Bratwin

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Bratwin (deutsch Brattwin) ist ein Dorf in der Landgemeinde Dragacz im Powiat Świecki (Schwetzer Kreis) der polnischen Woiwodschaft Kujawien-Pommern. Es hatte im Jahr 2011 etwa 430 Einwohner.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf liegt im historischen Westpreußen am linken Ufer der Weichsel in einer Niederung, etwa fünf Kilometer südwestlich des Dorfs Dragacz (Dragaß), 14 Kilometer nordöstlich der Stadt Świecie (Schwetz) und 48 Kilometer nördlich der Stadt Thorn.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Häuser am Dorfrand

Ältere Namen des Dorfs sind Przetwin (1423), Pratwino (1565), Pratwin (1669), Pratfin (1676)[1] und Brattwien (1818).[2] Im 19. Jahrhundert war Bratwin ein königliches Dorf mit einer evangelischen Schule.

Westlich des Dorfs Brattwin waren im 19. Jahrhundert Steinkistengräber aus prähistorischer Zeit gefunden worden, die Urnen enthielten,[3] was auf frühe Siedlungsaktivitäten in der Umgebung des Dorfs hindeutet. Nachdem die Region 1309 zusammen mit Pommerellen an den Deutschen Orden gekommen war, entstand in der benachbarten Stadt Schwetz im 14. Jahrhundert ein Ordensschloss, das mit dem angeschlossenen Schlossbezirk auch noch nach 1466 existierte, als die Gegend Teil des autonomen Königlich Preußen geworden war. 1565 hatte die Gemarkung des zum Schlossbezirk gehörigen Dorfs Pratwino einen Flächeninhalt von 22 ½ Hufen, von denen 1 ½ der Dorfschulze besaß und der Rest an zwölf Bauern ausgegeben war. Der Schulze war kein Freischulze, hatte jedoch einer Aufsichtspflicht nachzukommen. Im Dorf gab es einen Krüger ohne Ackerland. Einige Gartenbesitzer waren auf dem anliegenden Vorwerk dienstpflichtig. Zusammen mit anderen Niederungsdörfern, die ebenfalls unter Überschwemmungen zu leiden hatten, wurde Brattwin 1623 von Kriegskontributionen und von der Einquartierungspflicht befreit.

Im Zuge der ersten Teilung Polens kam die Region mit dem Dorf an Preußen zurück. Von 1918 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs gehörte das Dorf Brattwin zum Kreis Schwetz im Regierungsbezirk Marienwerder der preußischen Provinz Westpreußen des Deutschen Reichs. Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags musste das Kreisgebiet mit dem Dorf 1920 zum Zweck der Einrichtung des Polnischen Korridors an die Zweite Polnische Republik abgetreten werden.

Während des Zweiten Weltkriegs war die Region mit dem Dorf von der deutschen Wehrmacht besetzt und gehörte seit 1939 besatzungsamtlich zum Reichsgau Danzig-Westpreußen im Regierungsbezirk Bromberg. Soweit die deutschen Einwohner nicht vor Kriegsende geflohen waren, wurden sie nach 1945 vertrieben.

Demographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohnerzahl Anmerkungen
1676 104 Bewohner sämtlich niederen Standes[1]
1818 288 [2]
1852 360 [4]
1864 316 davon 297 Evangelische und 14 Katholiken, 35 Privatwohnhäuser[5]
1910 317 am 1. Dezember, darunter 269 Evangelische, 22 Katholiken (307 mit deutscher und acht mit polnischer Muttersprache)[6]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Richard Wegner, Hans Maercker: Ein Pommersches Herzogthum und eine Deutsche Ordens-Komthurei. Kulturgeschichte des Schwetzer Kreises, nach archivalischen und anderen Quelle bearbeitet.
    • Band I: Theil I und Theil II bis 1466, Louis Türk, Posen 1872 (Digitalisat).
    • Band II: Eine polnische Starostei und ein preussischer Landrathskreis. Geschichte des Schwetzer Kreises 1466–1873. In: Zeitschrift des Westpreussischen Geschichtsvereins, Heft XVII, Th. Bertling, Danzig 1880, S. 1–81 (Digitalisat).
    • Band II, Theil II: Spezielle Ortgeschichte. In: Zeitschrift des Westpreussischen Geschichtsvereins, Heft XVIII, Th. Bertling, Danzig 1880, S. 164–165 (Digitalisat).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Richard Wegner, Hans Maercker: Ein Pommersches Herzogthum und eine Deutsche Ordens-Komthurei. Kulturgeschichte des Schwetzer Kreises, nach archivalischen und anderen Quellen bearbeitet. Band II, Theil II: Spezielle Ortgeschichte. In: Zeitschrift des Westpreussischen Geschichtsvereins, Heft XVIII, Th. Bertling, Danzig 1880, S. 164–165 (Digitalisat).
  2. a b Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 1: A-F, Halle 1821, S. 164, Ziffer 359.
  3. Abraham Lissauer: Die prähistorischen Denkmäler der Provinz Westpreußen und der angrenzenden Gebiete. Engelmann, Leipzig 1887, [books.google.de/books?id=zOv0Q6T87vAC&pg=PA89 S. 89.]
  4. Kraatz: Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Berlin 1856, S. 66.
  5. Emil Jacobson: Topographisch-statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk Marienwerder. Danzig 1868, S. 150–151, Ziffer 34.
  6. Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Heft III: Regierungsbezirk Marienwerder, S. 58–59, Ziffer 13: Brattwin