Blaubart-Helmkolibri

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Blaubart-Helmkolibri

Blaubart-Helmkolibri (Oxypogon cyanolaemus)

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Seglervögel (Apodiformes)
Familie: Kolibris (Trochilidae)
Gattung: Helmkolibris (Oxypogon)
Art: Blaubart-Helmkolibri
Wissenschaftlicher Name
Oxypogon cyanolaemus
Salvin & Godman, 1880

Der Blaubart-Helmkolibri (Oxypogon cyanolaemus) ist eine Kolibriart aus der Gattung der Helmkolibris (Oxypogon), die in der Sierra Nevada de Santa Marta im Nordosten Kolumbiens endemisch ist. Sie galt von 1946 bis 2015 als verschollen.

Blaubart-Helmkolibri, Illustration von John Gould (1883)
Verbreitungsgebiet des Blaubart-Helmkolibris (grün)

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Blaubart-Helmkolibri erreicht eine Länge von 11,2 bis 12,7 cm. Er hat einen sehr kurzen Schnabel von ungefähr 0,8 cm Länge. Die Oberseite ist hauptsächlich olivgrün. Der hervorstehende schwarz-weiße Kamm ist lang, spitz und struppig. Die verlängerten Halsfedern bilden einen weißen „Bart“. Ein deutlicher, weißer Rahmen im Gesicht verläuft vom Hinterkopf, um die Ohrdecken bis zu den Brustseiten. Der „Bart“ ist durch einen violett-blauen Mittelstreifen gekennzeichnet. Die Kopfseiten sind dunkel. Der breite Kragen ist grauweiß. Die übrige Unterseite ist schmutzig grauweiß. Die Brust ist grau geschuppt mit vereinzelten olivfarbenen Scheiben. Steiß und Unterschwanzdecken sind grauweiß. Der verhältnismäßig lange Schwanz ist leicht gegabelt.

Status[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Blaubart-Helmkolibri war lange nur von 62 Museumsexemplaren bekannt, die zwischen 1879 und 1946 gesammelt wurden. In der Folgezeit scheiterten Expeditionen zur Wiederentdeckung der Art, darunter zwischen 1999 und 2003, im Februar 2007 durch Niels Krabbe und 2011. Im März 2015 gelang es schließlich den kolumbianischen Ornithologen Carlos Julio Rojas und Christian Vasquez von der Naturschutzorganisation Fundacíon ProAves drei Exemplare des Blaubart-Helmkolibris zu beobachten und zu fotografieren. Die beiden Wissenschaftler untersuchten die Auswirkungen von Feuern, die von Viehzüchtern vom indigenen Volk der Kogi im Páramo, einem Ökosystem im südamerikanischen Hochgebirge, gelegt wurden, auf die Fauna. In dem weniger als zehn Hektar großen Areal waren nur noch wenige Flecken mit natürlicher Vegetation bedeckt. Die übrige Fläche war verkohlt. Für verwandte Arten der Gattung Oxypogon gilt der Nektar der Korbblütlergattung Espeletia als Hauptnahrungsquelle. Im Untersuchungsgebiet haben jedoch nur vereinzelte Espeletia-Exemplare die Feuer überstanden.[1] Der Blaubart-Helmkolbiri wurde 2014 in die Kategorie „vom Aussterben bedroht“ (critically endangered) der IUCN Red List aufgenommen. Als größte Gefährdung gilt die Nutzung des Páramos als Weideland, das Abbrennen der Vegetation und der dadurch verursachte Verlust von Futterpflanzen wie Espeletia oder Libanothamnus occultus.

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Blaubart-Helmkolibri wurde 1880 von Osbert Salvin und Frederick DuCane Godman als eigenständige Art beschrieben,[2] in der Folgezeit jedoch bis 2013 als eine der vier Unterarten des Grünbart-Helmkolibris (Oxypogon guerinii) angesehen.[3] Unterschiede in der Gefiederfärbung sowie in der Kamm- und Schwanzlänge haben die Ornithologen Nigel Collar und Paul Salaman dazu veranlasst, den Blaubart-Helmkolibri erneut in den Artstatus zu erheben.[4] Dieser Auffassung haben sich ab 2014 die IUCN, BirdLife International, der International Ornithological Congress,[5] das South American Classification Committee[6] sowie mehrere Checklisten[7] angeschlossen.

Etymologie und Forschungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Osbert Salvin und Frederick DuCane Godman beschrieben den Blaubart-Helmkolibri unter dem heutigen Namen Oxypogon cyanolæmus.[8] Als Fundort für das Typusexemplar, das der Geograph Frederic A. A. Simons im Jahr 1879 gesammelt hatte, gaben sie die Sierra Nevada de Santa Marta an.[9] Bereits 1848 hatte John Gould den Gattungsnamen Oxypogon für den Grünbart-Helmkolibri (Oxypogon guerinii) und den Weißbart-Helmkolibri (Oxypogon lindenii) eingeführt.[10] Dieser Begriff leitet sich von den altgriechischen Wörtern ὀξύς oxýs für „scharf, spitz“ und πώγων pṓgōn für „Bart“ ab.[11] Das Artepitheton leitet sich gleichfalls von altgriechischen Wörtern ab, κυανός kyanós für „dunkelblau“ und λαιμός laimós für „Kehle“.[12]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rojas & Vasquez: Rediscovery of the Blue-bearded Helmetcrest Oxypogon cyanolaemus, a hummingbird lost for almost 70 years. Conservación Colombiana 22, 2015, S. 4–7.
  • N. J. Collar & P. Salaman: The taxonomic and conservation status of the Oxypogon helmetcrests. Conservación Colombiana 19, 2013, S. 31–38.
  • Josep del Hoyo, Nigel J. Collar, David A. Christie, Andrew Elliott, Lincoln D. C. Fishpool: HBW and BirdLife International Illustrated Checklist of the Birds of the World. Band 1: Non-passerines. Lynx Edicions, Barcelona 2014.
  • Josep del Hoyo, N. Collar, G.M. Kirwan, P. Boesman, C.J. Sharpe: Blue-bearded Helmetcrest (Oxypogon cyanolaemus). In: Josep del Hoyo, Andrew Elliott, Jordi Sargatal, David A. Christie, Eduardo de Juana (Hrsg.): Handbook of the Birds of the World Alive. Lynx Edicions, Barcelona 2015, abgerufen am 21. März 2015.
  • James A. Jobling: Helm Dictionary of Scientific Bird Names. Christopher Helm, London 2010, ISBN 978-1-4081-2501-4.
  • Osbert Salvin, Frederick DuCane Godman: On the birds of the Sierra Nevada of Santa Marta, Colombia. In: The Ibis (= 4). Band 4, 1880, S. 169–178 (online [abgerufen am 22. März 2015]).
  • John Gould: Drafts for a new arrangement of the Trochilidae. In: Proceedings of the Zoological Society of London. Band 16, Nr. 180, 1848, S. 11–14 (online [abgerufen am 22. März 2015]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Blaubart-Helmkolibri (Oxypogon cyanolaemus) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Rojas & Vasquez: Rediscovery of the Blue-bearded Helmetcrest Oxypogon cyanolaemus, a hummingbird lost for almost 70 years. Conserv. Colomb. 22, 2015, S. 4–7.
  2. Salvin & Goodman: Birds of the Sierra Nevada of Santa Marta, Ibis ser. 4, v. 4, 1880, S. 172.
  3. James Lee Peters: Checklist of the Birds of the Word, Band 5, 1945, S. 122.
  4. N. J. Collar, P. Salaman: The taxonomic and conservation status of the Oxypogon helmetcrests. Conservación Colombiana 19, 2013, S. 31–38.
  5. IOC World Birdlist: Hummingbirds
  6. Proposal (609) to South American Classification Committee Split Oxypogon into four species
  7. Blue-bearded Helmetcrest (Oxypogon cyanolaemus) bei Avibase; abgerufen am 21. März 2015.
  8. Osbert Salvin u. a, S. 172.
  9. Osbert Salvin u. a, S. 173.
  10. John Gould, S. 14.
  11. James A. Jobling, S. 287.
  12. James A. Jobling, S. 127.