Beschaffungsmarktforschung

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Die Beschaffungsmarktforschung ist ein Teilgebiet der Marktforschung, das sich mit den Beschaffungsmärkten für Rohstoffe, Halb- und Fertigerzeugnisse, Vorprodukte und Produktionsmittel beschäftigt.

Allgemeines[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Anlehnung an Grün ist die Beschaffungsmarktforschung die systematische Ermittlung der Lieferantenstruktur hinsichtlich aller relevanten Merkmale (Produktionsprogramm oder Sortiment, Marktpreise und Konditionen, Menge je Zeiteinheit sowie Know-how).[1] Der Begriff Beschaffungsmarktforschung bezeichnet also die Sammlung und Aufbereitung von Informationen aktueller und potenzieller Beschaffungsmärkte mit dem Ziel, deren Markttransparenz zu erhöhen, um beschaffungsrelevante Entwicklungen zu erkennen.[2]

Für Handelsunternehmen und Verbundgruppen des Handels spielt Beschaffungsmarktforschung wegen der hohen Komplexität ihrer Sortimente und der Dynamik ihrer vier Märkte – Beschaffungsmarkt, Absatzmarkt, Konkurrenzmarkt, interner Markt – eine besondere Rolle innerhalb der Handelsmarktforschung. Neben der Struktur der tatsächlichen und potenziellen Lieferanten muss deren Verhalten systematisch vergleichend, möglichst permanent und psychotaktisch abgesichert ermittelt werden.[3]

Teilbereiche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Beschaffungsmarktforschung lässt sich gliedern in[4]:

Ziele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Ziele der Beschaffungsmarktforschung können genannt werden:

  • Schaffung bzw. Verbesserung von Markttransparenz, hinsichtlich der Marktform, des Qualitätsniveaus und des Preis- und Kostenniveaus;
  • Versorgung der Entscheidungsträger mit Informationen aus den Beschaffungsmärkten;
  • Erkennen der zukünftigen Marktentwicklung;
  • Langfristige Sicherstellung einer optimalen Versorgung durch Erweiterung des Beschaffungsradius;
  • Erkundung von Möglichkeiten des Exklusiv- oder Vertragsvertriebs oder der Vertragsproduktion von Handelsmarken;
  • Grundlage schaffen für optimale Beschaffung;
  • Erschließung von neuen Beschaffungsquellen;
  • Ermittlung von Substitutionsgütern;
  • Unterstützung für die Ableitung von Beschaffungsstrategien;
  • Informationsbeschaffung zum Risikomanagement, z. B. für Material-Kosten-Hedging.

Durch die erhöhte Markttransparenz können nun die richtigen Beschaffungsentscheidungen getroffen, sowie die Beschaffungsstruktur optimiert werden.

Informationsquellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um die Markttransparenz zu erhöhen, sind Informationen notwendig, die erst beschafft werden müssen. Man unterscheidet hierbei zwischen kontinuierlichen und diskontinuierlichen Beschaffungsmarktforschungsaktionen,[5] wobei kontinuierliche einen permanenten Prozess darstellen (stetige Kontrolle von Mengen-, Preis- und Qualitätsentwicklungen auf den relevanten Märkten), wohingegen diskontinuierliche Maßnahmen hingegen nur aus gegebenem Anlass (beispielsweise bei der Suche nach neuen Lieferanten) durchgeführt werden.

Informationsquellen hierfür können sein:[6]

Für eine objektive Beschaffungsmarktforschung ist die Objektivität und Vertrauenswürdigkeit der Informationsquellen unerlässlich. Ebenso müssen die gewonnenen und gesammelten Daten ständig aktualisiert und überprüft werden.

Funktionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Beschaffungsmarktforschung hat folgende Detailfunktionen:

  • Selektionsfunktion: Die gewonnenen Informationen müssen den Anforderungen der sachlichen Relevanz, der Vollständigkeit, der Aktualität und der Wirtschaftlichkeit entsprechen.
  • Aufklärungsfunktion: Oberste Priorität hat die Schaffung von Markttransparenz.
  • Innovations- und Rationalisierungsfunktion: Beschaffung von Informationen über Tatbestände und Entwicklungen, die innovatives Verhalten fördern und ökonomischen Einsatz der Ressourcen sicherstellen.
  • Strukturierungsfunktion: Informationen müssen langfristige Bedeutung haben. (Arnold, 2004)

Untersuchungsobjekte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zentrale Untersuchungsobjekte sind

  • die zu beschaffenden Einsatzgüter,
  • die Angebotsstruktur auf den Beschaffungsmärkten,
  • die wirtschaftliche und technische Leistungsfähigkeit aktueller und potenzieller Lieferanten sowie
  • der Preis.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Oskar Grün, Industrielle Materialwirtschaft, in: Marcell Schweitzer (Hrsg.), Industriebetriebslehre, 2. Auflage, München, 1994, S. 447–568, ISBN 3-8006-1755-2
  2. Ute Arentzen/Eggert Winter (Hrsg.), Gabler Wirtschafts-Lexikon, 1997, S. 493 f.
  3. Hans-Otto Schenk, Psychologie im Handel, 2. Aufl., München/Wien, 2007, ISBN 978-3-486-58379-3
  4. Udo Koppelmann, Beschaffungsmarketing, 4. Auflage, Berlin, 2004, S. 189 f., ISBN 3-540-40706-5
  5. Oskar Grün, Industrielle Materialwirtschaft, in: Marcell Schweitzer (Hrsg.), Industriebetriebslehre, 2. Auflage, München, 1994, S. 447–568
  6. Ute Arentzen/Eggert Winter (Hrsg.), Gabler Wirtschafts-Lexikon, 1997, S. 494