wolfgang Bretholz (1904–1969) war ein Sohn von Berthold Bretholz.

Werke und Herausgeberschaften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Geschichte Mährens, Brünn 1893–95 als Digitalisat
  • Codex Diplomaticus et epistolaris Moraviae XIV, XV (1403–1411), Olmütz 1903
  • Libri citationum et sententiarum VII (1490–1503), Brünn 1911
  • Die Geschichte der Stadt Brünn, Band 1, Brünn, 1911 als Digitalisat
  • Lateinische Paläographie, Leipzig 1912
  • Cosmas Pragensis chronica Boemorum. In: Monumenta Germaniae Historica, SS NS II, 1923
  • Geschichte Böhmens und Mährens bis zum Aussterben der Přemysliden 1306, 1912
  • Geschichte Böhmens und Mährens, 4 Bände, 1921–1925
  • Geschichtsquellen der Grafschaft Glatz, Band 6, 1927 (die Bände 1–5 wurden von Franz Volkmer herausgegeben)
  • Geschichte der Juden in Mähren im Mittelalter, Brünn 1934

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rudolf SchreiberBretholz, Berthold. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 601 f. (Digitalisat).
  • Zdeňka Stoklásková: „Stets ein guter und zuverlässiger Deutschmährer“. Zur Laufbahn von Bertold Bretholz (1862–1936). In: Stefan Albrecht (Hrsg.): Die „sudetendeutsche Geschichtsschreibung“ 1918–1960. Zur Vorgeschichte und Gründung der Historischen Kommission der Sudetenländer. Vorträge der Tagung der Historischen Kommission für die böhmischen Länder (vormals: der Sudetenländer) in Brünn vom 1. bis 2. Oktober 2004 aus Anlass ihres fünfzigjährigen Bestehens (= Veröffentlichungen des Collegium Carolinum. Band 114). Oldenbourg, München 2008, S. 25–41 (Digitalisat).
  • Ulrich-Dieter OppitzBerthold Bretholz. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 42, Bautz, Nordhausen 2021, ISBN 978-3-95948-505-0, Sp. 124–138.
  • Martin Wihoda: Bertold Bretholz (1862–1936). In: Martina Hartmann, Annette Marquard-Mors, Maximilian Becker (Hrsg.): Zwischen Vaterlandsliebe und Ausgrenzung. Die jüdischen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Monumenta Germaniae Historica. Harrassowitz, Wiesbaden 2023 (Monumenta Germaniae historica. Studien zur Geschichte der Mittelalterforschung; 2), ISBN 978-3-447-11975-7, S. 125–133.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wikisource: Berthold Bretholz – Quellen und Volltexte

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Martin Wihoda: Die MGH und die böhmische Geschichtsschreibung in den böhmischen Ländern. In: Martina Hartmann und Horst Zimmerhackl unter Mitarbeit von Anna Claudia Nierhoff (Hrsg.): Quellenforschung im 21. Jahrhundert. Vorträge der Veranstaltungen zum 200-jährigen Bestehen der MGH Wiesbaden 2012, S. 113–128, hier: S. 126.