Bomos

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Bomos im Tempel der Hera auf Delos, ca. 500 v. Chr.

Bomos (altgriechisch βωμός ‚Altar, Basis‘, Plural Bomoi) ist in der Religion des antiken Griechenland die Bezeichnung für einen Altar.

Andere Bezeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Euripides verwendet bomios, probomios und bomian.[1][2] Altäre aus Asche sind manchmal auch als bomos tephras überliefert, von denen Pausanias sagt, dass sie auffällig den athenischen Escharai entsprechen würden.[3][4]

Definition[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der griechischen Religion ist Bomos die älteste und häufigste Bezeichnung für einen Altar. Er war meistens aus Steinen gebaut, viereckig und stand auf einem Fundament.[5] Darstellungen auf griechischen Vasen zeigen aber, dass Bomoi während der archaischen und klassischen Zeit verschiedenste Formen und Höhen mit und ohne Fundament aufweisen konnten. Zum Beispiel ist auf der Françoisvase aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. ein stufenloser, niederer Bomos aus geschnittenen Blöcken dargestellt.[6]

Bomoi wurden in Heiligtümern, bei Gräbern, auf öffentlichen Plätzen, in Palästen und Privathäusern, auf Bergen, an Kreuzungen und an den Grenzen aufgestellt. Bomoi, die als Opferaltäre dienten, standen meistens vor dem Tempel.[7] Auf dem Altar wurde das Feuer entfacht und die Gaben für die Götter verbrannt.[8]

Abgrenzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beginnend mit den spätantiken Quellen wurde der mundförmige, niedere Altar als Eschara bezeichnet. Dass während der archaischen und klassischen Periode ein Altar mit dieser Form und Höhe auch als Bomos bezeichnet wurde, zeigt die schwarzfigurige Amphora aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. in Darstellung und Schrift.[9] Staatliche Antikensammlungen München (Inv. 1426)

Bomos und Eschara sind beides Bezeichnungen für Altäre, wobei Bomos ursprünglich auch „Basis“ bedeuten konnte und Eschara als „Herd“ stärker mit dem Feuer verbunden war.[10]

In der archaischen und klassischen Zeit war Bomos der gebräuchlichere Begriff für einen Altar als Eschara. Häufig wurde Eschara für den oberen Teil des Altars verwendet und ihre Aufgabe war es, die steinerne Basis, den Bomos, vor dem Opferfeuer zu schützen. Ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. driftete der Inhalt der beiden Begriffe gemäß den literarischen Quellen auseinander. Form und Konstruktion, Empfängergruppen und Rituale wurden den beiden Altären zugewiesen. Bomos wurde zu einem hohen, gut konstruierten Altar und war den Thysiai der Götter vorbehalten. Eschara wurde zur ebenerdigen Opferstelle und deckte Enagismata und Holokausts für Heroen, chthonische Götter und „gewöhnliche Tote“ ab.[11]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Emil Reisch: Βωμός. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band III,1, Stuttgart 1897, Sp. 681 f.
  • Alois Tresp: Die Fragmente der griechischen Kultschriftsteller (= Religionsgeschichtliche Versuche und Vorarbeiten. Band 15,1). Töpelmann, Gießen 1914, S. 91–97 (Digitalisat – Internet Archive. Abgerufen über degruyter.com).
  • Paul Stengel: Die griechischen Kultusaltertümer (= Handbuch der Altertumswissenschaft. Band 5,3). 3. Auflage. C.H. Beck, München 1920, S. 11–15 (Digitalisat – Internet Archive).
  • William Harold Mare: A Study of the Greek βωμός in Classical Greek Literature. Dissertation University of Pennsylvania 1961.
  • Folkert T. van Straten: Hiera kala. Images of Animal Sacrifice in Archaic and Classical Greece (= Religions in the Graeco-Roman World. Band 127). Brill, Leiden 1995, ISBN 90-04-10292-2, S. 165–167.
  • Gunnel Ekroth: Altars on Attic Vases. The Identification of bomos and eschara. In: Charlotte Scheffer (Hrsg.): Ceramics in Context. Proceedings of the Internordic Colloquium on Ancient Pottery Held at Stockholm 13–15 June 1997 (= Stockholm Studies in Classical Archaeology. Band 12). Almquist & Wiksell, Stockholm 2001, ISBN 91-22-01913-8, S. 115–126 (academia.edu).
  • Gunnel Ekroth: The Sacrificial Rituals of Greek Hero-Cults in the Archaic to the Early Hellenistic Period (= Kernos. Supplementband 12). Centre International d’Étude de la Religion Grecque Antique, Lüttich 2002, ISBN 2-87456-003-0 (openedition.org).
  • Rafał Matuszewski: Kult ohne Altar? Überlegungen zur Relevanz des bomos bei griechischen Opferriten. In: Franziska Beutler, Nadine Franziska Riegler (Hrsg.): Akten des 17. Österreichischen Althistorikerinnen- und Althistorikertages (= Wiener Beiträge zur Alten Geschichte online. Band 2). TYCHE – Verein zur Förderung der Alten Geschichte in Österreich, Wien 2020, S. 53–65, DOI:10.25365/wbagon-2020-2-5.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Euripides, Die Herakliden 33, 61, 73, 79, 93, 124, 196, 238, 249, 344.
  2. Gunnel Ekroth: The Sacrificial Rituals of Greek Hero-Cults in the Archaic to the Early Hellenistic Period (= Kernos. Supplementband 12). Centre International d’Étude de la Religion Grecque Antique, Lüttich 2002, S. 41 (Kapitel I, Absatz 37).
  3. αὐτοσχεδίας Ἀθηναῖοι ϰαλοῦσιν ἐσχάρας“; Pausanias, Beschreibung Griechenlands 5,13,9.
  4. Gunnel Ekroth: The Sacrificial Rituals of Greek Hero-Cults in the Archaic to the Early Hellenistic Period (= Kernos. Supplementband 12). Centre International d’Étude de la Religion Grecque Antique, Lüttich 2002, S. 48 (Kapitel I, Absatz 56).
  5. Paul Stengel: Die griechischen Kultusaltertümer (= Handbuch der Altertumswissenschaft. Band 5,3). 3. Auflage. C.H. Beck, München 1920, S. 11–12; Folkert T. van Straten: Hiera kala. Images of Animal Sacrifice in Archaic and Classical Greece (= Religions in the Graeco-Roman World. Band 127). Brill, Leiden 1995, S. 165–166.
  6. Emil Reisch: Βωμός. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band III,1, Stuttgart 1897, Sp. 681 f.; Darstellung siehe Wiener Vorlegeblätter 1889 Taf. II; Tyler Jo Smith, Dimitris Plantzos (Hrsg.): A Companion to Greek Art. Blackwell, Oxford 2012, S. 589.
  7. Paul Stengel: Die griechischen Kultusaltertümer (= Handbuch der Altertumswissenschaft. Band 5.3). 3. Auflage. C.H. Beck, München 1920, S. 14.
  8. Folkert T. van Straten: Hiera kala. Images of Animal Sacrifice in Archaic and Classical Greece (= Religions in the Graeco-Roman World. Band 127). Brill, Leiden 1995, S. 167.
  9. Gunnel Ekroth: Altars on Attic Vases: The Identification of bomos and eschara. In: Charlotte Scheffer (Hrsg.): Ceramics in Context. Proceedings of the Internordic Colloquium on Ancient Pottery Held at Stockholm 13–15 June 1997 (= Stockholm Studies in Classical Archaeology. Band 12). Almquist & Wiksell, Stockholm 2001, S. 119.
  10. Gunnel Ekroth: The Sacrificial Rituals of Greek Hero-Cults in the Archaic to the Early Hellenistic Period. Lüttich 2002, S. 43 (Kapitel I, Absatz 43).
  11. Gunnel Ekroth: Altars on Attic Vases: The Identification of bomos and eschara. In: Charlotte Scheffer (Hrsg.): Ceramics in Context. Proceedings of the Internordic Colloquium on Ancient Pottery Held at Stockholm 13–15 June 1997 (= Stockholm Studies in Classical Archaeology. Band 12). Almquist & Wiksell, Stockholm 2001, S. 115.