Bibliothekskatze

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Gingerboi auf dem Campus des DLA Marbach
Die Bibliothekskatze „Israel“ der Ost-Jerusalemer Gulbenkian-Bibliothek
Die Bibliothekskatze „Israel“ der Ost-Jerusalemer Gulbenkian-Bibliothek
Ein echter Kater sitzt zwischen den Vorderpranken des gusseisernen Löwen der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel
Der Bibliothekskater „Linus“ der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel

Bibliothekskatzen sind Hauskatzen, die in öffentlichen Bibliotheken leben.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Geschichte der Bibliothekskatze ist mehrere Jahrhunderte lang.[1][2][3] Im Mittelalter sollten sie in Klöstern kleine Nagetiere wie Mäuse und Ratten fangen, die Manuskripte zerstörten.[4] Für das Archiv des Dogenpalastes in Venedig wurden einst Katzen aus Syrien und Ägypten mit dem Schiff gebracht, um gegen die Ratten vorzugehen.[5] Auch im 18. Jahrhundert in Russland wie auch im 19. Jahrhundert in England wurden aus diesem Grund Katzen in Bibliotheken und an Höfen gehalten.[6][4] In den USA gibt es mittlerweile auch in Buchhandlungen Katzen.[7][8][9]

Bibliothekarin Dorothee von Watzdorf mit der Bibliothekskatze der Sächsischen Landesbibliothek vor dem Japanischen Palais in Dresden, Mitte der 1920er Jahre

Im Jahr 1987 wurde die Library Cat Society gegründet, in der sich Bibliotheken mit Bibliothekskatzen vernetzen.[10] Weltweit gibt es schätzungsweise mehrere hundert Bibliothekskatzen. Um das Jahr 2008 wurden weltweit ca. 700 registriert, von denen allerdings fast 400 bereits tot waren.[10] Die Zahl der aktiven Bibliothekskatzen wurde 2007 mit rund 275 beziffert – worunter allerdings auch 31 Statuen, vier virtuelle Bibliothekskatzen, eine Geisterkatze und vier ausgestopfte Großkatzen wie Löwen und Tiger fallen. Damit verbleiben 235 lebendige Bibliothekskatzen, davon neun in Europa.[11]

Vor- und Nachteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Katzen eignen sich als Bibliothekstier vor allem, weil sie als pflegeleicht und leise gelten und so die notwendige Ruhe in einer Bibliothek nicht stören.[12] Sie sollen über ihre Aufgabe als Mäusefänger hinaus für eine entspannte Atmosphäre sorgen und sowohl die Bibliothekare als auch die Leser vom alltäglichen Stress ablenken.[10][13][14] Allerdings haben Tierschutzorganisationen Bedenken. Katzen wurden aus Bibliotheken auch wieder entfernt, weil es Beschwerden wegen allergischer Reaktionen gab.[15] Auch das Zusammentreffen von Bibliothekskatzen mit anderen Tieren birgt Risiken; so wurde etwa gegen die Stadt Escondido in Kalifornien ein Prozess angestrengt, weil die Bibliothekskatze namens L. C. einen Assistenzhund angegriffen hatte. L. C. wurde daraufhin vorzeitig in den Ruhestand versetzt.[10]

Bibliothekskatzen werden heutzutage auch angeschafft, um sie in den sozialen Medien zur Schau zu stellen und die Leser zu erheitern.[16] Zahlreiche Katzen werden so zu Berühmtheiten im Internet.[10]

Bekannte Bibliothekskatzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sid, die Katze der Rock Road Library in Cambridge (2008)

Bibliothekskatzen tauchen in zahlreichen Büchern und Filmen auf, beispielsweise in Gary Romas Video Puss in Books: Adventures of a Library Cat.[10] Etliche von ihnen erhielten Statuen vor den Einrichtungen, in denen sie lebten.[4]

  • Dewey Readmore Books gilt als berühmtester Bibliothekskater. Über diesen Kater, der über 19 Jahre Bibliothekskater der Stadtbücherei von Spencer (Iowa) war, wurden mehrere Bücher verfasst.[17]
  • Findus lebte von 2015 bis 2023 in der Stadtbibliothek Perleberg.[19]
  • Poldi lebt in einem Buchladen unweit von Rialto.[20]
Die Campus Cat an der Universität Augsburg schläft in einem Nebenraum der Bibliothek
  • Leon lebt seit 2009 auf dem Universitätsgelände von Augsburg und wird auch Campus Cat genannt.
  • 2008 wurde vom Kater Sammy (oder Little Sam) berichtet, der in der Bibliothek der Universität Konstanz gewohnt hat.[22]
  • Browser lebte 2010 in einer Bücherei in White Settlement (Texas).[23] In Minnesota (2018) lebte eine schwarze Bibliothekskatze, die ebenso Browser hieß.[24]
  • Pumkin lebte in der Camden Public Library.[25]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Bibliothekskatzen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Duane Noriyuki: In the Wonderland of Libraries Are Cats Like Alis In: Los Angeles Times, 18. Februar 2002. Abgerufen am 14. März 2022 
  2. The scholar and his cat, Pangur Bán. In: www.ling.upenn.edu. Archiviert vom Original am 18. Juli 2019; abgerufen am 18. Juli 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ling.upenn.edu
  3. Cats, get off the page! - Medieval manuscripts blog. In: blogs.bl.uk. Abgerufen am 18. Juli 2019.
  4. a b c Allie Kagamaster: History of Library Cats. In: Cat Fancy. BowTie, Inc., archiviert vom Original am 2. Februar 2014; abgerufen am 20. Juni 2013.
  5. https://bestveniceguides.it/de/2022/06/05/gewidmet-den-katzenliebhabern/
  6. Sally McGrane: Russia’s Museum Cats. In: The New Yorker, 25. September 2012. Abgerufen am 22. Februar 2021 (englisch). 
  7. Korbelik, Jeff (13. November 2012). "What is a cat?". Lincoln Journal Star. Aufgerufen am 8. August 2013.
  8. Davies, Richard. "A Catalog of Bookstore Cats" (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive), AbeBooks, aufgerufen am 25. Januar 2023.
  9. KittyWanKenobi | Sandman Books. In: www.sandmanbooks.com. Abgerufen am 12. August 2021.
  10. a b c d e f Wesleyan's Library Cats. Wesleyan College, archiviert vom Original am 2. April 2015; abgerufen am 20. Juni 2013.
  11. Library Cats Map vom 21. September 2007
  12. John Roach: How science measures up cats and dogs In: NBC News, 29. Juli 2010. Abgerufen am 7. Juli 2013 
  13. Katharine Mieszkowski: The love that dare not bark its name In: Salon, 12. Februar 2009. Abgerufen am 7. Juli 2013 
  14. George Black: Made for Each Other. In: On Earth. Archiviert vom Original am 16. September 2012; abgerufen am 7. Juli 2013.
  15. Michael Kelley: Send Me Your Library Cats. In: Library Journal. 05. Jahrgang, 17. Mai 2013 (lj.libraryjournal.com (Memento des Originals vom 12. Juni 2018 im Internet Archive) [abgerufen am 20. Juni 2013]).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/lj.libraryjournal.com
  16. E. Kroski: A quick guide to library cats. Open Education Database (OEDb), 2014, aufgerufen am 29. März 2015.
  17. Motoko Rich: Iowa Library's Cat Has a Rich Second Life as a Biography In: The New York Times, 4. April 2007. Abgerufen am 20. Juni 2013 
  18. Linus wird in diesem Reisebericht aus dem Jahr 2018 erwähnt: Die Top 5 Sehenswürdigkeiten in Wolfenbüttel.
  19. Stephanie Fedders: Perlebergs Bibliothekskatze Findus: Der Vierbeiner mit den zwei Leben. In: maz-online.de. 21. Juli 2020, abgerufen am 2. März 2024.
  20. https://bestveniceguides.it/de/2022/06/05/gewidmet-den-katzenliebhabern/
  21. 1. https://www.instagram.com/ferdinand_gymthun/ 2.https://www.instagram.com/p/CZMM_WqrHMn/
  22. http://forum.adop-tiervermittlung.de/viewtopic.php?f=25&t=1005
  23. Nicole Puglise: Browser the library cat escapes eviction amid international outcry | Texas. In: theguardian.com. 4. Juli 2016, abgerufen am 5. Februar 2024 (englisch).
  24. http://library-cat.blogspot.com/2018/08/behind-on-my-posting.html
  25. bevlev57: Pumpkin - The Camden NY Library Cat auf YouTube, 11. März 2011, abgerufen am 25. Februar 2024 (Laufzeit: 1:59 min).