Billie Zangewa

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Billie Zangewa, eine afrikanische Künstlerin 2019. Porträt einer dunkelhäutigen Frau mit kurzem Kraushaar vor schwarz-weiß gemusterten Seidenstoffen.
Billie Zangewa 2019.

Billie Zangewa (geb. 1973 in Blantyre, Malawi) ist eine afrikanische Künstlerin, sie lebt in Johannesburg. Ihre Wurzeln hat sie jeweils zur Hälfte in Malawi und in Südafrika. Sie näht von Hand Seidenstoffe zu Collage-Teppichen. Seit 2004 werden ihre Werke in internationalen Ausstellungen inklusive der Paris Art Fair im Grand Palais in Paris ausgestellt.[1]

Zangewas Werk ist autobiographisch gefärbt und dreht sich um Black Femininity („Schwarze Weiblichkeit“) und alltägliche Haushaltsarbeit und Mutterschaft. Ihr künstlerischer Ansatz ist bezeichnend für den Widerstand der Künstlerin gegen die Unterdrückung, welchen sie durch Selbstliebe ausdrückt.

Materialien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Billie Zangewa arbeitet hauptsächlich mit Rohseide-Zuschnitten in komplizierten handbestickten Collagen und erschafft figurative Kompositionen, welche ihre intersectional Identity im zeitgenössischen Kontext darstellen und die historischen Stereotypisierungen, Objektifizierungen und Ausbeutungen des Körpers von schwarzen Frauen herausfordert. Zangewa arbeitet in einem zweidimensionalen, farbenfrohen Stil und gestaltet Narrativen, welche sich mit Erfahrungen beschäftigen: sowohl personal als auch universal. Diese Narrativen zeigen keine großen Posen oder offene politische Statements, sondern fokussieren sich auf gewöhnliche Haushaltstätigkeiten; universelle Themen welche Menschen miteinander verbinden. Fast immer ist Zangewa selbst die Protagonistin ihrer Werke und wird so zu einer Heldin des alltäglichen Lebens.

Während Zangewa ursprünglich Textilien verwendete, weil ihr das Material leicht zugänglich war,[2] wurden die Stoffe bald zu einem integralen Bestandteil ihrer Kunst. Zangewa bezieht eine Teil der Bedeutung aus der alltäglichen Verwendung der Stoffe, welche Vertrautheit schaffen und parallel dazu den Fokus auf die Wertschätzung der Häuslichkeit lenken. Besonders der Prozess der Veredelung von Seide bewirkt eine Resonanz bei der Künstlerin aufgrund seiner Assoziierung mit der Metamorphose.[3]

Zangewas vollendete Teppiche zelebrieren die Imperfektion mit ihren rohen, irregulären Kanten und oft großen Stücken, welche scheinbar aus den Teppichen ausgeschnitten sind und die Szene zu behindern scheinen. Diese Taktik bewirkt auch, dass alle Illusionen aufgelöst wird, dass das Werk ein Gemälde sein könnte.[4]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zangewa wurde 1973 in Blantyre, Malawi, geboren. Sie graduierte im Fach Kunst an der Rhodes-Universität, Südafrika, nachdem sie Druckgraphik studiert hatte. Ihre Mutter arbeitete bereits in der Textilindustrie mit Nähen und Sticken. Als Kind erlebte sie die Verbindung, die zwischen ihrer Mutter und anderen Frauen entstand, wenn sie zusammen mit anderen schneiderte und andere Haushaltstätigkeiten ausführte. Darauf gehen die Themen von Mutterschaft in ihrer Arbeit zurück.[4] In ihrer künstlerischen Ausbildung versuchte sie sich an verschiedenen Ausdrucksarten und entwickelte schließlich ihre Passion für die Arbeit mit Seide, sowohl aus ihrem Interesse für die Stoffe, als auch für den Glanz und die Reflexionen, die der Stoff bieten kann. Sie sagt: „Seide hat eine fabelhafte Reflexionsqualität, aber gleichzeitig denke ich, dass sie sehr modern und an der Spitze der Mode ist.“ („Silk has a fabulous quality of reflection but at the same time, I think it is very modern and at the forefront of fashion.“)[1]

Sie arbeitete in Gaborone, Botswana, dann Johannesburg, aber auch in London, und versuchte, eine weibliche Perspektive auf ihre städtische Umgebung zu übertragen. Sie sprach über ihr Interesse an Modefotografie und den narrativen Ansatz beispielsweise von Ellen von Unwerth in ihren Arbeiten. Zangewas frühe Textilarbeiten bestanden aus der Herstellung von Patchwork-Handtaschen unter Verwendung von Szenen aus der Stadt Johannesburg.[5] Als die Künstlerin anfing, die großformatigen Collagen zu erstellen, für die sie heute bekannt ist, verließ sie sich stärker auf die Verwendung von Text, Bildern mit Pop-Art-Einfluss und manchmal Effekten wie Stickereien, Perlen und Matten auf der Stoffoberfläche.[6][7]

Das Werk „The Rebirth of Black Venus“ (dt. Die Wiedergeburt der Schwarzen Venus) von 2010 markierte eine Verschiebung in der Thematik der Künstlerin. Der Wandteppich zeigt das Stadtbild von Johannesburg, welches im Vergleich zu der anmutigen, aber hoch aufragenden Figur von Zangewa, die neben einem Banner, das ihren Körper umgibt, nackt erscheint, auf winzige Proportionen reduziert ist. Die Arbeit entstand, als Zangewa eine Verlobung löste, und steht für die Verpflichtung zur Selbstliebe, welche sie sich selbst gegenüber eingegangen ist und die seither in vielen ihrer Arbeiten thematisiert wird.[4]

Ausstellungen und Anerkennung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2020 zeigte Templon in Paris eine Solo-Ausstellung der Künstlerin mit dem Titel Soldier of Love (dt. „Soldatin der Liebe“), die sich mit den Themen Häuslichkeit, Weiblichkeit und Liebe befasste. Im Gespräch mit Jareh Das im Ocula Magazine erklärte Zangewa: „Ich habe das Gefühl, dass wir derzeit in einer Zeit leben, die von viel Gewalt und Übergriffen in verschiedenen Formen geprägt ist, die wir einander als Gesellschaft zufügen. Täglich hören wir davon in den Nachrichten. Ich glaube, das liegt daran, dass wir der Liebe keine Priorität einräumen, und dass, wenn wir es täten, das meiste Leid auf der Welt ein Ende finden würde und wir Heilung finden würden.“[8]

Zangewas Werk Constant Gardener von 2014 ist im Besitz des Smithsonian National Museum of African Art in Washington, DC. Smithsonian’s National Museum of African Art in Washington, D.C.[9] Strukturiertes Druckpapier weckte ihr Interesse an der Materialität von Oberflächen, und als sie nach Johannesburg zog, fand sie ihre Muse: die Stadt. Sie verwendet Selbstreferenzialität als konzeptionellen Rahmen, um die zeitgenössische afrikanische Frau zu verkörpern und zu ihrer Neudefinition in Gesellschaften beizutragen, in denen Patriarchat und reaktionäre Ansichten weiterhin gegen die Befreiung der Frau arbeiten. Obwohl ihre Tapisserien autobiografisch sind, findet sie Zuflucht in der Gestaltung einer kollektiven Identität, wie in Midnight Aura (Mitternachts-Aura) und Angelina Rising (Aufstehen von Angelina) – Titeln, die auf die Namen von Wachsdrucken des niederländischen Stoffunternehmens Vlisco verweisen. Die in Zangewas Wandteppichen abgebildete Afrikanerin, die mit den Worten von Yinka Shonibare MBE „die Moderne erlebt“ hat, musste sich selbst zurückerobern: passiv und den Wünschen der Männer unterworfen, wurde sie selbst zur Agentin der Verführung die als bewusster und willentlicher Akt vollzogen wird.[10]

2018 war Zangewa die eingeladene Künstlerin beim jährlichen FNB JoburgArtFair.[11] 2019 wurde Zangewa in die Show I Am… Contemporary Women Artists of Africa am National Museum of African Art aufgenommen.[12]

Zangewa wird auch in dem Buch Vitamin T: Threads and Textiles in Contemporary Art dargestellt.[13]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Billie Zangewa – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b African Success: Biographie de Billie ZANGEWA. Les Idées Net lesideesnet.com. africansuccess.org. Archivlink
  2. Billie Zangewa – the fierce feminine. Art Basel. artbasel.com.
  3. South Africa-Based Artist Billie Zangewa is Now Represented by New York Gallery Lehmann Maupin, Her Silk 'Paintings' Center the Lives and Experiences of Women. culturetype.com. 7. Mai 2020.
  4. a b c Enuma Okoro: The Textile Artist Who’s Always Known How to Care for Herself. In: The Cut. 2020-06-26.
  5. Billie Zangewa – the fierce feminine. Art Basel. artbasel.com.
  6. The Creative Showcase: Exploring the female gaze by Billie Zangewa. In: The M&G Online. mg.co.za.
  7. Artist Billie Zangewa: feminity, motherhood & art. In: TRUE Africa. trueafrica.co vom 19. November 2015.
  8. „I feel that at present, we live in a time blighted by a lot of violence and transgression in different forms that we inflict on one other as a society. We hear about it on the news every day. I believe that it is because we do not prioritise love, and that if we did, most of the suffering in the world would come to an end and we would find healing.“ Billie Zangewa: Soldier of Love. In: Ocula. ocula.com 2020-04-30.
  9. Constant Gardener - National Museum of African Art. africa.si.edu. Archivlink
  10. Koyo Kouho: Billie Zangewa: embroidery for constructing collective identity/La broderie pour tisser une identite collective Citation metadata. go-gale-com.mimas.calstatela.edu Spring 2017.
  11. The piece offerings of Malawian Billie Zangewa – artist profile. (Memento des Originals vom 18. Mai 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/artradarjournal.com Art Radar. artradarjournal.com.
  12. Opening events I Am... Contemporary Women Artists of Africa. Smithsonian National Museum of African Art. africa.si.edu.
  13. Talking Textiles with Billie Zangewa. Phaidon. phaidon.com. 2019. ISBN 0-7148-7661-5