Bund Bildender Künstlerinnen Württembergs

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Bund Bildender Künstlerinnen Württembergs e. V.
(BBK/W)
Rechtsform eingetragener Verein
Gründung 1893 als Württembergischer Malerinnenverein, 1945 als Bund Bildender Künstlerinnen Württembergs
Sitz Stuttgart, Eugenstraße 17
Zweck Förderung von Künstlerinnen im Raum Württemberg
Vorsitz Vorstandsteam: Claudia Fuchs, Monika Plattner, Sabine Sulz, Annette Trefz
Mitglieder etwa 140
Website www.bbk-wuerttemberg.de
Atelierhaus des Bundes Bildender Künstlerinnen Württembergs, Stuttgart, Eugenstraße 17

Der Bund Bildender Künstlerinnen Württembergs e. V. (BBK/W) wurde 1945 gegründet und ist eine Vereinigung zur Förderung von Künstlerinnen in Stuttgart und Umgebung. Er ist die Nachfolgeorganisation des 1893 gegründeten Württembergischen Malerinnenvereins.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verein[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Vorgängerorganisation des Vereins, der Württembergische Malerinnenverein, wurde 1893 gegründet. Nach der Gleichschaltung des Vereins 1933 und dem Ausschluss, der Verhaftung und Ermordung vieler jüdischer Malerinnen musste der Verein auch für männliche Künstler geöffnet werden. Seine ursprüngliche Zielsetzung und Motivation ging damit verloren.[2]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs mussten auf Betreiben der amerikanischen Militärregierung die bisherigen Vorstandsmitglieder – so auch die bisherige Vorsitzende Clara Rühle – ihre Ämter niederlegen. Im Juni 1945 bildeten die Künstlerinnen Franziska Sarwey, Maria Schwab-Hasse, Herta Rössle, Ilse Beate Jäkel, Julie Strathmeyer-Wertz, Elise Daimler und Hilde Böklen einen provisorischen Arbeitsausschuss, um über die Zukunft des Vereins zu beraten. Am 24. September 1945 fand die erste ordentliche Mitgliederversammlung mit 24 Künstlerinnen statt. In den neuen Vereinsausschuss wurden Johanna Dann, Elisabeth Hahn, Julia Hauff, Ilse Beate Jäkel, Herta Rössle, Franziska Sarwey, Maria Schwab-Hasse, Helene Wagner und Sally Wiest gewählt. Zur ersten Vorsitzenden wurde Elisabeth Hahn, zur Stellvertreterin Franziska Sarwey gewählt. Danach wurden alle Vereinsmitglieder aufgefordert, einen Lebenslauf mit Foto an das Vereinsarchiv zu schicken, in dem Auskunft über Fachausbildung, Selbständigkeit, Prüfungen, Titel, Mitgliedschaft in der NSDAP, Bekleidung eines politischen Amtes, beamtete Tätigkeit, Lehrtätigkeit, Ankäufe, Staatsaufträge, Wettbewerbe und das künstlerische Spezialgebiet niedergelegt wurde. Die amerikanische Militärregierung bestätigte im November 1945 den Vorstand, die Neufassung der Satzung und die Namensänderung des Vereins in Bund Bildender Künstlerinnen Württembergs e. V. (BBK/W).[3]

Die Geschichte des Vereins und auch die ehemaligen Mitglieder sind nicht vergessen. Immer wieder werden bei Ausstellungen deren Werke einbezogen oder Retrospektiven organisiert.[1]

Leitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorsitzende seit der Umbenennung in Bund Bildender Künstlerinnen Württembergs e. V.:[4]

Eingang Bund Bildender Künstlerinnen Württembergs, Stuttgart

2023 bildete sich ein neues Vorstandsteam, bestehend aus Claudia Fuchs, Monika Plattner, Sabine Sulz und Annette Trefz.[5]

Atelierhaus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Atelierhaus wurde 1907 Eigentum des Württembergischen Malerinnenvereins und ging 1945 in das Eigentum des umbenannten Vereins über. Im Haus befinden sich zehn Ateliers, die an Mitglieder vermietet werden.

Das Atelierhaus war nach Ende des Zweiten Weltkriegs durch Bomben geschädigt, aber dennoch zunächst das einzige erhaltene Ausstellungsgebäude in der Stuttgarter Innenstadt. Im August 1945 wurde schon die erste Ausstellung durchgeführt. Das Haus wurde auch rasch vom Städtischen Wohnungsamt beansprucht. So versuchte man so schnell wie möglich, den Verein neu zu organisieren.[3]

1980 wurde das Atelierhaus mit Hilfe der Stadt Stuttgart renoviert. Seit 1992 gibt es einen Ausstellungsraum im Erdgeschoss des Hauses, so dass seitdem pro Jahr mehrere Ausstellungen dort stattfinden können, in denen die Mitglieder ihre aktuellen künstlerischen Positionen darstellen. 2001 wurden der Ausstellungssaal und das Treppenhaus renoviert.[1]

Vereinsleben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Finanzierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Finanziert wird der Verein durch Mitgliedsbeiträge, Spenden und die regelmäßige finanzielle Förderung durch die Stadt Stuttgart und das Land Baden-Württemberg. 1954 wurde das Sommerhaus des Vereins in Anhausen aus finanziellen Gründen verkauft. 2005 spendete Diane Herzogin von Württemberg ihr Preisgeld für den Montblanc de la Culture Arts Patronage Award in Höhe von 15.000 Euro an den Verein.[6][1][7]

Aktivitäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Verein sind heute etwa 100 Künstlerinnen zusammengeschlossen, die in den Sparten Malerei, Grafik, Installation, Fotografie oder Plastik arbeiten. Ein Austausch mit anderen Kunstvereinen, Kunstfahrten, Vorträge und Symposien werden organisiert. Es finden Atelierbesuche und -gespräche statt. Künstlerinnen werden bei der Organisation von Ausstellungen innerhalb und außerhalb des Hauses unterstützt. Neben der Unterstützung und Fortbildung der Mitglieder organisiert der Verein selbst Ausstellungen. Zunächst konnten diese nur außerhalb des Atelierhauses stattfinden. Seit es 1992 einen Ausstellungssaal gibt, finden mehrmals im Jahr Ausstellungen im Atelierhaus statt.

1998 wurde von Julia Preuschel und Gabriele Reitermann ein Video über den Verein und das Atelierhaus gedreht. 2001 wurde in Kooperation mit der Galerie der Stadt Stuttgart und der GEDOK eine Performance-, Video- und Vortragsreihe zur Joan-Jonas-Retrospektive performance passing through erarbeitet. Stefanie Reling drehte ein Video über Arbeiten von Mitgliedern. 2002 wurde die Vortragsreihe xhoch² fortgesetzt.

Anlässlich der Ausstellung zu Maria Hiller-Foell, einem wichtigen Mitglied des Württembergischen Malerinnenvereins, wurde eine Lesung mit Gabriele Katz aus ihrem Buch Stuttgarter Damenklasse veranstaltet.[8][9]

Ehemalige Mitglieder (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die bekannteren der ehemaligen Mitglieder im Bund Bildender Künstlerinnen Württembergs sind:[10]

Die aktuellen Künstler-Mitglieder sind auf der Website des Vereins einsehbar.[13]

Ausstellungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1966: Mitglieder- und Gedächtnisausstellung des Bundes Bildender Künstlerinnen Württembergs im Württembergischen Kunstverein vom 7. bis 29. Mai 1966.[1]
  • 1978: Bildende Künstlerinnen zum Thema Stadt. Ausstellung im Rathaus der Stadt Stuttgart in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Stadt vom 10. bis 29. November 1978.[14]
  • 1983: 100 Jahre Malerinnenhaus, 90 Jahre Bund Bildender Künstlerinnen. Jubiläumsausstellung.[1]
  • 1991: Ausstellungsreihe Kunst im Treppenhaus im Sozialministerium des Landes Baden-Württemberg in Stuttgart[1]
  • 1992: Ausstellung zur Einweihung des Ausstellungsraumes im Atelierhaus[15]
  • 1993: Jubiläumsausstellungen zum 100-jährigen Bestehen des Vereins an unterschiedlichen Orten: Galerie unterm Turm, Stuttgart, Ludwigsburg, Sindelfingen, Reutlingen mit Katalog, Austausch von Bildern mit weiteren Kommunen
  • 1997: Ausstellung im städtischen Theater in Heilbronn zur Uraufführung des Stückes Winterkrieg von Christian Martin
  • 2000: Beginn der Ausstellungsreihe xhoch² (Künstlerinnen zu Gast) mit Oona Stern in der Galerie der Stadt Stuttgart
  • 2001: Ausstellung Die Kunst bleibt im Dorf im Freilichtmuseum Beuren
  • 2001: Ausstellung xhoch² mit Isabel Kerkermeier
  • 2002: Große Ausstellung in der Alten Kelter in Fellbach zum Landesjubiläum „50 Jahre Baden-Württemberg“ und zum 110-jährigen Vereinsbestehen
  • 2007: Jubiläumsausstellung delight im Gustav-Siegle-Haus
  • 2011: Druckfrisch (Druckgrafik des Alpirsbacher Symposiums), Ursula Kirchner (Scherenschnitte), Conny Lang und Ulli Heyd (Gewachsene Strukturen), Agathe Baumann und Hildegard L. Heinzel (Malerei)
  • 2013: Acht Themenausstellungen im Atelierhaus, Ausstellung im Stuttgarter Rathaus, Ausstellung in der Stadtteilbibliothek Ost zum 120-jährigen Jubiläum.
  • 2014: Ausstellung aus historischen Beständen: Maria Hiller-Foell, Unbekannte Bilder einer Stuttgarter Expressionistin.
  • 2015: Ausstellung Die Klasse der Damen – Künstlerinnen erobern sich die Moderne in der Städtischen Galerie Böblingen. Der BBK trug mit zahlreichen Leihgaben aus seinem historischen Bestand bei.
  • 2015: Verkaufsausstellung 100 zu 100 zur Finanzierung der Renovierung des Atelierhauses
  • 2019: Querschnitt des BBK Württembergs e. V. nach 125 Jahren Kunst, Ausstellung im Landratsamt Esslingen
  • 2019: Netzwerkerinnen der Moderne - Ausstellung zu 100 Jahre Frauenkunststudium in der Städtischen Galerie Böblingen
  • 2022: WIR! Kunst im Rathaus - Ausstellung mit 60 Künstlerinnen des Vereins im Rathaus Stuttgart
  • 2022: Echt! Jetzt - Kunstmesse mit Arbeiten von 40 Künstlerinnen im Regierungspräsidium Karlsruhe

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bildende Künstlerinnen zum Thema Stadt. Katalog der Ausstellung im Stuttgarter Rathaus vom vom 10. November 1978 bis 29. November 1978. Bund Bildender Künstlerinnen Württembergs, Stuttgart 1978, OCLC 1074893362.
  • Anneliese Höschele (Hrsg.): Ein Haus blieb 100 Jahre lebendig – ein Verein wird 90 Jahre alt. Ausstellungskatalog. Bund Bildender Künstlerinnen Württembergs, Stuttgart 1983, DNB 945578040.
  • Frauen mit Vergangenheit haben Zukunft – 100 Jahre Bund Bildender Künstlerinnen Württembergs e. V. 1893–1993. Ausstellungskatalog. Bund Bildender Künstlerinnen Württembergs, Stuttgart 1993, DNB 94591038X.
  • Isabel Kerkermeier, Ralf Christofori: Die Apparate unter den Dingen. Katalog zur Ausstellung von Isabel Kerkermeier im Atelierhaus des BBK vom 23. Juni – 27. Juli 2001. Hrsg.: Bund Bildender Künstlerinnen Württembergs, Galerie Hammelehle und Ahrens. Bund Bildender Künstlerinnen Württembergs, Stuttgart 2001, DNB 962098159.
  • Ulli Heyd, Edith Neumann: Schwerpunkte. Katalog der Ausstellung in der Alten Kelter in Fellbach vom 23. Juli bis 11. August 2002. Bund Bildender Künstlerinnen Württembergs, Stuttgart 2002, ISBN 978-3-00-009760-7.
  • Ulli Heyd, Christa Planck: Bestandsaufnahme. Zum Jubiläumsjahr 2007. Bund Bildender Künstlerinnen Württembergs, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-00-020860-7.
  • 125 Jahre BBK Bund Bildender Künstlerinnen Württembergs e.V. Festschrift. Bund Bildender Künstlerinnen Württembergs, Stuttgart 2018, OCLC 1129916536.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bund Bildender Künstlerinnen Württembergs e. V. Katalog der Ausstellung im Württembergischen Kunstverein vom 7. bis 29. Mai 1966. Württembergischer Kunstverein, Stuttgart 1966.
  • Künstlerbund Baden-Württemberg, GEDOK und Landesverband Bildender Künstler Baden-Württemberg (Hrsg.): Künstlerverzeichnis Baden-Württemberg. Grundwerk der Loseblattsammlung in 5 Bänden. 1982, ISSN 0721-1546.
  • Günther Wirth: Kunst im deutschen Südwesten von 1945 bis zur Gegenwart. Hatje, Stuttgart 1982, ISBN 978-3-7757-0175-4.
  • Friederike Aßmus-Neumann: Adolf Hölzels Schülerinnen. Künstlerinnen setzen eigene Maßstäbe. Hrsg.: Helmut Herbst. Hugo Matthaes, Stuttgart 1991, ISBN 3-87516-527-6.
  • Edith Neumann: Zu Füßen der Galatea. Künstlerinnen auf dem Weg zur Professionalität. In: Gleichstellungsstelle und dem Amt für Touristik der Landeshauptstadt Stuttgart (Hrsg.): Stuttgart für Frauen. Entdeckungen in Geschichte und Gegenwart. 1. Auflage. Silberburg, Stuttgart 1992, ISBN 978-3-87407-133-8, S. 29–38.
  • Edith Neumann: Künstlerinnen in Württemberg. Zur Geschichte des Württembergischen Malerinnen-Vereins und des Bundes Bildender Künstlerinnen Württembergs. In: Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Stuttgart Band 81/I. Band 1. Klett-Cotta, Stuttgart 1999, ISBN 3-608-94192-4.
  • Edith Neumann: Künstlerinnen in Württemberg. Zur Geschichte des Württembergischen Malerinnen-Vereins und des Bundes Bildender Künstlerinnen Württembergs. In: Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Stuttgart Band 81/II. Band 2. Klett-Cotta, Stuttgart 1999, ISBN 3-608-94192-4.
  • Gabriele Katz: Stuttgarter Damenklasse: Künstlerinnen auf dem Weg in die Moderne. Aufsatzsammlung. Braun, Karlsruhe 2013, ISBN 978-3-7650-8428-7.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g Historie. In: BBK. Abgerufen am 17. Januar 2021.
  2. Edith Neumann: Die deutsche Kultur in Verantwortung für das Volk und Reich zu fördern. Die Gleichschaltung des Vereins und die jüdischen Mitglieder. In: Künstlerinnen in Württemberg. Band 1. Stuttgart 1999, S. 165–172.
  3. a b Edith Neumann: Bestehen in der Tradition. Das gerettete Haus. In: Künstlerinnen in Württemberg. Band 1. Stuttgart 1999, S. 194–205.
  4. Edith Neumann: Künstlerinnen in Württemberg. Klett-Cotta, Stuttgart 1999, S. 26.
  5. Über den Verein BBK/W – Künstlerinnenbund in Baden-Württemberg. In: BBK/W. Abgerufen am 28. Februar 2024 (deutsch).
  6. Herzogin Diane Von Württemberg Erhält Den "Montblanc De La Culture… Abgerufen am 18. März 2021.
  7. Ausstellungen. In: kulturbox.de. Abgerufen am 18. März 2021.
  8. Über uns. BBK/W, abgerufen am 22. Juni 2023.
  9. Historie. BBK/W, abgerufen am 21. Juni 2023.
  10. Edith Neumann: Künstlerinnen in Württemberg. Zur Geschichte des Württembergischen Malerinnen-Vereins und des Bundes Bildender Künstlerinnen Württembergs. Band 2. Klett-Cotta, Stuttgart 1999, S. 27–166.
  11. Traueranzeigen von Agathe Baumann | stuttgart-gedenkt.de. Abgerufen am 20. Februar 2021.
  12. Mares Schultz. In: Kunsthaus Bühler Stuttgart. Abgerufen am 15. Januar 2021.
  13. Mitglieder. In: BBK. Abgerufen am 18. Januar 2021.
  14. Einzelne Verwaltungsgebäude, Rathaus Stuttgart, Ausstellungen im Rathaus. 1978, abgerufen am 17. Januar 2021.
  15. Historie. In: BBK. Abgerufen am 17. Januar 2021.